Lebensdaten
um 1480 – 1541
Beruf/Funktion
Humanist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 124523099 | OGND | VIAF: 316411517
Namensvarianten
  • Paulus Israelita
  • Rici, Paul
  • Rizzi, Paulus
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ricius Freiherr von Sprinzenstein, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124523099.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., angebl. Trienter Jude dt. Herkunft;
    M N. N.;
    ⚭ Bianca v. Zimmern;
    2 S Franz ( 1578), Dipl., Dompropst in Trient, Hieronymus Frhr. v. S. (um 1510–70, 1529/30 Frhr.), Obersthofmeister (s. Wurzbach);
    E Hans Albrecht Gf. v. S. (1543–98), Oberst FZM, Reichshofrat, 1575 Hofrat d. Ehzg. Ferdinand v. Tirol, 1591 ksl. Rat (s. Wurzbach; Jb. d. Zentralinst. f. Kunstgesch. 5/6, 1989/90, S. 283-326), Alexander ( 1597), Statthalter (s. Wurzbach);
    Ur-E Hans Ernst Frhr. v. S. (um 1570–1639), Kammerpräs, (s. Wurzbach), Rudolf 1593-1632), Reichshofrat (s. Wurzbach), Simon Hieronymus Gf. v. S. (1594–1634), Kämmerer (s. Wurzbach), Wenzel Richard (1595–1652), Dipl. (s. Wurzbach);
    Urur-E Ferdinand Maximilian Gf. v. S. (1625–78), 1671 Hofpfalzgf., erbländ. Münzmeister im Ehzgt. Österr. (s. Wurzbach), Franz Ignaz Gf. v. S. (1635–1705), erbländ. Münzmeister im Ehzgt. Österr. (s. Wurzbach).

  • Biographie

    R., der an der Univ. Pavia Philosophie und Medizin studierte und unterrichtete, konvertierte vermutlich 1505 in Italien zum Christentum. Seit 1514 ksl. Hofarzt, wurde er und sein Sohn Hieronymus 1530 von Karl V. in den Freiherrnstand erhoben und mit Schloß Sprinzenstein (Oberösterr.) belehnt. An phil. und theol. Fragen stark interessiert, neigte er dem ital. geprägten Aristotelismus eines Pietro Pomponazzi (1462–1524) zu. So vertrat R. in einer langen Kontroverse mit Johannes Eck (1486–1543) die Ansicht, daß die Himmelskörper beseelt seien. Von Ks. Maximilian I. erhielt er den Auftrag, eine lat. Übersetzung des Talmuds anzufertigen; allerdings wurden nur vier Traktate abgeschlossen. R. zogen v. a. die mystischen Schriften der jüd. Kabbala an, deren Studium ihn möglicherweise zur Taufe brachte (Adolphe Franck). Er schloß an die christl. Kabbalisten Giovanni Pico della Mirandola (1463–94) und Johannes Reuchlin (1455–1522) an: Wie diese glaubte er, in der Kabbala die verlorene Uroffenbarung der Menschheit gefunden zu haben, und verstand sie als eine Vor-Deutung des Christentums. Er benützte die Kabbala in seinem vierbändigen Werk „De coelesti Agricultura“ zu missionarischen Zwecken, um Juden zur Konversion zu bewegen: Die kabbalistischen Lehren hätten schon zur Zeit Jesu die Juden auf den Weg zum Christentum geführt; die Juden, die sich damals hätten taufen lassen, seien nichts anderes als „wahre Kabbalisten“ gewesen. Diese Verzerrung führte zur abschätzigen Beurteilung R.s durch den jüd. Historiker Heinrich Graetz. R.s wichtigste Leistung auf dem Gebiet der christl. Kabbala war die lat. Teilübersetzung eines der zentralen Werke der mittelalterlichen span. Kabbala, „Scha’are‘ Ora“ (Pforten des Lichtes), von Joseph Gikatilla (bei R.: Rabbi Josef Castiliensis, 1248–1305). Reuchlin benutzte diese Übersetzung für seine Schrift „De arte cabbalistica“ (1517, Nachdr. 1964), Johannes Pistorius (1546–1608) nahm sie in sein äußerst populäres Sammelwerk „Artis Cabbalisticae“ (1587) auf; die ebenfalls in diesem Band abgedruckte lat. Übersetzung des „Sefer Jezira“ (Buch der Schöpfung) wird bisweilen R. zugeschrieben.

  • Werke

    Compendium quo… apostolicam veritatem: Ratione, Prophetice, Talmudistice, cabalistice… confirmat, Pavia 1507;
    De sexcentum et tredecim mosaice sanctionis dictis… Ejusdem in Cabalistarum seu allegorizantium, eruditionem isagoge, Pavia 1510;
    In apostolorum simbolum … dialogus, Augsburg 1514;
    Philosophica prophetica ac talmudistica pro Christiana veritate tuenda, ebd. 1514;
    De novem doctrinarum ordinibus et totius Perypatetici Dogmatis nexu, ebd. 1515;
    Portae lucis haec est porta Tetragrammaton, ebd. 1516 (P);
    Talmudica … commentariola, ebd. 1519;
    De anima coeli compendium, ebd. 1519;
    In Psalmum Beatus vir Commentariolum, ebd. 1519;
    Apologetica ad Ekkiana responsio, o. O. u. J.;
    Ad principes, Magistratus, populosque Germaniae in Spirensi conventuoratio, Augsburg 1530;
    Statera prudentum, Regensburg 1532;
    De coelesti Agricultura, Augsburg 1541 (ebenso wie „Portae Lucis“ hg. v. Johannes Pistorius, Artis Cabbalisticae: hoc est reconditae Theologiae et Philosophiae scriptorum, Tomus 1, Basel 1587, Nachdr. 1970).

  • Literatur

    A. Franck, Die Kabbala oder d. Rel.philosophie d. Hebräer, 1844 (franz. 1843), S. 11-13;
    H. Graetz, Gesch. d. Juden, IX, ⁴1907, S. 165-68;
    W. Kühlmann, in: Killy;
    F. Secret, Les Kabbalistes chrétiens de la Renaissance, 1964;
    G. E. Silverman, in: Enc. Jud., 1974;
    zur Fam.:
    Wurzbach 36;
    E. H. Kneschke, Neues allg. Dt. Adels-Lex., VIII, Nachdr. 1930, S. 578 f.

  • Autor/in

    Klaus Davidowicz
  • Zitierweise

    Davidowicz, Klaus, "Ricius Freiherr von Sprinzenstein, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124523099.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA