Hegendorff, Christoph

Lebensdaten
1500 – 1540
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
humanistischer Dichter ; lutherischer Theologe ; Jurist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 124359752 | OGND | VIAF: 54260943
Namensvarianten

  • Hegendorfer, Christoph
  • Hegendorffinus, Christophorus
  • Hegendorphinus, Christophorus
  • Hegendorfinus, Christophorus
  • Hegendorf, Christoph
  • Seydensticker, Christoph
  • Hegendorff, Christoph
  • Hegendorfer, Christoph
  • Hegendorffinus, Christophorus
  • Hegendorphinus, Christophorus
  • Hegendorfinus, Christophorus
  • Hegendorf, Christoph
  • Seydensticker, Christoph
  • C. H.
  • Ch. H.
  • Hegendorfer, Krzysztof
  • Hegendorf, Krzysztof
  • Hegendorph, Krzysztof
  • Hegendorphinus, Chrisoph.
  • Hegendorphinus, Christoph.
  • Hegendorf, Christophorus
  • Hegendorphinus, Christopherus
  • Hegendorfius, Christophorus
  • Hegendorffius, Christophorus
  • Hegendorphius, Christophorus
  • Hegendorphinius, Christophorus
  • Hegen., Christophorus
  • Hegend., Christophorus
  • Hegendor., Christophorus
  • Hegendorfphinus, Christophorus
  • Hegendorph., Christophorus
  • Heggendorphinus, Christophorus
  • Hengendorph, Christoph
  • Hegen, Christoph
  • Hengendorphinus, Christophorus
  • Hegendorphius, Christoforus
  • Hegendorffyne, Christopher
  • Hegendorff, Christof
  • Hegendorfer, Christof
  • Hegendorf, Christof
  • Seydensticker, Christof
  • Hegendorfer, Krzysztoph
  • Hegendorf, Krzysztoph
  • Hegendorph, Krzysztoph
  • Hengendorph, Christof
  • Hegen, Christof

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Zitierweise

Hegendorff, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124359752.html [06.12.2025].

CC0

  • Hegendorff(inus) (Hegendorphinus, Hegendorfer), Christoph(orus)

    humanistischer Dichter, lutherischer Theologe, Jurist, * 1500 Leipzig, 8.8.1540 Lüneburg.

  • Genealogie

    V Johannes Hegendorfer, Seidenhefter in Leipzig;
    M N. N.;
    Leipzig etwa 1524 N. N.

  • Biographie

    H. begann nach Besuch der Thomasschule seine akademischen Studien 1513 in seiner Vaterstadt, die artistische, theologische und juristische Fakultät durchlaufend. Er wurde 1515 Bakkalar und 1520/21 Magister artium. Zuerst der Logik verschrieben, wandte er sich früh den Humaniora, vorzüglich dem Griechischen, unter Petrus Mosellanus zu, das er nach dessen Tod (1524) weiterlehrte und dessen „Paedologia“ er seine „Dialogi pueriles“ verdankte. Bereits 1518 gab H. die „Verskunst“ Huttens von 1511 neu heraus mit Epigramm und Carmen auf Hütten und einem Widmungsbrief an Eoban Hesse. Zur Leipziger Disputation von 1519 schrieb H. im Sinne Luthers, dessen Richtung er zeitlebens beibehielt, wenn er auch, kurzen Schuldienst mit der Universitätsdozentur vertauschend, sich gegenüber dem Landesherrn, Herzog Georg von Sachsen, abdecken mußte. 1523 wurde H. zu Leipzig Cursor der Theologie und war|1523/24 trotz seiner Jugend Rektor der Universität. Eine Reihe schulhumanistischer und theologischer Veröffentlichungen mehrte seinen Ruf. Nebenbei betrieb er 5 Jahre unter Georg von Breidenbach und Ludwig Fachs das Studium der Rechte und schloß es mit dem juristischen Bakkalar ab. 1529 wurde er als Lehrer der freien Künste und Humaniora an das Lubranskische Athenaeum zu Posen berufen, wo er eine für ganz Polen bedeutsame erzieherische und literarische Aktivität – unter anderem ließ er seine „Dialectica legalis“ von dort ausgehen – bis 1536 entfaltete, um welche Zeit er antihumanistischen großpolnischen Einflüssen weichen mußte (Streitschriften mit dem Domarchidiakon Gregor von Szamotulski). Danach wirkte H. einige Semester als Professor des Zivilrechts an der Universität Frankfurt/Oder, an ihr erwarb er nach dem Lizentiat 1536 noch den Dr. iur. utr. 1537 trat der vielumworbene Mann als Syndikus in den Dienst der Hansestadt Lüneburg, deren Rat ihn 1539 nach Rostock beurlaubte, um die verfallene Universität wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang hielt H. seine berühmt gewordene Rede über die Reform aller Fakultäten. Kurz nachdem er, nach Lüneburg zurückgekehrt, dort das städtische Amt des Superintendenten übernommen hatte, starb er an der Pest.

    Unter der Masse seiner lateinischen Schriften, die H. oft mit allzu flüssiger Feder entwarf, sind früh neben den „Schülergesprächen“ Enkomien, unter anderem über die Trunkenheit und über die Mäßigkeit 1519/21, in der Art der Fazetien des Erasmus erwähnenswert. Seine lyrischen Versuche, die ihn mit dem Kreis um Georg Fabricius verbanden, fallen nicht sonderlich ins Gewicht. Hingegen waren seine beiden in frischer lateinischer Prosa geschriebenen und Chorgesänge enthaltenden spielfähigen Dramen „Comedia nova“ und „De sene amatore“, deren Fabel der der Hecyra des Terenz ähnelt, von nachwirkender Bedeutung für die Entwicklung des Dramas und die Musik des Schulhumanismus. Seine Neigung zur Musik hatte H. bereits 1518 mit seinen dichterischen Beigaben zu Rhaw's „Enchiridion musices“ bekundet. Daß sich unter seinen zahlreichen, im Sinne des Humanismus geschriebenen exegetisch-philologischen Schriften (zum Beispiel Anweisung zum Lateinsprechen, zum Briefschreiben, über Rhetorik, Dialektik, über den Dekalog), seinen Klassikerausgaben und Übersetzungen, auch in den stark zeitgebundenen theologischen Publikationen viel leichte Ware befindet, darf nicht dazu führen, seine Wirkung als Universitätslehrer und Publizist zu unterschätzen. Diese war so außerordentlich und nachhaltig, daß H. europäischen Ruf erlangte. Zielbewußt arbeitete er auf die Reform aller Fakultäten wie überhaupt des gesamten Universitätswesens seiner Zeit hin. H.s Gipfelleistung liegt auf dem Gebiete des Rechts. Aus einer Reihe von ihm, meist bei Setzer in Hagenau und in Basel bei Brylinger oder Petri herausgebrachter trefflicher juristischer Schriften ragt die „Dialectica legalis“ von 1531 hervor, ein bahnbrechendes Musterwerk zur Methodik des Rechtsstudiums, das in der rechtsgeschichtlichen Literatur durchweg hohe Würdigung erfahren hat. – H.s überwiegend in Leipzig, Wittenberg, Hagenau, Krakau, Frankfurt/O. und Basel aufgelegten Werke standen zum Teil auf dem Index der Pariser Sorbonne von 1544 und auf dem des spanischen Generalinquisitors Valdes von 1559.

  • Werke

    Weitere W Verz. in: G. W. Panzer, Ann. typographici VII, Nürnberg 1799, Nr. 664, 725-29;
    G. Bauch (s. L), S. 73-78 (führt 30 Titel an);
    Schottenloher, Nrr. 17220, 43436 a u. b, 43815; theolog. W
    b. Kawerau (s. L). - Dialogi pueriles, Leipzig 1519, 1520, Nürnberg 1520, Münster i. W. 1523, Teildr. Straßburg 1520, 1521, dt. v. A. Bömer (s. L);
    Dramen: Comedia nova, Leipzig 1520 u. ö., in: J. Ch. Gottsched, Des nöthigen Vorraths z. Gesch. d. dt. Dramat. Kunst II, ebd. 1765, S. 172-90;
    De sene amatore, ebd. 1521 u. ö.;
    Dialectica legalis, 1531, Basel (u. verändertem Titel) 1545;
    Commentarii in sex titulos Pandectarum (aus Vorlesungen), ebd. 1537;
    De rationibus restaurandi collapses … in Ac. Rostochiana, Rostock 1540.

  • Literatur

    ADB XI;
    J. Strubius, Studii litterarii publici in academia Rostochiensi … restauratio, Rostock 1544;
    O. Krabbe, Die Univ. Rostock im 15. u. 16. Jh. I, 1854, S. 421;
    Hutteni Opera, ed. E. Böcking, I, 1859, S. 188-91;
    Stintzing-Landsberg I, S. 249-53 u. ö.;
    O. Günther, Plautuserneuerung in d. dt. Lit. d. XV.-XVII. Jh., Diss. Leipzig 1886, S. 70-91 (wertvolle Angaben üb. W), 97;
    G. Kawerau, Zwei ältere Katechismen d. luth. Ref. v. P. Schultz u. Ch. H., 1891, Vorrede u. S. 14, 51;
    A. Henschel, in: Zs. d. Hist. Ges. f. d. Prov. Posen 17, 1892, S. 337-48;
    A. Bömer, Die lat. Schülergespräche d. Humanisten, 1897, S. 8, 108-12;
    G. Bauch, Die Anfänge d. Univ. Frankfurt a. O., 1900, S. 72-78;
    Brief H.s an Joh. Troger v. 14.3.1535, in: Zs. f. Gesch. d. Erziehung u. d. Unterrichts 26, 1936, S. 137 f.;
    H. Grimm, Meister d. Renaissancemusik an d. Viadrina, 1942, S. 44, 77.

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Hegendorff(inus) (Hegendorphinus, Hegendorfer), Christoph(orus)" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 227 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124359752.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA