Lebensdaten
1498 – vermutlich 1559
Geburtsort
wohl Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Bildschnitzer ; Medailleur ; Goldschmied
Konfession
-
Namensvarianten
  • Widitz, Christoph
  • Wyditz, Christoph
  • Weiditz, Christoph
  • mehr

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Zitierweise

Weiditz, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139709.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vvermutl. Hans Wydyz (s. 1);
    B vermutl. Hans (d. J.) (s. 3);
    1533 Regina Forster, Schw d. Joachim Forster;
    mind. 2 S Christoph, David.

  • Biographie

    Über die Ausbildung oder eine Lehre von W. ist nichts bekannt; wahrscheinlich hat er in der väterlichen Werkstatt gelernt. Im Selbstporträt von 1523 gab er sein Alter mit 25 Jahren an, dürfte daher 1498 in Freiburg geboren sein. Nach 1516 siedelte W. wohl mit der Familie nach Straßburg über. Ihm zugewiesene Medaillen zeigen als Aufenthaltsort 1523–25 Straßburg, 1525–26 Ulm, Öttingen und ab 1526 Augsburg an. Wie üblich verbot dort die Goldschmiedezunft ihm als Nichtmitglied die Tätigkeit als Goldschmied, nur ein ksl. Privileg konnte davon freistellen. So begleitete er 1529 den Plattner Kolman Helmschmied (1470 / 71?-1532) auf seiner Reise zu Karl V. (1500–58) nach Madrid, sie „fuhren über das Meer nach Portugal“ (Bayer. Staatsbibl. cod. icon. 342 Bl. 74v –75r), wohl von den Niederlanden aus. In Madrid wurde Helmschmied am Hofe Karls V. aufgenommen, W. am Hof Gf. Heinrichs v. Nassau (1486–1538), einem engen Vertrauten des Kaisers (Bayer. Staatsbibl., cod. icon. 342, Bl. 40v).

    Nach zahlreichen Reisen auf der iber. Halbinsel zog W. mit dem ksl. Troß über Barcelona nach Bologna zur Kaiserkrönung 1530, von dort zum Reichstag nach Augsburg – jetzt mit einem ksl. Freibrief als Goldschmied – und weiter zur Königswahl nach Köln und zur Krönung nach Aachen 1531. Nach der Rückkehr in die Niederlande wechselte W. wohl nach Brüssel zu dem poln. Gesandten Johann van Hoeven gen. Dantiscus, denn der Kaufmann Christoph Mülich bat diesen in einem Brief, dafür zu sorgen, daß „der Bildhauer Christoph“ seine Medaille fertigstelle. 1532 trat Dantiscus sein Amt als Bischof von Kulm an, W. verließ Brüssel ebenfalls und zog über Nürnberg und Regensburg nach Augsburg. 1532 erwarb er hier das Bürgerrecht und die Mitgliedschaft in der Bildhauerzunft; die Goldschmiede verweigerten ihm die Aufnahme, weil er keine zunftmäßige Ausbildung vorweisen konnte. Es gab auch weiterhin Streit mit den Goldschmieden, die u. a. seinen Gesellen und Lehrlingen die Anerkennung verweigerten, bis 1538 der Rat einen erstaunlichen Schiedsspruch traf: Die Goldschmiede sollten ihrem Handwerk nachgehen, W. seine Kunst ausüben, und sie sollten sich nicht ins Gehege kommen. Wahrscheinlich hat W. viele Reisen unternommen, es ist aber keine nachweisbar, auch nicht die nach Kulm, die er in einem Brief angekündigt hatte. Bei seinem Tod hinterließ er zwei Häuser; seine Witwe heiratete nach Konstanz, die Söhne gaben 1565 bzw. 1567 das Bürgerrecht auf.

    Nur ein Werk W.s ist signiert, das heute in den Staatl. Kunstsammlungen Dresden befindliche Dolchbesteck: CHRISTOF WEYDITZ IN AVGVSTA VINDELICA FACIEBAT. Es ist also nach 1532 entstanden. Die Reliefs von „gelick unt frevt“ auf der Scheide und die figürlichen Griffe von Dolch und Messer aus teils vergoldetem Silber und Elfenbein bilden den Ansatzpunkt für Zuschreibungen von weiteren Scheidenverzierungen und von Statuetten wie die Kleopatra aus Elfenbein im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und die Lukretia aus Birnbaumholz im Bayerischen Nationalmuseum München; im Detail sind die spiraligen Locken ein Kennzeichen, im Ganzen sind es die betonten fließenden Bewegungen der Figuren mit starkem Hüftschwung. Weitere Signierungen unterblieben vielleicht wegen des Streits mit der Augsburger Goldschmiedezunft.

    Der bedeutendste Teil seines Œuvres sind die Porträtmedaillen nicht nur von Angehörigen der Stadtgesellschaft in Straßburg und Augsburg, sondern auch der kaiserlichen Hofgesellschaft. Diese Arbeiten gehören zu den besten ihrer Zeit. Mit ihnen beginnt 1523 W.s künstlerische Tätigkeit (bis 1544 werden sie ihm zugeschrieben). Die Zuschreibungen (seit Grotemeyer etwa 150 Stück) stützen sich auch auf spezifische Buchstabenformen, Trennzeichen und Ornamente in den geschnitzten Umschriften der Holzmodelle; diese zeigen die flach geschnittenen Porträts auffallend|plastisch, detailreich und individuell. In den Anfangsjahren entstanden Profilbildnisse, doch schon 1526 zeigt die Medaille des Hieronymus Rotengater aus Ulm ein Dreiviertelprofil wie auch die des Gf. Martin v. Öttingen und die seiner Gemahlin Anna, die, nicht datiert, dem Aufenthalt 1525–26 auf dem Wege von Straßburg nach Augsburg zugeordnet werden. Ab 1530 wird diese Darstellungsform häufig und auch perspektivisch gekonnt in Szene gesetzt wie besonders auf der Medaille des Ulrich Ehinger von 1531, deren Rückseite ebenfalls ein Schiff in dieser Position mit dem Bug zum Betrachter vorstellt. Die Bildnisse wirken so lebendig wie bei keinem anderen Medailleur.

    Das sog. „Trachtenbuch“, erhalten in zwei leicht variierenden Kopien im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Hs. 22474) und in der Bayer. Staatsbibliothek München (cod. icon. 342), ist eine Sammlung von 154 kolorierten Federzeichnungen W.s, die während der Zeit am Hofe Karls V. entstanden sind, mit erläuternden Beschriftungen (auch zur Fahrt nach Spanien). Sie zeigen die bunte Vielfalt der Kleidung v. a. auf der iber. Halbinsel mit ihren stark ausgeprägten, eigenwilligen Besonderheiten in den einzelnen Regionen, aber auch einige nach Stand und Beruf. Viele Darstellungen sind szenisch konzipiert und vermitteln so einen Einblick in das alltägliche Leben. Besondere Aufmerksamkeit findet dieses Werk nicht zuletzt auch, weil eine von Hernán Cortéz 1528 nach Madrid gebrachte indigene Gruppe aus Mexiko vorgestellt wird, nicht nur in ihrer exotischen Tracht mit Federn, sondern auch mit besonderen Kunststücken wie dem Balancieren von Baumstämmen mit den Füßen oder dem Ballspiel mit dem Rücken.

  • Werke

    W Medaillen: ausgehend v. d. Mülich-Medaille erstmals zus.gest. v. G. Habich, Dt. Schaumünzen, 1929–34, I,1: 54–68, Nr. 414, 416, 382;
    II,1: C–CVII, 1913;
    diese Liste v. P. Grotemeyer, in: ThB, S. 267–69, von ca. 100 auf 150 Stück erweitert.

  • Literatur

    |G. Habich, Stud. z. dt. Renaissancemedaille 4: C. W., in: Jb. d. Preuß. Kunstslgg. 34, 1913, S. 1–35;
    H. Flamm, in: Repert. f. Kunstwiss. XXXVIII, 1916, S. 109 ff.;
    Th. Hampe, Das Trachtenbuch d. C. W., 1927;
    P. Grotemeyer, Die elsäss. Medailleure d. 16. Jh., in: Elsaß-Lothringer Jb. 10, 1931, S. 193–232;
    ders., „Da ich het die gestalt“: Dt. Bildnismedaillen d. 16. Jh., 1957;
    A. Schädler, Zur Kleinplastik v. C. W., in: Münchner Jb. d. Bildenden Kunst 3, F. 38, 1987, S. 161–84;
    R. W. Zeitler, Frühe dt. Medaillen: 1518–1527, Stud. z. Entstehung d. Stiles d. Medaillenmeister Hans Schwarz, C. W. u. Friedrich Hagenauer, 1951;
    M. Trusted, German Renaissance Medals, A Cat. of the Coll. in the Victoria and Albert Mus. London, 1990;
    St. K. Scher (Hg.), The Currency of Fame, 1994, S. 220–28;
    S. Groß, Hans Wyditz, Sein Œuvre u. d. oberrhein. Bildschnitzkunst, Diss. Freiburg (Br.) 1994, 1997, S. 25–29;
    A. McKenzie Satterfield, The assimilation of the marvelous other, Reading C. W.’s Trachtenbuch as an ethnographic document, Diss. Univ. South Florida 2007;
    W. Cupperi, M. Hirsch, A. Kranz u. U. Pfister, Wettstreit in Erz, Porträtmedaillen d. dt. Renaissance, 2014;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Augsburger Stadtlex.

  • Porträts

    |Federzeichnung mit Deckfarben im Trachtenbuch (Bayer. Staatsbibl. München, cod. icon. 342, Bl. 2v).

  • Autor/in

    Gerlind Werner
  • Zitierweise

    Werner, Gerlind, "Weiditz, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 581-582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139709.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA