Lebensdaten
1815 – 1875
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Glashütte (Sachsen)
Beruf/Funktion
Uhrmacher
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 123035759 | OGND | VIAF: 910485
Namensvarianten
  • Lange, Ferdinand Adolf
  • Lange, Adolf
  • Lange, Ferdinand Adolf
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Zitierweise

Lange, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123035759.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Samuel ( n. 1842), Büchsenmacher b. d. Leibgrenadiergarde, dann Mechanikus in Jauer, S d. Müllers Carl Gottlieb in „Rausa“ (Schlesien);
    M Christiana Amalia (* 1782), T d. Zeugu. Leinewebers Carl August Mönnicke in D. u. d. Christiana Friederica Hansch;
    Dresden 1842 Antonie (1820–87), T d. Christian Frdr. Gutkäs, Hofuhrmacher u. Mechanikus d. math. Salons in D., u. d. Charlotte Schumann, T d. Hofuhrmachers Joh. Frdr. Sch. in D.;
    10 K, u. a. Richard u. Emil, Nachf. L.s.

  • Biographie

    L. durchlief eine Lehre bei dem renommierten Hofuhrmacher Gutkaes in Dresden. Daneben besuchte er die polytechnische Schule und bemühte sich um eine umfassende Allgemeinbildung. Anschließend ging er nach Paris zu Joseph Winnerl, einem Schüler von Breguet. In der Ostschweiz besuchte er Uhrmacherbetriebe und erweiterte so seinen Einblick in die Möglichkeiten der Uhrenfabrikation. Nach drei Jahren kehrte er nach Dresden zurück und wurde durch Heirat mit der Tochter von Gutkaes Teilhaber in dessen Firma, in der er sich besonders mit der Herstellung sehr komplizierter Uhren beschäftigte (Chronometer, astronomische Pendeluhren). 1843/45 vermochte L. die sächs. Regierung für seinen Plan einer Uhrmacherschule zu gewinnen, die mit der Ausbildung geeigneter Fachkräfte fortan Deutschland vom Import ausländischer Uhren unabhängig machen und zugleich dem Lande wichtige Arbeitsplätze beschaffen sollte. Diese Gründung erhielt ihren Sitz in Glashütte (1845), das unter dem Niedergang des Bergbaus litt, und nun durch die neue Industrie den Aufstieg zur weltweit bekannten Uhrmacherstadt erlebte. Die industriemäßige Herstellung der Uhren organisierte L. in erster Linie durch Heimarbeiter, die zum Teil später auch eigene Betriebe aufbauten. 50 Jahre nach dem Beginn gab es annähernd 50 Uhrmacherbetriebe. Hauptbetrieb blieb weiterhin das Unternehmen von L., welches bis 1950 als Firma unter dem Namen A. L. & Söhne Glashütte bestand. – L. konstruierte eine große Anzahl von Präzisionsmaschinen für die Uhrenherstellung (u. a. runder Mikrometer, Schwungrad statt älterem Drehbogen). Aus seiner vervollkommneten Herstellungstechnik gingen Präzisionsuhren (Schiffschronometer u. a.), vor allem aber gediegenste Taschenuhren hervor, die bald weltbekannt wurden, darunter der sog. Alfred-Helwig’sche Tourbillon. Die berühmteste Taschenuhr L.s war mit einem ewigen Kalender ausgestattet (München, Bayer. Nat.-mus.). – 1848-66 war L. Bürgermeister von Glashütte, 1869-75 Abgeordneter im Sächs. Landtag.

  • Literatur

    Martin Huber, Die Uhren v. A. L. & Söhne Glashütte/Sachsen, ²1977 (Verz. aller Werktypen, Briefe L.s, P);
    K. Herkner, Glashütte u. s. Uhren, 1978.

  • Autor/in

    Peter Wirth
  • Zitierweise

    Wirth, Peter, "Lange, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 552 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123035759.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lange: Ferdinand Adolf L., Uhrfabrikant, geb. zu Dresden am 18. Febr. 1815, wo sein aus Schlesien eingewanderter Vater, Johann Samuel L., zur Zeit seiner Geburt Büchsenmacher bei der Leibgarde war, zu Glashütte in Sachsen am 3. (nicht 5.) December 1875. Sein Kindesalter war dadurch getrübt, daß er von seinem Vater mit unnatürlicher Strenge behandelt wurde und Gattin und Kind sich von diesem seiner Gewaltthätigkeiten wegen trennen mußten. Er genoß den Unterricht der Volksschule, besuchte später die von W. G. Lohrmann geleitete technische Bildungsanstalt in Dresden und kam 1830 daselbst zum Uhrmacher Guttäs in die Lehre. Nach einer sechsjährigen Lehrzeit begab er sich auf Reisen und hielt sich vier Jahre in Paris auf, wo er bei dem Uhrmacher Winnerl die Stelle eines Werkführers versah, aber sich auch der wissenschaftlichen Seite seines Berufes mit Eifer widmete, indem er bei Arago physikalische Vorlesungen hörte. In die Vaterstadt zurückgekehrt ward er hier am 6. October 1842 Meister in der Uhrmacherinnung und heirathete eine Tochter seines ehemaligen Lehrherrn. Als kurz darauf unter der armen Bevölkerung des sächsischen Erzgebirges, namentlich in dem Müglitzthale, ein allgemeiner Nothstand ausgebrochen war, ward L. die Veranlassung, daß dort die bekannte Uhrenindustrie begründet wurde. Mit Unterstützung der Staatsregierung eröffnete er am 7. December 1845 in Glashütte eine Lehrwerkstätte für Uhrmacher, in welcher er arme, elternlose Kinder, die sich bis dahin nur mit Strohflechten und Feldbau beschäftigt hatten, aufnahm und zu geschickten Uhrmachern ausbildete. Aus|solchem Anfange entwickelte sich in der genannten Stadt unter seiner Leitung bald ein Erwerbszweig, de, nicht weniger als den fünften Theil ihrer Einwohnerschaft ernährte und durch sein Gedeihen auch das Emporblühen der Stadt selbst herbeiführte. Ein so großartiger Erfolg wurde dadurch möglich, daß L. den Glashütter Uhren durch wichtige eigene Erfindungen, welche er an ihnen zur Anwendung brachte, sowie durch die Sorgfalt, mit welcher bei Herstellung jeder einzelnen verfahren ward, sehr bald Berühmtheit und ein bis in überseeische Länder reichendes Absatzgebiet verschaffte. Er führte in der Uhrfabrikation die Neuerung ein, daß selbst die kleinsten Triebe und Zapfen nicht mehr mit dem nur unvollkommen arbeitenden Drehbogen, sondern mit einem kleinen Schwungrade bearbeitet wurden; die von ihm erfundenen Meßinstrumente gestatteten auch die feinsten Gegenstände, z. B. Zapfen, bis auf den hundertsten Theil eines Millimeters genau zu messen; mit Hilfe einer neuen Maschine lehrte er die theoretisch richtige Zahnform an Rädern und Trieben, auch der kleinsten Art anzubringen; und zum Schneiden der Zähne verwendete er statt der früher üblichen, sehr zerbrechlichen Messer eigenthümlich construirte Fraisen. Anderes, was er zur Vereinfachung und zugleich Vervollkommnung der Construction seiner Ankeruhren neu einführte, muß hier übergangen werden: der unten angeführte, unvollendet gebliebene Aufsatz Rich. Lange's im „Journal der Uhrmacherkunst“ bespricht mehrere solcher Verbesserungen, u. A. auch seine bekannte Remontoiruhr. Neben seinen ausgezeichneten technischen Leistungen sind jedoch auch die schon angedeuteten Verdienste zu erwähnen, welche er sich als Wohlthäter einer armen Bevölkerung erwarb. Wie sehr er der persönliche Mittelpunkt der Stadt Glashütte ward, nachdem er hier seine (noch heute unter der Firma A. Lange u. Söhne fortbestehende) Uhrfabrik begründet hatte, ersieht man auch daraus, daß er 18 Jahre lang das Bürgermeisteramt daselbst verwaltete und vom Jahre 1869 an bis zu seinem Tode Vertreter des dortigen Wahlkreises in der Zweiten Kammer des sächsischen Landtags war.

    • Literatur

      Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst, herausgeg. von Emil Schneider, Jahrg. 1, Naumburg a/S. 1876, Nr. 1 S. 3 f. (Nekrolog), Nr. 5—11 ("Meines Vaters Erfindungen und Verbesserungen. Von Richard Lange"). Dresdener Logenblatt VI. Jahres Nr. 3, December 1876, S. 390 f. Die Gartenlaube, Leipz. 1879, Nr. 13 S. 219—222 ("Karl Bruhns, Die Uhrenfabrikation von Glashütte.“ Mit Lange's Porträt). Schmidt-Weißenfels, Zwölf Uhrmacher, Berlin, o. J. S. 145—154.

  • Autor/in

    F. Schnorr von Carolsfeld.
  • Zitierweise

    Schnorr von Carolsfeld, Franz, "Lange, Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123035759.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA