Lebensdaten
1772 – 1859
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
preußischer Offizier ; Diplomat ; Außenminister ; Oberstmarschall
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121284638 | OGND | VIAF: 35308253
Namensvarianten
  • Werther, Heinrich August Alexander Wilhelm Freiherr von
  • Werther, Heinrich Freiherr von (seit 1841)
  • werther, heinrich freiherr von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Werther, Heinrich Freiherr von (seit 1841), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121284638.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus preuß. Offz.fam.;
    V Philipp August Wilhelm v. W. (1729–1802), Chef d. Dragonerrgt. Nr. 6, Gen.lt. (s. Priesdorff II, S. 315 f., Nr. 800), S d. Hans Heinrich ( 1754), Herr auf Altstudnitz u. Kallies, Kpt. im Inf.rgt. v. Borcke (Nr. 22), u. d. Elisabeth Dionysia Philippine v. Borcke (1702–62);
    M Sophie Albertine Elisabeth (1744–95), T d. Friedrich Alexander Frhr. v. Korff (1713–86), Dipl., 1766 Kanzler d. Kgr. Preußen, 1784 Präs. d. ostpreuß. Etatsmin., Kurator d. Albertina (s. Straubel, Biogr. Hdb. preuß. Verw.), u. d. Julia Charlotte Reichsgfn. Finck v. Finckenstein-Gilgenburg (* 1723);
    Ur-Gvv Georg Matthias v. Borcke (1671–1740), Kanzler d. Neumark (s. NDB II*);
    Gr-Ov Caspar Wilhelm v. Borcke (1704–47), Dipl., Geh. Staats-, Kriegs- u. Kab.min., 2. Chef d. Dep. d. ausw. Angelegenheiten, Kurator d. Berliner Ak. d. Wiss. (s. NDB II);
    1 Stief-Schw Sophie Karoline Wilhelmine (1765–1815, 1] 1781 Philipp Heinrich Wilhelm v. Borcke, 1757–1824, auf Falkenberg, 2] 1790 Johann Stephan v. Bojanowsky, 1757–1813, auf Deutschkessel);
    1 Schw Friederike Karoline Sophie (1770–n. 1793, 1791 Ernst Sigismund Samuel Schach v. Wittenau, 1760–1828, Kpt. im Dragonerrgt. Nr. 6);
    Donzdorf b. Göppingen 1797 Josephine (1777–1853, kath.), T d. Anton Joseph Maria Caspar v. u. zu Sandizell (1746–1803) u. d. Maria Anna Viktoria Reichsgfn. Fugger v. Kirchberg u. zu Weißenhorn (1753–93);
    1 S Karl Anton Philipp (1809–94, Mathilde Lobo da Silveira v. Oriola, 1827–89), preuß. Dipl., Kammerherr, WGR, Rr. d. Schwarzen Adlerordens (s. ADB 42; Preuß. Diplomaten), 1 T Josephine (* 1804).

  • Biographie

    W. trat 1787 in das bis 1802 von seinem Vater kommandierte preuß. Dragoner-Regiment Nr. 6 ein und stieg in den folgenden Jahren zum Seconde Lieutenant, Premier Lieutenant und Kapitän auf. 1806 nahm er am 4. Koalitionskrieg teil und wurde 1807 aufgrund der im Friedensvertrag von Tilsit festgelegten Verkleinerung der preuß. Armee aus dem Militärdienst entlassen. 1808 ernannte ihn Kg. Friedrich Wilhelm III. zum preuß. Kammerherrn. 1809 wurde W. in den preuß. Diplomatischen Dienst aufgenommen und führte seither den Titel „Baron“. Er wirkte als Ministerresident in Konstantinopel und kehrte 1812 nach Berlin zurück. Seit 1814 vertrat er als ao. Gesandter und bevollmächtigter Minister die preuß. Interessen in Madrid. Nachdem sich W. seit 1818 erneut in Berlin aufgehalten hatte und die für 1821 geplante Rückkehr nach Madrid gescheitert war, wurde er offiziell abberufen und zum ao. Gesandten und bevollmächtigten Minister in London, seit 1824 in Paris bestellt. 1831 lehnte W. die ihm angetragene Ernennung zum Geheimen Staats- und Zweiten Kabinettsminister sowie Leiter der Geschäfte des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten ab. 1837 aber nahm er die Berufung zum Geheimen Staats- und Kabinettsminister sowie Leiter des Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten und Chef des Departements für die Angelegenheiten des Fst. Neuchâtel und Valangin, qua Amt verbunden mit der Mitgliedschaft im Staatsrat, an. Nach der Neuausrichtung der preuß. Außenpolitik und der Nichteinhaltung der Bestimmungen über die fachliche Qualifika-| tion der preuß. Diplomaten durch Kg. Friedrich Wilhelm IV. wurde W. 1841 auf eigenen Wunsch von den Dienstpflichten als Minister der Auswärtigen Angelegenheiten entbunden, fungierte aber bis 1848 weiterhin als Geheimer Staatsminister und Chef des Departements für die Angelegenheiten des Fst. Neuchâtel und Valangin sowie Mitglied des Staatsrats. 1842 wirkte W. während der Erkrankung seines Nachfolgers Mortimer Gf. v. Maltzan (1793–1843) für drei Monate kommissarisch erneut als Außenminister. Das ihm 1841 von Kg. Friedrich Wilhelm IV. übertragene hohe Hofamt des Oberstmarschalls übte er bis zu seinem Tod aus.

    Als Diplomat und Minister setzte sich W. für eine ausgleichende Rolle Preußens im Konzert der Mächte ein. In London war er maßgeblich an der Aushandlung des ersten preuß.-engl. Schiffahrtsvertrags (1823) beteiligt; in Paris gelang es ihm, durch sein vermittelndes Wesen das ungetrübte Verhältnis zu Frankreich über die gesamte Zeit seiner Gesandtschaft hin aufrecht zu erhalten. Als Minister setzte sich W. für den Bau der Eisenbahn von Köln nach Antwerpen ein und zählte in der Oriental. Krise 1839 / 40 zu den führenden Vertretern der „Friedenspartei“. Der überzeugte Royalist W. war strikt anti-ultramontan eingestellt. Dementsprechend unterstützte er im Preuß. Kirchenstreit das Vorgehen Kg. Friedrich Wilhelms III. gegen den Kölner Ebf. Clemens August Frhr. Droste zu Vischering (1773–1845) und den poln. Primas Martin v. Dunin-Sulgustowski (1774–1842). Er selbst entließ in diesem Kontext den ultramontanen Katholiken Ferdinand Carl Hubert Gf. v. Galen (1803–81) aus dem Diplomatischen Corps Preußens.

  • Auszeichnungen

    |preuß. Kammerherr (1808);
    Großkreuz d. span. Ordens Karls d. Dritten (wohl 1823), d. franz. Ordens d. Ehrenlegion (v. 1837), d. bad. Haus-Ordens d. Treue u. d. bad. Ordens vom Zähringer Löwen (beides 1837), d. hann. Guelphen-Ordens (1838), d. anhalt. Gesamthaus-Ordens Albrechts d. Bären (1839), d. griech. Erlöser-Ordens (1840), d. Zivil-Verdienst-Ordens vom niederl. Löwen (1841) u. d. sächs. Zivil-Verdienst-Ordens (1841);
    Roter Adlerorden, I. Kl. (1828);
    WGR mit d. Prädikat Excellenz (1831);
    Ehrenbürger v. Greußen (1837);
    Ehrenmitgl. d. Ak. d. Künste in Berlin (1837);
    russ. St. Alexander-Newsky-Orden (1838), Zivil-Verdienst-Orden d. bayer. Krone (1841);
    Portrait d. Sultans in Brillanten (1841);
    Schwarzer Adlerorden (1841).

  • Quellen

    |Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin I. HA Rep. 89 Nr. 1951; I. HA Rep. 100 Nr. 173, Nr. 174, Nr. 5477 u. Nr. 5478; III. HA MdA ZB Nr. 497 [Personalakte]; VI. HA FA Werther (Nachlaß); – gedr. Qu E. Kelchner u. K. Mendelssohn-Bartholdy (Hg.), Briefe d. Kgl. Preuß. Staatsmin., Gen.-Postmeisters u. ehem. BT-Gesandten Karl Ferdinand Friedrich v. Nagler an e. Staatsbeamten, 2 Bde., 1869; dies. (Hg.), Briefe d. Kgl. Preuß. Gen. u. Gesandten Theodor Heinrich Rochus v. Rochow an e. Staatsbeamten, 1873; A. Chroust (Bearb.), Gesandtschaftsberr. aus München 1814–1848, 3. Abt., 1950, Bd. 3 u. 4; K.-H. Börner, Prinz Wilhelm v. Preußen an Charlotte, Briefe 1817–1860, 1993, S. 159 f. u. 260; Acta Borussica, N. F., Reihe 1, Bd. 2, bearb. v. C. Rathgeber, 2004, Bd. 3, bearb. v. B. Holtz, 2000; British Envoys to Germany 1816–1866, Bd. 2, hg. v. M. Mößlang u. a., 2002; R. v. Milczewskj, Zw. Rügen u. Rom, Das Leben d. Guido v. Usedom, 2010; Acta Borussica N. F., Reihe 2, Abt. 2, Bd. 6, 2015.

  • Literatur

    |ADB 42;
    A. Hasenclever, Die Oriental. Frage in d. J. 1838–1841, Ursprung d. Meerengenvertrages v. 13. Juli 1841, 1914;
    W. Hubatsch, Grundriß z. dt. Verw.gesch., Bd. 12, 1978, S. 102 (P);
    L. J. Baack, Christian Bernstorff and Prussia, Diplomacy and Reform Conservatism 1818–1832, 1980;
    J. Angelow, Von Wien n. Königgrätz, Die Sicherheitspol. d. Dt. Bundes im europ. Gleichgewicht (1815–1866), 1996;
    T. C. Bringmann, Hdb. d. Diplomatie 1815–1963, Ausw. Missionschefs in Dtld. u. dt. Missionschefs im Ausland v. Metternich bis Adenauer, 2001, S. 307, 323 u. 328;
    D. Grypa, Der Diplomat. Dienst d. Kgr. Preußen (1815–1866), Institutioneller Aufbau u. soz. Zus.setzung, 2008;
    H. Hömig, Altenstein, Der erste preuß. Kultusmin., Eine Biogr., 2015;
    K. Rack, Unentbehrl. Vertr., Dt. Diplomaten in Paris 1815–1870, 2017;
    Gotha. Geneal. Tb. d. Freiherrl. Häuser 1875, S. 844 f.;
    Dipl. Vertr.;
    Preuß. Diplomaten;
    Straubel, Biogr. Hdb. preuß. Verw.

  • Porträts

    |Brustbild, 1841 oder später (Pol. Archiv d. AA), Abb. in: W. Hubatsch, Grundriß, 1978 (s. L), Abb. 79 n. S. 290.

  • Autor/in

    Dietmar Grypa
  • Zitierweise

    Grypa, Dietmar, "Werther, Heinrich Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 868-869 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121284638.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Werther: Heinrich August Alexander Wilhelm Freiherr v. W., preußischer Diplomat, geboren am 7. August 1772 zu Königsberg i. P., am 7. December 1859 zu Berlin, gehörte einer neumärkischen Familie v. W. an, die im 18. Jahrhundert auftaucht und angeblich aus Thüringen stammt. Von der bekannten thüringischen Familie der Freiherrn und Grafen von Werthern unterscheidet sie sich jedoch nicht nur durch die Schreibweise des Namens und das Wappen, sondern auch durch den Titel, indem sie anfänglich nicht freiherrlich war. Heinrich v. W. war der Sohn Philipp August's v. W., der 1802 als preußischer Generallieutenant und Chef des 6. Dragonerregiments starb. Er widmete sich anfänglich gleich seinem Vater dem Militärdienst, bis er 1807, wol infolge der Herabsetzung der preußischen Heeresstärke, als Capitän den Abschied nahm. In dieser Zeit ernannte ihn König Friedrich Wilhelm III. zu seinem Kammerherrn. Wenige Jahre darauf (1810) ging er zum diplomatischen Dienst über und nannte sich seitdem Freiherr v. W. Er trat zuerst mehr in den Vordergrund, als 1819 der Gesandtschaftsposten in London neu besetzt werden sollte. Nominell Gesandter in Madrid, weilte er fortgesetzt in Berlin und betrieb seine Versetzung nach England. Nachdem seine Ernennung für die Posten in|Cassel, Stuttgart und Frankfurt in Erwägung gezogen worden war, setzte Bernstorff endlich im October 1821 seine Entsendung nach London gegen den Willen des alternden und an Einfluß einbüßenden Hardenberg durch. W. galt den liberalen Kreisen Varnhagen's als Ultra, doch lernten diese ihn zugleich als angenehmen, umgänglichen Mann kennen, der Sinn für Kunst und Litteratur besaß. In London blieb er bis zum Sommer 1824. Dann ging er als Gesandter nach Paris. Diesen Posten hat er fast 14 Jahre (1824—1837) versehen und sozusagen in ihm seinen Hauptwirkungskreis gefunden. Er erwies sich als einen klugen Beobachter, der durch conciliantes Wesen die langen Jahre seiner Gesandtschaft hindurch die besten Beziehungen zwischen Preußen und Frankreich zu vermitteln wußte. Freilich entging ihm 1828 das verdeckte Spiel Frankreichs gegen die preußische Handelspolitik. Mit allen Kräften kämpfte er gegen das Aufkommen der Ultramontanen in Frankreich an, von dem er den Ausbruch einer Revolution befürchtete, worin er gegenüber dem neben ihm nach Berlin berichtenden Alexander v. Humboldt Recht behielt. Dem Ministerium Polignac begegnete er mit großem Mißtrauen und warnte es, mit den Vertretern der andern Großmächte, dringend vor dem Verfassungsbruch. Freilich konnte er auch die Haltung der Kammern nicht billigen. Als ihn König Friedrich Wilhelm III. im Frühjahr 1831 an die Seite des tranken Bernstorff zur Leitung der Geschäfte berufen wollte, lehnte W. in richtiger Erkenntniß seiner Fähigkeiten ab, da er sich nicht zum Befehlen geschaffen fühlte. In jener Zeit hatte er auch mit dem „Flüchtling“ Heine zu thun, der ihn zu überzeugen suchte, daß er nichts böses gegen Preußen im Schilde führe. 1833 wurde er zum Wirklichen Geheimen Rathe mit dem Prädicat Excellenz ernannt. Nach dem Tode Ancillon's (19. April 1837) berief ihn der König von Paris ab, um ihm an Stelle des Verstorbenen die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten zu übertragen. Diesmal wagte W. nicht abzulehnen. Er wurde mit Patent vom 13. Januar 1837 zum Staats- und Cabinetsminister der Auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Zu diesem schwierigen Posten war er nicht der rechte Mann, weil er nichts Gebieterisches hatte. Auch neue Gedanken vermochte er nicht in die Regierung hineinzutragen. Indes verstand er es, ihr eine größere Selbständigkeit zu bewahren als es Ancillon gethan hatte. Ihm waren in Paris die Schliche Oesterreichs und Rußlands zur Genüge bekannt geworden, um vor ihnen auf der Hut zu sein. Auch verdankt ihm Preußen, daß der Bau der wichtigen Köln-Antwerpener Bahn durchgesetzt wurde. Als Heine sich ihm abermals durch Vermittlung Varnhagen's zu nahen suchte und seine Unterstützung für ein Zeitungsunternehmen begehrte, mußte dieser Verhöhner des Preußenthums erfahren, daß er von W. nichts zu erwarten habe. Jedoch geschah in der Politik vieles gegen Werther's Willen, weil ihm nicht die Gabe verliehen war, sich Einfluß zu verschaffen. Bald lastete die Bürde des neuen Amtes schwer auf ihm. Hatten die Berliner schon früher gewitzelt: „W. sei der Gesandte, Humboldt aber der Geschickte“, so spotteten sie jetzt über „Werther's Leiden“. Immerhin vermochte es sein ausgleichendes, vermittelndes Wesen noch einige Jahre ein ungetrübtes Verhältniß mit Frankreich aufrecht zu erhalten. Als Czar Nikolaus stürmisch strenge Maßregeln gegen die volnischen Flüchtlinge in Paris verlangte, versagte er ihm rundweg seine Unterstützung und legte dem Könige dar, daß jede Nachgiebigkeit den russischen Kaiser zu neuen ungemessenen Forderungen veranlassen würde. Recht mißlich war seine Lage bei dem Kölnischen Bischofsstreit insbesondere durch die Thorheit der preußischen Vertreter beim Vatican. Am 2. Februar 1838 verlangte er endlich kategorisch Bunsen's Abberufung aus Rom. Seine schon früher aufgetretene Abneigung gegen die Ultramontanen verschärfte sich in dieser Zeit. Er hoffte jedoch, daß sie sich durch ihren Eifer selbst zu Grunde richten würden. In der orientalischen Krisis von 1840 verfolgte er unentwegt eine|friedliche Politik im Gegensatz zum Drängen Rußlands, indem er die Ansicht vertrat, daß bei der Schwäche Oesterreichs und der kleinen Staaten die ganze Last eines Krieges gegen Frankreich auf Preußen fallen würde. Als Ziel Preußens bezeichnete er die Erhaltung des osmanischen Reichs unter Mitwirkung Frankreichs. Schon bald nach dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelm's IV. hatte man von Werther's Rücktritt gemunkelt. Jedoch erst im August 1841 reichte er seinen Abschied ein. Am 6. October 1841 meldete die Staatszeitung seinen Rücktritt. Er trat, nachdem er kurze Zeit darauf infolge der Erkrankung seines Nachfolgers, des Grafen Maltzan, noch einmal provisorisch mehrere Monate die Geschäfte geführt hatte, mit dem Range eines Oberstmarschalls in den Ruhestand. Schon unter dem 6. Februar 1841 hatte der König durch Werther's Erhebung in den Freiherrnstand die Führung dieses Titels gutgeheißen. Einige Jahre hat W. auch die Sinecure eines Chefs des Departements für die Angelegenheiten des Fürstenthums Neufchatel und Valengin versehen. Als dies Amt arbeitsreicher wurde, gab er es wieder ab. Politisch trat er nicht mehr hervor. Eine Gunstbezeugung des Königs war noch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens. Nach Alexander v. Humboldt's Tode figurirte er als der älteste Kammerherr. Als er am 7. December 1859 starb, war er als politische Person fast völlig vergessen. Seiner Beerdigung wohnte u. a. der Prinzregent bei. W. war seit dem 18. September 1797 mit Josephine Gräfin von Sandizell verheirathet, die ihm am 8. November 1853 durch den Tod entrissen wurde.

    • Literatur

      Freiherrnkalender 1875. — Varnhagen's Tagebücher und Blätter aus der preußischen Geschichte. —
      (Varnhagen) Briefe von Heine. Leipzig 1865. —
      v. Canitz, Denkschriften, 2. Band. Berlin 1888. — Treitschke's Deutsche Geschichte. Band 3—5.

  • Autor/in

    H. v. Petersdorff.
  • Zitierweise

    Petersdorff, Herman von, "Werther, Heinrich Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 111-113 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121284638.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA