Lebensdaten
1767 – 1839
Geburtsort
Höchstadt /Aisch
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Archäologe ; Epigraphiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 12113850X | OGND | VIAF: 54996295
Namensvarianten
  • Stark, Matthäus Anton (eigentlich)
  • Stark, Bernhard (Ordensname)
  • stark, bernhard
  • mehr

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Zitierweise

Stark, Bernhard (Ordensname), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12113850X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Kaspar (1725–72, Färbermeister in H.;
    M Anna Margareta Felber († 1816);
    3 B (1 früh †) Johann Kaspar (* 1762), Johann Georg Matthäus (* 1764), 2 Schw Johanna Anna Maria (1769–1843, Anna Margareta (* 1771).

  • Biographie

    S. studierte 1786–88 Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften in Ingolstadt. Unter dem Einfluß des Benediktiners Coelestin Steiglehner (1738–1819) trat er 1788 in das benediktin. Reichsstift St. Emmeram in Regensburg ein, legte 1789 das Ordensgelübde ab und wurde 1792 zum Priester geweiht. S. widmete sich neben der franz., engl. und ital. Sprache vornehmlich der Geschichte und entwickelte – gefördert durch Steiglehner – besonderes Interesse an der als Fachdisziplin noch kaum etablierten Altertumsforschung. Erste Ausgrabungen in einem prähistorischen Grabhügelfeld bei Harting in der Nähe von Regensburg erfolgten 1804 /05. 1807 begann S. mit großflächigen Untersuchungen im Gräberfeld des röm. Legionslagers von Regensburg. Nach Aufhebung des Klosters und Übernahme der Stadt durch das Kgr. Bayern 1810 erhielt S. von der Regierung den Auftrag, sämtliche röm. und „deutschen“ Altertümer im ehem. Fürstentum Regensburg zu erfassen. In St. Emmeram richtete S. eine Sammelstelle ein, die er zur ersten musealen Präsentation heimischer Altertümer im Königreich ausgestaltete.

    1811 wurde er Konservator der archäol. Sammlungen des Staates, welche die Bayer. Akademie der Wissenschaften in München verwaltete. Im Antiquarium in der Residenz, dem renaissancezeitlichen Antikensaal Hzg. Albrechts V., ordnete S. die Bestände, die nicht zuletzt infolge der Säkularisation beständig Zuwachs erhielten, und machte diese museal zugänglich. Durch eigene Ausgrabungen trug S. selbst zu deren Vermehrung bei. Seine bedeutendsten Feldforschungen führte S. 1815 im damals bayer. Salzburg durch. Dort gelang ihm der Nachweis der Nekropole des antiken Iuvavum und die teilweise Aufdeckung einer der größten röm. Palastvillen nördl. der Alpen mit bedeutenden Mosaiken. Sein leidenschaftliches Interesse galt darüber hinaus der epigraphischen Überlieferung auf röm. Steindenkmälern, insbesondere des bayer., salzburg. und Tiroler Raumes.

    S.s selbstbewußtes Auftreten, seine belehrende Art und mangelnde Bereitschaft, Kritik anzunehmen, brachten ihn zunehmend in Konflikt mit einflußreichen Kreisen

    in der Akademie, besonders mit Friedrich v. Thiersch (1784–1860). Die Querelen verhinderten sowohl S.s. Aufnahme als o. Mitglied der Akademie als auch die Drucklegung seiner zahlreichen Schriften. So erschienen zu Lebzeiten lediglich zwei Abhandlungen auf eigene Kosten. Wohl auf Betreiben Thierschs entzog Kg. Max I. Joseph (1756–1825) S. 1825 die Aufsicht über das Antiquarium. Da ein geplanter Wohnortwechsel in das Augustinerchorherrenstift Wilten bei Innsbruck nicht zustandekam, setzte S. seine altertumskundlichen und historischen Forschungen bis zu seinem Tod in seiner Privatwohnung fort. Er starb 1839 an der Cholera.

    S.s Wirken ist bestimmt durch das Bemühen um die Entwicklung einer wiss. Methodik, sowohl in der Archäologie als auch in der lat. Epigraphik. Innovativ waren die von ihm angewandte Ausgrabungstechnik sowie die Dokumentation und befundorientierte Analyse von Funden und aufgedeckten Baustrukturen. Er erkannte den Wert gründlicher Autopsie, die schon auf der Fundstelle einzusetzen hat, und die Bedeutung der vollständigen Erfassung von Fundgruppen als Grundlage wiss. Arbeit. S. darf als Pionier in der Anwendung der heute gebräuchlichen „komplexen Methode“ gelten, bei der sämtliche verfügbaren Quellen aus den unterschiedlichen Wissenschaftszweigen für den Erkenntnisgewinn herangezogen werden. Zwar stand für S. noch das Fundstück im Zentrum seiner Beschäftigung, doch er löste sich bereits von der vorherrschenden Sichtweise, die in dem Objekt nur das antike Kunstwerk oder verehrungswürdige Relikt einer vergangenen Epoche erblickte. Der Fund galt S. als unmittelbare Geschichtsquelle, die vom Fachwissenschaftler durch geeignete Untersuchungen zum Sprechen gebracht werden mußte. Da nur drei seiner epigraph. und keine der archäol. Arbeiten im Druck erschienen, blieb S. als Wissenschaftler weitgehend unbekannt, obwohl er als einer der fähigsten Archäologen und Epigraphiker seiner Zeit im dt. Sprachraum gelten darf.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (korr. 1808, ao. 1811).

  • Werke

    Palaeograph. Abh. über e. b. Kösching gefundenen, d. Ks. Antonin d. Frommen gesetzten Denkstein, 1824;
    Palaeograph. Abh. über e. z. Andenken d. Ks. Decius u. seiner beiden Söhne errichteten, u. in d. Stift Wilten b. Innsbruck aufbewahrten Meilenstein, Nebst Bemm. über e. in d. kgl. Antiquarium zu München befindl. Tabula Honestae Missionis v. d. Ks. Philippus, 1832;
    Paläograph. Bemm. über e. b. Zirl in Tyrol aufgefundenen, zum|Andenken d. Ks. Decius u. seiner beiden Söhne errichteten Meilenstein, Nebst e. Abfertigung d. in d. bayer. Ann. im J. 1833 Nr. 64 u. 67 abgedr. Referates u. e. archäol. Zugabe über d. Cinctus Gabinus, 1840;
    wiss. Nachlaß:
    21 Folianten in d. Archäol. Staatsslg. München mit zahlr. Mss., Entwürfen u. Skizzen;
    d. meisten Reinfassungen vielleicht mit Teilen d. Archivs d. Bayer. Ak. d. Wiss. im 2. Weltkrieg vernichtet.

  • Literatur

    Über B. S.s (…) Leben u. Wirken, in: Paläograph. Bemm. (…), 1840 (s. W), S. I–XLIII;
    K. Bosl, Aus d. Anfängen moderner staatl. Denkmals- u. Kulturpflege in Bayern, Die Denkmäler Regensburgs, in: Aus Bayerns Frühzeit, FS Friedrich Wagner z. 75. Geb.tag, 1962, S. 1–43;
    S. Steding, in: G. H. Waldherr (Hg.), 500 J. auf d. Spuren d. Römer, Gesch. u. Erforsch. d. römerzeitl. Regensburg, Ausst.kat. Regensburg 1994, S. 21–25;
    A. Kraus, B. S., Benediktinermönch, Ausgräber u. Konservator am Kgl. Antiquarium (1767–1839), in: Berühmte Regensburger, S. 208–16;
    B. Steidl, Die Erforsch. d. „vaterländ. Alterthümer“ durch d. Ak. d. Wiss., in: D. Willoweit (Hg.), Wissenswelten, Die Bayer. Ak. d. Wiss. u. d. wiss. Slgg. Bayerns, 2009, S. 218–30.

  • Autor/in

    Bernd Steidl
  • Zitierweise

    Steidl, Bernd, "Stark, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 70-71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12113850X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA