Lebensdaten
1897 – 1978
Geburtsort
Dürrwangen bei Balingen
Sterbeort
Schorndorf (Württemberg)
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Pfarrer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 120778637 | OGND | VIAF: 30375710
Namensvarianten
  • Mörike, Otto
  • Mörike, Otto
  • Mörike, Otto Emil

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Zitierweise

Mörike, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120778637.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1859–1927), Pfarrer in Württemberg, S d. Martin (1824–81), Apotheker in Winnenden, u. d. Pauline Wirth (1837–1912);
    M Emilie (1862–1917), T d. Albert Courtin, Hofgärtner in Ludwigsburg u. Villa Berg in Stuttgart, u. d. Mathilde Rieth;
    Urur-Groß-Ov Eduard (s. 1);
    Oberboihingen (Württemberg) 1926 Gertrud (1904–82), T. d. Friedrich Lörcher (1870–1941). Pfarrer in Württemberg, u. d. Elsa Born (1874–1962);
    1 S, 5 T, 1 Pflege-S.

  • Biographie

    M. besuchte das Gymnasium in Esslingen und die Theologischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren, ehe er als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teilnahm (1915-18). 1919-22 studierte er in Tübingen ev. Theologie; geprägt wurde er dabei besonders vom Neutestamentler Adolf Schlatter. Nach dem Vikariat amtierte er als Pfarrer zunächst in Oppelsbohm Kr. Waiblingen (1925–35) und Kirchheim unter Teck (1935–38). Im Kirchenkampf trat M. auf die Seite der Bekennenden Kirche und war Mitglied des Landesbruderrats und stellvertretender Delegierter im Reichsbruderrat. Da er – auch in der Predigt – seine Gegnerschaft gegen das NS-Regime nicht verhehlte und damit wiederholt Zusammenstöße heraufbeschwor, wurde ihm 1936 der Lehrauftrag für den Religionsunterricht entzogen. Anläßlich der Abstimmung|zum Anschluß Österreichs im April 1938 kam es schließlich zum Eklat: In einer ausführlichen Erklärung, die er – wie auch seine Gattin – in die Wahlurne warf, verweigerte M. Hitler seine Zustimmung, was ihm schwere Mißhandlungen durch eine von der SA aufgebrachte Menge und eine mehrtägige „Schutzhaft“ eintrug; er wurde zu zehn Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt und galt fortan als „verbissener Gegner“ des Nationalsozialismus. 1939 wurde M. auf die Pfarreien Weissach und Flacht Kr. Leonberg versetzt. Im dortigen Pfarrhaus beherbergte er verfolgte Juden und vermittelte ihnen auch andernorts Quartiere; ebenso versorgte er inhaftierte Pfarrer und ihre Familien mit Lebensmittelpaketen. 1947 übernahm er die Gemeinde Stuttgart-Weilimdorf; sechs Jahre später avancierte er zum Dekan von Weinsberg. Krankheitshalber ließ er sich 1959 vorzeitig pensionieren. Im Ruhestand engagierte sich M. als Beistand von Kriegsdienstverweigerern und als „Ostermarschierer“ in der Friedensbewegung und führte den Vorsitz der „Aktion Sühnezeichen“ in Württemberg. Zu seinem Freundeskreis zählten Martin Niemöller und Gustav Heinemann: in Verbindung stand er auch mit Martin Luther King und Willy Brandt.

    M.s Wirken war biblisch-pragmatisch und humanitär motiviert („Ich weiß mich durch mein an Christi Gebot gebundenes Gewissen und meine Verantwortung als ein Zeuge der Wahrheit gefordert“). Für Verdienste um die luden erhielten M. und seine Frau 1971 die Yad-Vashem-Medaille; zu beider Gedächtnis wurde 1975 in der „Allee der Gerechten“ in Jerusalem ein Baum gepflanzt.

  • Werke

    Vier Tage im April, in: 1900-1950, 50 J. erlebte u. geschriebene Gesch., hrsg. v. I. Wilimzig, 1982, S. 81-86;
    Anstöße. Interview mit M. im Süddt. Rundfunk v. April 1978 (dass, gekürzt auch auf Schallplatte). – Hrsg.: M. Krakauer, Lichter im Dunkel. Flucht u. Rettung e. jüd. Ehepaars im Dritten Reich, 1947, neu hrsg. v. M., 1975;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Friedrich Paul Mörike (S). Dekan i. R., Friedrichshafen; Stuttgart, Landeskirchl. Archiv; Ludwigsburg, Staatsarchiv; Kirchheim unter Teck, Dekanatsarchiv u. Stadtarchiv.

  • Literatur

    M. Krakauer (s. W), S. 83 ff.;
    Th. Dipper, Die Ev. Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg 1933–45, 1966, bes. S. 220-32;
    G. Schäfer (Hrsg.), Die Ev. Landeskirche in Württemberg u. d. Nat.sozialismus, Eine Dokumentation z. Kirchenkampf. V. 1982, bes. S. 936-54;
    W. Kern, Kirchl. Widerstand wahrend d. Dritten Reiches in Kirchheim unter Teck am Beispiel d. Pfarrers O. M., in: Schrr.reihe d. Stadtarchivs Kirchheim unter Teck 4, 1986, S. 105-33 W. Gertrud u. O. M.s Einsatz f. d. Gerechtigkeit, zus.gestellt v. M. Lörcher, 1989 (ungedr., Qu., P, Stuttgart, Bibl. d. Ev. Oberkirchenrats);
    W. Raupp (Hrsg.), Gelebter Glaube, Erfahrungen u. Zeugnisse aus unserem Land, 1993, S. 361-68 (Qu., P);
    BBKL.

  • Autor/in

    Werner Raupp
  • Zitierweise

    Raupp, Werner, "Mörike, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 672-673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120778637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA