Lebensdaten
1912 – 1944
Geburtsort
Mährisch Schönberg (Šumperk, Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Augustinerchorherr ; Dichter ; Widerstandskämpfer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 120605406 | OGND | VIAF: 15604899
Namensvarianten
  • Scholz, Roman Karl
  • Scholz, Roman
  • Scholz, Roman Karl
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Zitierweise

Scholz, Roman, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120605406.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M Josefa N. N.; keine Geschw.

  • Biographie

    Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende S. wurde von seinen Großeltern aufgezogen. Er absolvierte das Gymnasium in seinem Heimatort und trat einem kath. Jugendbund bei, geriet aber – in der nationalistisch aufgeheizten Situation der ČSR – auch unter dt.nationalen Einfluß. Unmittelbar nach der Matura im Herbst 1930 trat er als Novize in das Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg ein und wurde 1936 zum Priester geweiht. Als Kaplan in Wien-Heiligenstadt und als Religionslehrer am Gymnasium Klosterneuburg 1938/39 sowie als Dozent für christl. Philosophie an der ordenseigenen Theol. Hochschule seit 1939 begeisterte S. junge Menschen; er repräsentierte den „Typus des mitreißenden Jugendführers“ (Erika Weinzierl). Sein aus dem sudetendt. Nationalismus resultierendes, im Orden auf wenig Sympathie stoßendes Engagement für den Nationalsozialismus – 1935/36 Angehöriger der illegalen NSDAP, hatte er im Mai 1938 die Aufnahme in die NSDAP beantragt – beendete er angesichts der zunehmenden Gewaltpolitik Hitlers und nach einem desillusionierenden Besuch eines Reichsparteitags. Als Reaktion auf das Verbot des Religionsunterrichts nach dem „Anschluß“ Österreichs organisierte er Bibelstunden für seine ehemaligen Schüler, aus deren Kreis sich die Aktivisten für die von ihm im Herbst 1938 gegründete Widerstandsgruppe rekrutierten. Diese kath.-konservative Gruppe, die sich zuerst Dt., dann Österr. Freiheitsbewegung nannte, kooperierte mit gleichgesinnten, gleichnamigen Gruppierungen um Jakob Kastelic (1897–1944) und Karl Lederer (1909–44) und bemühte sich um Kontakte zu den Westalliierten. 1940 fielen die drei Österr. Freiheitsbewegungen dem Verrat des Burgtheaterschauspielers und Gestapospitzels Otto Hartmann zum Opfer. Während seiner Haft schuf S., der bereits 1934 einen Gedichtband im Selbstverlag herausgebracht hatte, ein umfangreiches literarisches Werk (Gedichte, Dramen, Novellen), das z. T. aus dem Gefängnis geschmuggelt und später veröffentlicht wurde. Am 23.2.1944 wurde S. gemeinsam mit Mitkämpfern vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und einige Wochen später hingerichtet. Sein Leichnam gelangte in das Anatomische Institut und konnte erst nach der Befreiung 1945 bestattet werden.

    Die drei Österr. Freiheitsbewegungen, deren herausragendste Persönlichkeit S. war, zählten zu den wichtigsten Gruppen des österr. Widerstands, dessen staatspolitische Bedeutung in jenem „eigenen Beitrag zur Befreiung“ vom NS-Regime bestand, der in der Moskauer Deklaration der Alliierten 1943 von Österreich verlangt worden war.

  • Werke

    Feine ferne Dinge, Gedichte, 1934;
    Goneril, Die Gesch. e. Begegnung, 1947;
    Ich werde immer bei euch sein, Verse, Eine Auswahl, 1994.

  • Literatur

    E. Pfeifer. Btrr. z. Gesch. d. österr. Widerstandsbewegung d. konservativen Lagers 1938-1940, Diss. Wien 1963 (ungedr.);
    C. Klusacek, Die Österr. Freiheitsbewegung Gruppe Roman Karl Scholz., 1968;
    Dok.archiv d. österr. Widerstands (Hg.), Widerstand u. Verfolgung in Wien 1934-1945, III, 1975, S. 95-101 (P);
    ders., Widerstand u. Verfolgung in Niederösterr. 1934-1945, III, 1987,|S. 71-78;
    R. Rill, Gesch. d. Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg 1938 bis 1945, 1985;
    E. Weinzierl, Prüfstand, Österr.s Katholiken u. d. NS, 1988;
    R. Koch, R. Mader u. E. Müller (Hg.), Das Geheimnis d. Erlösung heißt Erinnerung, 1990;
    I. M. Fux OSB, Für Christus u. Österr., Menschen, die Jesus Christus u. ihr Heimatland liebten, 2001;
    A. Gutenthaler, R. K. S. Can. Reg., Utopist oder Realist?, Dipl.arb. Univ. Wien, 2002;
    H. Moll (Hg.), Zeugen f. Christus, Das dt. Martyrologium des 20. Jh., ³2001, II, S. 720 f.;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    ÖBL.

  • Porträts

    Foto, aufgenommen v. d. Gestapo (Dok.archiv d. österr. Widerstandes, Wien).

  • Autor/in

    Wolfgang Neugebauer
  • Zitierweise

    Neugebauer, Wolfgang, "Scholz, Roman" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 461-462 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120605406.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA