Mirbach-Harff, Wilhelm Graf von
- Lebensdaten
- 1871 – 1918
- Geburtsort
- Ischl (Oberösterreich)
- Sterbeort
- Moskau
- Beruf/Funktion
- Diplomat
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 120125447 | OGND | VIAF: 72216467
- Namensvarianten
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- Mirbach-Harff, Wilhelm Graf von
- Mirbach-Harff, Wilhelm von
- Vorst-Lombeck und Gudenau, Wilhelm von
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Genealogie
Die Fam. entstammt d. Brabanter Adelsgeschl. d. Freiherren (seit 1663) v. d. Vorst-Lombeck u. Gudenau. – V →Ernst (1845–1901), auf Harff, S d. Richard Frhr. v. d. Vorst-Lombeck u. →Gudenau (1810–53), Universal- u. Fideikommißerbe seines Om →Wilhelm Gf. v. M.-Harff († 1849), erhielt 1850 dessen Namen, Titel u. Grafenstand übertragen u. trat im selben Jahr aus österr. in preulß. Dienste über, Geh. Reg.rat, Landrat d. Kr. Grevenbroich, u. d. Julie Gfn. Hoyos (* 1816);
M Wilhelmine (1851–1929), T d. →Theodor Gf. v. Thun-Hohenstein (1815–81) u. d. Marie Gfn. Kinsky (1832–1904); ledig. -
Biographie
M. genoß in Ischl zunächst Privatunterricht und besuchte dann 1881-85 die Theresianische Akademie in Wien, 1885-89 die Rhein. Ritterakademie Bedburg. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg (Breisgau), Lausanne und Berlin (1889–92), das mit dem Referendarexamen 1893 abgeschlossen wurde. Als Einjährig-Freiwilliger trat er in das Kürassierregiment v. Driesen (Westfäl.) Nr. 4 ein. Dank seiner Herkunft und seiner Ausbildung gelang es dem jungen Juristen ohne Mühe, als Anwärter für die diplomatische Laufbahn angenommen zu werden. Der deutschen Botschaft in London wurde er 1896 zunächst zur Ausbildung zugewiesen, nach erfolgreicher Laufbahnprüfung 1899 als 3. Sekretär. 1901 ließ M. sich für ein Jahr ohne Bezüge beurlauben, um nach dem Tod des Vaters dessen Hinterlassenschaft zu ordnen. 1902 wurde er dann 2. Sekretär der Gesandtschaft in Den Haag, von wo aus er 1903 jeweils für wenige Wochen vertretungsweise nach Budapest und London ging. Am 13.8. 1904 wurde M. für den Verband des alten und befestigten Grundbesitzes der Landschaftsbezirke Cleve-Geldern, Nieder-Berg und Nieder-Jülich auf Lebenszeit in das Preuß. Herrenhaus berufen. Nach Stationen an den Missionen in München, Bern, Paris und St. Petersburg kehrte M. 1911 in die Berliner Zentrale zurück und wurde Wirkl. Legationsrat und Vortragender Rat, 1913 Geh. Legationsrat. 1914 wurde er Gesandter in Stuttgart, 1915 in Athen, wo er bis zur zwangsweisen Schließung der Gesandtschaft im November 1916 sehr isoliert, fast wie ein Gefangener lebte. Am 27.12.1916 übernahm er als Rittmeister der Reserve beim Stabe des Chefs des Großen Generalstabes des Feldheeres die Führung der Politischen Abteilung der Militärverwaltung in Rumänien, bevor er knapp ein Jahr später in den Auswärtigen Dienst zurückkehrte.
Im April 1918 wurde M. eine besonders schwierige Mission anvertraut: Er ging als erster diplomatischer Vertreter des Deutschen Reichs in der Sowjetunion nach Moskau. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehörten die Überwachung der Bestimmungen des Friedensvertrages von Brest-Litowsk und die Fürsorge für die deutschen Gefangenen in der Sowjetunion. Am 6.7.1918 wurde er von zwei Angehörigen der russ. Links-Sozialrevolutionäre, die den Frieden von Brest-Litowsk als Schmach und Schande empfanden und von einem fanatischen Haß auf alles Deutsche erfüllt waren, durch Pistolenschüsse und Handgranaten ermordet.
M., der zu den wenigen Katholiken unter den Diplomaten des Kaiserreichs gehörte, überragte die meisten seiner Kollegen dank seiner Intelligenz und seines Könnens. Er war ein in sich ruhende Persönlichkeit mit liebenswürdigen Umgangsformen, großer Überzeugungskraft und anerkannten Führungsfähigkeiten. Da er frei von Vorurteilen war und sich auf neue, überraschende Situationen schnell einstellen konnte, wurden ihm bevorzugt schwierige diplomatische Aufgaben anvertraut.
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Literatur
K. Frhr. v. Bothmer, Mit Gf. M. in Moskau, Tagebuchaufzeichnungen u. Aktenstücke v. 19. April bis 24. August 1918, 1922 (P);
B. Ruland, Dt. Botschaft Moskau, 50 J. Schicksal zw. Ost u. West, 1964 (P), bes. S. 77-107;
W. Baumgart, Zur Mission d. Gf. M. in Moskau April-Juni 1918, in VfZ 16, 1968, S. 66-96;
L. Biewer, Zum Gedenken an d. Gesandten Gf. M., in: Auswärtiger Dienst 51, 1988, S. 2-4;
Kosch, Biogr. Staatshdb.;
DBJ II, Tl. – Eigene Archivstud. -
Porträts
Phot. (Bonn, Bilderslg. d. Pol. Archivs d. Auswärtigen Amts).
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Autor/in
Ludwig Biewer -
Zitierweise
Biewer, Ludwig, "Mirbach-Harff, Wilhelm Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 556 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120125447.html#ndbcontent