Lebensdaten
um 1417 – 1478
Geburtsort
Heidelberg (?)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Bischof von Speyer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119797895 | OGND | VIAF: 3288829
Namensvarianten
  • Matthias von Ramung
  • Matthias
  • Matthias von Rammung
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Zitierweise

Matthias von Rammung, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119797895.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Matthias (* um 1385, wohl 1456), aus niederbayer. Adel, besitzt in H. e. Hofgut u. e. Garten sowie e. kurpfälz. Mannlehen zu Schifferstadt: M N. N. ( n. 1446), T d. Conrad v. Venningen ( 1446), auf Daisbach, gen. „der Faiste“;
    B Diether (* um 1420, 1488), Propst d. Augustinerchorherrenstifts St. Peter zu Wimpfen;
    Groß-N Siegfried (Seyfried) (* um 1490, 1560), Komtur u. Statthalter d. Johanniterordens zu Neuenburg/Baden seit 1534, Verwalter d. Camera Prioralis des Johanniterordens zu Heitersheim seit 1541.

  • Biographie

    M. studierte seit 1433 in Heidelberg; 1436 erwarb er das Bakkalaureat der Artistenfakultät, 1439 dasjenige der Rechtswissenschaft, 1446 wurde er zum Lizentiaten im kanonischen Recht graduiert. Seit 1450 stand M. im Dienst des Kf. Friedrich I. d. Siegreichen von der Pfalz. 1456 erhielt er eine Domherrenpfründe zu Worms und die Stiftspropstei zu St. Peter in Wimpfen, im Oktober 1459 eine Domherrenpräbende zu Speyer. Am 22.1.1461 ernannte ihn Friedrich I. zum Kanzler; dieses Amt behielt er – auch während seiner Amtszeit als Bischof – bis zu seinem Tod bei. Als der Speyerer Bischof Johannes v. Hoheneck zu Entzenberg ( 1467) an einem Konflikt mit Kurpfalz gescheitert war, verzichtete er im Juni 1464 auf Betreiben des pfälz. Kurfürsten zugunsten von M. auf das Bistum. Bereits im August erhielt dieser die päpstl. Bestätigung. Zwischen Weihnachten 1464 und Epiphanie 1465 empfing er die Bischofsweihe, wohl vom Wormser Bischof Reinhard v. Sickingen ( 1482), mit dem er freundschaftlich verbunden war.

    M. stand vor der schwierigen Aufgabe, die politische und wirtschaftliche Krise, in die das Hochstift geraten war, zu überwinden sowie für die religiös-sittliche Erneuerung von Geistlichen und Laien Sorge zu tragen. Er besaß aufgrund seiner humanistischen Bildung, seines tiefen Glaubens und seines glänzenden Verwaltungstalents alle Bedingungen, um in seiner Amtszeit eine tiefgreifende Wirksamkeit zu entfalten. Bei seinen Reformen ging M. mit gutem Beispiel voran: Sein priesterliches Leben war vorbildlich, seine Hofhaltung war von Sparsamkeit geprägt. Aufgrund der finanziellen Notlage ergab sich wohl die Notwendigkeit. Aufstellungen über Bevölkerung, Besitzungen und Rechte anzulegen. Den wohlhabenden Juden legte M. strenge Beschränkungen auf. Wirkte sich sein Organisationstalent günstig für die Verwaltungspraxis des Hochstifts aus, so wurden von ihm kirchliche Reformen gleichermaßen tatkräftig eingeleitet und verfolgt. Der kirchlichen Verwaltung gab er durch die Einführung des Pfarrzwanges und der Pfarrmatrikel Richtlinien von bleibendem Wert. Bei den Geistlichen stellte M. die Kirchenzucht wieder her und bestrafte Verstöße drastisch. Auf die würdige Gestaltung der Liturgie legte er besonderen Wert; er förderte die Marienverehrung und drängte auf Predigt und religiöse Unterweisung. M. konnte sich bei seinen kirchlichen und politischen Reformen auf den Rückhalt durch den pfälz. Kurfürsten stützen. 1466 unterstellte er das Stift dem besonderen Schutz der Kurpfalz. Mit Hilfe Friedrichs I. suchte er 1464-70 gegen die Stadt Speyer vorzugehen und deren Reichsunmittelbarkeit zu beseitigen – letztlich ohne Erfolg, da die Stadt an dem mit dem pfälz. Kurfürsten verfeindeten Kaiser eine Stütze hatte. Immerhin brachten zwei unter Druck des Kaisers zustandegekommene Sühneverträge (21.10. u. 20.12.1466) dem Bischof stattliche Zahlungen seitens des Speyerer Magistrats ein; außerdem konnte M. den Bau der Festung Marientraut bei Hanhofen durchsetzen. Durch seine Beziehung zum Heidelberger Hof mit dem geistigen Leben seiner Zeit vertraut, war er insbesondere dem Humanismus sehr gewogen. So fanden der Humanist Peter Luder wie auch Jakob Wimpheling, als dieser in jungen Jahren die Heidelberger Universität besuchte, in M. einen wohlwollenden Förderer. Wimpheling widmete ihm ein Gedicht, worin er die geistige Aufgeschlossenheit des Bischofs rühmend hervorhebt.

  • Literatur

    Die Speierer Bistums-Matrikel d. Bischofs M. R., neuhrsg. v. F. X. Glasschröder, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 28, 1906, S. 75-126;
    Ph. Simonis, Hist. Beschreibung aller Bischoffen zu Speyer, 1608, S. 174-82;
    F. X. Remling, Gesch. d. Bischöfe zu Speyer II, 1854, S. 138-175;
    M. Buchner, Die innere weltl. Regierung d. Speierer Bischofs M. R. (1464–78), in: Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 29/30, 1907, S. 108-55;
    ders., Ein Jugendgedicht Jakob Wimphelings auf Bischof M. R. v. Speyer, in: ZGORh 61, 1907, S. 478-85;
    ders., Die Stellung d. Speierer Bischofs M. R. z. Reichsstadt Speier, zu Kf. Friedrich I. v. d. Pfalz u. zu Kaiser Friedrich III., ebd. 63, 1909, S. 29-82, 259-301;
    ders., Die Stellung d. kurpfälz. Kanzlers u. Speierer Bischofs M. R. ( 1478) z. geistigen Leben s. Zeit, in: Neue Heidelberger Jbb. 16, 1909, S. 81-94;
    K. Busch u. F. X. Glasschröder, Chorregel u. jüngeres Seelbuch d. alten Domkapitels I, 1923, S. 373 f.;
    L. Stamer, KG d. Pfalz II, 1949;
    L. Litzenburger, Papst Pius II. providiert 1464 die Speyerer Kirche mit M. v. R., in: 900 J. Speyerer Dom, 1961, S. 292-302;
    F. Haffner, Die kirchl. Reformbemühungen d. Speyerer Bischofs M. v. R. in vortridentin. Zeit (1464–78). 1961;
    L. G. Duggan, Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of Speyer to 1552, 1978, S. 120 ff.;
    O. Böcher, Der Speyerer Bischof M. (1464-78) u. d. Herren v. Rammingen, in: Bll. f. pfälz. KG 46, 1979, S. 49-62 (mit Stammtafel);
    V. Press. Das Hochstift Speyer im Reich d. späten MA u. d. frühen Neuzeit, in: Oberrhein. Stud. VI, 1985, S. 251-90;
    G. Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten MA (ca. 1350–1540), Adlige Freundschaft, fürstl. Patronage u. päpstl. Klientel, 1987, S. 724-28;
    R. Bohlender, Dom u. Bistum Speyer, Eine Bibliogr., ²1979, S. 142 f.;
    LThK².

  • Autor/in

    Hans Ammerich
  • Zitierweise

    Ammerich, Hans, "Matthias von Rammung" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 406-407 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119797895.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA