Lebensdaten
1902 – 1944
Geburtsort
Nossen (Landkreis Meißen)
Sterbeort
Canossa (Provinz Massa-Carrara)
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119510987 | OGND | VIAF: 3282361
Namensvarianten
  • Schönfelder, Heinrich Ernst
  • Schönfelder, Heinrich
  • Schönfelder, Heinrich Ernst
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schönfelder, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119510987.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Handwerker- u. Bergmannsfam. Schönfeld(er), ursprüngl. aus d. Tal d. Zwickauer Mulde (Erzgebirge), d. 1682 mit d. Müller Georg u. 1697 mit d. Bürger u. Bergsteiger Balthasar in Eibenstock (heute Lkr. Aue-Schwarzenberg) nachweisbar ist;
    V Heinrich (1872–1955), Kaufm., Inh. d. Korsettfabrik Schönfelder & Co. in N., S d. Heinrich Emil (1841–1906), aus Auerbach (Vogtland), Kaufm., Fabr. in Schönheide (Erzgebirge), u. d. Marie Luise Bauer (1845–1934), aus Auerbach;
    M Lina (1879–1961), T d. Ernst August Rietschel (1854–1922), aus Braunsdorf b. Tharandt, Kaufm., Ziegelmeister in N., u. d. Hermine Güttler (1857–1936), aus Ebersbach (Oberlausitz);
    Ur-Gvm Ernst Friedrich Eduard Rietschel (1828–1902), Ziegeleibes.;
    Dresden 1933 Ellen Alice (1908–78, 1] Hugo Mitzenheim, 1890–1964, jüd., Kaufm.), T d Arno Albin Siebert (1886–1931), Architekt in Chemnitz, u. a. „Siedlung Pfarrhübel“, 1925-30 (s. J. Kassner, Chemnitz in d. „Goldenen Zwanzigern“, 2000), u. d. Emma Alice Berger (1889–1956);
    2 S Heinrich (* 1934), Bundesbankdir. in München, Christian (1939–2005), Dipl.-Ing. b. d. Siemens AG in Karlsruhe, 1 Stief-S Peter Mitzenheim (* 1931, jüd.) Hotelkaufm. in Berlin;
    Ov d. Ehefrau Bruno Siebert, Architekt in Chemnitz; Verwandter Ernst Rietschel (1804–61), Bildhauer (s. NDB 22).

  • Biographie

    S. besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen und studierte seit 1922 Rechtswissenschaften in Tübingen und Leipzig. 1925 begann er das Gerichtsreferendariat, 1927 wurde er bei Richard Schmidt (1862–1944) in Leipzig zum Dr. iur. promoviert. 1930 bestand er die Große Jur. Staatsprüfung in Dresden und schlug die Justizlaufbahn ein, zunächst als Gerichtsassessor in Chemnitz, später in Dresden; 1934 wurde er Amtsgerichtsrat in Dresden. Seit 1931 gehörte er der 1935 verbotenen Lehensreformbewegung „Masdasnan“ an. Zum April 1933 trat S. der NSDAP bei. 1940 zur Luftwaffe eingezogen, war er seit 1941 Stabsoffizier und Dolmetscher, seit 1943 Kriegsgerichtsrat bei verschiedenen dt. Kriegsgerichten in Italien. 1944 wurde er bei einer Dienstfahrt von Partisanen erschossen.

    Als Rechtsreferendar verfaßte S. nach einem neuartigen Schema selbstentworfene Ausbildungsliteratur für Jurastudenten, die seit 1929 im Verlag C. H. Beck als äußerst erfolgreiche Buchreihe „Prüfe Dein Wissen“ erschien; die im Frage-Antwort-Stil verfaßten Bände werden bis heute neu aufgelegt und fanden zahlreiche weitere Bearbeiter. 1931 kam bei Beck die von S. zusammengestellte Sammlung „Dt. Reichsgesetze“ heraus; S. verfolgte damit das Ziel, „die für das Studium und die Rechtspflege wichtigsten Reichsgesetze aller Rechtsgebiete in einem Bande zu vereinigen.“ Auch wenn es Kritik an der Gesetzesauswahl gab, setzte sich die Sammlung im akademischen Unterricht und in der|Rechtspflege bald durch; die öffentlichrechtlichen Normen erschienen in der ähnlich aufgebauten Sammlung von Carl Sartorius. 1935 wurde die Gesetzessammlung in eine leicht zu aktualisierende Loseblattsammlung nach dem amerik. Steckverfahren umgestellt. Der Name „Schönfelder“ wurde zum Synonym; unter diesem Namen ist es bis heute die meistverbreitete Gesetzessammlung in Deutschland, die auch Nachfolger im dt.sprachigen Ausland und in Osteuropa (Rumänien, Tschechien) fand. S. begründete die Praxis, Paragraphen eines Gesetzes mit Überschriften zu versehen. Auf ihn geht die bis heute gebräuchliche Numerierung der Gesetze in seiner Sammlung zurück. Die Nummer 1 war zunächst der Weimarer Reichsverfassung, nach 1933 dem NSDAP – Parteiprogramm vorbehalten. Heute ist die Nummer 1 das Grundgesetz; die Nummern 2 bis 19, die verschiedene nationalsozialistische Gesetze erhalten hatten, werden nicht mehr vergeben.

    Die Person S. geriet in der Nachkriegszeit zunächst in Vergessenheit, bis 1997 eine materialreiche Biographie, verfaßt von dem Bremer Senatsrat Hans Wrobel, erschien.

  • Werke

    Die Veredelung d. Diktatur, Die ital. Wahlreform v. J. 1923, Diss. iur. Leipzig 1927;
    Prüfe Dein Wissen (PdW), BGB, 5 H., 1929-1930, ²1932, Allg. T. 232005 (Bearb. H. Köhler), Schuldrecht, Bd. 1 192005, Bd. 2 172004 (Bearb. H. Köhler), Sachenrecht, 142005 (Bearb. P. Gottwald), Fam.recht, 102003 (Bearb. D. Schwab), Erbrecht, ⁹2003 (Bearb. W. Schlüter);
    PdW, ZPO, 1930, ²1932, ⁴1964 (Bearb. U. Hoche);
    PdW, RV, 1930;
    Dt. Reichsgesetze, Slg. d. Zivil-, Straf-, Verfahrens- u. Staatsrechts f. d. tägl. Gebrauch, 1931, ⁴1935, 171944;
    PdW, Handelsrecht, 1931, ⁸2004 (Bearb. H. Wiedemann);
    PdW, StGB 1, 1931, 121996 (Bearb. H. Blei);
    PdW, StGB 2, 1932, Bd. 1 101996, Bd. 2 ⁶1999 (Bearb. H. Blei);
    PdW, StPO mit Ger.vfg.gesetz, 1933, 162005 (Bearb. H. Achenbach);
    PdW, Konkursordnung, 1933, ²1956 (Bearb. U. Hoche);
    Aufgabe aus d. Prozeßrecht, in: DJZ 1935, S. 625, 686.

  • Literatur

    A. B. Schmidt, Rez. Dt. Reichsgesetze, in: Archiv f. d. civilist. Praxis 134, 1931, S. 375 f.;
    FS 200 J. Verlag C. H. Beck 1763-1963, 1963, S. 168 f., 194;
    H. D. Beck, Der jur. Verlag seit 1763, in: Juristen im Porträt, 1988, S. 26;
    J. Eckert, Wieso hat d. BGB eigentl. d. Nr. 20?, in: Jur. Schulung 1992, S. 805;
    A. Koenen, Der Fall Carl Schmitt, 1995, S. 647 f.;
    G.-Ch. v. Unruh, Anm. z. nat.soz. „Machtergreifung“ u. „Machtausübung“, in: Dt. Verw.praxis 1997, S. 487 f.;
    H. Wrobel, H. S., Sammler dt. Gesetze, 1902–1944, 1997 (Rez.: R. Frassek, in: ZNR 2000, S. 527 f.;
    R. Wassermann, in: NJW 1998, S. 1379);
    M. Stolleis, Vom Verschwinden verbrauchten Rechts, in: FS D. Simon, 2005, S. 542;
    zur Fam.:
    V. Weiss, Müller u. Müllerssöhne im sächs. Erzgebirge u. Vogtland, 1996;
    – eigene Archivstudien: StadtA Nossen u. Chemnitz;
    Univ.archiv Leipzig;
    Archiv d. Landsmannschaft Schottland Tübingen im Coburger Convent.

  • Porträts

    Photogrr., 1922 (Tübingen, Landsmannschaft Schottland) u. 1936 (Personalakte BA Berlin).

  • Autor/in

    Martin Otto
  • Zitierweise

    Otto, Martin, "Schönfelder, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 411-412 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119510987.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA