Dates of Life
1818 – 1891
Place of birth
London
Place of death
Bois-Colombes
Occupation
Pianist ; Komponist
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 11948756X | OGND | VIAF: 56796826
Alternate Names
  • Litolff, Henri
  • Litolff, Henry Charles
  • Litolff, Henri
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Relations

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Citation

Litolff, Henry Charles, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11948756X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Martin Louis, aus d. Elsaß, Violinist in L.;
    M Sophie Hayes;
    1) Gretna Green 1835 ( 1851) Elizabeth Etherington (* 1819), 2) Braunschweig 1851 ( 1858) Julie geb. Zimmer, Wwe d. Gottfr. Martin Meyer ( 1849), Musikverleger in Braunschweig, 3) Paris 1860 Louise ( 1871), T d. Comte Wilfrid de Larochefoucauld, 4) Nogent sur Marne 1873 Lucie N. N. (* 1856); Stief- u. Adoptiv-S Theodor (s. 2).

  • Biographical Presentation

    Den ersten Klavierunterricht erhielt L. von seinem Vater. 1830-35 war er Schüler von Ignaz Moscheles und debütierte als solcher erfolgreich am 24. Juni 1832 in London, ließ sich 1835 in Melun bei Paris nieder und verdiente mit Musikunterricht seinen Lebensunterhalt. 1839-41 ging er auf Veranlassung des belg. Musikgelehrten François Fétis nach Brüssel, wo er mit außerordentlichem Erfolg Konzerte gab und sein erstes Klavierkonzert komponierte (verschollen). Die meisten Quellen berichten, daß er 1841 bis 1843 Kapellmeister am Nationaltheater in Warschau war. 1844 ging er nach Deutschland, wo er sehr erfolgreich, aber in desolater gesundheitlicher Verfassung in Leipzig und Dresden konzertierte. In Dresden fand er Aufnahme und Hilfe durch die Familie v. Bülow und unterrichtete Hans v. Bülow mehrere Monate lang. Nachdem er im Frühjahr 1845 fünf Konzerte in Prag gegeben hatte, konzertierte er im Herbst des selben Jahres erstmals sehr erfolgreich in Berlin, 1846 dann auch in London. Ende 1846 gab er Konzerte in Holland, wo er als „Vieuxtemps des Klaviers“ enthusiastisch gefeiert wurde. Um 1846 befreundete er sich mit dem Braunschweiger Musikverleger Gottfried Martin Meyer und dessen Frau Julie und ließ sich 1847 in Braunschweig nieder. Im selben Jahr vollendete er die Oper „Die Braut vom Kynast“. 1848 traf er zu Konzerten in Wien ein, als dort die Revolution ausbrach, so daß er höchstens ein Konzert gegeben haben dürfte. Begeistert von den Idealen und Ideen der Revolution, schloß er sich der liberalen Studenten-Legion an, für die er einen Marsch und eine Hymne komponierte, was ihm einen Haftbehl eintrug. Er floh nach Dresden und kehrte dann nach Braunschweig zurück. 1849, nach dem Tode von Meyer, bewarb er sich um das Bürgerrecht dieser Stadt, heiratete 1851 Meyers Witwe und trat in die Verlagsfirma ein, die seit 1856 den Namen „Henry Litolff's Verlag“ trug. Seit 1860 führte sein Adoptivsohn Theodor den Verlag weiter. In Braunschweig organisierte L. Musikfeste und wirkte belebend auf das dortige Musikleben durch seine Beziehung zu Musikern wie Berlioz, Liszt, v. Bülow und Anton Rubinstein ein. Außerdem komponierte er in der Braunschweiger Zeit die beiden Ouverturen „Maximilien Robespierre“ (op. 55) und „Die Girondisten“ (op. 80). 1854 nahm er seine Konzerttätigkeit wieder in vollem Umfange auf, die ihn in die Großstädte Europas führte, aber auch nach Weimar, wo er Liszt aufsuchte. 1855 wurde er Kapellmeister von Hzg. Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha und ließ sich 1858 endgültig in Paris nieder. Dem Gedächtnis Giacomo Meyerbeers widmete er den „Marche funèbre“ (op. 116, 1864). 1867-70 war er Kapellmeister an der Pariser Oper. 1870 vollendete er seine Oper „La Boîte de Pandore“. Seine letzte Oper „Les Templiers“ wurde 1886 im Théâtre de la Monnaie in Brüssel aufgeführt. Zeit seines Lebens litt L. unter nervösen, pathologischen Störungen, die sein Wesen und seine künstlerischen Fähigkeiten zumindest zeitweise beeinträchtigten. Bülow sagte ihm eine „misanthropische Egoistenglückseligkeit“ nach.

    Seit den 40er Jahren galt L. als einer der besten zeitgenössischen Pianisten. Er verfügte über eine hervorragende Technik, die an das Spiel Liszts erinnerte, jedoch war seine Art der Interpretation umstritten. Neben eigenen Kompositionen pflegte er hauptsächlich Werke von Beethoven und Moscheles zu spielen. Jedoch ließ seine unstete und teilweise abenteuerliche Lebensführung seine Begabung nicht zu voller Entfaltung gelangen. Als L.s bedeutendste Kompositionen sind seine vier überlieferten Klavierkonzerte zu betrachten, die er als „Concertos symphoniques“ bezeichnete. Sie stellen Symphonien mit obligatem Klavierpart dar, bei denen das thematische Material in der Regel vom Orchester vorgetragen wird. Wahrscheinlich als erster führte er Triangel und Piccolo-Flöte in das Klavierkonzert ein. Seine Klavierwerke sind in ihrer Beziehung zu Liszt und in ihrem Einfluß auf diesen bedeutungsvoll.

  • Works

    Weitere W Héloïse et Abélard, 3 Akte (ca. 1872);
    La Fiancée du Roi de Garbe, 4 Akte (1874);
    Ruth et Boaz, Oratorio (1869);
    Szenen aus Goethes Faust f. Solostimmen, Chor u. Orchester, op. 103 (ca. 1875);
    5 Concertos symphoniques: No. 1 (verschollen), No. 2: op. 22 (1844), No. 3: op. 45 (ca. 1846), No. 4: op. 102 (ca. 1852), No. 5: op. 123 (ca. 1867);
    außerdem Kammermusikwerke, 117 Charakterstücke u. 19 Lieder f. eine Singstimme u. Klavierbegleitung.

  • Literature

    F. K. Griepenkerl, H. L. u. d. moderne Instrumentalmusik, in: Neue Zs. f. Musik 20, Nov. 1847;
    P. Magnette, H. L., s. Laufbahn in Dtld., in: Die Musik 13, 1913/14;
    Haus-Chronik v. Henry Litolff's Verlag Braunschweig (Fünfzig J. Collection Litolff), 1914 (P);
    T. M. Blair, H. Ch. L. (1818-91), His Life and Piano Music, Diss. Univ. of Iowa 1968 (W, L).

  • Portraits

    Lith. v. J. Kriehuber.

  • Author

    Imogen Fellinger
  • Citation

    Fellinger, Imogen, "Litolff, Henry Charles" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 706-707 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11948756X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Litolff: Henri L., bedeutender Claviervirtuose und interessanter Componist, wurde am 6. Februar 1818 in London geboren, wo sein Vater (aus Colmar im Elsaß) sich nach wechselvoller Laufbahn, die ihn über den Musiker zum napoleonischen Officier führte, als Violinist niedergelassen und mit einer Engländerin verheirathet hatte. Henri erregte schon in seinem 12. Jahre als Clavierspieler Aufsehen und wurde dann von Ignaz Moscheles zu einem Virtuosen weitergebildet. Mit 17 Jahren schloß er gegen den Willen seiner Eltern eine übereilte Ehe, ging nach Paris, wo er kein rechtes Fortkommen fand, und lebte dann mehrere Jahre in Melun, durch Clavierunterricht sich und seine Frau kümmerlich ernährend, bis 1840 gelegentlich eines Wohlthätigkeitsconcertes, das eine Anzahl berühmter Musiker nach Melun führte, sein Talent gewissermaßen für Frankreich entdeckt wurde. Duprez besonders war es, der ihn veranlaßte, nach Paris überzusiedeln und der ihm dort die Wege ebnete. Hier brachte er sich bald als Componist (Concert-Symphonie in H-moll) wie als ausgezeichneter Pianist zu voller Geltung und unternahm, nach Trennung von seiner Frau, ausgedehnte Concertreisen, die ihn nach Rußland führten (1841—45 war er in Warschau Capellmeister), von da nach Deutschland, nach Prag, Dresden, Leipzig, Berlin, wo er sich überall mit großem Erfolg hören ließ, und ging 1846 wieder nach London.

    Sein Aufenthalt in London dauerte nicht lange, bald war er wieder auf Reisen, feierte in Amsterdam Triumphe, und kam 1847 nach Braunschweig, wo er so günstige Aufnahme fand, daß er sich hier dauernd niederließ. Das Jahr 1848 sah ihn in Wien, in die Revolutionsbewegung verstrickt, als Mitglied der Nationalgarde und der Studentenlegion, die er, ein moderner Tyrtäus, durch einen schwungvollen Marsch nach dem Liede „Erwacht, erwacht, o Brüder!“ zu ihren Thaten anfeuerte. Doch kehrte er wieder nach dieser Episode in sein ruhiges Braunschweiger Leben zurück, wo er, eifrig mit Componiren beschäftigt und auch in Concerten als Virtuose thätig, ziemlich bedenklich erkrankte. Nach seiner Genesung setzte er eine formelle Scheidung von seiner Frau durch und verheirathete sich 1851 zum zweiten Mal mit der Wittwe des Musikverlegers Meyer; das Geschäft führte er unter der Firma „Henry Litolffs Verlag“ selbständig weiter.

    Anfangs widmete er sich ganz ernstlich den buchhändlerischen Geschäften, dann aber wurde wieder das Künstlerblut in ihm lebendig und trieb ihn aufs neue in die Welt hinaus, in die Aufregungen des Concertsaals, denen er auf die Dauer nicht entsagen konnte. Durch Deutschland, Holland und Belgien zog er, um sich endlich in Paris niederzulassen. Da er in Braunschweig nur noch gelegentlich auf kurze Zeit erschien, so klagte seine Frau auf Trennung der Ehe. L. übertrug den Verlag auf seinen Stief- und Adoptivsohn Theodor, der sich später (1868) dadurch ein großes Verdienst erwarb, daß er die billigen Classikerausgaben der „Collection Litolff“ ins Leben rief; er selbst nahm 1860 eine dritte Frau, eine Comtesse de la Rochefoucauld und lebte seitdem zurückgezogener, hauptsächlich seinem tonkünstlerischen Schaffen hingegeben. Er starb am 6. August 1891 in Paris.

    Als Componist hat L. sein Bestes in Clavierwerken geleistet, deren Satz glänzend, deren Erfindung zumeist interessant ist, wenn auch seine lebhafte Phantasie öfter Neigung zeigt, in Phantastik und Bizarrerie auszuarten, und wenn auch die Durcharbeitung seiner Gedanken nicht immer so gut ist, wie der ursprüngliche Einfall. Eigenthümlich sind seine fünf symphonischen Concerte (concertos symphonies) für Clavier und Orchester, viersätzige Stücke, in denen besonders die Scherzi durch sprühenden Geist und effectvolle Clavierbehandlung hervortreten. Das Orchester ist dem Clavier coordinirt, ja es hat oft Wichtigeres und Bedeutenderes zu sagen als das Soloinstrument. Die weiteste Verbreitung haben das dritte (1846), eine Huldigung für Holland, und das pompöse vierte (1854) gefunden; zwar wird man ihren Componisten nicht, wie es Griepenkerl gethan hat, mit Beethoven vergleichen, wol aber seinen eigengearteten Geist und seine kühnen Intentionen an erkennen. Sein „Eroica“ betiteltes Violinconcert soll (nach Fétis) diesen Werken sehr nachstehen. Ferner hat er Trios für Clavier, Violine und Violoncello geschrieben, sowie ein Oratorium „Ruth et Booz“ (1869). In der Operncomposition, der sich L. namentlich in späteren Jahren mit Eifer hingab, hat er es zu Erfolgen nie gebracht. Schon in Braunschweig führte er 1847 seine „Braut vom Kynast“ auf; „Rodrigue de Tolède“, den er 1859 auf einem Landsitz der Gräfin de la Rochefoucauld bei Fontainebleau schrieb, kam nicht auf die Bühne; „Les Templiers“ wurden 1886 in Brüssel gegeben. Von seinen Operetten hat nur eine freundliche Aufnahme gefunden: „Heloïse et Abélard"; die übrigen: „La boite de Pandora", „La belle au bois dormant", „La fiancée du Roi de Garbe", „La Mandragore", „Le chevalier Nabel“, „L'escadron volant de la reine“ gefielen ebensowenig wie seine Opern. Dagegen wurden seine Ouvertüren zu Dramen von Griepenkerl, „Die Girondisten“ und „Robespierre“, viel gespielt, und besonders die zuletzt genannte, bei der am Schluß, nach der ziemlich realistischen Schilderung einer Hinrichtung höchst wirksam die Marseillaise eingeführt wird, erweckt noch heute bisweilen das Interesse der Concertbesucher.

  • Author

    Carl Krebs.
  • Citation

    Krebs, Carl, "Litolff, Henry Charles" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 49-50 unter Litolff, Henri [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11948756X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA