Lebensdaten
1904 – 1942
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Ropscha bei Leningrad
Beruf/Funktion
Germanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119410850 | OGND | VIAF: 52498394
Namensvarianten
  • Lugowski, Clemens
  • Lugowski, Klemens

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Zitierweise

Lugowski, Clemens, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119410850.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leonhard (1871–1912), Bahnhofsvorsteher in B., S d. Lehrers Anton in B. u. d. Justine Wyzlic;
    M Gertrud (1878–1954), T d. Dachdeckermeisters Gg. Anton Weißenhagen in B. u. d. Helene Wagenknecht;
    Nürnberg 1938 Mathilde (* 1913), T d. kaufm. Angestellten Otto Gertung u. d. Annie Reincke;
    2 T.

  • Biographie

    L. studierte seit 1923 an der TH Berlin Maschinenbau, seit 1925 an der Univ. Berlin Germanistik, Geschichte und Philosophie. Zum Zwecke des Gelderwerbs unterbrach er das Studium mehrmals durch Tätigkeiten u. a. als Reporter für eine Tageszeitung und als Vorführer in einem Wanderkino. L.s technisch-handwerkliche Interessen und die wirtschaftliche Notlage der Zeit verhinderten, daß Kultur und Kulturwissenschaften für ihn ein selbstverständlicher Bildungsinhalt wurden. Erst die Freundschaft mit Hans Deinhardt (1883–1933), einem musisch gebildeten Richter, den L. während eines Erlanger Semesters 1928 in Nürnberg kennengelernt hatte, bestimmten ihn endgültig zur Literaturwissenschaft. Aber noch die Dissertation über „Die Form der Individualität im Roman, Studien zur inneren Struktur der frühen deutschen Prosaerzählung“ (1932, Neuausg. 1976, Dissertation 1931 bei Rud. Unger in Göttingen) bezieht ihre Energie und Eigenart aus der Distanz des Außenseiters gegenüber dem Gegenstand Literatur: Am Beispiel der Romane Jörg Wickrams sieht sie in der formbedingten Künstlichkeit des frühneuzeitlichen Erzählens eine Analogie zum definiten Handlungsnexus im Mythos und den Gegensatz zur undefinierbaren Offenheit des Lebens. Beeinflußt von E. Cassirers „Philosophie der symbolischen Formen“ und A. Jolles' „Einfachen Formen“, gelangt L. zu einer streng rationalen Einsicht in das „Gemachtsein“ von Dichtung. Diese geradezu technische Auffassung der Besonderheit literarischer Konstruktion hat in der vorwiegend ideengeschichtlich ausgerichteten Germanistik seiner Zeit keine Parallele; sie wäre am ehesten den Resultaten des russischen Formalismus, den L. nicht kannte, vergleichbar. Die Fachwelt reagierte daher zurückhaltend. Der zeitgenössischen Germanistik kam L. durch seine Göttinger Habilitationsschrift „Wirklichkeit und Dichtung, Untersuchungen zur Wirklichkeitsauffassung Heinrich v. Kleists“ (1936) entgegen: Seinen Begriff des unbestimmten Lebens glaubte er in der deutschen Dichtung um 1800 positiv wiederzufinden. Da seine Auffassung des Verhältnisses von „Wirklichkeit und Dichtung“ im Kleist-Buch und in späteren Aufsätzen von der zünftigen Germanistik akzeptiert werden konnte, nahm L.s akademische Karriere schließlich den üblichen Verlauf. Den Lehrstuhlvertretungen in Heidelberg (1936) und Königsberg (1937/38) folgten 1939 eine ao. Professur für Ältere deutsche Literatur an der Univ. Kiel, 1942 – in der Nachfolge seines Freundes G. Fricke – die o. Professur für Neuere deutsche Literatur am selben Ort. L.s anhaltende Skepsis gegenüber dem bloß Literarischen dürfte dafür verantwortlich sein, daß er ein – freilich zeitgemäßes – politisch-militärisches Engagement außerhalb der Universität suchte. Er meldete sich wiederholt freiwillig als Soldat und fiel schließlich als Leutnant an der Ostfront. – Die Bewertung von L.s literaturwissenschaftlichem Werk hat sich seit den 60er Jahren verändert. In dem Maße, in dem die irrationalistischen Tendenzen der Germanistik den präziseren Methoden einer international orientierten Literaturanalyse weichen mußten, gewannen die literaturtheoretischen, erzählanalytischen und romangeschichtlichen Erkenntnisse der „Form der Individualität im Roman“ zunehmend an Bedeutung (zuerst bei H. R. Jauß und W. Iser). L.s erste Arbeit erweist sich heute als sein bleibendes Werk.

  • Werke

    Weitere W Aufsätze üb. Simplizissimus, Grabbe, Volkstum u. Dichtung, Herder u. d. Volkslied, Goethes Ganymed u. a. in: Zs. f. Deutschkde. u. Zs. f. Dt. Bildung (deren Mithrsg. L. war) 1934-42.

  • Literatur

    W. Mohr, in: Kieler Bll. 1943, S. 117-24 (P);
    F. Neumann, in: Zs. f. Dt. Bildung 19, 1943, S. 58-65;
    H. Schlaffer, C. L.s Btr. z. Disziplin d. Lit.-wiss., in: C. L., Die Form d. Individualität im Roman, Neuausg. 1976, S. VII-XXIV.

  • Autor/in

    Heinz Schlaffer
  • Zitierweise

    Schlaffer, Heinz, "Lugowski, Clemens" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 497-498 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119410850.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA