Lebensdaten
1841 oder 1842 – 1915
Geburtsort
Schönau bei Teplitz (Böhmen)
Sterbeort
Veldes (Krain)
Beruf/Funktion
Polarforscher ; Alpenforscher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119296055 | OGND | VIAF: 64037240
Namensvarianten
  • Payer, Julius (bis 1876)
  • Payer, Julius Johann Ludwig (bis 1876)
  • Payer, Julius Johann Ludwig Ritter von (seit 1876)
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Payer, Julius von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119296055.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Anton Rudolph P. (1790-1855), aus Kriegern, k. k. Offz.;
    M Francisca John;
    2 B, u. a. Richard P. (1836- n. 1912), Südamerikaforscher (s. L);
    – ⚭ Fanny Kann, geb. Gumperz;
    1 S Jules François Joseph, franz. Offz., 1 T Alice, Romanschriftst., 1 außerehel. T Adele.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Kadetteninstituts in Tobzów b. Krakau und der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, wo er auch eine Ausbildung im Kartenzeichnen erhielt, wurde P. 1859 assentiert und dem seit 1860 in Verona stationierten Infanterieregiment Nr. 36 zugeteilt. Von Verona aus begann er, sich der Erforschung damals wenig bekannter Alpenregionen zu widmen. So erkundete er 1864 die Adamello-Presanella- und 1865-67 die Ortlergruppe und konnte seine Forschungen in beiden Regionen 1868 in offiziellem Auftrag abschließen. Er erstieg insgesamt etwa 120 Gipfel – über 50 erstmals – und legte mit seinen kartographischen Aufnahmen den Grundstein zur Kenntnis der Trentiner und Südtiroler Alpen.

    Der Geograph August Petermann (1822–78) lud P. 1868 zur Teilnahme an der von ihm initiierten 2. deutschen Nordpolarexpedition 1869/70 unter Karl Koldewey (1837–1908) ein, und P. widmete sich fortan der Polarforschung. Nach Petermanns Instruktion sollte er seine alpinistische Erfahrung vor allem auf Exkursionen ins Innere Ostgrönlands einsetzen. Die bedeutendsten Ergebnisse der Expedition wurden tatsächlich auf den Schlittenreisen erzielt, die P. und Koldewey unternahmen und deren längste im Frühjahr 1870 zur Überschreitung des 77. Breitengrades und zur Entdeckung der „König-Wilhelm-Land“ benannten Küstenregion führte.

    Gemeinsam mit Carl Weyprecht (1831–81), den er nach seiner Rückkehr nach Wien kennengelernt hatte, plante P. eine weitere Expedition. Diese sollte, nachdem sich die Hoffnung, in ostgrönländ. Gewässern weit nach Norden vordringen zu können, zerschlagen hatte, in die Barentssee führen, deren sommerliche Eisfreiheit sich Petermann von einem Golfstromausläufer erhoffte. Nachdem im Verlauf einer Vorexpedition auf der „Isbjörn“ (20.6. - 20.9.1871) eine Nordbreite von 78°43' erreicht worden war, wurde die auf zweieinhalb Jahre angelegte österr.-ungar. Nordpolarexpedition projektiert, die von der Barentssee aus die Nordostpassage vollenden und danach einen Vorstoß gegen den Nordpol unternehmen sollte. Während der Schiffsreise stand die Expedition unter Weyprechts Kommando, Schlittenexpeditionen sollten von P. geführt werden. Das Expeditionsschiff „Admiral Tegetthoff' verließ Bremerhaven am 13.6.1872 und wurde am 21. August westlich von Nowaja Semlja vom Eis besetzt. Es folgte eine mehr als einjährige Eisdrift, in deren Verlauf am 30.8.1873 eine „Franz-Josefs-Land“ benannte Inselgruppe entdeckt wurde. Auf drei Schlittenreisen im Frühjahr 1874 erkundete P. Teile des Archipels und erreichte dabei am 12.4.1874 mit 81°51' den nördlichsten Punkt der Reise, zugleich den nördlichsten Punkt Eurasiens; insgesamt legte P. während der Schlittenexpeditionen nahezu 840 Kilometer zurück. Nach Aufgabe des vom Eis eingeschlossenen Schiffes und dem Rückzug mit Schlitten und Booten über Treibeis und offenes Meer wurden die Expeditionsteilnehmer vor Nowoja Semlja von einem russ. Schiff aufgenommen und trafen am 3.9.1874 in Vardö ein.

    An der Aufarbeitung der wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition beteiligte sich P. nicht mehr, durch seinen in einer Auflage von mehr als 60 000 Exemplaren verbreiteten Reisebericht (Die österr.-ungar. Nordpol-Expedition in d. J. 1872-1874, 1876) erlangte er jedoch große Popularität. Als Oberleutnant aus der österr.-ungar. Armee, in der er seine Leistungen nicht angemessen gewürdigt sah, ausgeschieden, widmete er sich seinen künstlerischen Ambitionen, die bereits in den von ihm während der Expeditionen angefertigten Zeichnungen zutage traten. Er ließ sich u. a. bei Michael Munkácsy (1844–1900) in Paris zum Kunstmaler ausbilden, war allerdings nach Erblindung auf dem linken Auge 1884 auf Monumentalgemälde beschränkt. In seinen Werken, zu dem der „Franklin-Zyklus“ (Privatbes.), die Wandgemälde im Wiener Naturhistorischen Museum sowie das eine Szene aus dem Rückzug der Tegetthoff-Expedition zeigende Bild „Nie zurück“ (Wien, Heeresgeschichtl. Mus.) zählen, stellte er die Polarwelt in ihrer kalten Schönheit dar. 1890 nach Wien zurückgekehrt, gründete er eine Malschule für Damen. Spätere Pläne zur Teilnahme an Polarxpeditionen konnte P. nicht mehr verwirklichen und zog sich nach der Jahrhundertwende immer mehr von der Öffentlichkeit zurück.

  • Werke

    u. a. Die Adamello-Presanella-Alpen, in: Petermanns Geogr. Mitt., Erg.-H. 17, 1865;
    Die Ortler-Alpen (Sulden-Gebiet u. Monte Cevedale), ebd., Erg.-H. 18, 1867;
    Die westl. Ortler-Alpen (Trafoier Gebiet), ebd., Erg.-H. 23, 1868;
    Die südl. Ortler-Alpen, ebd., Erg.-H. 27, 1869;
    Die centralen Ortler-Alpen|nebst e. Anhange zu d. Adamallo-Presanella-Alpen, ebd., Erg.-H. 31, 1872;
    Die 2. Dt. Nordpolar-Expedition, 1869–70, in: Petermanns Geogr. Mitt. 17, 1871, S. 121-31, 183-200, 401-23;
    P.s offizieller Ber. an d. Comité, ebd. 20, 1874, S. 443-51.

  • Literatur

    B. Brückner, in: Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. in Wien 58, 1915, S. 428-30;
    W. Lohner (Hg.), J. P.s Bergfahrten, 1920;
    E. Oberhummer, in: Petermanns Geogr. Mitt. 88, 1942, S. 456-61;
    R. Doblhoff, J. v. P. als Maler, in: Polarforsch. 3, 1951, S. 17-20;
    M. Müller, J. v. P, 1956 (P);
    M. Kratochwill, in: Mitt. d. Österr. Geogr. Ges. 107, 1965, S. 71-75;
    G. Hamann, Die Entdeckung d. Franz-Josefs-Landes vor 100 J., in: Zs. f. Gletscherkde. u. Glazialgeol. 10, 1974, S. 153-80;
    ders. (Hg.), 100 J. Franz-Josefs-Land, 1975;
    G. Berger, in: Wiener Gesch.bll. 46, 1991, S. 97-111;
    G. Schefbeck, Die österr.-ungar. Nordpolarexpedition unter Weyprecht u. P. 1872-74, in: Die Schrecken d. Eises u. d. Finsternis, Ausst.kat. Heeresgeschichtl. Mus. Wien 1996, S. 44-73;
    Wurzbach;
    Die Gr. Deutschen V, 1937, S. 489-503;
    NÖB;
    NÖB;
    ÖBL;
    Pogg. III, V, VI, VII a;
    ThB;
    D. Henze, Enz. d. Entdecker u. Erforscher d. Erde, 17. Lfg., 1995 (auch zu Richard);
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Günther Schefbeck
  • Zitierweise

    Schefbeck, Günther, "Payer, Julius von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 147-148 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119296055.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA