Lebensdaten
1844 – 1911
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Ruprechtsau bei Straßburg
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119126796 | OGND | VIAF: 107534006
Namensvarianten
  • Gröber, Gustav
  • Gröber, Gustav
  • Groeber, Gustav
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Zitierweise

Gröber, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119126796.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Chrstn. (1811–95), Drucker in L.;
    M Johanna (1808–75), T d. Fleischhauers Karl Wilh. Garke in Quedlinburg u. d. Anna Sophia Kupfer;
    Teplitz 1875 Elisabeth (1853–1937, kath.), T d. k. k. Steuereinnehmers Ferdinand Weitenweber;
    1 S, 1 T Paul (* 1885), Prof. d. Geol. in Buenos Aires, Johanna ( Richard Heinze, 1867–1929, Prof. d. klass. Philol.).

  • Biographie

    Anfänglich zum Buchhändler bestimmt, setzte G. durch, daß er das Gymnasium besuchen durfte, studierte anschließend Romanistik in Leipzig und promovierte unter Adolf Ebert. 1870 war er Hauslehrer in Dux in Böhmen, unterrichtete dann an einer Handelsschule in Leipzig und habilitierte sich 1871 in Zürich. Dort wurde er 1872 außerordentlich Professor; 1874 folgte er einem Ruf nach Breslau als Ordinarius und 1880 nach Straßburg, wo er bis zu seiner Emeritierung 1909 blieb. – G.s Verdienst ist es, der damals unter F. Diez aufstrebenden Disziplin der Romanistik einen festen Sammelpunkt gegeben zu haben. Mit weit gespannten Interessen und ungewöhnlicher Schaffenskraft verbanden sich bei ihm pädagogische Begabung und unbestechliche Sachlichkeit, die er auch von seinen Schülern verlangte. Persönlich anspruchslos, ja asketisch, diente er ganz seiner Forschungsaufgabe. Seine erste große organisatorische Leistung war die Begründung der „Zeitschrift für Romanische Philologie“ (1877). Die zweite bildete der „Grundriß der romanischen Philologie“ (2 Bände, 1886–1902, ²1904-06). Der „Grundriß“ ist, wenn auch in einzelnen Teilen erneuert, in den von G. verfaßten Teilen unersetzt. G.s Zug zu großen historischen Synthesen und sein Blick für die Methode treten besonders in seinem Beitrag „Aufgabe und Gliederung der romanischen Philologie“ (Grundriß I², S. 186-202) hervor. Methodisch bahnbrechend war bereits seine Dissertation „Die handschriftlichen Gestaltungen der chansons de geste Fierabras und ihre Vorstufen“ gewesen, die den Weg dazu wies, aus mehreren Handschriften eines überlieferten literarischen Werkes die Grundform herauszuschälen (1869; vor A. Toblers „Vrai aniel“ [1871]). G.s Fähigkeit zur Darstellung großer historischer Zusammenhänge zeigt sich in seiner „Geschichte der romanischen Philologie“ (Grundriß I², S. 1-185) und in den beiden Beiträgen „Übersicht über die lateinische Literatur von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis 1350“ (Grundriß II, S. 97-432) und „Französische Literatur bis zum Ende des 15. Jahrhunderts“ (Grundriß II, S. 433-1247). Beide Darstellungen sind nicht bloße Kompilationen, sondern beruhen auf persönlicher Kenntnis der besprochenen Werke. In beiden trat G. das wissenschaftliche Erbe seines Lehrers Ebert insofern an, als er – entgegen der damals bestehenden Neigung, zwischen dem lateinischen und romanischen Schrifttum eine Kluft zu sehen, – den Zusammenhang zwischen dem lateinischen Schrifttum des Mittelalters und dem allmählich entstehenden romanischen hervorhob. Dieser Gesichtspunkt bestimmt auch seine Studie „Zur Volkskunde aus Concilbeschlüssen und Capitularien“ (1893), worin er an Hand von Zeugnissen des 6-10. Jahrhunderts dem Fortleben heidnischer Religionsbräuche nachgeht. Wenn auch G.s Hauptinteresse der französischen und provenzalischen Literatur galt – davon zeugen außer den genannten Werken seine Antrittsvorlesung über „Die altfranzösischen Romanzen und Pastourellen“ (1872) und weitere Ausgaben altfranzösischer Dichtungen (Destruction de Rome, 1873; Fierabras, 1877) – so wandte er seine Aufmerksamkeit auch sprachgeschichtlichen Fragen zu. Seine Theorie von der Ausbreitung mundartlicher Eigenheiten von gewissen Sprachzentren aus hat die aufkeimende Sprachgeographie befruchtet.

    Das Werk G.s, seit dem Beginn des Jahrhunderts durch die aufstrebende positivistische Sprachgeschichte in den Hintergrund gedrängt, kam durch E. R. Curtius' Forschungsrichtung erneut zur Geltung. Von seinen Schülern wirkten später als Hochschullehrer: außer E. R. Curtius, Ph. A. Becker, H. Schneegans, E. Hoepffner.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Wien.

  • Werke

    Weitere W u. a. Carmina clericorum, Studenten-Lieder d. MA ed. domus quaedam vetus, Supplementum zu jedem Commersbuch, 1876;
    Wahrnehmungen u. Gedanken, 1875-1910;
    Aus d. Zeit, Für d. Zeit, Zur Klärung, 1910;
    Die vulgärlat. Substrate roman. Wörter, in: Wölfflins Archiv f. lat. Lexikogr., 1884-92.

  • Literatur

    P. Meyer, in: Romania 40, 1911, S. 631-33;
    E. Hoepffner, in: Zs. f. roman. Philol. 36, 1912, S. I-IV (P);
    W. Meyer-Lübke, in: German.-roman. Mschr. 4, 1912, S. 1-5 (P);
    ders., in: Alm. d. Wiener Ak. 62, 1912, S. 409 f.;
    H. Schneegans, in: Zs. f. franz. Sprache u. Lit. 39, 1912, S. 119-31;
    ders., in: BJ 16, 1914, S. 226 f. (u. Tl. 1911, L);
    E. R. Curtius, G. G. u. d. roman. Philol., in: Ges. Aufsätze z. roman. Philol., 1960, S. 428-55.

  • Autor/in

    W. Theodor Elwert
  • Zitierweise

    Elwert, W. Theodor, "Gröber, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 108 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119126796.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA