Lebensdaten
1730 – 1809
Geburtsort
Mühlhausen (Thüringen)
Sterbeort
Helmstedt
Beruf/Funktion
Polyhistor ; Arzt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119059339 | OGND | VIAF: 77117416
Namensvarianten
  • Beireis, Gottfried Christoph
  • Beireis, Christoph Gottfried
  • Beireis, Godefredus Christophorus
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Zitierweise

Beireis, Gottfried Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059339.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Christoph (1692–1745), Ratsherr und Kammerschreiber, S des Christoph (1669–1713), Rot- und Lohgerber-Obermeister, Ratsherr in Mühlhausen, und der Magdalena Führer;
    M Anna Christine (1703–80), T des Mühlhauser Ratsherrn Christian Stüler und der Dorothea Susanna Rothschier.

  • Biographie

    B., frühreif und vielseitig begabt, wurde 1750 in Jena bei der juristischen Fakultät immatrikuliert, ging aber bald zur Medizin, Physik und Chemie über, wobei Georg Erhard Hamberger sein Lehrer war. Offenbar hat er schon damals seine chemischen Kenntnisse dazu benutzt, Geld zu verdienen; wenn er später als sehr reich galt, so hat er das vermutlich seinen „chemischen Geheimnissen“ zu verdanken, die hauptsächlich in farbenchemischen Produkten und in einem Verfahren zur Schnellessigbereitung bestanden. 1756 begab er sich, um seine medizinischen Studien unter Lorenz Heister zu beenden, nach Helmstedt und wurde Nachfolger des 1759 verstorbenen Johann Gottlob Krüger auf dem Lehrstuhl der Physik. Seine Promotion holte er sechs Wochen später nach. Die medizinische Promotion folgte drei Jahre danach, und schließlich lehrte er in 7 Disziplinen. Seine weitschichtige Tätigkeit als Universitätslehrer - die Zahl der von ihm behandelten Fächer wird auf mehr als 50 geschätzt -und als weitberühmter und aufopfernder praktischer Arzt ließ ihn kaum zu literarischem Schaffen kommen. B. war ein Original und wußte sich mit Geheimnissen zu umgeben, die ihn als legendenumwobenen „Magus von Helmstedt“ weithin berühmt|machten; er war kein Scharlatan, aber er liebte es, diesen Eindruck zu erwecken. Da er bei seinen Vorlesungen besonderen Wert darauf legte, diese mit praktischen Demonstrationen zu beleben, begann er früh, Lehrmittel zusammenzutragen, und besaß schließlich eine ungewöhnlich reiche Sammlung von physikalischen Apparaten, technischen Kuriositäten, Raritäten und auch von Kunstgegenständen, deren Grundstock die Sammlung des Helmstedter Physikers Johann Andreas Schmid ( 1728) bildete und die er durch Ankäufe ständig vergrößerte. Nach seinem Tode wurden seine Sammlungen, zu denen auch Bilder von Cranach und Rubens gehörten, in alle Welt zerstreut.

  • Werke

    Progr. de utilitate et necessitate historiae naturalis, Helmstedt 1759, ²1776;
    Diss. de paralysi gravissima femorum crurorumque sanata, ebenda 1762;
    Diss. de febribus et variolis verminosis, ebenda 1780;
    Diss. de debilitate corporis humani, ebenda 1780;
    Diss. de irribilitate, ebenda 1791;
    Diss. de maculis ante oculos volutantibus, ebenda 1795;
    s. a. Pogg. I.

  • Literatur

    ADB II;
    B. Becker, Kat. d. Goethe-B.-Ausstellung im Juleum, Aug.-Sept. 1930;
    E. Ebstein, G. Ch. B., Arzt u. Prof. in Helmstedt, in: Dt. Med. Wschr. 56, 1930, S. 1268 ff.;
    P. A. Merbach, G. Ch. B., 1930 (W, L, P), Nachträge dazu in: Mühlhauser Geschichtsbll. 30, 1931, S. 62-73;
    ders., G. Ch. B., in: Mitteldt. Lb. V, 1930, S. 163-74;
    A. Bessmertny, in: Jb. d. Slg. Kippenberg 9, 1931 (W, L, P);
    s. a. Mitt. z. Gesch. d. Med. 31, 1932, S. 108-10;
    G. Schmid, Goethe u. d. Naturwiss., 1940.

  • Porträts

    Stich v. M. L. Lorenz, 1800 (Slg. Prandtl, München);
    Singer I, 1937, Nr. 2559–60.

  • Autor/in

    Carl Graf von Klinckowstroem
  • Zitierweise

    Klinckowstroem, Carl Graf von, "Beireis, Gottfried Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 20-21 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059339.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Beireis: Gottfried Christoph B., Arzt, 2. März 1730 in Mühlhausen geboren, Sohn des dortigen Bürgermeisters, eines Schwärmers, der mit seinen Eigenthümlichkeiten gewiß nicht ohne Einfluß auf die geistige Entwickelung seines Sohnes geblieben ist, hatte in Helmstädt zuerst Jurisprudenz und Naturwissenschaften studirt, kehrte, nachdem er größere Reisen (angeblich bis nach Indien) gemacht, 1756 nach Helmstädt zurück, wandte sich hier dem Studium der Medicin zu, wurde 1759 zum Professor der Physik, später, nachdem er 1762 den Doctorgrad in der Medicin erlangt hatte, zum Professor der Medicin und Chirurgie und 1803 zum Leibarzt des Herzogs von Braunschweig ernannt; er starb den 12. Sept. 1809 an der Ruhr. — B. verdankt einen Platz in der Geschichte der Wissenschaften nur seiner Originalität, die ihn zu einem angestaunten Räthsel seiner Zeit machte. Von umfassendem Wissen, besonders in der Chemie, und hervorragendem Talente, spielte er den geheimnißvollen Sonderling, täuschte das Publicum in der geschicktesten Weise über die Wege, auf welchen er sich ein für seine Zeit sehr beträchtliches Vermögen (er hinterließ nahe an 100000 Thlr. und kostbare Sammlungen) erworben hatte, blendete durch Anhäufung von Kunstschätzen und wissenschaftlichen Sammlungen die Masse, welche ihm gerne Glauben schenkte, wenn er in absichtsvoller Weise auf die Goldmacherkunst als das ihm angehörige Geheimniß und die Quelle seiner Schätze hinwies, führte selbst hochstehende Männer hinters Licht, auch seine wissenschaftlichen Collegen, denen zwar seine Prahl- und Herrschsucht widerlich war, die er aber durch seine Gastfreiheit für sich gewann, erfreute sich dabei als Arzt eines großen Vertrauens, das er durch glückliche Kuren auch rechtfertigte, und blieb — trotzdem man ihn schließlich als einen Windmacher erkannt hatte — bis zu seinem Tode der Held des Tages. Goethe, der ihn im J. 1805 mit F. A. Wolf besuchte, hat uns in|den „Tages- und Jahresheften“ aus jenem Jahr die anschaulichste Schilderung des wunderlichen Mannes und seiner Schätze gegeben. Ein Theil seiner Sammlungen (die Instrumente) fiel nach seinem Tode laut testamentarischer Bestimmung an die Universität, der größere Theil, in welchem man vergeblich auch den eigroßen Diamanten suchte, von dessen Besitz er den Leuten erzählt, den er aber Niemand gezeigt hatte, kam zur öffentlichen Versteigerung. Seine litterarischen Leistungen (vergl. das Verzeichniß derselben in Biogr. med. II. 116) sind ohne jede Bedeutung.

    • Literatur

      Sybel, Biogr. Nachr. über B. Berlin 1811. Gabler, Narratio de vita Beireisii. Jena 1812; Lichtenstein, im Histor. Taschenbuch v. 1847; Heister, Nachrichten über G. Chr. Beireis. Berlin 1860.

  • Autor/in

    A. Hirsch.
  • Zitierweise

    Hirsch, August, "Beireis, Gottfried Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 293-294 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119059339.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA