Lebensdaten
1787 – 1836
Geburtsort
Steyr (Oberösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Dichter ; Zensurbeamter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119045451 | OGND | VIAF: 44331620
Namensvarianten
  • Mayrhofer, Johann
  • Mayerhofer, Johann
  • Mayrhofer
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Zitierweise

Mayrhofer, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119045451.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Matthias Remigius (1744–98), Gerichtsprokurator;
    M Magdalena Heizinger.

  • Biographie

    M. absolvierte seine Gymnasialzeit als Mitschüler des späteren Schubert-Freundes Anton v. Spaun in Linz und trat 1806 in das Augustiner-Chorherrenstift St. Florian ein. 1810 verließ er es, um in Wien Jura zu studieren. Seinen Unterhalt verdiente er sich während dieser Zeit als Hauslehrer und Hofmeister. Nach Abschluß seines Studiums fand er aufgrund seiner hohen literarischen Bildung eine Anstellung im k. k. Bücherrevisionsamt, in welchem er bis zu seinem Freitod als Zensor wirkte. Er interessierte sich besonders für antike Sprachen und war seit seiner Studienzeit mit dem Dichter Theodor Körner befreundet. M. war ein begeisterter Musikliebhaber, pflegte gelegentlich als Sänger aufzutreten und sich dabei auf der Gitarre zu begleiten. 1814 vermittelte Josef v. Spaun seine Bekanntschaft mit Franz Schubert, mit welchem er 1818-20 eng befreundet war und die Wohnung teilte. 1817/18 war M. Mitherausgeber von zwei Folgen der „Beyträge zur Bildung für Jünglinge“, welche Artikel von verschiedenen Mitgliedern des Schubert-Kreises enthalten. 1824 gab er auf Drängen seiner Freunde einen Band mit Gedichten heraus, in dem 40 der 47 von Schubert vertonten Texte enthalten sind. Von der Ausgabe erschien nur eine kleine Auflage, die kaum Beachtung fand. M. arbeitete außerdem an Hormayrs „Archiv“ mit, in dessen Jahrgängen 1818-36 verschiedene Beiträge von ihm veröffentlicht wurden. Seinen eigentlichen Beruf übte er gewissenhaft und pflichtbewußt aus, er galt als strenger Zensor. Politisch sympathisierte er mit liberalen und demokratischen Ideen. Innere Zerrissenheit, der Widerspruch seiner beruflichen Tätigkeit mit seinen Neigungen und eine ausgeprägte Hypochondrie scheinen dazu geführt zu haben, daß er aus Angst vor einer in Wien grassierenden Cholera-Epidemie den Freitod wählte. Der Großteil seines literarischen Nachlasses ging in den Besitz von Ernst Frhr. v. Feuchtersieben über, welcher daraus 1843 eine Sammlung mit M.s Gedichten herausgab.

    M.s Dichtungen zeigen das Nachwirken der Aufklärung und den Einfluß der Klassiker, insbesondere jenen Schillers. Seine Verse zeichnen sich durch hohe Musikalität aus. Neben Goethe und Schiller war er für Schubert der wichtigste Textdichter, dem sich der Komponist auch geistig verwandt fühlte. Während der Zeit ihres Zusammenlebens vertonte er M.s Gedichte sofort nach ihrem Entstehen; für ihre Drucklegung nahm der Dichter später zahlreiche Textänderungen vor. Besonders erwähnenswert ist M.s Gedichtzyklus „Heliopolis“, aus welchem Schubert vier der zwanzig Gedichte vertont hat. M. schrieb für Schubert auch zwei Opernlibretti, von denen sich jedoch nur die in Musik gesetzten Teile erhalten haben. Schubert widmete M. seine drei Lieder op. 21.

  • Werke

    Die Freunde v. Salamanka, Musik von F. Schubert, 1815 (komisches Singspiel);
    Adrast, Musik v. dems., vor 1817 (Opernfragment);
    versch. Btrr. in Hormayrs „Archiv“, 1818-36;
    Gedichte, 1824;
    Gedichte, neue Slg., hrsg. v. E. Frhr. v. Feuchtersieben, 1843 (mit e. Einl.);
    Faks.-Ausg. d. Gedichte v. 1824, hrsg. v. M. M. Rabenlechner, 1938.

  • Literatur

    ADB 52;
    J. Seidlitz, Die Poesie u. d. Poeten in Österreich im J. 1836, I, 1837, S. 140 f.;
    F. Gräffer, Kleine Wiener Memoiren II, 1845, S. 97 f.;
    C. Glossy. Aus d. Lebenserinnerungen d. J. Frhr. v. Spaun, in: Jb. d. Grillparzer-Ges. 8, 1898, S. 293-98;
    F. List, J. M., e. Freund u. Textdichter Franz Schuberts, Diss. München 1921;
    M. Bauer, J. M., in: Zs. f. Musikwiss. 5, 1922/23, S. 79-99;
    M. M. Rabenlechner, J. M.s Leben, in: Faks.-Ausg. d. Gedichte v. 1824, 1938, S. 209-62;
    O. E. Deutsch, Schubert, Die Dokumente seines Lebens, 1964;
    ders., Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde, 1966;
    M. u. L. Schochow, Franz Schubert, Die Texte seiner einstimmig komponierten Lieder u. ihre Dichter, I, 1974, S. 316-58;
    R. Holl, Schubert, M. u. d. dt. Romantik, in: Schubertiade Hohenems, 1984, S. 85-113;
    W. Dürr, Der Linzer Schubert-Kreis u. s. „Beiträge z. Bildung f. Jünglinge“, in: Hist. Jb. d. Stadt Linz, 1985, S. 51-59;
    Goedeke XI, 2, XII;
    MGG;
    Riemann;
    ÖBL.

  • Porträts

    Sepiazeichnung v. Moritz v. Schwind, Schubert-Abend b. Ritter J. v. Spaun, 1868 (Hist. Mus. d. Stadt Wien).

  • Autor/in

    Walburga Litschauer
  • Zitierweise

    Litschauer, Walburga, "Mayrhofer, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 574-575 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119045451.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mayrhofer: Johann M., deutschösterreichischer Dichter, geboren zu Steyr in Oberösterreich am 3. November 1787, wurde auf dem Gymnasium zu Linz ausgebildet, wo er im Lyceum daselbst auch die sogenannten philosophischen Studien absolvirte. Durch seinen Vater zum Studium der Theologie bestimmt, betrieb er dieses als Cleriker des Stiftes St. Florian; dort legte er zwar das Noviziat ab, erkannte aber dann, daß er einen verfehlten Beruf ergriffen und wandte sich dem Rechtsstudium in Wien zu. Zu jener Zeit erwachte auch Mayrhofer's Drang und Lust zu poetischem Schaffen. Von den litterarischen Persönlichkeiten, mit denen er in Wien verkehrte, war es besonders 1812 Theodor Körner, zu dem er sich hingezogen fühlte, welcher schon im nächsten Jahre den Heldentod starb. 1814 aber schloß er den bedeutsamen Freundschaftsbund mit Franz Schubert, welcher in der Folge eine große Zahl von Gedichten Mayrhofer's vertonte und für den er auch die Texte zu dem Singspiel „Die beiden Freunde von Salamanka“ und für die unvollendet gebliebene Oper „Adrast“ verfaßte. 1819 bis 1821 bewohnten die Freunde Schubert und M. sogar zusammen eine Wohnung in Wien und standen so in engster Beziehung mit ihren künstlerischen Bestrebungen bis in die letzten Lebensjahre Schubert's, in welchen das Verhältniß nicht mehr ein so inniges war. Trotzdem brachte M. dem Musikgenie Schubert's stets seine Bewunderung entgegen, wie auch eine Reihe an diesen gerichteter Gedichte erweist. Schon früher, 1817 und 1818, hatte M. mit seinen Freunden Spaur, Kenner, Otterwald u. A. eine Art Zeitschrift für jüngere Leser herausgegeben, welche den Titel führte: „Beiträge zur Bildung für Jünglinge", später war er auch Mitarbeiter an den Wiener „Jahrbüchern der Litteratur“ und an Hormayr's „Archiv“. Später trat M. in den Staatsdienst, wurde in Wien Regierungsconcipist und als solcher mit der Bücherrevision, d. h. der Censur, betraut. Er lebte sehr zurückgezogen, mit einigen Freunden verkehrend, unter denen der gleich ihm begabte Ernst Frhr. v. Feuchtersleben genannt sei. Melancholie und Hypochondrie machten sich immer mehr an dem überdies oft Kränklichen bemerkbar. Im J. 1828 hatte er den Tod des einstigen intimen Freundes Schubert zu betrauern. Obgleich M. im Sommer 1835 einen Ausflug nach Salzburg, Gastein und in das Bad Fusch unternahm und seine schon fast eingestellte dichterische Thätigkeit, da er sich erfrischt fühlte, wieder aufnahm, überkam ihn doch wieder die alte Melancholie und in einem Anfall derselben stürzte er sich am 5. Februar 1836 aus einem Fenster seines Amtszimmers und verschied nach qualvollen Leiden vierzig Stunden später.

    Von M. sind zwei Bände Poesien erschienen: „Gedichte“ (1824) und|"Gedichte. Neue Sammlung. Aus dessen Nachlasse mit Biographie und Vorwort herausgegeben von Ernst Frhr. v. Feuchtersleben" (1843). Aus beiden Sammlungen tritt uns die hohe classische Bildung des Dichters hervor, welcher sich besonders Goethe zum Vorbilde genommen, dessen Zeitgenosse er gewesen. Die Stoffe, welche er für seine Dichtungen wählte, zeugen vielfach von der Begeisterung für das classische, namentlich das griechische Alterthum, wie z. B. in den Gedichten: „Der jagende Achill", „Philoktet", „Der landende Orest", „Antigone und Oedip", „Gesang der Promethiden", „Iphigenie", „Iphigenie und Antigone im Elysium" u. a. m. In der zweiten Sammlung findet sich auch das schöne Gedicht: „Den Manen Theodor Körners" und die eigenartigen Strophen „Goethe". Auch eine Reihe von Xenien erweist in manchen scharfsinnigen, in knappe Form gebrachten satirischen Gedanken den Wunsch, auf den Spuren Goethe's zu wandeln, daran erinnern auch seine gedankenreichen „Sermone" mit dem Einleitungsgedichte „Mephistopheles" und sein kürzeres Gedicht „Faust“. — Obgleich manches schöne Naturbild sich unter Mayrhofer's Versen findet, auch das eine oder andere Liebesgedicht, so waltet doch sinniger Ernst und melancholische Betrachtung in den meisten dieser Dichtungen vor. Oft erscheint die Form dem Gedanken untergeordnet, in welcher Beziehung sogar unreine Reime, Austriacismen und manche andere Mängel vorkommen. Diese Gedanken sind aber vielfach tiefernste und der Hauch von Melancholie, welcher so oft hervortritt, gibt den Liedern Mayrhofer's ein ganz besonders eigenartiges Gepräge. Dies gilt sogar von den wenigen epischen Gedichten, von denen „Der Karthäuser“ hervorgehoben sei, die zumeist auch einen düsteren Stoff behandeln und von den epischen Gedichten anderer Dichter ganz verschieden sind. Alles in Allem tritt uns in M. ein an classischen Mustern gebildeter hochstrebender Poet entgegen, welcher der Ehre würdig erschien, daß eine große Zahl seiner Lieder von dem genialen Franz Schubert vertont wurde. Wurzbach führt in dem unten angeführten Bande seines Biogr. Lexikons alle Gedichte Mayrhofer's namentlich an, denen sich die Composition Schubert's zuwandte. Auch jede Biographie F. Schubert's gedenkt mehr oder weniger ausführlich seines unglücklichen poetischen Freundes.

    • Literatur

      Wurzbach, Biogr. Lexikon d. Kaiserth. Oesterreich, XVII. Th. (1867). — Brümmer, Lexikon d. deutschen Dichter… bis z. Ende des 18. Jahrhunderts. — A. Schumacher, Lebensbilder aus Oesterreich. Wien 1843. —
      Ernst Frhr. v. Feuchtersleben, Biographie Mayrhofer's in der Ausgabe der Gedichte. Neue Samml. Wien 1843, S. 1—26. —
      H. Kreißte v. Hellborn, Franz Schubert. Wien 1865. — Otto Erich Deutsch, Schubert-Brevier. Berlin 1905.

  • Autor/in

    A. Schlossar.
  • Zitierweise

    Schlossar, Anton, "Mayrhofer, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 281-282 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119045451.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA