Lebensdaten
978 – 1048
Geburtsort
Deinze bei Gent
Sterbeort
Marchiennes bei Arras
Beruf/Funktion
Abt von Stablo
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119025817 | OGND | VIAF: 8188627
Namensvarianten
  • Poppo von Stablo
  • Poppo
  • Poppo von Stablo
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Zitierweise

Poppo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025817.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus adeliger Fam. Flanderns.

  • Biographie

    P. führte zunächst das Leben eines Ritters. Um 1000 und 1005 unternahm er zwei Wallfahrten nach Jerusalem und Rom und trat anschließend, unter Auflösung einer Verlobung, in das Kloster St-Thierry in Reims ein, von wo ihn sein Lehrer, der nur wenig ältere cluniazensische Reformabt Richard von St-Vanne zu Verdun, ca. 1008 mit nach Verdun nahm. Im Auftrag Richards bewährte sich P. um 1013/15 bei der Reorganisation der Klöster St-Vaast in Arras und Beaulieu in den Argonnen. Gegen den Widerstand Richards machte ihn Ks. Heinrich II. im Zuge seiner Klosterreformbemühungen 1020 erst zum Abt des Doppelklosters Stablo-Malmedy und drei Jahre später auch zum Leiter von St. Maximin in Trier. Höhepunkt seiner in der Folgezeit ins Reichsinnere ausstrahlenden herausragenden Wirksamkeit im Geiste der von Cluny und Gorze ausgehenden benediktin. Reformbewegung waren die Jahre 1028–37, als ihm Ks. Konrad II. freie Hand u. a. bei der Reform der Reichsklöster Echternach, St. Maximin, Hersfeld, Weißenburg und St. Gallen sowie des sal. Hausklosters Limburg ließ, die P. mit seinen Schülern besetzte. Während die ältere Forschung (Th. Schieffer) dazu neigte, diese Reforminitiativen Konrad II. zuzuschreiben, wird neuerdings (H. Seibert) die eigenständige Rolle P.s – bei grundsätzlicher Wahrung der kgl. Prärogative – stärker betont. Im einzelnen erstreckte sich die Aktivität P.s nicht nur auf Fragen der Klosterzucht und der benediktin. Spiritualität, sondern auch|auf Verwaltungs- und Wirtschaftsangelegenheiten, auf Bautätigkeit und Kunststreben. In Anwesenheit Ks. Heinrichs III. weihte er 1040 den beeindruckenden Neubau der Klosterkirche von Stablo. Daß er den Kaisern auch für diplomatische Missionen zur Verfügung stand (u. a. 1033 b. Friedensschluß zw. Konrad II. u. Heinrich I. v. Frankreich), entsprach gängiger Praxis im sog. otton.-sal. Reichskirchensystem. In Stablo nach seinem Tode als Heiliger verehrt, wurde er 1624 kanonisiert. Seine bald nach seinem Tode im Kloster Blandigny (St. Peter) bei Gent in zwei Stufen entstandene Vita zählt zu den inhaltsreicheren, wenngleich literarisch eher unbedeutenderen Heiligenviten aus frühsal. Zeit.

  • Literatur

    ADB 26;
    Vita Popponis, ed. W. Wattenbach, in: MGH SS 11, S. 291-316;
    J. Halkin u. C. G. Roland, Recueil des chartes de Stavelot-Malmedy I, 1909;
    Hauck III, S. 499-515;
    H. Glaesener, in: Revue Bénédictine 60, 1950, S. 163-179;
    Th. Schieffer, Heinrich II. u. Konrad II., in: DA 8, 1951, S. 384-437;
    K. Hallinger, Gorze-Kluny, 1950/51;
    H.-P. Wehlt, Reichsabtei u. König, 1970;
    J.-L. Kupper, Liege et l'Eglise impériale. 1981, S. 404 f.;
    H. Seibert, Liberias u. Reichsabtei, in: Die Salier u. d. Reich II, 1991, S. 515, 523 f.;
    Ph. George. Un réformateur lotharingien de choc: l'abbé Poppon de Stavelot (978–1048), in: Revue Mabillon NS 10, 1999, S. 89-111;
    Th. Kölzer, in: Die Männer- u. Frauenklöster d. Benediktiner in Rheinland-Pfalz u. Saarland, Germania Benedictina 9, 1999, S. 1020 f.;
    Biogr. Nat. Beige 18;
    LThK²;
    Lex. MA;
    BBKL.

  • Porträts

    Reliquienschrein mit Halbfigur v. J. Goesin, 1625-26 (Stavelot, Pfarrkirche), Abb. b. Ph. George, Les reliques de Stavelot-Malmedy, 1989, S. 40 f.

  • Autor/in

    Herbert Zielinski
  • Zitierweise

    Zielinski, Herbert, "Poppo" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 632-633 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025817.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Poppo: P., Abt v. Stablo, geb. 978 im franz. Flandern, 25. Jan. 1048 in Marchiennes. Sohn des Tizekin, eines angesehenen und tapferen Kriegsmannes, den er aber schon bald nach seiner Geburt verlor, widmete auch P. sich einem ritterlichen Leben und enthielt sich auch nicht der Frevelthaten, welche in der damaligen Kriegsweise üblich waren. Bald aber fühlte er sein Gewissen beschwert und pilgerte nach Jerusalem, wo er viele Gefahren und Drangsal auszustehen hatte; kaum heimgekehrt machte er eine neue Pilgerfahrt nach Rom. Er stand in hohem Ansehen bei dem Markgrafen Balduin IV. von Flandern, und Frumold, ein sehr vornehmer und mit P. eng befreundeter Herr, wollte ihm seine Tochter zur Ehe geben, aber P. fühlte sich übermächtig zum Mönchsleben hingezogen: er brach das Verlöbniß und wurde Mönch in St. Thierry bei Reims, wo er schon früher einen kranken Freund gepflegt hatte. Hier lernte ihn der Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg kennen und nahm ihn mit sich in sein Kloster; als er im J. 1008 zur Reform des entarteten Klosters St. Vaast bei Arras berufen wurde, übertrug er P. die weitere Durchführung der von ihm eingeführten Reform. Bald hatte dieser Gelegenheit, die Aufmerksamkeit Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg auf sich zu ziehen, indem er bei einem Hoffeste unerschrocken gegen die Rohheit der damals üblichen Belustigungen auftrat; nicht lange nachher, 1020, verlieh Heinrich ihm die erledigten Abteien Stablo und Malmedy. Von nun an sehen wir ihn in immer weiteren Kreisen thätig und einflußreich als Führer der reformatorischen Richtung des strengsten Mönchswesens; St. Maximin, Echternach, Weißenburg. St. Gallen, Hersfeld, Limburg u. a. Klöster wurden ihm zur Reform untergeben, und theils von ihm selbst, theils von seinen Schülern verwaltet. Auch des erbittertsten Widerstandes wußte er Herr zu werden, doch hat die strenge, mehr äußerliche, dem praktichen Leben und wissenschaftlichen Studien abgewandte lothringische Zucht im eigentlichen Deutschland sich nicht zu behaupten vermocht. In Lothringen war Poppo's Einfluß sehr groß; nach Konrad's II. Wahl wird ihm besonders das Verdienst zugeschrieben, die offene Auflehnung der Gegner Konrad's verhindert zu haben, und 1033 wird er neben Bischof Bruno von Toul als Vermitteler des Friedensbündnisses mit Frankreich genannt. Daß auch Konrad II. ihm so gewogen war, verdankte er wesentlich seiner künstlerischen Begabung; Konrad übergab ihm den Bau seiner Stiftung Limburg, und in vielen der ihm untergebenen Klöster entstanden unter ihm Kirchenbauten, welche ihm einen hohen Platz in der Kunstgeschichte sichern. In Stablo selbst wurde die unter seiner Leitung erbaute Kirche in Gegenwart Heinrich's III., der ihn sehr verehrte, am 5. Juni 1940 mit großem Gepränge eingeweiht. Ohne Zweifel war er ein Mann von bedeutender Geisteskraft und reinstem Streben, welcher mit Einst und Nachdruck dem sittlichen Verderben unter seinen Zeitgegenossen zu wehren und den Frieden aufrecht zu erhalten bestrebt war. Noch als 70jähriger Greis wurde er von Balduin V. beredet, mitten im Winter nach Arras zu kommen, um in St. Vaast einen neuen Abt einzusetzen; auch die Abtei Marchiennes übergab er ihm; hier aber erkrankte er und starb, tief betrauert, am 25. Jauuar 1048. Sein Leben beschrieb bald nach seinem Tode Onulf, ein Mönch im Kloster Blandigny bei Gent, auf den Wunsch des Abtes Everhelm von Hautmont, welcher das Werk überarbeitet und mit einer größeren Zahl von Wundergeschichten ausgeschmückt hat. Es ist eine unserer reichhaltigsten und lehrreichsten Heiligenlegenden.

    Vita Popponis ed. Wattenbach, Mon. Germ. SS. XI. p. 291 ss. — Ladewig, Poppo von Stablo und die Klosterreform unter den ersten Saliern. Berlin 1883. — Breßlau und Steindorff in den Jahrbüchern des Deutschen Reichs.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Poppo" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 435 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119025817.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA