Lebensdaten
1895 – 1955
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Marburg/Lahn
Beruf/Funktion
NS-Staatsrechtler ; Heimatforscher
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119024764 | OGND | VIAF: 29675361
Namensvarianten
  • Nicolai, Helmut
  • Nicolai, Helmut Alfons Gottfried

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Zitierweise

Nicolai, Helmut, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119024764.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alphons (1863–1914), preuß. Major, Mil.-schriftst., S d. Alphons, Dr. med., prakt. Arzt in Greußen, fürstl. schwarzburg. Sanitätsrat, u. d. Auguste Klemm;
    M Marie (1868–1967), T d. Geh. Hof- u. Geh. Medizinalrats Dr. Gottfried Mannel in Arolsen, u. d. Marie Scheffer aus Marburg;
    1937 Ilse, T d. Architekten Hans Hoepke (1870–1952) in Berlin;
    2 T.

  • Biographie

    Nach dem Gymnasialbesuch in Potsdam, Oppeln, Berlin und Elberfeld und der Teilnahme am 1. Weltkrieg (krankheitshalber nur bis 1915) studierte N. Rechtswissenschaft in Marburg und Berlin; 1920 wurde er in Marburg zum Dr. iur. promoviert. Er nahm am Kapp-Putsch teil und wurde 1921 Zeitfreiwilliger. Nach dem Referendariat 1921-24 in Kassel arbeitete er als Regierungsassessor in Wittenberg/Halle, dann in Münster (Westfalen), von wo er wegen seiner Betätigung für den Wikingbund an die Regierung in Oppeln versetzt wurde. Durch ein Disziplinarverfahren wegen Betätigung für die NSDAP im Mai 1931 vom Amt suspendiert, trat N. in die Partei ein und wurde durch Gregor Strasser nach München als Leiter der Abteilung II in die Reichsleitung der NSDAP zur Vorbereitung eines neuen Staatsaufbaus gerufen. Er nutzte|diese Zeit und schrieb seine „Rassengesetzliche Rechtslehre, Grundzüge einer nationalsozialistischen Rechtsphilosophie“ (1932, ³1934) sowie „Grundlagen der kommenden Verfassung, Über den staatsrechtlichen Aufbau des Dritten Reiches“ (1-51933), die ihn als den führenden Rechtsphilosophen der Partei erscheinen ließen und bekannt machten. N. vertrat eine naturrechtliche Position, wonach das Recht durch die Kultur und diese durch die Rasse bestimmt sei, weshalb ein Rechtsverkehr um so schwieriger werde, je unterschiedlicher die Rassen seien. Im April 1932 wechselte er als preuß. Landtagsabgeordneter nach Berlin. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme setzte N. zunächst seine Beamtenkarriere fort, erst als Regierungspräsident in Magdeburg, seit März 1934 als Ministerialdirektor im Reichsinnenministerium (zuständig für die Verfassungsgesetzgebung). Er wurde Mitglied der Akademie für Deutsches Recht, Mitherausgeber führender Verwaltungszeitschriften und Reichsfachschaftsleiter der Berufsgruppe „Verwaltungsbeamte“ im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen. In der Auseinandersetzung zwischen Staat und Partei setzte er sich für den Staat ein, dem er eine alles kontrollierende Stellung zudachte. Als er in seiner Eigenschaft als Regierungspräsident gegen rechtswidrige Übergriffe des Gauleiters von Sachsen-Anhalt, Wilhelm Loeper, vorging, kam es mit diesem zum Zerwürfnis, was den Wechsel in das Ministerium nahelegte. Dort versuchte N. weiter (z. B. mit dem Reichsstatthaltergesetz) auch im Sinne Wilhelm Fricks zugunsten der staatlichen Behörden den Einfluß der Partei zu begrenzen. Diese Richtung eines „totalen Verwaltungsstaates“ der „Ära Nicolai“ (Bracher) erregte in der Partei Anstoß. Aufgrund von Görings Drohung mit einem Strafverfahren wegen eines Sittlichkeitsdeliktes beantragte N. Anfang 1935 seine Pensionierung; darauf folgte die Entlassung aus sämtlichen offiziellen Positionen sowie, durch ein parteigerichtliches Verfahren, auch aus der Partei.

    N. begann eine neue Karriere als Steuerberater und Immobilienverwalter. Im 2. Weltkrieg, an dem er 1939/40 und 1943-45 teilnahm, wurde er verletzt und geriet für vier Monate in russ. Gefangenschaft. Seit Sommer 1945 lebte er in Marburg/Lahn, wo er erneut als Steuerberater und Schriftsteller tätig wurde. Beides wurde ihm zwar 1949 auf die Dauer von drei Jahren durch Spruchkammer-Entscheidung verboten, deren Wirkung wurde jedoch bereits 1950 aufgehoben. In den folgenden Jahren schrieb N. in Fortführung seiner früheren Ideen zu rechts- und religionsphilosophischen sowie bevorzugt zu geschichtlichen Themen des Waldecker Landes.

  • Werke

    Weitere W u. a. Rasse u. Recht, 1933;
    Der Neuaufbau d. Reiches nach d. Reichsreformgesetz v. 30. Jan. 1934, 1934;
    Der Staat im nat.soz. Weltbild, Grundriß, 1933, ⁴1934;
    NS u. Staatsrecht, 1935;
    Der Stammbaum Christi, Ein neuer Weg zum Evangelium u. zum Naturrecht, 1950;
    Die Landesdirektoren u. Landräte in Waldeck u. Pyrmont, 1952 (mit autobiogr. Skizze);
    Arolsen, Lb. e. dt. Residenzstadt, 1954;
    Staat, Behörden u. Beamte in Waldeck 1814-1868, in: Gesch.bll. f. Waldeck 48, 1956, S. 1-133 (S. IV-VIII Nachruf v. H. Steinmetz);
    Waldecker Wappenbuch, hg. v. Waldeck. Gesch.ver., 3 Bde., 1985-91 (P);
    – Mithg.: Reichs- u. preuß. Verw.bl. (1933-Anfang 1935);
    Verw.archiv.

  • Literatur

    M. Housden, H. N. and Nazi Ideology, 1992;
    P. Landau, Die dt. Juristen u. d. nat.soz. Dt. Juristentag in Leipzig 1933, in: Zs. f. Neuere Rechtsgesch. 16, 1994, S. 373-90;
    Das dt. Führerlex., 1934/35, S. 516 (P);
    Biogr. Lex. d. Heraldiker, bearb. v. J. Arndt, 1992, S. 388. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Waldeckischer Gesch.ver.; Spruchkammerakte im Hess. HStA Wiesbaden.

  • Autor/in

    Mathias Schmoeckel
  • Zitierweise

    Schmoeckel, Mathias, "Nicolai, Helmut" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 204-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119024764.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA