Nikolaus von Jeroschin
- Lebensdaten
- erwähnt 1311, gestorben wohl nach 1344
- Beruf/Funktion
- Chronist ; Deutschordenspriester ; Priester
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119014998 | OGND | VIAF: 289786335
- Namensvarianten
-
- Nicolaus von Jeroschin
- Jeroschin, Nicolaus von
- Jeroschin, Nikolaus von
- Nikolaus von Jeroschin
- Nicolaus von Jeroschin
- Jeroschin, Nicolaus von
- Jeroschin, Nikolaus von
- Nicolai, Jeroschin
- Nicolas, de Jeroschin
- Nicolaus, de Jeroschin
- Nikolaus, von Jaroschin
- Nikolaus, von Joroschin
- Nicolaus, von Jeroschin
- Nikolaus, von Jeruschin
- Jeroschin, Nicolaus de
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Nikolaus von Jeroschin
Deutschordenspriester, Chronist, † wohl nach 1344.
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Biographie
Über N.s Herkunft ist nichts Gesichertes bekannt. Seit etwa 1311 bis Anfang der 40er Jahre lebte er im preuß. Ordensland, Ende der 20er Jahre höchstwahrscheinlich in Königsberg, da er nach eigener Aussage von Gottfried von Heimberg (1326–29 als Komtur von Königsberg nachweisbar) in den Deutschen Orden aufgenommen worden war. Zu Zeiten des Hochmeisters Dietrich v. Altenburg (1335–41) war er dessen Kaplan. In Gottfrieds von Heimberg Auftrag übertrug bzw. verfaßte N. eine Vita des als Prussenmissionar kanonisierten Prager Bischofs Adalbert († 997) in mittelhochdeutschen Reimpaarversen, von der nur zwei Vorreden und der Anfang (277 Verse) in einem Fragment des „Väterbuchs“, der ersten deutschen Übersetzung der „Vitaspatrum“, erhalten sind. Vorlage war zumindest die dem Johannes Canaparius zugeschriebene lat. Adalberts-Vita. N.s Hauptwerk – über Jahrhunderte maßgeblich für die in Preußen verfaßte Ordensgeschichtsschreibung – ist die „Kronike von Pruzinlant“, eine ihre lat. Vorlage, das „Chronicon terre Prussie“ des Deutschordenspriesters Peter von Dusburg (abgeschlossen 1326/30) leicht erweiternde und selbständig bearbeitende Übertragung in mittelhochdeutsche Reimpaarverse. Sie wurde nach dem Tod ihres ersten Initiators, des Hochmeisters →Luder v. Braunschweig († 1335), im Auftrag Dietrichs v. Altenburg verfaßt und ist in 20 Handschriften und Fragmenten des 14. und 15. Jh. aus Deutschordensballeien in Preußen und im Reich überliefert. Wie volkssprachliche Bibelübersetzung und -dichtung diente sie offensichtlich der Lesung bei Tisch, um den Brüdern die Ordensgeschichte von deren Anfängen bis zum Tode Luders als eine Kette kreuzzugsartiger Kämpfe des Ordens gegen die heidnischen Prussen und Litauer zu vergegenwärtigen. Seit 1311 scheinen N.s Kenntnisse der Ordensgeschichte mit persönlichem Erleben verbunden zu sein. Die in seiner Vorlage im letzten Buch (IV) dargestellten (zeitgleichen) historischen Ereignisse in anderen Ländern fügt N. in sieben „zurede“ oder „undirredde“ genannten Abschnitten in sein Werk ein. Er folgt ostmitteldeutschen Schreibkonventionen sowie eigens dargelegten rhetorischen und metrischen Regeln (Chronik, Vv. 221-255, 294- 301); er gilt als einer der bedeutendsten Stilisten des Deutschen Ordens.
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Werke
ADB 13;
Kronike, hg. v. E. Strehlke, in: Scriptores rerum Prussicarum 1, 1861, Nachdr. 1965, S. 291-624;
Leben d. hl. Adalbert, hg. v. dems., ebd. 2, 1863, unveränderter Nachdr. 1965, S. 423-28;
M. Caliebe, Ein bisher unveröff. Fragment aus Jeroschins Deutschordenschronik, in: Preußenland 15, 1977, S. 25-35;
Kronike v. Pruzinlant, Chronik d. Preußenlandes, In Ausw. hg. mit e. Übertragung ins Neuhochdt. v. A. Masser, 1993. -
Literatur
E. Johansson, Die Deutschordenschronik d. N. v. J., Eine sprachl. Unters. mit komparativer Analyse d. Wortbildung, Ein Btr. z. Erforschung d. Ordenssprache u. ihrer Rolle in d. Entwicklung d. nhd. Schriftsprache, 1964;
ders., Stud. zu N. v. J.s Adalbertübers., 1967;
U. Arnold, Hss.bruchstücke d. Chronik J.s, in: Scriptores rerum Prussicarum 6, 1968, S. 36-13;
Altpreuß. Biogr. I;
LThK²;
Vf.-Lex. d. MA²;
Lex. MA;
Marienlex. IV, 1992. -
Autor/in
Sabine Schmolinsky -
Zitierweise
Schmolinsky, Sabine, "Nikolaus von Jeroschin" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 272 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119014998.html#ndbcontent