Stumpf, Carl
Stumpf, Friedrich Karl (Carl)
Philosoph, Psychologe, Musikwissenschaftler, Ethnologe, * 21.4. 1848 Wiesentheid (Unterfranken), † 25. 12. 1936 Berlin, ⚰ Parkfriedhof Berlin-Lichterfelde.
- Lebensdaten
- 1848 bis 1936
- Geburtsort
- Wiesentheid (Unterfranken)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Psychologe ; Musikwissenschaftler ; Ethnologe
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 118933299 | OGND | VIAF
- Namensvarianten
-
- Stumpf, Karl
- Stumpf, Friedrich Karl
- Stumpf, Carl
- Stumpf, Karl
- Stumpf, Friedrich Karl
- Stumpf, C.
- Stumpf, Carl Friedrich
- Stumpf, Friedrich Carl
- Stumpf, Karl Friedrich
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- Mathematics Genealogy Project [2000-]
- National Academy of Science: biographical Memoirs [1877-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2013] Autor/in: Sprung, Helga (2013)
- Essays and Resources on the Experimentalization of Life [1993-2007]
- Oesterreichisches Musiklexikon online [2002-2006]
- Professorenkatalog der Universität Halle/Saale [2006-2010]
- Bayerisches Musikerlexikon Online (BMLO) [2005-]
- Orden pour le Mérite für Wissenschaften und Künste [1975-]
- R. Eisler: Philosophen-Lexikon. 1912 (zeno.org) [1912]
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Historische Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [2005-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014] : 2
- Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) [1998-]
- Universitätssammlungen
- Briefwechsel zwischen Eduard Spranger und Käthe Hadlich
- Interimsregister der Enzyklopädie der Neuzeit (Bd. 1-13)
- Biographisches Archiv zur Anthropologie [2014-]
- * Nachlass Sommerfeld beim Deutschen Museum
Literatur(nachweise)
- * NDB/ADB-Register [1912-]
- Deutsche Digitale Bibliothek
- HBZ-Verbundkatalog (Open-Data-Ausschnitt des Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen)
- * Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB) : 77
- * Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB) : 27
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GVK) des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) : 84
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online : 2 von, 24 über Stumpf, Carl (1848-1936)
- Virtuelle Fachbibliothek Musikwissenschaft (ViFa Musik) : 40
- Index theologicus - Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie (IxTheo)
- Personen der wissenschaftsgeschichtlichen Sammlung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte
- * Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert
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Verknüpfungen auf die Person andernorts
Aus dem Register von NDB/ADB
- NDB 2 (1955), S. 593 (Brentano, Franz Clemens Honoratus Hermann Josef)
- NDB 6 (1964), S. 168 (Gelb, Adhémar Maximilian Maurice)
- NDB 12 (1979), S. 303 (Köhler, Wolfgang)
- NDB 14 (1985), S. 414 (Lewin, Kurt)
- NDB 18 (1997), S. 488 (Müller-Braunschweig, Carl)
- NDB 19 (1999), S. 61 (Nelson, Leonard)
- NDB 19 (1999), S. 461 (Oesterreich, Traugott Konstantin)
- NDB 26 (2016), S. 686 in Artikel Vaerting, Mathilde
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
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Genealogie
V Eugen (1810–89, Bez.arzt in W., S d. →Andreas Sebastian (1772–1820, Archivar, Hist. (s. Gen. 1);
M Marie (1821–92, T d. →Georg Adelmann (1777–1865, Ger.arzt;
Ov Joseph Karl Rr. v. S. (s. 1);
3 B Alfred (1845–1908 /09?), bayer. Verw.ger.rat, Pleikardt (1850–1920), Brauereibes. in Lohr/Main, →Adolf (1851–1920, Stadtbaurat in Würzburg, Oberreg.rat, 3 Schw u. a. Sophie (1846–1939, ⚭ Konstantin Sibin, 1827–1905, Landger.dir. in Fürth?), Eugenie (1855–1940, ⚭ →Karl Block, 1857?–1919, Fabrikbes.);
– ⚭ 1878 →Hermine (1849–1930, Lehrerin an e. Musikhochschule, T d. →Karl Rudolf Biedermann (1802–79, Dr., wohl Bgm. in Göttingen;
2 S →Rudolf (1881–1945, Kunstmaler, Zeichner, Radierer, Lektor an d. Univ. Berlin (s. Wi. 1935; ThB; P), →Felix (1885–1970, Physiker, PD an d. TH Berlin-Charlottenburg, Oberreg.rat, Mitgl. d. Reichspatentamts in B. (s. Pogg. V, VI, VIII), 1 T Elisabeth (1891–1976. -
Leben
S. erhielt zunächst Privatunterricht, besuchte 1859/60 die Lateinschule in Kitzingen und danach Gymnasien in Bamberg und Aschaffenburg. Nach dem Abitur studierte er Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften (v. a. Physik) in Würzburg und Göttingen, wo er 1868 bei →Rudolf Hermann Lotze (1817–81) mit dem Thema „Verhältnis des Platonischen Gottes zur Idee des Guten“ promoviert wurde. 1870 habilitierte er sich dort mit einer Arbeit Über die Grundsätze der Mathematik“ für das Fach Philosophie und lehrte als Privatdozent. Prägend für S.s spätere Erkenntnislehre war Franz Brentanos (1838–1917) Habilitationsthese, daß die wahre Methode der Philosophie keine andere als die der Naturwissenschaften sei. 1873–78 war er o. Professor für Philosophie in Würzburg, 1878–85 hatte er eine Professur für Philosophie in Prag, 1885–89 in Halle, 1889–94 in München und danach in Berlin, wo er 1894 ein Psychologisches Seminar gründete, das 1900 in ein eigenes Institut umgewandelt wurde (1907/08 Rektor, 1921 em., hielt Vorlesungen bis Ende d. 1920er Jahre).
S. zählt zu den Begründern der experimentellen Psychologie. Durch seine tonpsychologischen Untersuchungen und Arbeiten zur Musikethnologie ist er zudem von herausragender Bedeutung für die Etablierung der Musikwissenschaften in Berlin. Ebenfalls wirkmächtig waren seine Arbeiten „Erscheinungen und psychische Funktionen“ (1906) und „Richtungen und Gegensätze in der heutigen Psychologie“ (1907). In seinen experimentalpsychologischen Untersuchungen beschäftigte er sich mit der akustischen Wahrnehmung, wobei er mit tonpsychologischen Studien begann. Von besonderem Interesse war für S. dabei das Urteilsverhalten und seine Fehlerquellen. Spätere Forschungen beschäftigten sich u. a. mit der Frequenzbestimmung von Tönen und der experimentellen Analyse und Synthese von Vokalen, Konsonanten und Musikinstrumentalklängen. Diese Ergebnisse hatten Auswirkungen auf die Phonetik, die Rundfunktechnik und die Ohrenheilkunde. S. gründete 1900 in Berlin ein Phonogrammarchiv, das später von seinem Mitarbeiter →Erich Moritz v. Hornbostel (1877–1935) weitergeführt wurde. Es gehört zu den umfangreichsten Sammlungen v. a. außereurop. Musik weltweit. Wesentliche theoretische Beiträge leistete S. zum Entwicklungsproblem (Evolution d. Psychischen, Kinderpsychologie, vergleichende Psychologie), zum Leib-Seele-Problem und zur Phänomenologie der Emotionen. Philosophisch sah sich S. als (kritischen) Realisten. Gründliche einzelwissenschaftliche Kenntnisse waren für ihn unabdingbare Voraussetzung für die Beschäftigung mit Philosophie. Das Resümee seiner phil. und wiss. Erkenntnisse bildet seine „Erkenntnislehre“ (2 Bde., 1939/40, hg. v. Felix Stumpf). Bedeutende Schüler S.s waren →Wolfgang Köhler (1887–1967), →Kurt Lewin (1890–1947) und →Kurt Koffka (1886–1941), die zusammen mit seinem Mitarbeiter →Max Wertheimer (1880–1943) die „Berliner Schule der Gestaltpsychologie“ gründeten. Eng befreundet war S. mit →Franz Brentano, →William James und →Max Planck.
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Auszeichnungen
A Geh. Reg.rat (1902); Dr. med. h. c. (Berlin 1910); div. Orden u. a. preuß. Kronenorden II. Kl. (1918); Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1929); o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1890, ausw. 1894), d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1895) u. d. Acc. dei Lincei (1923); Ehrenmitgl. d. Staatsinst. f. Musikwiss., Moskau (1924); Gedenktafel an d. Stelle d. Geb.hauses in Wiesentheid (1998).
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Werke
Tonpsychol., 2 Bde., 1883–90;
Erscheinungen u. psych. Funktionen, in: Abhh. d. Preuß. Ak. d.|Wiss. Phil.-Hist. Kl. 4, 1906, S. 1–40;
Leib u. Seele, 1903, Nachdr. 1910;
Der Entwicklungsgedanke in d. gegenwärtigen Philos., 1899, 21903;
Autobiogr., in: R. Schmidt (Hg.), Die Philos. d. Gegenwart in Selbstdarst. 5, 1924, S. 204–65;
Sprachlaute, Experimentell-phonet. Unterss., 1926;
Erkenntnislehre, 2 Bde., 1939–40;
– Nachdr.:
Schrr. z. Psychol., Neu hg., eingel. u. mit e. biogr. Einf. v. H. Sprung, 1997. -
Literatur
E. Becher, in: Die Naturwiss. 6, 1918, S. 265–77;
G. Schünemann, in: Archiv f. Musikforsch. 2, 1937, S. 1–7;
F. Trendelenburg, in: Zs. f. techn. Physik 18, 1937, S. 57 f. (P);
N. Hartmann, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss., 1937, S. 1–6;
M. Schneider, in: Dt. Musikkultur 2, 1937/38, S. 44–47;
W. Köhler, in: Psychol. Forsch. 22, 1938, H. 1/2;
H. u. L. Sprung, C. S., Schrr. z. Psychol., 1997, S. 9–68 (W-Verz.);
dies., C. S., e. Biogr., 2006;
A. Simon, Das Berliner Phonogramm-Archiv 1900–2000, 2000;
E. u. W. Baumgartner, Der junge C. S., in: Brentano Studien 9, 2000/01, S. 23–50;
M. Kaiser-El-Safti u. M. Ballod (Hg.), Musik u. Sprache, Zur Phänomenol. v. C. S., 2003;
Pogg. IV–VIIa;
Dt. Musiker-Lex., hg. v. E. H. Müller, 1929;
Riemann;
MGG;
MGG2;
Enz. Philos. Wiss.theorie. -
Portraits
Ölgem. v. M. Slevogt, 1925 (Ethnol. Mus. Berlin);
Ölgem. v. Rudolf Stumpf, 1928 (HU Berlin), Abb. in: Gelehrtenbildnisse HU Berlin, S. 183;
Bronzebüste v. G. Kolbe, 1928 (HU, Inst. f. Psychol.), Abb. ebd., S. 127. -
Autor/in
Helga Sprung -
Empfohlene Zitierweise
Sprung, Helga, "Stumpf, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 648-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118933299.html#ndbcontent