Lebensdaten
1555 – 1604
Geburtsort
Sárvár
Sterbeort
Sárvár
Beruf/Funktion
kaiserlicher Kriegsoberst ; Feldherr
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118925741 | OGND | VIAF: 37715336
Namensvarianten
  • Nádasdy, Franz II.
  • Nádasdy, Franz Ritter von (seit 1598)
  • Nádasdy, Franz
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Nádasdy, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118925741.html [13.10.2024].

CC0

  • Biographie

    Nádasdy: Franz II. N., am 18. Mai 1598 zum Ritter geschlagen, kaiserlicher Kriegsobrister, wurde im J. 1555 in Ungarn geboren, und ist „der dappfere Herr N., so sich wider die Türken rühmlich gehalten“, nach Gradelehnus Hungarischer etc. Chronika „zu Eingang des Jahres 1604 Todes verblichen“. N. gehört zu den, bis in das 13. Jahrhundert zurück nachweisbaren Vorfahren des im Kriegs- und Staatsdienste, sowie als Förderer von Kunst und Wissenschaft vielfach verdienten, seit dem Jahre 1625 gräflichen Geschlechts der Nádasdy-Fogáras, und waren seine Eltern der im Rathe der Krone wohlangesehene, 1561 verstorbene Thomas N. „der große Palatin“ und dessen geistes- und charakterstarke Ehefrau Ursula Kaniszy. Seine Erziehung lag bei dem vorzeitigen Ableben des Vaters fast gänzlich in den Händen der Mutter. Unter deren strengem Einflusse entwickelten sich rasch Nádasdy's unbeugsame Thatkraft und Gesinnungstüchtigkeit, während der nie ruhende Kampf gegen die Türken, sowie der Parteienjtreit im Lande ihn früh zum Schwerte greifen ließen. Seine erste bedeutendere Leistung war der in Gemeinschaft mit Georg Zriny Mitte August 1587 erfochtene Sieg über den Beg von Szigeth. In Würdigung der hierbei bethätigten Tapferkeit und Ausdauer wurden nun N. mehrfache andere Kriegszüge anvertraut und derselbe zum kaiserlichen Kriegsobristen ernannt. Als solcher nahm N. im J. 1592 wirksamen Antheil an der Zurückdrängung der Türken bis an die Brücke von Petrinia, wodurch das Land zwar nicht von dem Türkendrucke befreit, aber doch für einige Zeit vor allzugroßer Bedrängniß bewahrt wurde. Hierauf begab sich N. anfangs 1593 nach Prag, wo er als Mitglied der Abgeordneten der ungarischen und slavonischen Volksgesammtheit mit festem Freimuthe den Kaiser zu der versprochenen Beschirmung und Hülfe zu veranlassen suchte. Im J. 1593 betheiligte er sich ferner noch im October an der Belagerung von Stuhlweißenburg, sodann am 3. November an dem siegreichen Gefechte zwischen Pakozd und Stuhlweißenburg, welches den an Zahl bedeutend stärkeren Türken viele Todte und 44 Kanonen kostete. Er war es endlich auch, der unmittelbar nach diesem Kampfe das neuerliche, ungesäumte Vordringen gegen Stuhlweißenburg und dann nach Ofen verlangte, doch hierfür zum großen Nachtheile des Kriegsverlaufes keine Zustimmung fand. Dessenungeachtet standen schon damals Nádasdy's scharfe Erkenntniß der politischen und militärischen Verhältnisse gleich seinem verläßlichen Muthe und Unternehmungssinne in hohem Ansehen. Er wurde 1594 wiederholt dem Kriegsrathe|unter Erzherzog Mathias beigezogen und focht in demselben Jahre mit kroatischen und slavonischen Grenzvölkern bei wechselndem Erfolg doch stets mit Ehren unerschrocken und opferwillig bei Kanisza, Gran, Raab, an der Rabnitz und in vielen anderen Treffen gegen die allerorts verwüstend auftretenden Türken. Dabei mahnte er bei jedem Anlasse mit ernstem Nachdrucke zu energischer Niederwerfung des Gegners und vereitelte nach Möglichkeit jedes voreilige, daher schimpfliche Nachgeben. Da jedoch die Mattigkeit und Unentschlossenheit der Oberleitung keinen günstigen Ausgang des Krieges voraussehen ließ, so erbat er sich und erhielt auch die Erlaubniß, mit seinen Hausverwandten und Dienstmannen in den Raabközer Bezirk abziehen zu dürfen, um dort die eigenen Besitzungen gegen die inzwischen eingedrungenen Tataren vertheidigen zu können. Im J. 1595 kehrte N. jedoch wieder zum Heere zurück und hat, als er im Lager erschien, „dessen sich jedermann hoch erfreut und sich seiner Kühnheit getröstet“, denn Jedermann wußte, daß N. in dem ungeregelten wilden Kriegsgetümmel damaliger Zeit ein meist erfolgreicher, nie zagender, jederzeit vorangehender Führer sei. Unter seiner Leitung haben denn auch in diesem Jahre ungarische und deutsche Reiter in einer Reihe von tollkühnen Streifzügen die Türkenschaaren vielfach geschädigt und zur Unterwerfung Gran's im Juni und August dadurch entscheidend beigetragen, daß N. mit denselben die der Festungsbesatzung zugeschickten Proviantcolonnen allerorts abzufangen oder zu zerstreuen verstand. Nádasdy's Reiter nahmen ferner bei Raab den gefürchteten Beg von Aleppo gefangen. Nun geleitete N. im J. 1596 den Fürsten von Siebenbürgen mit einer kleinen Schutzwache nach dessen Heimath und durchstreifte auf der Rückkehr scharmützelnd das Land, wobei er bei Wartosch am 25. März die ihn in einem Hinterhalte erwartenden Türken „dermaßen getroffen, daß sie letztlich das reißaus an die Hand nemen und das Feld verlassen müssen“. Hierauf zog N. gegen Ofen. In dessen Nähe plünderte er die „gehuldigten Flecken Budaorszi und Budacoszi, befreite viele Christen und erbeutete über die 1000 Stück Hauptvieh“. Auch 1597 war N. ein Befehlshaber nach dem Bedarfe seiner Zeit, der seine Schaaren von Kampf zu Kampf führte und dieselben nie Mangel leiden ließ. Todesmuthig folgten ihm dieselben in allen Streifzügen, als auch bei der Ueberwindung des Gegners zu Dotis am 23. Mai. Papa am 13. August. Martinsberg bei Raab am 9. September und Veröcze 4—7. November. In letzterem Treffen drängte N. mit Palffy „den Pascha über mehr als 3000 Leichen der Seinigen zurück“. N. war es ferner auch, der als wohlvertraut mit der Kampfweise der Türken, am 15. Mai 1598 den Auftrag erhielt, die Besatzung aus Stuhlweißenburg hervorzulocken. Sein kluges und zugleich waghalsiges Verhalten führte bald zum Ziele, worauf er sich eine Zeit lang verfolgen ließ, um endlich mit gesammelter Macht den Feind unter großem Verluste zur Flucht zu zwingen. In den Monaten October und November befand sich N. bei den Belagerern von Ofen. Im J. 1599 kämpfte er neuerlich bei Stuhlweißenburg, wo er am 7. August mit Palffy „auf der Weissenburger Heiden“ drei Haufen Tataren trennte, schlug und viele hiervon in die Donau jagte. Hierauf rückte der schon längst vom vollsten Vertrauen des ganzen Heeres getragene N. im J. 1600 unter dem Oberbefehlshaber Schwarzenberg gegen Papa, dessen aus Franzosen bestehende Besatzung sich am 1. Juni gegen den Commandanten Michael Maroth empört hatte, „allerlei Gewalt- und Schandthaten verübte“ und mit dem Beg von Stuhlweißenburg, der jedoch ihrer Treulosigkeit mißtraute, in Verbindung zu treten suchte. Dort wurde N. am 7. Juli, nachdem Schwarzenberg gefallen, zum Oberbefehlshaber ausgerufen. Seiner Festigkeit und seinen kräftigen Maßnahmen war die Besatzung nicht mehr gewachsen, sie versuchte daher am 10. August zu fliehen, wurde aber bei den Ruinen der Leufelder Karthause ereilt, umzingelt und bis auf 90 Mann niedergemacht. Und auch diese fanden mit wohl nicht vermeidbarer Zustimmung Nádasdy's durch die rachebedürftigen Schaaren ein martervolles Ende. Inzwischen dauerte der Krieg mit den Türken fort und hat N. im J. 1601 bei Ofen „durch ergreifende Worte“ seine Leute dazu vermocht, im bedrängtesten Augenblicke für die Herstellung des bereits schwankenden Kampfes mit Erfolg einzutreten; ihm war es auch zu danken, daß nach Aufhebung der Belagerung von Kanisza der Rückzug über die Mur am 8. November durchgeführt werden konnte und im J. 1602 bei Ofen und Pesth vom 29. September bis 18. October der Gegner mannigfache Verluste erlitt. Nádasdy's einstweilen nur theilweise bekannt gewordener Lebenslauf dürfte bei der gegenwärtig regen Ausbeute der ungarischen Archive bald die gewünschte Aufklärung finden und dadurch begründeter zur Darstellung kommen, daß N. unter den Männern, welche 1587—1602 gegen die Türken fochten, einer vom ersten Range gewesen, denkwürdig durch seine mit Leib und Seele bethätigte Treue zu König und Vaterland, durch seine Begabung und Verläßlichkeit als Reiterführer und Feldherr, sowie durch seine Ehrliebe und allzeit bewährte Freimüthigkeit. N. war mit Elisabeth Bathory verehelicht, die ihrer Grausamkeit wegen zum Kerker verurtheilt wurde und in demselben starb.

    • Literatur

      Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 20. Th. Wien 1869. — (Kepner) Thaten etc. berühmter oesterr. Feldherren. 1. Bd. Wien 1808. —
      Reilly, Skizzirte Biogr. d. berühmtesten Feldh. Oest. Wien 1813. —
      (Adam) Erinnerungsblätter f. d. Sammlung berühmter oest. Feldherren etc. (Als Manuscript um 1805 gedruckt.) Feßler u. Klein, Geschichte d. Ungarn etc. Leipzig 1883. — Gradelehnus, Hungarische etc. Chronica. Frankfurt a. Main 1665.

  • Autor/in

    Sch.
  • Zitierweise

    Sch., "Nádasdy, Franz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 203-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118925741.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA