Lebensdaten
1871 – 1944
Geburtsort
Köfering bei Regensburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
bayerischer Ministerpräsident
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118896873 | OGND | VIAF: 69727679
Namensvarianten
  • Lerchenfeld-Köfering, Hugo Graf von und zu
  • Lerchenfeld-Köfering, Hugo von und zu
  • Koefering, Hugo M. Lerchenfeld-
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lerchenfeld-Köfering, Hugo Graf von und zu, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118896873.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1837–1907), Fideikommißherr auf K., Präs. d. Kammer d. Reichsräte, Großkanzler d. St. Georg-Ordens (s. BJ XII), S d. Maximilian (s. Gen. 1);
    M Clara (1848–1945), T d. Otto Gf. v. Bray-Steinburg (1807–99), bayer. Staatsmin. (s. NDB II);
    Ov Hugo (s. 1);
    - New York 1902 Ethel (1879–1943), T d. John Eugene Wyman, Eisenbahndir. in Detroit u. New York, u. d. Carrie Louise Canwell;
    2 S Johannes (1905–82), Leiter d. Wirtsch.referats an d. Botschaft in Rom, Emmeran (1914–78), Pianist, Prof. an d. Hochschule f. Musik in Lima (Peru).

  • Biographie

    L. studierte in München die Rechte und eignete sich eine umfassende Bildung an. 1893 trat er beim 1. bayer. Ulanenregiment ein, leistete den Referendar-Vorbereitungsdienst in Regensburg, München und Lindau, war Regierungsakzessist in München und im Reichsamt des Innern und seit 1900 Bezirksamtsassesor in Neustadt (Pfalz), wo er sich mit Hermann Gf. Keyserling befreundete. Seit 1904 war er Assessor im Staatsministerium des Innern, 1909-14 Bezirksamtmann in Berchtesgaden, dann Regierungsrat im Kultusministerium und Referent für das landwirtschaftliche Unterrichtswesen. Über seine Frau mit der amerikan. Kultur vertraut, hatte er 1909 eine Studienreise durch die USA unternommen, um das dortige landwirtschaftliche Unterrichtswesen kennenzulernen. Als Rittmeister d. Res. im Kriege zunächst Frontoffizier, wurde er 1915 Polizeipräsident von Lodz, dann stellvertretender Polizeipräsident von Warschau und 1917 Erster Regierungskommissar beim poln. Staatsrat. Nach dem Kriege war er eine Zeitlang als Geschäftsführer des Bayer. Großgrundbesitzervereins tätig. Im Nov. 1919 trat L. als Oberregierungsrat in den Reichsdienst ein und wurde Geh. Legationsrat im Auswärtigen Amt. 1920/21 vertrat er als Gesandter die Reichsregierung bei der hess. Regierung in Darmstadt. Nachdem der bayer. Ministerpräsident Kahr infolge des Streites mit der Reichsregierung namentlich um die Auflösung der bayer. Einwohnerwehren zurückgetreten war, wurde L. auf Vorschlag der Bayer. Volkspartei (BVP) am 21.9.1921 Ministerpräsident. Die Koalition von BVP, Bayer. Bauernbund und DDP blieb bestehen. L. bemühte sich erfolgreich um den Abbau der Spannungen zwischen Bayern und Reich. Als konservativer Demokrat nahm er gegen den Links- und besonders auch gegen den Rechtsradikalismus in Bayern Stellung. Das Republikschutzgesetz des Reiches nach dem Rathenau-Mord im Juni 1922, das die Schaffung eines Staatsgerichtshofs vorsah, wurde in Bayern als Eingriff des Reichs in die Justizhoheit der Länder aufgefaßt. Karl Meyer, Staatsrat im Justizministerium, gewann die Mehrheit der Minister für eine Ablehnung des Gesetzes, L. wurde überstimmt. Daraufhin verließen die Demokraten die Koalition, die Bayer. Mittelpartei trat an ihre Stelle, und Franz Gürtner wurde Justizminister. In Verhandlungen mit der Reichsregierung über das Republikschutzgesetz wurde erreicht, daß beim Staatsgerichtshof ein süddeutscher Senat eingerichtet wurde. Doch die Rechtskreise in Bayern setzten ihre Kritik an der versöhnlichen Haltung des Ministerpräsidenten fort. Eine von Staatsrat Hans Schmelzle verfaßte Denkschrift vom Sept. 1922 über die Teuerungsfrage, die von der BVP als staatssozialistisch abgelehnt wurde, schadete L.s Ansehen in bürgerlichen Kreisen. Als Hermann Esser, der Schriftleiter des „Völkischen Beobachters“, schließlich ein ehrenrühriges Gerücht ausschlachtete, was von der Presse bis hin zur Münchner Post genüßlich aufgegriffen wurde, war L. politisch erledigt. Er trat am 2.11.1922 zurück und machte Eugen v. Knilling Platz, der dem rechtsradikalen Druck kaum noch Widerstand entgegensetzte. 1924-26 saß L. als BVP-Abgeordneter im Reichstag, bis ihm die Rückkehr in den von ihm angestrebten und geliebten Beruf ermöglicht wurde: Er ging als Gesandter nach Wien. Als Anhänger des Gedankens|eines föderalistischen Großdeutschland nahm er tätigen Anteil am Abschluß des deutschösterr. Zollvereinsvertrags von 1931. Nach dessen Scheitern wurde er Gesandter in Brüssel. 1933 in den Ruhestand versetzt, lebte er zurückgezogen in Percha am Starnberger See.

    L. war – um es mit den Worten des BVP-Politikers Karl Schwend zu sagen – „der der Zeit und Welt aufgeschlossenste Minister der Weimarer Zeit in Bayern,… eine sich jedem menschlich rasch öffnende und geistig äußerst bewegliche Persönlichkeit“, doch „weniger der gestählte Geist des Staatsmannes als der durch das Schöne und Wahre angezogene Geist des philosophischen Weltbetrachters, der die Politik nicht restlos ernst nahm“.

  • Werke

    Die Soz.gesetzgebung im Dt. Reich u. in England, 1900;
    Die Erziehung d. Volkes z. Pol., 1922;
    versch. Art. im Staatslex. d. Görresges., 5 Bde., ⁵1926-32 (Amerikanismus, Angelsachsentum, Bayern u. d. Reich, Großdeutsch, Hertling, Ketteler, Kosmopolitismus, Lincoln, Macht, Panamerikanismus, Kulturleben in d. Vereinigten Staaten v. Amerika, Washington, Weltmacht, Weltpol., Wilson). -
    Hrsg.: Hugo Gf. v. u. z. Lerchenfeld, Erinnerungen u. Denkwürdigkeiten, 1934, ²1935. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Memoiren im Fam.archiv Köfering.

  • Literatur

    W. G. Zimmermann, Bayern u. d. Reich 1918–23, 1953;
    K. Schwend, Bayern zw. Monarchie u. Diktatur, 1954 (P);
    Gerh. Schulz, Zw. Demokratie u. Diktatur, Vfg.pol. u. Reichsreform in d. Weimarer Republik I, 1963;
    F. Menges, Hans Schmelzle, Bayer. Staatsrat im Ministerium d. Äußeren u. Finanzminister, 1972.

  • Porträts

    Phot. in: Gotha. Genealog. Taschenbuch d. Gfl. Häuser 96, 1923.

  • Autor/in

    Wolfgang Zorn, Franz Menges
  • Zitierweise

    Zorn, Wolfgang; Menges, Franz, "Lerchenfeld-Köfering, Hugo Graf von und zu" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 314-315 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118896873.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA