Lebensdaten
1847 – 1888
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Funchal (Madeira)
Beruf/Funktion
Pathologe ; Arzt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118847031 | OGND | VIAF: 8184866
Namensvarianten
  • Langerhans, Paul
  • Langerhans, Paul, jun.

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Zitierweise

Langerhans, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118847031.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1820–1909), Dr. med., Arzt in B., seit 1875 Stadtverordneter, 1893-1907 Stadtverordnetenvorsteher, 1875-1904 Mitgl. d. preuß. Abgeordnetenhauses u. 1881-1903 d. Reichstags (freisinnig), S d. Friedrich Wilhelm ( 1851), Stadt- u. Oberbaurat in B., u. d. Catharine Wilhelmine Treuer;
    M Anna Luise Caroline (1824–53), T d. Wilhelm Keibel (1792–1860), Kaufm. (Tuch- u. Seidenhandel) u. Stadtältester in B., u. d. Auguste Caplick;
    Halb-B Robert (1859–1904), 1885-94 Assistent Virchows, Prof. d. Pathol. (s. BJ IX; Fischer);
    Berlin 1885 Margarete verwitwet Ebart (1852–1933), Tochter d. Rittergutsbes. Gustav Jordan in Kuhhorst (Osthavelland) u. d. Elisabeth de Cuvry; kinderlos.

  • Biographie

    L. studierte 1865/66 in Jena und seit 1867 in Berlin Medizin (Dr. med. 1869, Staatsexamen 1870). Mit dem Geographen H. Kiepert unternahm er eine Studienreise nach Ägypten, Syrien und ins Jordangebiet. Im Deutsch-Franz. Krieg trat er als Arzt in die Armee ein. Dann war er als Assistent in Leipzig und als Prosektor in Freiburg tätig, wo er 1871 für Pathologische Anatomie habilitiert und 1874 zum ao. Professor ernannt wurde. In diesem Jahr erkrankte er an Tuberkulose und suchte zuerst Heilung in Silvaplana (Schweiz), dann auf Capri, nachdem er von Nov. 1874 bis Mai 1875 an der Zoologischen Station in Neapel unter Anton Dohrn gearbeitet hatte. Nach einem Kuraufenthalt in|Badenweiler entschloß er sich im Herbst 1875 nach Madeira umzusiedeln, wo er nach einiger Zeit in Funchal als praktischer Arzt tätig wurde. Dort hat er eine Reihe von interessanten topographischen und zoologischen Arbeiten verfaßt, die zum Teil von seinem Doktorvater Rudolf Virchow in der Preuß. Akademie der Wissenschaften vorgetragen wurden. L.s besonderes Interesse galt der örtlichen Wurmfauna. Er schrieb außerdem ein vielbenutztes „Handbuch für Madeira“ (1885), worin er vor allem über die klimatische Situation und die Heilungsmöglichkeiten für Tuberkulöse berichtete.

    Virchow hatte den Sohn seines Parteifreundes mit einer Dissertation „Beiträge zur mikroskopischen Anatomie der Bauchspeicheldrüse“ betraut, die, nur 32 Seiten umfassend, 1869 erschienen war, und in der L. neun verschiedene Zellgruppen im Pankreas beschrieben hatte. Die letzten beiden waren bisher noch nicht bekannt, und eine Gruppe, die anatomisch besonders auffiel, erhielt 1893 von Edouard Laguesse den Namen „Ilots de Langerhans“. L.s anatomische Beschreibung war zwar ausgezeichnet, aber er zog noch keine weiteren Folgerungen über die Funktion dieser Zellgruppen. Das gelang erst nach L.s Tod Laguesse, der ihre innere Sekretion vermutete, die im übrigen für das Pankreas bereits Virchow 1854 postuliert hatte. Noch bevor das Insulin 1921 von Frederick Banting und Charles Best isoliert werden konnte, nannte 1909 Jean de Meyer die noch hypothetische Wirksubstanz Insulin.

    L.s weitere Arbeiten in Deutschland waren vor allem pathologischen Fragen gewidmet. Seine Habilitationsschrift galt der Anatomie der sympathischen Ganglienzellen (1871), weitere Beiträge der vergleichenden Pathologie und Anatomie sowie der Ethnologie. Einige medizinische Abhandlungen verfaßte L. über die Leprosenbehandlung und die Ätiologie der Phthisis, wobei er sich als Anhänger der Virchowschen Organlehre erwies und der 1882 erfolgten Entdeckung des Tuberkulosebazillus durch Robert Koch als ätiologischem Agens relativ reserviert gegenüberstand. Neben der Erstbeschreibung der nach ihm benannten Zellenhaufen hat L. besondere Verdienste um das Studium der im Organismus gespeicherten Fremdstoffe: Er entdeckte mit seinem Freund Friedrich Hoffmann (1843–1924) mit Hilfe von Zinnober die Speicherung in weißen Blutzellen, im Knochenmark und im Kapillarsystem. Sie wurden damit Vorläufer bei der Entdeckung des retikulo-endothelialen Systems. Seit 1873 studierte L. die Struktur der Haut und fand dabei eine nach ihm benannte „Langerhanssche Granulosaschicht“ (Stratum granulosum).

  • Werke

    Weitere W u. a. Über d. Nerven d. menschl. Haut, in: Archiv f. patholog. Anatomie 44, 1868, S. 325-37;
    Zur patholog. Anatomie d. Tastkörper, ebd. 45, 1869, S. 413-17;
    Über d. Verbleib d. in d. Circulation eingeführten Zinnobers, ebd. 48, 1869, S. 303-25;
    Zur Histol. d. Herzens, ebd. 58, 1873, S. 65-83;
    Über mehrschichtige Epithelien, ebd., S. 83-92;
    Über d. accessor. Drüsen d. Geschlechtsorgane, ebd. 61, 1874, S. 208-28;
    Zur Ätiol. d. Phthise, ebd. 97, 1884, S. 289-306;
    Über Tastkörperchen u. Rete Malpighi, in: Archiv f. mikroskop. Anatomie 9, 1873, S. 730-44;
    Zur Anatomie d. Amphioxus lanceolatus, ebd. 12, 1876, S. 290-348;
    Zur Entwicklung d. Gastropoda opisthobranchia, in: Zs. f. wiss. Zool. 23, 1873, S. 171-79;
    Die Wurmfauna v. Madeira, ebd. 32, 1879, S. 513-92;
    Über Madeiras Appendicularien, ebd. 34, 1880, S. 145.

  • Literatur

    ADB 51;
    K. Bardeleben, in: Anatom. Anz. 3, 1888, S. 850 f. (W);
    M. Morrison, Contributions to the microscopic anatomy of the pancreas by P. L., in: Bull, of the Inst. of the Hist. of Medicine 5, 1937, S. 259-97 (P);
    G. Wolff, Btrr. berühmter Studenten z. Erforschung d. Zucker-stoffwechsels, in: Münchener Med. Wschr. 102, 1960, S. 1203-08;
    W. R. Campbell, in: Canadian Medical Association Journal 79, 1958, S. 855 f.;
    L. Giacometti u. M. Barss, in: Archives of Dermatol. (USA) 100, 1969, S. 770-72;
    W. Kloppe, P. L. u. s. Berliner Diss. (1869), in: Dt. Med. Journal 20, 1969, S. 581-83;
    H. Voß, 100 J. L.sche Inseln, in: Anatom. Anz. 125, 1969, S. 333-35;
    V. Becker, P. L., 100 J. nach s. Doktorarbeit, in: Dt. Med. Wschr. 95, 1970, S. 358-62;
    G. Wolff u. H. Schadewaldt, 1877-1977 Biogr. Adnota zu P. L., in: Med. Welt 28 (NF), 1977, S. 1-7 u. 91-96;
    G. Wolff, in: Kassenarzt 18, 1978, S. 5199-5216;
    Fischer;
    Dict. Scient. Biogr. VIII, 1974.

  • Autor/in

    Hans Schadewaldt
  • Zitierweise

    Schadewaldt, Hans, "Langerhans, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118847031.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Langerhans: Paul L., Arzt, als Sohn des gleichnamigen Arztes zu Berlin 1849 geboren, studirte daselbst, hauptsächlich als Schüler Virchow's, und veröffentlichte schon als Student eine Abhandlung „Ueber die Nerven der menschlichen Haut“ (1868). 1869 promovirte er in Berlin mit der Dissertation „Ueber den feineren Bau der Bauchspeicheldrüse“, widmete sich dann dem Specialstudium der pathologischen Anatomie, bereiste zusammen mit Heinr. Kiepert Syrien und Palästina, wobei er besonders der Lepra und kraniometrischen bezw. anthropologisch-ethnographischen Studien sich widmete. 1871 wurde er pathologischer Prosector in Freiburg i. Br., habilitirte sich daselbst für|pathologische Anatomie, siedelte jedoch bereits 1875 aus Gesundheitsrücksichten nach Madeira über, wo er am 20. Juli 1888 auf Funchal verstarb. Außer den genannten Arbeiten publicirte L. als Habilitationsschrift die Abhandlung „Ueber den Bau der sympathischen Ganglienzellen“ und dann eine Reihe von Schriften über Klima und Curgebrauch in Madeira, Studien über Schwindsucht und Lepra, histologische Untersuchungen über das Herz, die Haut, den Bau der Knochen und embryologische Arbeiten.

    • Literatur

      Vgl. Pagel's Biogr. Lex. S. 958.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Langerhans, Paul" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 588-589 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118847031.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA