Lebensdaten
1866 – 1930
Geburtsort
Bühlertal
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
katholischer Geistlicher ; badischer Zentrumspolitiker ; Katholischer Theologe ; Militärgeistlicher ; Politiker ; Abgeordneter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118795384 | OGND | VIAF: 59880332
Namensvarianten
  • Schofer, Joseph
  • Geradeaus, Joseph
  • Schofer, Josef
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Zitierweise

Schofer, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795384.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (* 1838), Taglöhner, Waldhüter in B.;
    M Karoline Gutmann ( 1878);
    Stief-M (seit 1878) Luise Brügel; 6 Geschw, 7 Halb-Geschw.

  • Biographie

    Nach der Volksschule und einer Tätigkeit als Waldarbeiter ermöglichte der politisch interessierte Vater trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Familie S. den Besuch der Lenderschen Anstalt in Sasbach und des Gymnasiums in Rastatt. Auf das Theologiestudium in Freiburg (1888–92) und die Priesterweihe folgten Tätigkeiten als Präfekt am Ebfl. Gymnasialkonvikt in Tauberbischofsheim und 1894-1904 als Repetitor am Theol. Konvikt und als Studentenseelsorger in Freiburg. 1902 promoviert (Hugo v. St. Viktor,|Der größte Schulmann d. 12. Jh., Ein Btr. z. Gesch. d. Päd.), versagte ihm die bad. Regierung 1905 hauptsächlich aus politischen Gründen die Bestätigung der Ernennung zum Konviktsdirektor.

    Gefördert vom Vorsitzenden des bad. Zentrums, Theodor Wacker (1845–1921), übernahm S. Führungspositionen in Partei und kath. Vereinswesen (u. a. Volksver. f. d. kath. Dtld.; Dienstbotenver.). Umfassend publizistisch tätig und seit 1905 Mitglied der Zweiten Kammer der Landstände, trat S. nach dem Ende des 1. Weltkriegs das politische Erbe seines Mentors Wacker als Parteivorsitzender an. Nach der Novemberrevolution 1918 und dem Thronverzicht Ghzg. Friedrichs II. und somit „durch den Ausgang des Krieges ins Demokratische hinübergeschoben“ (J. Sauer), definierte S. die Funktion des Zentrums als Ordnungs- und Verfassungspartei. Baden bekannte sich als erster Landesverband zum republikanisch-parlamentarischen System, um die Staatsordnung zu sichern und einen Bürgerkrieg abzuwehren. Die von S. während der 20er Jahre maßgeblich gestützte Koalitionsregierungen aus Zentrum, SPD und (meist) DDP verliehen Baden eine im Vergleich mit anderen Ländern seltene Stabilität. Die wichtigsten Ergebnisse der Politik jener Jahre waren eine Wahlrechtsreform (1927) mit einer Vermehrung der Wahlkreise sowie ein Lehrerbildungsgesetz (1926), das die konfessionelle Ausbildung der Volksschullehrer beibehielt. In der Annahme, die Mehrheit der Bevölkerung würde eine Abschaffung der Simultanschulen ablehnen sowie aus Furcht vor einem Koalitionsbruch seitens der SPD stand er kurialen Plänen einer vertraglichen Regelung des Verhältnisses von Staat und Kirche skeptisch gegenüber. Von einer solchen Skepsis ließ sich sein Nachfolger in der Parteiführung, Ernst Föhr (1892–1976), nicht leiten, allerdings um den Preis der Beendigung des bad. Regierungsmodells.

    Als einflußreicher Landesparteichef, Beisitzer im Parteivorstand und stellv. Parteivorsitzender wirkte S. maßgeblich an der politischen Willensbildung in der Dt. Zentrumspartei mit. Zwei prominente Vertreter des linken Parteiflügels, die im Sinne des Versailler Vertrages als „Erfüllungspolitiker“ profiliert waren, fanden bei ihm politischen Rückhalt: Matthias Erzberger (1875–1921) und Joseph Wirth (1879–1956), dessen Abneigung gegen eine Orientierung des Zentrums nach rechts im Sinne einer Regierungsbeteiligung der DVP oder gar der DNVP er teilte. Von allen führenden Zentrumspolitikern in den Ländern erreichte keiner sein Format und nur wenige vermochten mit ähnlichem Erfolg die Aufgabe des innerparteilichen Interessenausgleichs zu lösen (R. Morsey).

  • Auszeichnungen

    Orden Zähringer Löwe II. Kl. (1918);
    Geistl. Rat (1917);
    päpstl. Hausprälat (1921).

  • Werke

    u. a. Zentrumspol. auf d. bad. LT, 3 Bde., 1907-10;
    Zehn J. bad. Schulkämpfe, ³1911;
    Großblock – Bilanz, Zeitgemäße pol. Erinnerungen, 1913;
    Erinnerungen an Theodor Wacker, 1921;
    Pol. Briefe über d. alte u. neue Zentrum, 1922;
    Mit der alten Fahne in d. neue Zeit, Pol. Plaudereien aus d. „Musterländle“, 1926;
    |

  • Quellen

    Qu GLA Karlsruhe (231/10957, fol. 153-54); Ebfl. Archiv Freiburg (Na 57; Nachlaß); Verhh. d. zweiten Kammer d. Stände-Versig. d. Ghzgt. Baden, Protokollhh. 1905/06-1917; Verhh. d. Bad. LT, Protokollhh. 1919-1930/1931.

  • Literatur

    B. Jauch, in: Freiburger Diözesan-Archiv 59, 1931, S 32-42;
    H. Sacher, in: Staatslex.⁵, 1931, Sp. 1288-90;
    P. Enderle, Dr. J. S., „Der ungekrönte Großherzog v. Baden“, 1957 (W, P);
    H. Köhler, Lebenserinnerungen d. Politikers u. Staatsmannes 1878-1949, 1964;
    R. Morsey, Die Dt. Zentrumspartei 1917-1923, 1966;
    H. Bender, „Badisches“, Ein landesgeschichtl. Mosaik, 1983, S. 162-79 (P);
    S. Plück, Das Bad. Konkordat v. 12. Okt. 1932, 1984;
    H. Küppers, Joseph Wirth, 1997;
    U. Hörster-Philipps, Joseph Wirth, 1879–1956, Eine pol. Biogr., 1998;
    B. Henze, in: LThK³;
    G. Kaller, Baden in d. Weimarer Rep., in: H. Schwarzmaier u. M. Schaab (Hg.), Hdb. d. baden-württ. Gesch. IV, 2003, S. 40-45;
    C. Siebler, in: Bad. Biogrr. NF III;
    G. Wirth, in: BBKL IX (W, L);
    Lex. Christl. Demokratie.

  • Autor/in

    Hans-Georg Merz
  • Zitierweise

    Merz, Hans-Georg, "Schofer, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 438-439 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795384.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA