Dates of Life
um 1460 – 1514 oder 1516
Place of birth
Brünn
Place of death
vermutlich Wien
Occupation
Baumeister ; Bildhauer
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118792199 | OGND | VIAF: 5727222
Alternate Names
  • Pilchramb, Anton
  • Pilgram, Antoni
  • Pilgram, Antonj
  • more

Relations

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Places

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Citation

Pilgram, Anton, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118792199.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Ob P. auf seiner Wanderschaft auch nach Straßburg gelangte und dort mit dem Werk Nikolaus Gerhaerts in Berührung kam, ist umstritten. Die altere Forschung schrieb ihm aufgrund von Meisterzeichen, die mit dem Zeichen P.s übereinstimmen, einige Werke zu (u. a. Heilbronn, Hallenchor d. Kilianskirche, Wimpfen, sog. Meisterschilde am Westgiebel d. Stadtpfarrkirche, Schwieberdingen b. Ludwigsburg, Sakramentshausengel). Für keine dieser Arbeiten gibt es jedoch urkundliche Belege. Historisch greifbar wird P. erst 1495 durch Steinmetzzeichen an der Wendeltreppe in St. Jakob in Brünn. Wahrscheinlich war er Vorsteher der in diesem Jahr auch urkundlich in den Losungsbüchern der Stadt erwähnten Bauhütte. In den folgenden Jahren entstanden das Längsschiff von St. Jakob (1502–10), das sog. „Judentor“ (Porta viridis, 1508) und das Rathausportal (1511).

    Seit 1511 war P. an der Dombauhütte an St. Stephan in Wien tätig, deren Dombaumeister er 1512 wurde. Aus diesem Jahr ist auch eine Rechtfertigungsschrift P.s gegen die Wiener Steinmetzzunft überliefert. Im folgenden Jahr hat er sich als Dombaumeister am Orgelfuß von St. Stephan dargestellt, 1514/15 entstand sein Selbstbildnis an der Kanzel. Mit diesen beiden Baumeisterdarstellungen und denjenigen der vier Kirchenväter am Kanzelkorb präsentierte sich P. als Bildhauer von europ. Bedeutung, der den Naturalismus Gerhaerts in der Porträtdarstellung zu einer Hochblüte führte.

    Von P. stammen die Gewölberisse für mehrere österr. Kirchen, so für den Chor der Pfarrkirche von Freistadt im Mühlviertel (um 1515); in der Nachfolge dieser Chorlösung wurden die Kirchen von Rosenberg bei Krumau (vollendet 1525) und Zell bei Zellhof (um 1525) eingewölbt. „Pilgrammotive“ wie z. B. den aus einem Kreis konstruierten Gewölbestern weisen auch die Kirchen in Gramastetten bei Linz, Sindelburg (Oberösterreich) und Unterweißenbach im Mühlviertel auf. Die Wölbung in Weißenkirchen/Traun stimmt mit einer gezeichneten Chorwölbung P.s völlig überein. Die vielfältigen, kräftig modellierten Schleifenmotive dieser Gewölbe weisen P. als herausragenden Meister der deutschen Spätgotik aus. Zwischen 1514 (Nennung Mert Hübels als Meister an St. Jakob in Brünn) und 1516 (Georg Hauser Dombaumeister in Wien) muß P. gestorben sein.

  • Works

    Weitere W u. a. in Brünn: St. Jakob: Portal, Erker u. Wendeltreppe, 1495, nördl. Längsschiff d. Kl. Kapelle, 1502;
    sog. „Judentor“, 1508, davon Konsolen erhalten (Brünn, Mus.);
    Bildsäule d. Petrus Martyr (ebd.);
    Jakobsschulstiege an St. Jakob, 1510;
    Rathausportal, 1511;
    Grabtragung, 1496 (München, Bayer Nat.mus.), Falkner-Statuette, um 1500 (ehem. Schloß Ambras, heute Wien, Kunsthist. Mus.);
    Epitaph d. Johann Keckmann (Wien, St. Stephan). – Weitere Gewölberisse u. a. f. d. Kirche in Weyer b. Steyr;
    f. d. Niederösterr. Landhaus in Wien, 1513-16 (Gewölbe in d. Durchfahrtshalle, d. Pförtnerstube u. d. got. Zimmer erhalten). – Diese u. weitere Risse in d. Ak.bibl. Wien.

  • Literature

    I. Schlosser, Die Kanzel u. d. Orgelfuß zu St. Stephan in Wien, 1925;
    K. Oetlinger, A. P. u. d. Bildhauer v. St. Stephan, 1951;
    M. Capra, Zur Datierung d. Kanzel A. P.s in St. Stephan, in: Mitt. d. Ges. f. vgl. Kunstforsch. in Wien 4, 1951, S. 21-23;
    B. Grimschitz, Die Risse v. A. P., in: Wiener Jb. f. Kunstgesch. 15, 1953, S. 101-18;
    H. Koepf, Neuentdeckte Bauwerke d. Meisters A. P., ebd. S. 119-35;
    ders., Die Heilbronner Kilianskirche u. ihre Meister, 1961;
    ders., Zur Frage d. Urheberschaft d. 96 angebl. „P.-Risse“ d. Wiener Slgg., in: Alte u. moderne Kunst 138, 1975, S. 9-14;
    ders., Die drei Planrisse d. Orgelfusses im Wiener Stephansdom|in Wien u. Ulm, in: Ulm u. Oberschwaben 42/43, 1978, S. 85-95;
    K. Halbauer, predigtstül, Die spätgot. Kanzeln im württ. Neckargebiet bis z. Einf. d. Ref., 1997;
    R. Perger, Neues üb. A. P., in: Österr. Zs. f. Kunst u. Denkmalpflege 46, 1992, S. 1-3;
    A. Saliger, Zur Frage d. künstler. Autorschaft d. Kanzel im Stephansdom in Wien, in: Wiener Gesch.bll. 47/4, 1992, S. 181-97;
    A. Kemmler-v. Criegern, Der Öhringer Kanzelfuß in d. Berliner Skulpturenslg., in: Württ.-Franken 80, 1996, S. 79-150;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Hist. Lex. Wien.

  • Portraits

    Werkmeisterdarst. am Orgel- u. am Kanzelfuß in St. Stephan in Wien, 1513, 1514/15.

  • Author

    Jörg Deuter
  • Citation

    Deuter, Jörg, "Pilgram, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 439-440 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118792199.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Pilgram: Anton P., oftmals genannt: Meister Antoni oder Antonj, berühmter Werkmeister, welcher nachweisbar zwischen 1502 und 1516 in Brünn und in Wien thätig war. Ueber Anton P. haben sich nur wenige und geringfügige Taten erhalten. Auch sein Geburtsort ist unbekannt, denn obschon er in Brünn, wo eine Familie Pilgram bereits um 1350 existirte, längere Zeit gewirkt hat, so ist es doch fraglich, ob er jener Familie entstammte. Prof. F. Rziha hält bei dem Umstande, daß zu jener Zeit die Baumeister nach ihrem Geburtsorte oder nach dem Orte ihrer früheren Thätigkeit benannt wurden, sogar die Annahme für zulässig, daß der volksthümliche Name Pilgram mit der Stadt Pilgram in Böhmen in Zusammenhang stehe. In Brünn hat P. mehrfache Spuren seiner Thätigkeit hinterlassen. Er arbeitete an der St. Jacobskirche (1502), am ehemaligen Judenthore (1508), am abgebrochenen Seitenthurm der Jacobskirche (1510) und am Rathhausthore (1511). Einen unwiderlegbaren Beweis hierfür geben die Werkzeichen des Meisters, welche theils an der Jacobskirche, theils auf einem im Brünner Museum befindlichen Simssteine des Judenthors angebracht sind. Von Brünn wurde P. nach Wien berufen, um für den von dem Baumeister Georg Oechsel begonnenen Orgelfuß im St. Stephansdome einen neuen Bauriß zu entwerfen. Da der Plan zufriedenstellend ausgefallen war, so wurde P. auch die Ausführung übertragen. Aber kaum hatte sich der kunsterfahrene Meister an die Arbeit gemacht, als infolge der Zurücksetzung Oechsels der bekannte „Werkmeisterstreit“ ausbrach, in welchem die Steinmetzzunft auf das Entschiedenste gegen den Eindringling Stellung nahm. Sie sah in der Correctur oder gänzlichen Verwerfung der Oechsel’schen Arbeit einen nicht zu rechtfertigenden Verstoß gegen die Bruderschaftsordnung und erhob wider P. eine Reihe von Anklagen, durch die er als ein eigenmächtig handelnder und gewaltthütiger Mann hingestellt wird, dem man weder das Buch der Bruderschaft, noch die Büchse (mit dem Bruderschaftsgelde) und das Siegel anvertrauen könne. Kaiser Maximilian entschied den Streit endlich zu Gunsten Pilgram's, der dann auch 1511 in die Wiener Barmeistertafeln als „paumeister zu St. Stephan“ aufgenommen wurde, während er in den Stadturkunden als solcher angeblich schon 1506 erscheint. Nebst dem in formvollendeter Schönheit ausgeführten und mit der Büste des Meisters geschmückten Orgelfuß (1513), soll P. noch der Erbauer der herrlichen Kanzel, des sogenannten Friedrich-Giebels und der Vorhallen zum Bischof- und Singerthore des Doms sein. Doch ist der thatsächliche Antheil des Meisters an diesen Objecten nicht sicherzustellen, zumal das Werkzeichen an der Kanzel kein Pilgramzeichen, sondern diesem nur sehr ähnlich ist. Auch zeigt die Büste daselbst kaum eine Aehnlichkeit mit jener am Orgelfuß, die die thatkräftigen und energievollen Züge des Künstlers zu lebendigem Ausdruck bringt. Meister P. lebt auch in der Sage fort; er figurirt darin, wohl mit Bezug auf sein Verhältniß zu Oechsel, als ein arger Neidhart, der gelegentlich sogar den jungen Puchsbaum vom Thurme stürzt, damit der kunstbegabte Lehrling den Meister dereinst nicht überflügeln könne. Das Todesjahr Pilgram's ist unbekannt. Im J. 1516 tritt bereits sein Nachfolger Georg Hauser auf.

    • Literature

      Perger, Der Dom von St. Stephan in Wien. Triest 1854. — Tschischka, Der St. Stephansdom in Wien. Wien 1832. —
      Primisser, Ueber den Baumeister Ant. Pilgram. Jahrbücher der Literatur. 11. Bd. 1820. Anzeigeblatt S. 41. — Ržiha, Das Steinmetzzeichen des Meisters Pilgram. Wiener Dombauvereinsblatt. I. Jahrg. Nr. 4 u. 5.

  • Author

    Eduard Seis.
  • Citation

    Seis, Eduard, "Pilgram, Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 128-129 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118792199.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA