Lebensdaten
1870 – 1951
Geburtsort
Ihleburg bei Magdeburg
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Jurist ; Rechtshistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118765086 | OGND | VIAF: 59879812
Namensvarianten
  • Siber, Heinrich Bethmann
  • Siber, Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Siber, Heinrich Bethmann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765086.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus sächs. Gel.fam., zu der u. a. Adam (1516–84), Rektor d. Fürstenschule Grimma, Dichter (s. Killy), dessen S Adam Theodor (1563–1616), Prof. d. Poesie, Beredsamkeit u. griech. Sprache in Wittenberg, Justus (1628–95), Prediger, geistl. Dichter in Schandau, Christian Andreas (1662–1704), Päd., ev. Theol., Johann Caspar (1677–1746), ev. Theol. (alle s. ADB 34), gehören;
    V Karl (1836–1903), preuß.|Reg.baurat, S d. Friedrich Wilhelm, Oberlandesger.rat, u. d. Wilhelmine Friederike Elisabeth Reuter;
    M Mathilde (1844–1911), T d. Friedrich Gustav Adolph Bethmann u. d. Hedwig Rosa Auguste Herzbruch;
    1904 Marie (1876–1960), T d. Wilhelm Piper (* 1834), aus Warin (Meckl.), Dr. med., preuß. Oberstabsarzt, Sanitätsrat (s. A. Wilhelmi, Die meckl. Ärzte, 1901), u. d. Luisa Schönrock; 2 T.

  • Biographie

    S. schloß den Besuch des humanistischen Gymnasiums in Stralsund 1888 mit dem Abitur ab. Das Studium der Rechte führte ihn nach Zürich, München, Berlin und Leipzig. Dem 1. Staatsexamen 1892 folgte 1893, ebenfalls in Leipzig, die Promotion mit der Arbeit „Die Rechtsnatur der Selbsteintrittsbefugnis des Kommissionärs“. Nach dem Assessorexamen 1896 wurde S. für kurze Zeit Hilfsrichter in Ostritz (Lausitz), ging 1896/97 für weitere Studien nach Königsberg und setzte seine Richtertätigkeit anschließend am Landgericht Leipzig fort. Von der Fakultät inzwischen mehrfach ausgezeichnet, habilitierte sich S. 1899 mit der Schrift „Kompensation und Aufrechnung“ und erlangte 1901 eine ao., 1903 eine o. Professur für Röm. und dt. Bürgerliches Recht in Erlangen. 1911 nahm er einen Ruf an die Univ. Leipzig (Rektor 1926/27) an, wo er bis zu seiner Emeritierung 1935 lehrte (Kriegsdienst 1917/18). Bei der Zerstörung Leipzigs 1943 verlor S. sein Vermögen einschließlich seiner Arbeitsmaterialien. Nach Wiederaufnahme des Vorlesungsbetriebs 1945 lehrte er erneut Röm. Recht, bis er 1950 abermals emeritiert wurde. S., ursprünglich nationalliberal eingestellt, war seit 1936 Mitglied der Akademie für Dt. Recht, darüber hinaus hielt er Distanz zum NS-Regime. Als Mitglied einer der führenden Fakultäten Deutschlands genoß S. einen Ruf als hervorragener Dogmatiker, der sich durch fruchtbare Kontakte zum Reichsgericht anregen ließ. Geprägt durch den wissenschaftlichen Positivismus des späten 19. Jh., widmete sich S. zunächst überwiegend der Zivilrechtsdogmatik und stellte die rechtsgeschichtliche Forschung in deren Dienst. Dabei hielt S. konsequent an spezifisch fachwissenschaftlichen Methoden fest. Im Mittelpunkt der zivilrechtsdogmatischen Arbeiten des „letzten großen Pandektenjuristen“ (Wieacker) steht seine große Bearbeitung des Schuldrechts in Gottlieb Plancks Kommentar zum BGB. Besonders seit den 1920er Jahren beteiligte sich S., angeregt durch die Tradition der Leipziger Romanistik, die durch Ludwig Mitteis eine Neuorientierung erfahren hatte, an der Erforschung des Röm. Rechts im Altertum. Seine Beiträge zur romanist. Grundlagenforschung waren zunächst durch eine zeitbedingte Ausrichtung an der Interpolationenforschung gekennzeichnet. Nachdem S. eine Reihe maßgebender exegetischer Arbeiten vorgelegt hatte, bildete in seinen letzten Lebensjahren zunehmend das röm. Staatsrecht seinen Interessenschwerpunkt. Berühmt wurde er für seine kritische Auseinandersetzung mit Theodor Mommsens Auffassung vom röm. Prinzipat, die S. als zu weitgehende juristische Konstruktion wahrnahm; die Ergebnisse gingen in sein postum erschienenes Werk „Römisches Verfassungsrecht in geschichtlicher Entwicklung“ (1952) ein.

  • Auszeichnungen

    bayer. Luitpoldmedaille (um 1908);
    Rr.kreuz I. Kl. d. sächs. Verdienstordens (um 1916);
    Mitgl. d. Ac. du Droit Comparé, Den Haag (1924);
    o. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (1932);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1940);
    Dr. phil. h. c. (Leipzig 1950;
    Erlangen 1951);
    FS d. Leipziger Juristenfak. z. 70. Geb.tag, 2 Bde., 1941/43.

  • Werke

    Weitere W Die Passivlegitimation b. d. Rei vindicatio als Btr. z. Lehre v. d. Aktionenkonkurrenz, 1907;
    Zur Entwicklung d. röm. Prinzipatvfg., 1933;
    Confirmatio donationis, in: ZSRGR 53, 1933, S. 99–150;
    Cäsars Diktatur u. d. Prinzipat d. Augustus, ebd. 55, 1935, S. 99–158;
    Zur Prinzipatsvfg., ebd. 64, 1944, S. 233–74 u. 485;
    Präjudizialität feststellender Zwischenurteile, ebd. 65, 1947, S. 1–42;
    Die ältesten röm. Volksverslgg., ebd. 57, 1937, S. 233–71;
    Analogie, Amtsrecht u. Rückwirkung im Strafrechte d. röm. Freistaates, 1936;
    Die plebejischen Magistraturen bis z. lex Hortensia, 1936;
    Retentio propter res donatas, in: Studi in onore di Salvatore Riccobono, Bd. 3, 1936, S. 241–82;
    Haftung f. Nachlaßschulden nach geltendem u. künftigem Recht, 1937;
    Die Ehegesetzgebung d. Augustus, in: Dt. Rechtswiss., Bd. 4, 1939, S. 156–67;
    Die Wahlreform d. Tiberius, in: FS f. Paul Koschaker, Bd. 1, 1939, S. 171–217;
    Operae liberales, in: Iherings Jbb. f. d. Dogmatik d. bürgerl. Rechts 88, 1939/40, S. 161–98;
    Das Führeramt d. Augustus, 1940;
    Praeiudicia als Beweismittel, in: FS f. Leopold Wenger, Bd. 1, 1944, S. 46–82;
    Vorbereitung u. Ersatzzweck d. Besitzinterdikte, in: Scritti in onore di Contardo Ferrini, Bd. 4, 1949, S. 98–130;
    Auctoritas patrum u. auctoritas senatus, in: FS f. Gustav Boehmer, 1954, S. 22–33;
    Hg.:
    Iherings Jbb. f. d. Dogmatik d. bürgerl. Rechts, seit 1915;
    Rivista di Diritto privato, seit 1931.

  • Literatur

    Th. Kolde, Die Univ. Erlangen unter d. Hause Wittelsbach 1810–1910, 1910, S. 485, 540;
    P. Koschaker, H. S. z. 70. Geb.tag, in: FF 16, 1940, S. 120;
    E. Vogel u. G. Endriß, 200 J. Univ. Erlangen, 1943, S. 28 u. 82;
    G. Boehmer, H. S. z. achtzigsten Geb.tage, in: Dt. Rechtszs. 5, 1950, S. 157;
    Widmung in: ZSRGR 67, 1950, S. VII f. (P);
    F. Wieacker, ebd. 68, 1951, S. XIX–XXXII;
    H. Lange, in: NJW, 1952, S. 134;
    E. Jacobi, in: Jb. d. Sächs. Ak. d. Wiss. 1949–1953, 1954, S. 55 f.;
    F. Neubert, Dt. Zeitgenossenlex., 1905;
    G. Zieler u. Th. Scheffer, Das Akad. Dtld., Bd. 2, 1905, S. 24;
    Erlanger Professoren I;
    W. Litewski, Słownik encyklopedyczny prawa rzymskiego, 1998;
    Qu
    Univ.archiv Erlangen-Nürnberg|(E1/1 Nr. 1 fol. 44, Lebenslauf 1903);
    Univ.archiv Leipzig (Personalakte);
    Ev. Kirchengde. Ihleburg (Traureg. 1869/2A u. Taufreg. 1870/17);
    Friedhofsverw. Mittenwald (Grabkartei).

  • Autor/in

    Martin Avenarius
  • Zitierweise

    Avenarius, Martin, "Siber, Heinrich Bethmann" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 303-305 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765086.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA