Dates of Life
1887 – 1967
Place of birth
Crailsheim (Württemberg)
Place of death
Heidelberg
Occupation
Psychiater
Religious Denomination
-
Authority Data
GND: 118758659 | OGND | VIAF: 76363050
Alternate Names
  • Schneider, Kurt
  • Shunaidā, Kuruto
  • Šnajder, Kurt
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

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Citation

Schneider, Kurt, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758659.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Paul v. S. (um 1856-1918), Landger.präs. in Ulm (s. Württ. Nekr. 1918, Tl.);
    M Julie Weitbrecht;
    Heidi Recklinghausen;
    2 T.

  • Biographical Presentation

    S. legte 1905 in Stuttgart die Reifeprüfung ab und studierte Medizin in Berlin und Tübingen, wo er 1912 bei dem Psychiater und Neurologen Robert Gaupp (1870–1953) zum Dr. med. promoviert wurde (Über einige klin.-psycholog. Unters.methoden u. ihre Ergebnisse). Nach dem Kriegsdienst 1914-18 war er Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik in Köln, wo er sich 1919 für das Fach Psychiatrie habilitierte (Studien über Persönlichkeit u. Schicksal eingeschriebener Prostituierter) und 1921 bei Max Scheler (1874–1928) zum Dr. phil. promoviert wurde (Pathopsycholog. Btrr. z. psycholog. Phänomonol. v. Liebe u. Mitfühlen). 1931 wurde er Direktor des Klinischen Instituts der Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie in München. S. lehnte das NS-Regime und die NS-Ideologie kompromißlos ab, was ihn veranlaßte, 1934-39 Rufe nach Hamburg, Halle und Breslau abzulehnen, und was zu mehrfachen Verhören durch die Gestapo führte. Während des Krieges war er 1939-42 als Oberstabsarzt der Wehrmacht und beratender Psychiater bei den Feldzügen in Frankreich und Rußland eingesetzt, danach war er als Chefarzt der psychiatrischen Abteilung des Städt. Krankenhauses München-Schwabing tätig. Eine jüd. Ärztin, die nach Theresienstadt deportiert werden sollte, wurde von ihm bis Kriegsende in seinem Krankenhaus versteckt. Karl Friedrich Scheid, einer seiner vier ärztlichen Mitarbeiter, wurde kurz vor Kriegsende von der SS erschossen. Im Herbst 1945 wurde er als o. Professor für Psychiatrie und Neurologie nach Heidelberg berufen (1946 Dekan, 1951/52 Rektor, 1955 em.).

    Anstelle der stark objektivierenden Psychiatrie Emil Kraepelins (1856–1926) setzte S. die Verbindung seiner auf Erleben und Erlebnisweisen zielenden analytisch-deskriptiven Phänomenologie mit der Jaspersschen Methode des genetischen Verstehens. Die „Allgemeine Psychopathologie“ (1913, ⁴1946) von Jaspers wurde von S. zur „Klinischen Psychopathologie“ (1946, 152006, zahlr. Überss.) weiterentwickelt, die bis heute als Standardwerk der psychologischen Medizin gilt. Von besonderer Bedeutung ist sein vorläufiges, didaktisch-klassifizierendes triadisches System, die Verbindung von Phänomenologie und verstehender Psychopathologie, die Lehre vom Wahn und den schizophrenen Ich-Störungen, das Konzept der Zyklothymien und Schizophrenien, die Herausarbeitung der verschiedenen Typen und Formen von Depressionen, die Beschreibung der zehn Typen von Persünlichkeitsstörungen und der persönlichkeitsabhängigen und übercharakterlichen Erlebnisreaktionen. Psychoreaktive Störungen, Neurosen und psychopathische Persönlichkeitsvarianten sind für S. normalen psychischen Äußerungen wesensgleich und untereinander nicht streng trennbar. Hier ist keine Diagnose, sondern nur eine Heraushebung von Prägnanztypen durch Deskription und genetisch verstehende Analyse möglich. Weil es sich dabei nicht um Krankheiten im Sinne eines med.-naturwiss. Krankheitsbegriffs handelt, kann die Behandlung im wesentlichen nur Psychotherapie sein, für deren Integration in die Psychiatrie S. nachdrücklich eintrat. Man kann die Konsistenz der „Heidelberger Schule“ erkennen, die mit Kraepelin um die Jahrhundertwende das Grundgerüst der Psychiatrie errichtete und deren Gesicht über mehr als 40 Jahre durch die Übereinstimmung zwischen Jaspers und S. am stärksten geprägt wurde. Nur in Heidelberg wurde die psychopathologische Arbeit über diese Zeit ohne Zäsur weitergeführt.

  • Awards

    Dr. h. c. (Heidelberg 1957/1967);
    Goldene Kraepelin-Medaille d. Dt. Forsch.anstatt f. Psychiatrie, München (1966);
    Kurt Schneider-Preis d. Internat. Weißenauer Arbeitsgemeinschaft f. Psychosenforsch. (seit 1984).

  • Works

    Die psychopath. Persönlichkeiten, 1923, ⁹1950 (engl. 1958);
    Die Beurteilung d. Zurechnungsfähigkeit, 1948, ⁴1961;
    Die Untergrunddepression, in: Fortschritte d. Neurol. u. Psychiatrie 17, 1949, S. 429-34;
    Kraepelin u. d. gegenwärtige Psychiatrie, ebd. 24, 1956, S. 1-7;
    Primäre u. sekundäre Symptome bei d. Schizophrenie, ebd. 25, 1957, S. 487-90;
    Psychiatrie heute, 1952, ³1960;
    Zur Frage d. Psychotherapie endogener Psychosen, in: Dt. Med. Wschr. 79, 1954, S. 873-75.

  • Literature

    H. Kranz, in: Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten 211, 1968, S. 1-6 (P);
    W. Scheid, Gedenkrede auf K. S., in: Ruperto-Carola 43/44, 1968, S. 7-14 (P);
    H. J. Weitbrecht, in: Dt. Med. Wschr. 93, 1968, S. 320-22 (P);
    J. Hoenig, K. S. and anglophone psychiatrv. in: Comprehensive Psychiatry 23, 1982, S. 391-400;
    W. Janzarik, Jaspers, K. S. u. d. Heidelberger Psychopathol., in: Nervenarzt 55, 1984, S. 18-24;
    K. Standage, Psychopathie personalities, K. S., in: Brit. Journal of Psychiatry 155, 1989, S. 271-73;
    G. Huber, Die klin. Psychopathol. v. K. S., in: W. Janzarik (Hg.), Psychopathol. als Grundlagenwiss., 1979, S. 102-11;
    ders., K. S., The man and his scientific work, in: Zbl. f. Neurol. u. Psychiatrie 246, 1987, S. 177-91 (P);
    ders., Images in psychiatry, K. S., in: American Journal for Psychiatry 151, 1994, S. 1492 (P);
    ders., in: H. Hippius u. H. Schliack (Hg.), Nervenärzte, 1998, S. 138-45 (P);
    ders., The psychopathology of K. Jaspers and K. S. as a fundamental methnd for psychiatry, World Journal of Biological Psychiatry 3, 2002, S. 50-57;
    ders. u. G. Gross, The relevance of Jasperian-Schneiderian psychopathology for todays psychiatry, in: Neurology, Psychiatry and Brain Research 8, 2000, S. 53-68.

  • Author

    Gerd Huber
  • Citation

    Huber, Gerd, "Schneider, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 300-301 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758659.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA