Lebensdaten
1895 – 1958
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Mathematiker ; Wissenschaftsorganisator
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118757717 | OGND | VIAF: 32792347
Namensvarianten
  • Süss, Wilhelm
  • Süss, Wilhelm
  • Suess, Wilhelm
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Zitierweise

Süss, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118757717.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (1868–1910), Lehrer in F.;
    M Anna Maria Hofmann (1871–1940;
    Berlin-Steglitz 1921 Irmgard Deckert (1894–1989); 1 T.

  • Biographie

    S. besuchte das Goethe-Gymnasium in Frankfurt/M. und nahm 1913 das Studium der Mathematik in Freiburg (Br.) auf. Er wechselte nach Göttingen und Frankfurt, ehe er 1915 zum Kriegsdienst einberufen wurde. Nach Kriegsende setzte S. sein Studium in Frankfurt fort und wurde 1920 bei Ludwig Bieberbach (1886–1982) mit einer Untersuchung zur Lehre vom Raum- und Flächeninhalt von Polyedern und Polygonen promoviert, die sich an Hilberts Grundlagen der Geometrie (Göttingen 1899) anschloß. Er folgte Bieberbach 1921 nach Berlin. Da er an einer dt. Hochschule keine Anstellung fand, ging S. 1923–28 als Lektor für Deutsch nach Kagoshima (Japan). Privat befaßte er sich dort mit der Frage nach der gruppentheoretischen Begründung der Geometrie, die sich an Hilberts Grundlagen der Geometrie orientierte. Seine diesbezüglichen Arbeiten führten nach der Rückkehr aus Japan zu seiner kumulativen Habilitation 1928 an der Univ. Greifswald. Dort und später in Freiburg befaßte S. sich v. a. mit der Theorie der konvexen Körper und der Relativen Differentialgeometrie. Als S. 1934 als Nachfolger des entlassenen jüd. Mathematikers Alfred Loewy (1873–1935) nach Freiburg berufen wurde, übernahm er mehr und mehr Verwaltungs- und Organisationsaufgaben (1938–40 Dekan, 1940–45 Rektor). Er trat 1937 der NSDAP und 1938 dem NSDDB bei und war 1937–45 Vorsitzender der Dt. Mathematiker-Vereinigung (DMV), aus der 1938/39 jüd. Mitglieder entfernt wurden und die er zu einem effektiven Instrument der Fachpolitik formte. S. bewies damit seine Kollaborationsbereitschaft mit dem NS-System und erwies sich und die DMV als verläßliche Partner des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. So wurde S. zum einflußreichen fachpolitischen Repräsentanten der dt. Mathematiker während des „Dritten Reichs“. S.s Vermächtnis ist das von ihm 1944 gegründete „Reichsinstitut für Mathematik“, das heutige „Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach“, das er bis zu seinem Tod leitete. Das Institut diente während des Krieges der Organisation und Koordinierung der gesamten, d. h. reinen und angewandten Mathematik für die Kriegsforschung. Es gelang ihm, das Fortbestehen des Instituts in der Ungewißheit der Nachkriegsjahre trotz chronischer Finanzierungsengpässe zu sichern und es mit Hilfe v. a. franz. und schweizer. Kollegen zu einem internationalen Tagungsort auszubauen. Nach kurzzeitiger Suspendierung vom Professorenamt 1945 wandte S. sich neben dem Ausbau des Instituts in Oberwolfach erfolgreich dem Wiederaufbau des Freiburger math. Instituts und der Universitätspolitik zu. Er verfügte über ausgezeichnete Verbindungen zur franz. Militärregierung. In den 1950er Jahren widmete er sich Fragen der Hochschulreform und nahm regelmäßig an den dt.-engl. Hochschulkonferenzen in Königswinter und als Vertreter der Univ. Freiburg an den Rektorenkonferenzen teil. Seine Wahl zum Rektor für das akademische Jahr 1958/59 entsprach seinen vielfältigen Aktivitäten in der bundesdt. Hochschulpolitik. S. starb vor Amtsantritt. In seinen math. Arbeiten beschäftigte sich S. v. a. mit der Theorie der konvexen Körper und der Relativen Differentialgeometrie. Zu beiden Gebieten lieferte er zahlreiche Beiträge.

  • Auszeichnungen

    A korr. Mitgl. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (1940);
    Mitgl. d. Leopoldina (1943).

  • Werke

    Btrr. z. gruppentheoret. Begründung d. Geometrie, T. 1, in: Tôhoku Mathematical Journal 26, 1926, S. 365–85, T. 2, Spiegelungen auf d. Kugel, ebd. 27, 1926, S. 213–42, T. 3, Topolog. Kennzeichnung d. linearen Abb. auf d. Kugel, ebd. 28, 1927, S. 228–41, T. 4, Topolog. Kennzeichnung d. räuml. Elementargeometrie, in: Japanese Journal of Mathematics 4, 1928, S. 103–19;
    Die gegenwärtige Lage d. dt. Wiss. u. d. dt. Hochschulen, 1943 (Privatdr.).

  • Literatur

    | H. Behnke u. H. Gericke, in: Math.-Physikal. Semesterberr. 6, 1958, S. 1–3 (P);
    A. Ostrowski, in: Freiburger Univ.reden NF 28, 1958;
    H. Gericke, in: Jahresberr. d. DMV 69, 1968, S. 161–83;
    V. R. Remmert, Ungleiche Partner in d. Math. im „Dritten Reich“, Heinrich Behnke u. W. S., in: Math. Semesterberr. 49, 2002, S. 11–27;
    ders., Die DMV im Dritten Reich, Fachpol. im Netz d. nat.sozialist. Ideologie, in: D. Hoffmann u. M. Walker (Hg.), Physiker zw. Autonomie u. Anpassung, Die Dt. Physikal. Ges. im Dritten Reich, 2007, S. 421–58;
    ders., Das Problem d. Kriegsforsch. in Math. u. Naturwiss., W. S. als Rektor u. als Vors. d. DMV, in: B. Martin (Hg.), Von d. bad. Landesuniv. z. Univ. d. 21. Jh., 2007, S. 485–502;
    B. Grün, Der Rektor als Führer? Die Univ. Freiburg i. Br. v. 1933 bis 1945, 2010, bes. S. 526–84 u. 704–21 (P);
    Wi. 1955;
    Kürschner, Gel.Kal. 1958;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.;
    Lex. Greifswalder Hochschullehrer III;
    Tobies, Biogr. Lex. Math.;
    Pogg. VI, VII a;
    Baden-Württ. Biogrr. III.

  • Autor/in

    Volker R. Remmert
  • Zitierweise

    Remmert, Volker R., "Süss, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118757717.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA