Lebensdaten
1889 – 1943
Geburtsort
Davos (Kanton Graubünden)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Bildende Künstlerin ; Gestalterin ; Architektin ; Malerin ; Graphikerin
Konfession
-
Normdaten
GND: 118753754 | OGND | VIAF: 56646212
Namensvarianten
  • Taeuber, Sophie Henriette Gertrud (geborene)
  • Taeuber-Arp, Sophie (verheiratete)
  • taeuber-arp, sophie
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Zitierweise

Taeuber-Arp, Sophie (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753754.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Emil Taeuber (1855–91, aus Mogilno (Posen), Kaufm., Apotheker, seit 1881 Bes. d. Alten|Apotheke in D., S d. Louis (1823–97), aus Randt, u. d. Wilhelmine Graul (1823–1904;
    M Sophie (1854–1908), seit 1887 Bes. e. Weißwarengeschäfts in D., seit etwa 1900 Bes. e. Pension in Trogen, T d. Johann Jakob Krüsi (1824–82, Apotheker, u. d. Ida Sophia Bullinger (1831–91;
    Ov Albert Taeuber (1856–1941, Dr. med., Zahnarzt in D., seit 1915 in Dtld., Louis Heinrich Taeuber (1858–1914, Bankier, Kaufm., Patenonkel v. T.;
    Tante-m N. N. (⚭ Hans Zellweger, Dr. med., Leiter d. Zellweger`schen Kinder-Kuranstalt in Trogen, Kt. Appenzell); 4 ältere Geschw, 3 B (1 früh †) u. a. Hans Werner (1887–1970, Luise König, 1887–1970), in Klosterneuburg (Niederösterr.), 1 Schw Katharina Wilhelmina (Erika) (1884–1973, Eugen Schlegel, 1880–1948, Dr. iur., Sekr. d. Bauwesens in Z., dann RA ebd., s. Neue Schweizer Biogr., 1938), übersiedelte 1908 mit T. n. St. Gallen;
    Pura (Tessin) 1922 Hans (Jean) Arp (1886–1966, 2] 1959 Marguerite Hagenbach, 1902–94, Kunstsammlerin, gründete 1977 d. Stiftung Hans Arp-Sophie Taeuber-Arp e. V., T d. Hans Hagenbach, 1872–1947, Dr. phil., Chemiker, Industr., Dir. b. d. Fa. Geigy, u. d. Elisabeth Von der Mühll, 1881–1935), aus Straßburg, Bildender Künstler, stiftete 1965 e. gr. Teil seiner Werke d. Stadt Locarno, Ehrenbürger ders. (s. Munzinger; Vollmer; NDBA; HLS; AKL; Dict. of Art; Biogr. Lex. d. Schweizer Kunst; L), S d. Jürgen Peter (Pierre) Arp (1853–1921, aus Kiel, Zigarrenfabr., u. d. Marie Josephine Koeberle (* 1857), aus Straßburg, Pianistin, Sängerin; kinderlos.

  • Biographie

    T., jüngstes von fünf Kindern, verlor früh den Vater. 1884 kam sie mit ihrer Familie nach Trogen, wo sie die Grundschule besuchte. Danach absolvierte T. eine kunstgewerbliche Ausbildung: 1907–10 an der St. Galler Zeichnungsschule für Industrie und Gewerbe, 1911 an der Lehr- und Versuchsstätte Wilhelm von Debschitz in München, 1912–13 an der Hamburger Kunstgewerbeschule; von dort kehrte sie an die Lehr- und Versuchsstätte nach München zurück (Abschluß 1914) und ließ sich in Zürich nieder; 1916/17 nahm sie hier und in Ascona Tanzunterricht bei Rudolf von Laban.

    T. bestritt ihren Lebensunterhalt mit kunstgewerblichen Aufträgen und als Lehrerin für textiles Entwerfen an der Kunstgewerbeschule Zürich (1916–29, mit Unterbrechungen). Im Nov. 1915 lernte sie Jean Arp kennen, über den sie Zugang zur internationalen Avantgarde (u. a. Dadaszene Zürich) erhielt. In ihrer Kreativität bestätigt, entwickelte T., von der Praxis der Webetechnik ausgehend, eine eigenständige konstruktive Bildsprache, oft mit stilisierten Motiven (Wimpeln, Augen, Masken) durchsetzt, meist in Gouacheoder Aquarelltechnik. 1917–19 arbeiteten T. und Arp erstmals eng zusammen (Duo-Collagen u. Duo-Plastiken). Während dieser sich mit organischen Elementen auseinandersetzte, umkreiste T. weiterhin konstruktive Prinzipien. So gestaltete sie z. B. die Puppenspielfiguren für das szenische Märchen „König Hirsch“ von C. Gozzi (1918 uraufgeführt) mittels stereometrischer Grundformen (Zürich, Mus. f. Gestaltung, Kunstgewerbeslg.). Ebenfalls um 1918 entwarf T. die sog. Dada-Köpfe, parodistische Porträtköpfe aus Hutständern oder gedrechseltem Holz, u. a. „Tête Dada, Portrait de Jean Arp“ (Kunsthaus Zürich, Leihgabe aus Privatbes.). 1919 und 1920 hielt sich T. zeitweise zur Kur in Arosa auf. 1922 heirateten T. und Arp; es begann eine intensive Reise- und Projekttätigkeit mit der internationalen Avantgarde. 1926 begab sich das Paar nach Straßburg, um Arps dt. in die franz. Staatsangehörigkeit umzuwandeln. Die Bekanntschaft mit den Kunstsammlern Paul und André Horn führte zu dem Auftrag, ihre Privaträume und das Hotel Hanong (Wandmalereien) künstlerisch auszustatten und danach die gesamte Innenausstattung des zukünftigen Kulturzentrums „Aubette“ (ehemals Palais Kleber) zu übernehmen. Die „Aubette“, deren Gestaltungsauftrag T. auf die Zusammenarbeit mit Arp und Theo van Doesburg ausdehnte, wurde als avantgardistisches Gesamtkunstwerk 1928 vollendet. Bereits 1938 größtenteils zerstört, seit 1994 teilrekonstruiert, gilt die Ausstattung der „Aubette“ als einer der gestalterischen Höhepunkte der klassischen Moderne. Dank der Einnahmen konnten T. und Arp in Clamart-Meudon nahe Paris 1928 ein von T. entworfenes Haus beziehen, das bis zur Flucht durch Frankreich 1940–41 und dem Grenzübertritt in die Schweiz 1942 zur eigentlichen Heimstätte wurde. T. starb 1943 in Zürich an einer Kohlenmonoxydvergiftung.

    Zwischen 1930 und 1939 entstand, durch die vorläufige Stabilisierung der Lebenssituation begünstigt, T.s Hauptwerk, begleitet von konzentrierter Mitarbeit an Editionen, Publikationen und Ausstellungen. T. beschäftigte sich mit der Gouache, Zeichnung und Graphik, dem Relief (1936–38) und intensiv mit der Malerei. Das Werk entwickelte sich nicht linear, sondern themenüberschneidend und rückbezüglich in Wechselwirkung von konstruktiven und organischen Elementen. Durchgängig ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Ausdrucksgehalt der Form (Kreis, Rechteck, Dreieck, Stab, Kreuz), dem Motiv des Gleichgewichts und der Aussagekraft der Farbe zu erkennen. Essenz dieses Werks ist die Vereinigung von rationalen und poetischen Elementen in einer jederzeit flexiblen Bildsprache ohne dogmatische Einengung. Für T.s freiheitliche Vorgehensweise spricht ebenso der weite Beschäftigungsradius: von der bildenden Kunst über die Textilgestaltung, die Pädagogik, die Innenarchitektur, die grafische Gestaltung und Redaktion bis hin zum Ausdruckstanz. Mit ihrem umfassenden Gestaltungswillen zeichnet sich T. als Pionierin der konstruktiven wie der abstrakten Kunst aus. Vielseitig begabt, jedoch im Schatten ihres Mannes stehend, wird T.s außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit erst seit den 1970er Jahren umfassend gewürdigt.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Schweizer. Werkbunds (SWB) (1915–32), d. Allianz (1937–43), d. Cercle et Carré (1930) u. d. Abstraction-Création (1931–36).

  • Werke

    Weitere W Composition verticale-horizontale, 1916 (Remagen-Rolandswerth, Stiftung Hans Arp u. Sophie Taeuber-Arp);
    Triptychon, Composition verticale-horizontale à triangles réciproques, 1918 (Zürich, Kunsthaus);
    Composition à forme „S“, 1927 (Remagen-Rolandswerth, Stiftung Hans Arp u. Sophie Taeuber-Arp);
    Sans titre (Projet pour l`Aubette), 1927 sowie zahlr. weitere Studien z. Aubette (Clamart, Fondation Arp, u. Straßburg, Musée de l`Art Moderne);
    Quatre espaces à bandes horizontales, 1932 (Bern, Kunstmus.);
    Cercles mouvementées, 1934 (Basel, Oeffentl. Kunstslg., Kunstmus.);
    Relief rectangulaire, 1936 (ebd.);
    Coquilles, 1938 (Locarno, Fondazione Marguerite Arp-Hagenbach);
    Echelonnement en couleurs, 1939 (Bern, Kunstmus.);
    Mouvements de lignes en couleurs, 1940 (Locarno, Fondazione Marguerite Arp-Hagenbach);
    kunstgewerbl. Arbeiten
    (Zürich, Mus. f. Gestaltung, Kunstgewerbeslg.);
    Teppich
    , um 1918 (Locarno, Fondazione Marguerite Arp-Hagenbach).

  • Literatur

    L Monogrr.: S. T.-A., hg. v. G. Schmidt, 1948 (W-Verz.);
    M. Seuphor, Mission spirituelle de l`art à propos de S. T.-A. et Jean Arp, 1953;
    M. Staber, S. T.-A., 1970;
    Ausst.kataloge:
    S. T.-A., Paris 1964;
    S. T.-A., Winterthur 1977;
    S. T.-A., Strasbourg 1977;
    S. T.-A., New York 1981;
    S. T.-A., H. A. Künstlerpaare, Künstlerfreunde, Bern, Rolandseck u. Wuppertal 1988;
    S. T.-A. z. 100. Geb.tag, Aarau, Lugano u. Bochum 1989;
    S. T.-A., Paris u. Lausanne 1990;
    S. T.-A., Hans Arp, Besonderheiten e. Zweiklangs, Dresden 1991;
    S. T.-A., Ausst.kat. Rolandseck, Tübingen, München u. Schwerin 1993;
    Hans Arp, S. T.-A., Ausst.kat. Rolandseck, St. Petersburg, Thessaloniki, Mantua u. a. 1997;
    S. T.-A., Rythmes plastiques, réalités architecturales, Clamart 2007;
    S. T.-A., Gestalterin, Architektin, Tänzerin, Zürich 2007;
    S. T.-A., Avant-garde pathways, Malaga 2009;
    S. T.-A., Bewegung u. Gleichgewicht, Davos u. Rolandseck 2009;
    Vollmer;
    Dict. of Art;
    E. Grossmann, in: Biogr. Lex. d. Schweizer Kunst;
    NDBA (P);
    HLS.

  • Porträts

    zahlr. Fotos (Remagen-Rolandswerth, Stiftung Hans Arp u. Sophie Taeuber-Arp, u. in Clamart, Fondation Arp);
    Abb. auf d. schweizer. 50 Franken-Banknote, 1995.

  • Autor/in

    Elisabeth Grossmann
  • Zitierweise

    Grossmann, Elisabeth, "Taeuber-Arp, Sophie" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 757-759 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753754.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA