Lebensdaten
1856 – 1935
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Peking
Beruf/Funktion
Diplomat ; Orientalist ; Reichsminister des Äußeren
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118749730 | OGND | VIAF: 47557527
Namensvarianten
  • Rosen, Friedrich
  • Rauzan, Farīdruḫ
  • Rosen, Frederic
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Zitierweise

Rosen, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749730.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (s. 2);
    M Serena Anna Moscheles;
    Ov Friedrich (s. 1);
    London 1888 Nina (N) (1863-1956, kath.), Pianistin, T d. Antonin Roche (1813–99), Sprachlehrer in London (s. F. Boase. Modern English biography 1892-1921; L. G. Vapereau, Dictionnaire universel des contemporains, 1893), u. d. Emily Moscheles (1827–69); Gvm d. Ehefrau Ignaz Moscheles (s. Gen. 2);
    4 K (3 früh †) Georg (1895–1961), Dr. iur., trat 1921 in d. Ausw. Dienst d. Dt. Reichs ein, 1924 Legationssekr. in Kopenhagen, 1925 Vizekonsul in New York, 1931 in Reval u. Peking, emigrierte 1938 n. Großbritannien, bis 1953 Botschaftsrat in London, 1956-60 dt. Botschafter in Uruguay (s. BHdE I);
    E Valentina Stache-Rosen (1925–80), Dr. phil., Indologin (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1980), Paul (* 1932), Jurist;
    Ur-E Agnes Stache-Weiske (s. L zu 1).

  • Biographie

    R., der bis 1867 in Palästina lebte, wurde von seinem Vater in die Welt des Orients eingeführt. Nach dem Schulbesuch in Schnepfenthal, Bonn und Detmold studierte er 1877-83 in Leipzig, München, Göttingen und Paris Sanskrit und neue Philologien (Promotion 1891). Kurz im Schuldienst und dann Erzieher der Söhne des Prinzen Albrecht von Preußen und von Lord Dufferin, verbrachte er 1885-87 15 Monate im Haus des Vizekönigs Dufferin in Indien. 1887 durchquerte er Persien, wurde Lehrer am Seminar für oriental. Sprachen in Berlin und trat 1890 in den Auswärtigen Dienst. Er ging als Dragoman 1890 nach Beirut und 1891 nach Teheran, 1898 als stellv. Konsul nach Bagdad und 1899 als Konsul nach Jerusalem. Ende 1900 übernahm R. das Orientreferat im Auswärtigen Amt. Auf einer Sondermission in Abessinien erfuhr er im Frühjahr 1905 von der Ernennung zum Gesandten in Marokko. Im Sept. 1905 vereinbarte er in Paris das Programm für die Algeciraskonferenz. an der er selbst nicht teilnahm. In Tanger (bis 1910), als Gesandter in Rumänien (1910–12) und Portugal (1912–16) bemühte er sich vergeblich, die Schwächung der dt. Position zu verhindern. Am 9.3.1916 übergab er in Lissabon die Kriegserklärung. Seit Nov. 1916 war R. Gesandter im Haag (bis 1921) und wirkte mit Erfolg für die Beibehaltung der niederländ. Neutralität. 1917/18 setzte er sich mehrfach für Frieden auf der Basis des Status quo ante ein. Am 23.5.1921 trat R. als Außenminister ins 1. Kabinett Wirth ein. Ohne Sympathie für die parlamentarische Demokratie, konnte er kaum Akzente setzen und stand im Schatten Wirths und Rathenaus. Am 25. August unterzeichnete er mit Ellis Loring Dresel, dem Vertreter der USA, den dt.-amerik. Friedensvertrag. Beim Rücktritt des Kabinetts am 22.10.1921 wegen der Teilung Oberschlesiens trat er in den Ruhestand.

    R. sah vor und nach dem Krieg den Ausgleich mit England als wichtigstes Ziel der Außenpolitik. Dem dienten sein Eintreten für das 1914 vor dem Abschluß stehende Abkommen mit London über die portugies. Kolonien und 1921 der vergebliche Versuch, Englands Beistand in der Oberschlesienfrage zu gewinnen. In umfangreichen autobiographischen Schriften äußerte er sich kritisch über die dt. Außenpolitik der Vor- und Nachkriegszeit. Als Vorsitzender der „Gesellschaft für Erforschung der Kriegsursachen“ wandte er sich aber auch gegen den Versailler Kriegsschuldartikel. Außerdem widmete sich der umfassend gebildete R. oriental. Studien und Übersetzungen.|

  • Auszeichnungen

    Vorsitzender (?) d. Dt. Morgenländ. Ges. (1921–33, Ehrenmitgl. 1934).

  • Werke

    Oriental Memories of a German Diplomatist, 1930 (P);
    Aus e. diplomat. Wanderleben, 4 Bde., 1931-32 (I u. II), 1959 (III u. IV in 1 Bd. aus d. Nachlaß hg. u. eingel. v. H. Müller-Werth; P
    in I u. III-IV);
    Dtld.s auswärtige Pol. seit d. Vertrag v. Versailles, in: Dtld., Vergangenheit u. Gegenwart, Bilder z. dt. Pol. u. Kulturgesch., hg. v. K. Federn u. J. Kühn, 1925, S. 57-84;
    Orientalia:
    Shuma Farsi härf mizänid? Neupers. Sprachführer […], 1890, ³1925 (engl.: Modern Persian Colloquial Grammar […], 1898);
    Die Indarsabha des Amanat, Neuind. Singspiel […], 1892 (Diss.);
    Die Sinnsprüche Omars d. Zeltmachers, 1909 (zahlr. Aufll., zuletzt 1998;
    engl.: The Quatrains of Omar-i Khayyam […], 1928);
    Saadi, Der Ratgeber f. d. Umgang mit Menschen […], 1921;
    Harut u. Marut u. andere Dichtungen aus d. Orient, 1924;
    Persien in Wort u. Bild, 1926;
    Die Urdû-Lit., in: H. v. Glasenapp, Die Literaturen Indiens von ihren Anfängen bis z. Gegenwart, 1925, S. 217-27;
    zahlr. pol.-hist. u. orientalist. Aufss., u. a. in: Berliner Mhh., Preuß. Jbb., Europ. Gespräche, Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges., Current History. La Revue des Vivants;
    überarb. Neuhg. v. Georg R.s W, u. a.:
    Elementa Persica, Pers. Erzz. mit kurzer Grammatik u. Glossar, 1915 (Erstausg. 1843);
    Tuti-Narneh. Das Papageienbuch, 1912;
    Mesnevi oder Doppelverse des Scheich Mewlana Dschelal ed din Rumi, 1913.

  • Literatur

    P. Herre, F. R. u. d. Problematik d. dt. Vorkriegspol., in: Berliner Mhh. 10, 1932. H. 1, S. 36-54, H. 8, S. 832-37;
    A. v. Wegerer, ebd. 14, 1936, H. 1, S. 79-81;
    E. Littmann, in: Zs. d. Dt. Morgendländ. Ges. NF 14, 1935, S. 391-400 (P);
    H. Müller-Werth, in: Westfäl. Lb. VIII, 1959, S. 159-72 (P);
    ders., F. R., Ein staatsmänn. denkender Dipl., Ein Btr. z. Problematik d. dt. Außenpol., 1969 (P);
    Rhdb. (P);
    Rößler-Franz;
    Eigene Archivstudien (Nachlaßtelte
    in Fam.bes. u. im Pol. Archiv d. AA, hier u. a. ungedr. Ms. v. H. Müller-Werth, Der Staatsmann F. R., Leben u. Wirken [1856-1935], auch in d. Dt. Bibl., Frankhirt/M. sowie in d. Landesbibliotheken Wiesbaden u. Detmold).

  • Autor/in

    Herbert Müller-Werth , Wolfgang Elz
  • Zitierweise

    Müller-Werth, Herbert; Elz, Wolfgang, "Rosen, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 52-53 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749730.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA