Lebensdaten
1820 – 1891
Geburtsort
Detmold
Sterbeort
Detmold
Beruf/Funktion
Orientalist ; Diplomat ; preußischer Gesandter in Konstantinopel ; Konsul in Jerusalem ; deutscher Generalkonsul in Belgrad
Konfession
-
Normdaten
GND: 116621257 | OGND | VIAF: 77072429
Namensvarianten
  • Rosen, Georg
  • Rosen, G.
  • Rosen, Georg Friedrich Wilhelm
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Zitierweise

Rosen, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116621257.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Ballhorn-R.;
    M Sophie (1787–1859), T d. Johann Christoph Rudorff (1728–1795), Oberamtmann, u. d. Sophie Wilhemine Dehnike;
    Ur-Gvm Johann Christoph Rudorff (1694–1769), Amtsschreiber in Springe, dann Advokat in Hannover;
    Halb-B Friedrich (s. 1);
    – ⚭ Serena Anna (1830–1902), T d. Ignaz Moscheles (1794–1870), Pianist, Komp. (s. NDB 18);
    3 S Friedrich (s. 3), Hareth (1860–1902), Orientreisender, Hptm. d. Artillerie in Wesel, Felix (1863–1925), o. öff. Prof. f. Botanik in Breslau, Dir. d. Pflanzenpyhsiol. Inst. ebd. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1925);
    1 T Jelka (1868–1935, Frederick Delius, 1862–1934, Komp., s. NDB III; New Grove²; MGG⁴; T. Beecham, 1975; R. Lowe, 1986).

  • Biographie

    Nach dem Tod seines Halbbruders Friedrich 1837 wurde R. vom Vater für das Studium der oriental. Sprachen bestimmt. Er studierte Sanskrit, Persisch, Armenisch und Arabisch bei Franz Bopp, Friedrich Rückert und Heinrich Petermann in Berlin sowie bei Heinrich Fleischer in Leipzig und wurde 1843 aufgrund seiner „Elementa Persica“, einer Übersetzung pers. Erzählungen aus dem Nachlaß von Friedrich Rosen mit einem Glossar und einer Grammatik der neupers. Sprache, promoviert. Auf Empfehlung Alexander v. Humboldts nahm R. 1843 im Auftrag der Berliner Akademie der Wissenschaften an einer linguistisch-ethnographischen Expedition in den Kaukasus teil. In Tiflis schloß er enge Freundschaft mit dem Schriftsteller und Historiker Friedrich v. Bodenstedt (1819–92), der ihn in die oriental. Poesie einführte.

    1844 wurde R. Dolmetscher der preuß. Gesandtschaft in Konstantinopel, 1852-67 war er preuß. Konsul in Jerusalem und wurde von Kg. Friedrich Wilhelm IV. mit der Pflege des 1841 eingerichteten engl.-preuß. prot. Bistums beauftragt. 1867-75 war er Generalkonsul des Norddt. Bundes bzw. des Dt. Reichs in Belgrad. R. befürwortete eine großserb. bzw. jugoslaw. Nationalstaatsbildung mit preuß. Unterstützung. Seine unverhohlen antiruss. Haltung und seine Unterhandlungen mit regionalen nationalen Führern hatten entscheidenden Einfluß auf Bismarcks Außenpolitik. Nach seiner Abberufung 1875 kehrte R. nach Detmold zurück, wo er sich in den kommenden Jahren ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten widmete.

    In seinen Werken „Über die Sprache der Lazen“ (1844) und „Ossetische Sprachlehre“ (1846) wies R. die Ähnlichkeit einiger kaukas. Dialekte mit dem Baskischen nach. In Konstantinopel und im Archiv des Auswärtigen Amts sammelte er Material für sein Hauptwerk über die „Geschichte der Türkei von 1826-1856“ (1866). Mit „Das Haram von Jerusalem und der Tempelplatz des Moria“ (1866) bestätigte er die lang bezweifelte Identität beider Orte. Durch Übersetzungen, Interpretationen und vergleichende Erforschung der bulgar. und kroat. Volksdichtungen während seiner Mission in Belgrad machte sich R. auch um die slaw. Kultur verdient.

    Seine Übersetzung des Papageienbuches „Tuti Nahmen“ (1858, zuletzt 1993) aus dem Türkischen verschaffte R. nicht nur die Anerkennung zeitgenössischer Wissenschaftler (u. a. Theodor Benfey), sondern sie verbindet durch die Meisterschaft seiner Übertragung für den dt.sprachigen Leser bis heute seinen Namen mit der Erschließung der oriental. Kultur.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Morgenländ. Ges.;
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1858).

  • Werke

    Weitere W Das Buch d. Sudan oder Reisen d. Scheich Zain el Abidîn in Nigritien, 1847;
    Mesnevi oder Doppelverse d. Scheich Mewlana Dschelal ed din Rumi, 1849, ²1913;
    Die Patriarchengruft zu Hebron, deren Besuch durch d. Prinz of Wales u. ihre Bedeutung f. d. bibl. Archäol., in: Zs. f. allg. Erdkunde. NF 15, 1863, S. 369-429;
    Das palästinens. Felsengrab u. seine Bedeutung f. d. formelle Ausbildung d. christl. Kirche, ebd. 17, 1864, S. 161-82;
    Die Beziehungen d. Serbenvolkes zu Rußland, 1878;
    Die Balkan-Haiduken, Ein Btr. z. inneren Gesch. d. Slawenthums, 1878;
    Bulgar. Volksdichtungen. Ges. u. ins Dt. übertr., 1879;
    Die Fam. Ballhorn-R., 1884;
    Türkje bilürmisiniz? (Verstehen Sie Türkisch?), 1891;
    Juden u. Phoenizier, Das antike Judentum als Missionarsrel. u. d. Entstehung d. jüd. Diaspora, neu bearb. u. erw. v. Friedrich R. u. Georg Bertram, 1929;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Lipp. Lit.archiv.

  • Literatur

    F. Embacher, Lex. d. Reisen u. Entdeckungen, 1882;
    C. Hoffmann, in: Neuste Nachrr. aus d. Morgenlande 36. Nr. 6, 1892, S. 191-99;
    S. W., Nachw. zu Tuti Nameh, 1912;
    J. A. v. Reiswitz, Belgrad – Berlin, Berlin – Belgrad 1866-1871, 1936, S. 98-213;
    H. Röhling, Studien z. Gesch. d. balkanslaw. Volkspoesie in dt. Überss., 1975;
    H. Keipert, Neues über G. R. als Übers. slaw. Volksdichtung, in: Studien z. Lit. u. Kultur in Osteuropa, 1983, S. 81-138;
    A. Stache-Weiske, Welch tolle Zeiten erleben wir!. Die Briefe d. lipp. Kanzlers Friedrich Ernst Ballhorn-R. an seinen Sohn Georg in Konstantinopel 1847-1851, 1999 (P);
    W. Zeil, Slawistik in Dtld., 1994, S. 401-05;
    F. Rosen, in: Menschen vom lipp. Boden, hg. v. M. Staercke, 1936, S. 218-21;
    Slawistik in Dtld. v. d. Anfängen bis 1945, hg. v. E. Eichler, 1993;
    zur Fam.
    , K. Klingemann u. G. R., Die Fam. Ballhorn-R., ²1917, bes. S. 74 f.

  • Porträts

    Ölgem. (StA Detmold), Abb. in: A. Stache-Weiske (s. L).

  • Autor/in

    Gregor Pelger
  • Zitierweise

    Pelger, Gregor, "Rosen, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 51-52 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116621257.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA