Lebensdaten
1864 – 1913
Geburtsort
Lemberg (L'viv, Lvov)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Geheimagent
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118743716 | OGND | VIAF: 84047502
Namensvarianten
  • Redl, Alfred
  • Редль, Альфред

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Zitierweise

Redl, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743716.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (* 1820), Lt. im 4. k. k. Inf.-Rgt., seit 1851 Eisenbahn-Oberinsp. d. k. k. Carl-Ludwig Bahn in L.;
    M Mathilde Sternberg;
    4 B Oskar Renolt (bis 1913 Redl, * 1869), k. u. k. Oberstlt., Heinrich Wladimir, Hofrat im Min. f. Cultus u. Unterr., N. N., Bahnbeamter, N. N., Architekt, 2 Schw, beide Lehrerinnen; ledig.

  • Biographie

    R. kam 1881 in die Kadettenanstalt nach Karthaus b. Brünn (Brno Královo Pole) und wurde 1883 zum Infanterieregiment Nr. 55 transferiert. Als Leutnant 1887 zum Infanterieregiment Nr. 9 ausgemustert, besuchte er 1892-94 die Kriegsschule, wurde 1894 zum Generalstab versetzt, 1899 als Hauptmann in das Evidenzbüro des Generalstabs (1905 als Major Leiter d. Kundschaftsgruppe, 1907 Stellv. Chef d. Evidenzbüros, 1909 Oberstlt.). 1911 im Truppendienst, wurde er 1912 Oberst im Generalstab und Generalstabschef des k. u. k. VIII. Armeekorps in Prag.

    Sehr sprachgewandt (dt., poln., ruthen., tschech., franz.), arbeitete R. spätestens seit Anfang 1907 für den russ. Nachrichtendienst. Er verschaffte dem russ. Generalstab Informationen über die Organisation und Arbeitsweise des k. u. k. Evidenzbüros und verhinderte eine erfolgreiche österr.-ungar. nachrichtendienstliche Tätigkeit gegen Rußland. Wesentliche Teile der operativen Planungen der k. u. k. Armee gegen Rußland und Serbien gab er weiter, ferner Informationen über Kriegsvorbereitungen gegen Italien. Die Gründe für seine Spionagetätigkeit lagen in seinem ausgeprägten Geltungsbedürfnis, in Geldmangel wegen seines aufwendigen Lebensstils sowie in seiner Homosexualität, die ihn erpreßbar machte. Nach einer Reihe anderer Spionagefälle konnte das Evidenzbüro R. durch Briefzensur überführen und verhaften, als er einen an ihn gerichteten Brief mit der Überweisung einer größeren Geldsumme von der Hauptpost abholte. Auf Verlangen des Chefs des Generalstabes Franz Conrad v. Hötzendorf, der die Ehre der Armee wiederherzustellen suchte, beging R. Selbstmord. Allerdings gelangte auch nach R.s Tod Material aus dem Wiener Evidenzbüro nach Rußland, z. B. über den „Kriegsfall M“(ontenegro).

    Die Affäre, die der k. u. k. Generalstab zu vertuschen suchte und von Egon E. Kisch (1885–1948) entdeckt und publizistisch genutzt wurde, hatte für das Ansehen der Armee schwere Folgen; es war der schwerste Spionagefall vor dem 1. Weltkrieg. Besonders|Journalisten wie Kisch und Karl Kraus zeigten anhand dieses Vorfalls Mängel in der Heeresverwaltung und im k. u. k. Offizierskorps auf. Der „Fall Redl“ wurde auch mehrfach filmisch verarbeitet.

  • Literatur

    Neues Wiener Tagbl. v. 21., 28.2.1925 u. 17.12.1927;
    K. Kraus, Die Fackel, 1913;
    E. E. Kisch, Marktplatz d. Sensationen 1948;
    P. Groma, Spionage in Wien, 1955;
    J. Osborne, A Patriot for Met, 1956;
    R. B. Asprey, The Panther's Feast, 1959;
    K. Haensel, Kennwort Opernball 13, 1966;
    G. Markus, Der Fall Redl, 1984;
    Österr. Lex. II, 1955;
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien;
    Filme:
    Stummfilm, 1925;
    Der Fall d. Gen.stabschefs R., 1930;
    Spionage, 1955 (Regie: F. Antel);
    Oberst R., 1984 (Regie: I. Szabó). |

  • Quellen

    Qu Akten u. Personalunterlagen (lückenhaft) im Österr. Kriegsarchiv, Wien.

  • Porträts

    Fotos im Bildarchiv d. Österr. Nat.bibl., im Kriegsarchiv u. Heeresgeschichtl. Mus., Wien.

  • Autor/in

    Manfried auchensteiner
  • Zitierweise

    Rauchensteiner, Manfried, "Redl, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 244-245 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743716.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA