Lebensdaten
1847 – 1914
Geburtsort
Schwyz
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118731432 | OGND | VIAF: 7497024
Namensvarianten
  • Marty, Anton
  • Marty, Martin Anton Maurus

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Marty, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731432.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jacob Josef Alois (1806–70), Schuhmacher u. Sigrist in Sch., S d. Maurus (1757–1816) u. d. Maria Anna Kath. Jos. Barbara Eberhard ( 1816);
    M Elisabeth (1810–88) aus Steinerberg. T d. Jakob Jos. Reichlin u. d. Marie Anna Schibig;
    10 Geschw, u. a. Martin (s. 2), Johann (1840–1901), Seminardir. am Lehrerseminar Rickenbach in Sch., Pädagoge u. Autor, Pfarrer in Wettingen, Kaplan d. Schweizergarde in Rom 1888, päpstl. Geh.kämmerer 1890 (s. HBLS), Martin (1850–1916), Prof. in Disentis u. Luzern, Pfarrer in Sch., Domherr in Chur, Schulinsp. d. Kreises Sch. 1898-1911 (s. HBLS).

  • Biographie

    Als neuntes von elf Kindern sollte M., wie auch seine drei Brüder, die geistliche Laufbahn ergreifen. Nach dem Besuch der Stiftsschule in Einsiedeln studierte er Theologie und Philosophie am Mainzer Seminar, danach an der Univ. Würzburg, wo er Franz Brentanos Kollegien besuchte. 1869 wurde er zum Professor der Philosophie am Schwyzer Lyzeum ernannt, 1870 empfing er die Priesterweihe. Nach fünfjähriger Lehrtätigkeit gab er die Stelle in Schwyz auf, um 1875 in Göttingen bei H. Lotze das Doktorat mit der Arbeit „Kritik der Theorien über den Sprachursprung“ zu erwerben. Im Herbst desselben Jahres erhielt er einen Ruf an die Universität in Czernowitz, 1879 wurde er Ordinarius für Philosophie, seit 1880 wirkte er in dieser Eigenschaft an der Deutschen Universität in Prag. 1896 wurde er zum Rektor gewählt, 1913 auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt.

    Aus den ersten persönlichen Kontakten M.s mit Brentano in Würzburg 1868/69 entwickelte sich eine lebenslange und überaus fruchtbare Beziehung. M. wurde der bedeutendste Schüler Brentanos und war zugleich Initiator und führender Vertreter des engeren Kreises der „Brentano-Schule“ in Prag, dem auch E. Arleth, O. Kraus, A. Kastil, E. Eisenmeier und E. Utitz angehörten. Nach dem Vorbild seines Lehrers verfolgte M. das Ideal einer streng wissenschaftlich ausgerichteten Philosophie, deren Fundament er in der empirischen Psychologie gegeben sah. Hier war ihm, wie schon Brentano lehrte, die exakte|Trennung von genetischer und deskriptiver Betrachtungsweise von größter Wichtigkeit, denn nur letztere Methode schien eine generelle Klassifikation der Gesamtheit der psychischen Erscheinungswelt zu gewährleisten. M.s bevorzugte Forschungsinteressen richteten sich von Anfang an auf die Sprache. Befaßte er sich zunächst mit Fragen ihres Ursprungs und ihrer geschichtlichen Entwicklung, wobei er sehr vehement gegen die Auffassungen des Nativismus und speziell gegen die W. Wundts auftrat, so standen später systematische Themen der Logik, der Grammatik und der Sprachphilosophie im Mittelpunkt seiner Untersuchungen. Bei der Beschreibung der allgemeinsten Sprachstrukturen ist für M. vor allem die Unterscheidung von „Form“ und „Stoff“ bedeutsam. Aus dem ersten Aspekt ergibt sich für M. der Unterschied von „äußerer“ (Laute, Zeichen) und „innerer Sprachform“ (gewisse an den Sprachsymbolen assoziierte Begleitvorstellungen). Diese innere Form betrachtet er als Bindeglied zur inhaltlichen (stofflichen) Sprachebene, d. h. der Ebene der Bedeutungen, welche in den Gegenstandsbereich der deskriptiven Semasiologie fallen und durch die beiden Hauptklassen der „Autosemantika“ und „Synsemantika“ repräsentiert werden. In seinem Hauptwerk von 1908 behandelte M. vor allem die Autosemantika (selbstbedeutende Sprachmittel); eine Fortsetzung der Untersuchungen über die synsemantischen Ausdrücke war von ihm teilweise ausgeführt worden und wurde später in den Nachlaßschriften veröffentlicht. Wichtig waren auch die Arbeiten zu Raum- und Zeitfragen, in denen M. deutlich die eigenständige Position gegenüber seinem Lehrer zu erkennen gab. Daß M. trotz seines engen Verhältnisses zu Brentano keineswegs nur der Empfangende und Vermittler der Brentanoschen Philosophie war, geht nicht zuletzt aus dem umfangreichen Briefwechsel hervor, dessen wissenschaftliche Auswertung bislang noch aussteht.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1900).

  • Werke

    Üb. d. Ursprung d. Sprache, 1875;
    Die Frage nach d. gesch. Entwicklung d. Farbensinns, 1879;
    Üb. subjektlose Sätze u. d. Verhältnis d. Grammatik z. Logik u. Psychol. (7 Art.), in: Vj.schr. f. wiss. Phil. 8, 1884, 18/19, 1894/95;
    Üb. Sprachreflex, Nativismus u. absichtl. Sprachbildung (10 Art.), ebd. 8, 1884, 10, 1886, 13-16, 1889-92;
    Üb. d. Verhältnis v. Grammatik u. Logik, 1893;
    Was ist Philos.?, 1897;
    Unterss. z. Grundlegung d. allg. Grammatik u. Sprachphilos., 1908;
    Zur Sprachphilos., Die „logische“, „lokalistische“ u. a. Kasustheorien, 1910;
    Ges. Schrr. I-II, hrsg. v. J. Eisenmeier u. a., 1916-20 (P);
    Raum u. Zeit, hrsg. v. dems. u. a., 1916;
    Nachgelassene Schrr., hrsg. v. O. Funke, I: Psyche u. Sprachstruktur, 1940, ²1956, II: Satz u. Wort, 1925, ²1950, III: Üb. Wert u. Methode e. beschreibenden Bedeutungslehre, 1926, ²1950;
    Briefe an F. Brentano, in: F. Brentano, Die Abkehr vom Nichtrealen, hrsg. v. F. Mayer-Hillebrand, 1966, S. 101-241;
    Briefe an E. Mach, in: Zs. f. phil. Forschung 25, 1971, S. 590-606. – Nachgelassene Mss.: Stadt- u. Univ.bibl. Bern u. Forschungsstelle f. österr. Philos. Graz;
    Unveröff. Korr. im Brentano-Nachlaß (Houghton Library d. Harvard Univ. u. Forschungsstelle Graz).

  • Literatur

    A. Meinong, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 65, 1915, S. 435-41;
    O. Kraus, A. M., Sein Leben u. s. Werke, in: A. M., Ges. Schrr. I, 1916, S. 1-68 (W-Verz.);
    O. Funke, Innere Sprachform, 1924 (Neudr. 1974);
    ders., A. M.s sprachphil. Nachlaß, in: A. M., Psyche u. Sprachstruktur, 1940, S. 7-43;
    ders., A. M.s sprachphil. Lebenswerk, in: ders., Wege u. Ziele, 1945, S. 209-28;
    L. Landgrebe, Nennfunktion u. Wortbedeutung, 1935;
    S.-Y. Kuroda, E. Husserl, Grammaire générale and A. M., in: Foundations of Language 10, 1973, S. 169-95;
    S. Raynaud, A. M., Filosofo del Linguaggio, 1982 (W-Verz., L);
    C. Knobloch, Sprache u. Denken b. Wundt, Paul u. M., in: Historiographia Linguistica 11, 1984, S. 413-48;
    K.-F. Kiesow, A. M.s Kritik an Husserls phänomenolog. Apriorismus, in: Kodikas/Code 9, 1986, S. 167-82;
    Enc. of Philos., hrsg. v. P. Edwards, 1967;
    Enz. Philos. u. Wiss.theorie II, 1984;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Reinhard Fabian
  • Zitierweise

    Fabian, Reinhard, "Marty, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 314-315 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731432.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA