Lebensdaten
1800 – 1876
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Porträtmaler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118724436 | OGND | VIAF: 71599977
Namensvarianten
  • Kriehuber, Josef
  • Kriehuber
  • Kriehuber, J.
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Zitierweise

Kriehuber, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724436.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (1749–1812), Hausbes. u. Gastgeber „beim goldenen Pelikan“ in d. Josefstadt, S d. Gastwirts Matthias in Milleschitz u. d. Anna N. N.;
    M Theresia (1749–1820), T d. Franz Anton Pissecker, Gastwirt in Penzing u. Schönbrunn, u. d. Maria Klara Schemberger;
    B Johann (1792–1813), Historienmaler (s. ThB Josef K.);
    - Wien 1827 Marie Eigner gen. Forstner (1805–89), T d. Johann Eigner, Kammerdiener b. Gf. Colloredo, u. d. Theresia Freytag; Schwager d. Ehefrau Joh. Passini (1798–1878), Maler (s. ThB);
    4 S, 4 T, u. a. Friedrich (1834–71), Lithograph u. Zeichner f. Holzschn. (s. ThB; ÖBL), Josef (1839–1905), Maler u. Ak.schätzmeister (s. ThB), Maria (1831–1905, Karl Ferd. Herold v. Stoda), Konzertsängerin.

  • Biographie

    K. erhielt als Siebenjähriger den ersten Zeichenunterricht durch seinen älteren Bruder Johann. Als Zwölfjähriger wurde er zunächst Uhrmacherlehrling, gab seine Lehrstelle jedoch auf und studierte 1813-18 gleichzeitig mit F. G. Waldmüller und M. Daffinger an der Wiener Kunstakademie. Seine erste Anstellung führte ihn 1819 an den Hof des poln. Fürsten Sanguszko. Aus dieser Zeit stammen seine ersten bedeutenden lithographischen Arbeiten, vorzugsweise Pferdeporträts. Nach vier Jahren kehrte K. nach Wien zurück und nahm für ein Jahr das Studium an der Akademie wieder auf. Dort erhielt er den Lampi-Preis für „Zeichnen nach dem Modell der Natur“. In den folgenden Jahren war er hauptsächlich für den Wiener Kunstverlag von J. Trentsensky tätig, für dessen „Mandelbogen“ er Lithographien (häufig unsigniert) schuf. Zunächst bevorzugte er Pferdestudien und militärische Szenen. Um 1825 wandte er sich dann der Porträtlithographie zu und wurde darin schließlich zum führenden Vertreter dieses Genres im Wien seiner Zeit. K. porträtierte, zum Teil nach fremden Vorlagen, Mitglieder des Kaiserhauses und des Hochadels, namhafte Politiker, Schriftsteller, Musiker, Maler, Schauspieler und Gelehrte, ebenso aber auch einfache Bürger. Anfangs ist der Einfluß Frdr. Lieders (1780–1859, s. ThB) noch spürbar, K. überrascht jedoch schon in manchem Frühbildnis durch psychologisches Einfühlungsvermögen. Auch in späteren Blättern, in denen er teilweise dem nun üblichen Bedürfnis nach Idealisierung Rechnung trägt, bleiben natürliche Haltung, Eleganz und lebendiger Ausdruck erhalten. In den Porträts seiner besten Zeit (ca. 1830–45), die im Gegensatz zu den frühen Arbeiten weicher und toniger erscheinen, wendet er auch der Staffage große Aufmerksamkeit zu, um das gesellschaftliche Milieu der Dargestellten zu charakterisieren. Im Aquarellbildnis, das vielfach seinen Porträtlithographien als Vorlage diente, ist die Verbindung zur Aquarellkunst eines Daffinger evident, besonders im Farbenauftrag und im zeichnerischen Aufbau. Seine Landschaftsstudien in Öl und Aquarell – Reiseeindrücke und Impressionen aus dem Wiener Prater – enttäuschen jedoch in koloristischer Hinsicht. K.s Studium der alten Meister im Belvedere fand 1827 seinen Niederschlag in lithographischen Blättern nach Raffael, Palma Vecchio, Hugo van der Goes, Moretto u. a. In der 2. Hälfte der 20er Jahre zeichnete K. nach Vorlagen von Schwind 68 Blätter der Folge „Ungarns erste Heerführer, Herzöge und Könige“ für den Steindruck. Später folgten noch weitere Serien mit historischen Themen.

    Mit seinen Porträtlithographien, deren Zahl sich auf annähernd 3 000 beläuft, hat sich K. als der bedeutendste österr. Porträtist seiner Zeit erwiesen. Seine Bildnisse stehen in der Qualität über denen seiner Zeitgenossen wie Lieder, Lanzedelli, Teltscher und Eybl, obwohl er selbst oft nur die Köpfe anlegte und Büste oder Körper seinen Mitarbeitern und Schülern überließ, was häufig den Bildern als Ganzes mangelhafte Proportionen verlieh. Sein Oeuvre ist von besonderem dokumentarischen Wert, da fast alle Persönlichkeiten, die in der Geschichte Wiens und Österreichs zwischen 1830 und 1870 von Bedeutung waren, von ihm porträtiert wurden.

    Seit Mitte der 50er Jahre wurde die Porträtlithographie immer mehr von der Photographie verdrängt. Für K. führte dies zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die ihn zuletzt noch zwangen, eine Tätigkeit als Zeichenlehrer am Theresianum anzunehmen. Der in seinen besten Jahren Wohlhabende starb arm und verschuldet. Der Niedergang der Porträtlithographie bewirkte auch, daß K. trotz zahlreicher Schüler in seiner Kunst keine wirkliche Nachfolge mehr fand, die Schüler wandten sich häufig der Photographie zu.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak. d. Bildenden Künste (1866).

  • Werke

    u. a. Serienwerke: Poln. Jagd;
    Böhm. Jagd;
    Pferdeporträts, 1823;
    6 Schauspielertypen aus Raimunds „Das Mädchen aus d. Feenwelt“, 1824;
    6 charakterist. Bauernstücke, 1825;
    Nat.kostüme ungar. Magnaten, 1830;
    Charakterist. Fuhrwerke, 1830;
    Ungar. Königstrachten, 1830;
    Momente aus Österreichs Kriegsgesch.;
    Österr. Gefechte;
    13 gr. Studien nach d. Natur, 1851;
    Gal. dramat. Künstler d. Burgtheaters, 1852.

  • Literatur

    ADB 17;
    W. v. Wurzbach, Kat. d. Porträtlithogr. J. K.s. 1902, ²u. d. T. J. K. u. d. Wiener Ges. s. Zeit, 2 Bde., 1955/57 (W-Verz. in I, P in I: Selbstbildnis, 1860);
    H. Schöny, Die Herkunft d. J. K., in: Adler NF 7, Bd. 21, 1965/67, S. 195 ff.;
    ThB;
    Wurzbach 13 (W-Verz.);
    ThB.

  • Porträts

    s. W. v. Wurzbach, s. L, 1955, S. 88-90.

  • Autor/in

    Peter Wirth
  • Zitierweise

    Wirth, Peter, "Kriehuber, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 45-46 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724436.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kriehuber: Josef K., Porträt- und Landschaftsmaler, geb. zu Wien am 14. December 1801, am 13. October 1871, zeigte schon als siebenjähriger Knabe ein ungewöhnliches Zeichnentalent, das sich zuerst unter der Leitung seines älteren Bruders entwickelte. Nach fünfjährigem Besuche der Akademie der bildenden Künste, wo er unter dem Einflusse H. Füger's stand, versuchte K. sein Glück in der Fremde und ging 1818 nach Galizien und Congreßpolen, wo er Unterricht im Zeichnen ertheilte und sich im Pferdezeichnen nach der Natur übte. In Folge der geringen Aussichten zu einem entsprechenden Fortkommen kehrte der Künstler 1822 wieder nach Wien zurück. Auf sich selbst angewiesen, arm und ohne einflußreiche Freunde, verdingte sich K. dem Kunsthändler Trentsenky zu lithographischen Arbeiten für dessen Kunstverlag. Gleichzeitig besuchte er neuerdings die Akademie, um sich in der Miniatur- und Aquarellmalerei zu vervollkommnen. Wiewol K. als Miniaturmaler ein Rivale Daffinger's wurde, so begründete er doch durch seine lithographischen Porträts seine Bedeutung als Künstler. Er erlangte durch seine außerordentliche Begabung und seinen großen Fleiß eine solche Meisterschaft, daß er der vorzüglichste Bildnißlithograph Oesterreichs und Deutschlands wurde. In den J. 1830—35 besaß er darin bereits einen solchen Ruf, daß er die ihm zu Theil gewordenen Aufträge nur mit Anwendung des ausdauerndsten Fleißes und mit Hülfe seiner ungewöhnlichen Leichtigkeit im Schaffen bewältigen konnte. Fast alle Mitglieder des Kaiserhauses, ja die Mehrzahl der österreichischen Staatsmänner, Generale, Kirchenfürsten, Gelehrten. Dichter. Künstler etc. der J. 1830—60 ließen sich von K. lithographiren und viele, die ihm nicht sitzen konnten, sandten ihre Oel- oder Aquarellbilder ein, nach welchen der Künstler Lithographien anfertigen mußte. So entstanden Tausende von Werken, die, abgesehen von ihrem künstlerischen Werthe, in ihrer Gesammtheit die Wiener Gesellschaft der J. 1630—60 in ihren hervorragendsten Koryphäen repräsentiren. K. war auch ein tüchtiger Aquarellift im Landschaftsfache. Er betrieb letzteres in seinen Mußestunden zur Erholung mit einem feinem Sinne für die Natur und für Naturschönheiten auf seinen Reisen nach Oberösterreich, Salzburg, Tirol, der Schweiz und Oberitalien. Unter den Aquarelllandschaften des Künstlers haben einen eigenartigen Charakter seine Praterstudien. Nach dem J. 1860 verringerte sich die Ergiebigkeit seines künstlerischen Schaffens. Die Erfolge der Photographie beeinträchtigten K. und der einst hochgefeierte Künstler wurde kaum so viel beschäftigt, daß er für sich und seine zahlreiche Familie sein Auskommen fand. Kriehuber's Bedeutung als Künstler liegt darin, daß er in seinen Bildnissen der geistigen Individualität der darzustellenden Persönlichkeiten vortrefflichen Ausdruck gab und sich daher nicht blos auf mechanische äußere Aehnlichkeit beschränkte, erstere mit einer gewissen Vornehmheit ausführte und daß er seine Technik virtuos zu behandeln verstand. Er war kein Kunsthandwerker, sondern blieb bis an sein Ende ein Künstler im edelsten Sinne des Wortes.

    • Literatur

      Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon, XIII. 219. R. v. Eitelberger, Kunsthistorische Schriften, I. 90.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Kriehuber, Josef" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 166-167 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724436.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA