Lebensdaten
1878 – 1949
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Karlsruhe
Beruf/Funktion
Reichsfinanzminister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118724207 | OGND | VIAF: 35251397
Namensvarianten
  • Köhler, Heinrich
  • Köhler, Heinrich
  • Köhler, Heinrich Franz
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Zitierweise

Köhler, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724207.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Joseph (1847–1907), aus Eschelbach, Werkschreiber;
    M Regina Helfrich (1854–1940);
    1) Rosa Hauck (1878–1911), 2) Elsa Förster (1887–1978);
    2 S aus 1), 2 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    Aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend, trat K. nach der Unterprimareife in den badischen Zolldienst ein. Über das katholische Vereinswesen seiner Heimatstadt führte ihn sein Weg in die Politik. 1911 wurde er Mitglied der Karlsruher Stadtverordnetenversammlung, 1913 der II. Kammer der badischen Landstände. 1915-18 als Zollkommissar nach Belgien abgeordnet, setzte sich K., der als Freund Wirths dem linken Zentrumsflügel zugehörte, beim Novemberumsturz 1918 maßgeblich für eine Beteiligung seiner Partei an der „Badischen vorläufigen Volksregierung“ ein, als deren Pressechef er zunächst fungierte. Nach dem Rücktritt der USPD-Minister Anfang 1919 übernahm K. das Amt eines Staatsrats und den Posten des Kabinettschefs von Staatspräsident Geiß. Als Nachfolger Wirths führte er 1920-27 das badische Finanzministerium. Eine wesentliche Förderung der badischen Staatswirtschaft (vor allem der Elektrizitätswerke und des Kalibergbaus) sowie der Bau der letzten badischen Eisenbahnen (unter anderem Titisee-Seebrugg) fallen in diese Amtszeit. 1923/24 war er badischer Staatspräsident. 1926 wurde er erneut gewählt, jedoch erreichte ihn im Januar 1927 die Berufung zum Leiter des Reichsfinanzministeriums im IV. Kabinett Marx (29.1.1927-29.6.1928). Auf dem Höhepunkt der wirtschaftlichen Scheinblüte der 20er Jahre setzte K. den Kurs seines Vorgängers Reinhold „Hart am Rande des Defizits“ fort, brach jedoch dessen umstrittene Anleihepolitik ab. Neben einer allzu optimistischen Einschätzung des Konjunkturverlaufs waren reparationspolitische Überlegungen für K.s Ausgabenpolitik maßgebend, die insbesondere anläßlich der von ihm forcierten Besoldungsreform zu Kontroversen mit dem Reparationsagenten Parker Gilbert und zu einer K.s Stellung erschütternden Auseinandersetzung in seiner eigenen Partei (Stegerwald, Brüning) führte. Während seiner Zugehörigkeit zum Reichstag (1928-Sommer 1932) war K. als Mitglied des Haushaltsausschusses und des Rechnungsunterausschusses gemeinsam mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten Heinig an der parlamentarischen Überwachung der Mittel für die geheime Aufrüstung beteiligt, ohne allerdings Einfluß auf den Kurs seiner Partei auszuüben. Nach dem Ausscheiden aus der aktiven Politik durch den Verzicht auf eine neue Reichstagskandidatur im Sommer 1932 war K. bis zum Beginn des 2. Weltkriegs in der Wirtschaft tätig. Im September 1945 übernahm er als Nachfolger von Karl Holl die Leitung der deutschen Zivilverwaltung für den amerikanisch besetzten Teil Badens. Nach der gegen seinen Widerstand herbeigeführten Vereinigung von Nordbaden und Nordwürttemberg trat er als stellvertretender Ministerpräsident in das Stuttgarter Kabinett ein, in dem er im Frühjahr 1946 das Wirtschaftsministerium, im Dezember des gleichen Jahres das Finanzministerium übernahm, das er nach ausgesprochen fiskalischen Gesichtspunkten leitete und ebenso wie das Landespräsidium Nordbaden bis zu seinem Tode führte. Zunächst entschiedenster Vertreter des „altbadischen“ Gedankens in Nordbaden und innerhalb der CDU, verfocht K. seit Sommer 1948 die Südweststaatsidee, die er in zähen Verhandlungen mit seinem südbadischen Kontrahenten Wohleb zu fördern suchte. Als Mitglied des Länderrats der US-Zone und als kurzfristiger Vertreter Württemberg-Badens im Exekutivrat der (amerikanisch-britischen) Bizone (1947), aus dem er mit einem Protest gegen den Kurs Adenauer-Erhard ausschied, war K. am Neuaufbau überregionaler Verwaltungen beteiligt. Mit Wirth war er der letzte Vertreter einer Generation badischer Politiker, die, im Erbe der 48er Revolution wurzelnd, einen eigenen Beitrag zur Gestalt der ersten deutschen Republik geleistet haben – mit Hermann Dietrich der einzige, der auch nach der Zäsur des Nationalsozialismus seinen Erfahrungsschatz in einer bedeutsamen Position auswerten konnte.

  • Werke

    Art. „Finanzen d. Reichs, d. Länder u. Gemeinden“ (mit A. Bund), in: Staatslex. II, ⁵1927, S. 4 ff.;
    Lebenserinnerungen d. Politikers u. Staatsmannes H. K., 1878-1949, hrsg. v. J. Becker, 1964 (P).

  • Literatur

    O. Geßler, Reichswehrpol. in d. Weimarer Zeit, hrsg. v. K. Sendtner mit Vorbemerkung v. Th. Heuss, 1958, S. 400 f.;
    J. Becker, H. K., 1878-1949, Lb. e. bad. Politikers, mit dokumentar. Anhang a. d. Nachlaß, in: ZGORh 110, 1962/63, S. 417-90;
    G. Schulz, Zw. Demokratie u. Diktatur, Vfg.pol. u. Reichsreform i. d. Weimarer Republik I, 1963, S. 543-76;
    D. Baumgarten, Dt. Finanzpol. 1924–28, Diss. Freiburg i. Br. 1965;
    G. Haselier, Die Bildung d. Landes Baden-Württemberg 1945/46, in: Oberrhein. Stud. 2, Neue Forschungen zu Grundproblemen d. bad. Gesch. im 19. u. 20. Jh., hrsg. v. A. Schäfer, 1973.

  • Autor/in

    Josef Becker
  • Zitierweise

    Becker, Josef, "Köhler, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 306-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724207.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA