Lebensdaten
1723 – 1774
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
religiöse Schriftstellerin
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11872357X | OGND | VIAF: 39607524
Namensvarianten
  • Seiffart von Klettenberg, Susanna Katharina (eigentlich)
  • Klettenberg, Susanna Katharina von
  • Seiffart von Klettenberg, Susanna Katharina (eigentlich)
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Zitierweise

Klettenberg, Susanna Katharina von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11872357X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Remigius (1693–1766), Dr. med., Arzt, Ratsherr, Schöffe u. Bgm., Mitgl. d. Ges. Frauenstein in F., S d. Dr. iur. Joh. Erasmus (Reichsadel 1671, 1657-1716), Stadtschultheiß in F., u. d. Anna Cath. Briem;
    M Susanna Margaretha (1687–1756), T d. Dr. med. Joh. Philipp Jordis in F. u. d. Susanna de Neufville;
    Ov Friedrich August (1687–1740), waldeck. GR u. Gesandter beim Oberrhein. Kreis;
    Schw) Marianne Franziska (1725–65), Maria Magdalena (1726–68, 1763 Philipp Rudolf v. Trümbach, Oberamtmann in Gelnhausen, dann in Hanau); - ledig.

  • Biographie

    Die „Bekenntnisse einer schönen Seele“, die das 6. Buch von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) bilden, spiegeln Denkweise und Äußerungen K.s, der Freundin von Goethes Mutter, wider. Diese Schilderung ist, wie Goethe im 8. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ schreibt, aus Unterhaltungen und aus Briefen K.s entstanden. Danach war K.s Jugend durch Kränklichkeit bestimmt, aber auch durch Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Stadt sowie durch Unterricht, insbesondere im Französischen, und durch Roman-Lektüre. Eine 1742 geschlossene Verlobung mit dem Frankfurter Juristen Johann Daniel Olenschlager (1711–78), dem „Narziß“ der „Bekenntnisse“, löste K. 1747 wieder auf. Sie wandte sich seither ganz dem religiösen Leben zu und zwar im Gegensatz zur herrschenden Orthodoxie. Auch das Bekehrungssystem der Halleschen Pietisten, das den Schrecken über die Sünde voraussetzte, entsprach ihr nicht. Dagegen lernte sie seit 1751 durch den Juristen und Schriftsteller Friedrich Karl von Moser, den „Philo“ der „Bekenntnisse“, den herrnhutischen Pietismus kennen. Moser veröffentlichte 1754 anonym den Aufsatzband „Der Christ in der Freundschaft“; fünf der Beiträge stammen von K. 1757 erfuhr sie das entscheidende religiöse „Durchbruchserlebnis“: Christus offenbarte sich ihr als „der für mich Gekreuzigte“. Sie wurde freilich eine „herrnhutische Schwester auf eigene Hand“, nicht förmliches Mitglied der Gemeinschaft. 1767 bezog sie in ihrem Haus eine kleine klösterliche Zelle.

    1768, nach dem Tod der jüngeren Schwester, erkrankte K. an einem alten Lungenleiden. Jetzt kam sie häufiger mit dem gerade krank aus Leipzig zurückgekehrten 19jährigen Goethe zusammen. Der Arzt Dr. Metz behandelte beide. Es ergaben sich intensive, die Genesung fördernde Gespräche; Goethe und K. lasen gemeinsam religiöse und mystisch-kabbalistische Werke (Wellings „Opus Mago-Cabbalisticum“) und betrieben gemeinsam alchimistische Studien. Die tiefe Wirkung, die K. auf Goethe ausübte, wird durch die sehr viel spätere Aufnahme der umfangreichen „Bekenntnisse“ in eines seiner Hauptwerke bezeugt. Durch Goethe lernte K. Johann Caspar Lavater kennen; sie wurde dessen „Cordata“. 1774 trafen sie sich in Frankfurt. Im selben Jahr widmete ihr Goethe das Gedicht „Sieh in diesem Zauberspiegel …“. – Das literarische Werk K.s besteht aus 5 moralisch-religiösen Aufsätzen und einer Anzahl geistlicher Gedichte. Die „Neuen Lieder“ (1756, Neuausgg. 1809, 1907, 1921) stehen in der Tradition des barocken Kirchenliedes; es folgen Verse, die von herrnhutischer Wundenmystik geprägt sind; eine gewisse Überwindung dieses Vorbildes deutet sich in den 10 „Anfangsliedern“ an, die K. im Juni 1774 Lavater übergab.

  • Werke

    Weitere W Reliquien d. Frl. S. C. v. K., nebst Erll. zu d. Bekenntnissen e. schönen Seele, hrsg. v. J. M. Lappenberg, 1849;
    Philemon od. v. d. christl. Freundschaft, Aufzeichnungen d. Frl. S. C. v. K. u. ihres Freundeskreises, hrsg. v. F. Delitzsch, ³1878;
    Die schöne Seele, Bekenntnisse, Schrr. u. Briefe d. S. K. v. K., hrsg. v. H. Funck, 1911 (P).

  • Literatur

    H. Dechent, Die rel. Entwicklung v. S. K. v. K., in: Frankfurter ev.-luth. Kirchen-Kal. 7, 1895;
    ders., Goethes Schöne Seele, S. K. v. K., Ein Lb. im Anschlusse an e. Sonderausg. d. Bekenntnisse e. schönen Seele, 1896;
    ders., Die autobiograph. Qu. d. Bekenntnisse e. schönen Seele, in: Berr. d. Freien Dt. Hochstiftes, 1897, S. 10-59;
    G. Mecenseffy, in: Zs. f. KG 4. Folge, 3, 1953/54, H. 1/2, S. 65-104;
    R. C. Zimmermann, Das Predigten-Ms. aus d. Nachlaß d. Frl. v. K., in: Goethe, NF d. Jb. d. Goethe-Ges. 22, 1960, S. 277-82;
    E. Trunz, Erll., in: Goethes Werke, Hamburger Ausg., Bd. 7, ⁵1962, S. 637-39;
    E. Mentzel, in: Goethe-Hdb. II, hrsg. v. J. Zeitler, 1917, S. 349 f.

  • Porträts

    ein gesichertes Bildnis K.s ist nicht bekannt. Das im Weimarer Goethe-Nat.mus. befindl. „Klosterfrauenbild“ (Abb. b. Funck, S. 60) stammt zwar von K.s Hand, braucht aber - zumal K. nie Nonnentracht trug - kein Selbstbildnis zu sein.

  • Autor/in

    Detlev Lüders
  • Zitierweise

    Lüders, Detlev, "Klettenberg, Susanna Katharina von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 54 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11872357X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA