Lebensdaten
1854 – 1916
Geburtsort
Frauenfeld (Schweiz)
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Minister in Abessinien
Konfession
protestantisch
Normdaten
GND: 118708678 | OGND | VIAF: 8182186
Namensvarianten
  • Ilg, Alfred

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ilg, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118708678.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unehel.;
    V Franz Neuweiler (1798–1873). Oberstlt. d. Thurgauer Miliz, Vorsteher d. Ortsgemeinde F.;
    M Maria Magdalena Ilg (1829–1908);
    Zürich 1895 Fanny (1863–1955), T d. Albert Gattiker (1840–1906), Gemeindepräs. v. Hirslanden-Zürich;
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    I. schloß 1876 sein Ingenieurstudium an der mechanischen Abteilung des Polytechnikums in Zürich ab und trat 1878 in die Dienste des Negus (König) Menilek von Schoa. Beeindruckt von der Tätigkeit W. Munzinger-Paschas in Eritrea, wollte er sein Leben der Aufgabe widmen, „Äthiopien der europ. Kultur näher zu bringen“. Während der 1880er Jahre wirkte er hauptsächlich als technischer Chefberater des Königs beim Brücken- und Hausbau und bei der Neubewaffnung des Heeres. Dieser weitgehend unpolitischen Tätigkeit folgte nach Menileks Aufstieg zu kaiserl. Würde 1889 eine Epoche reger diplomatischer Aktivität. I., nun in der Funktion eines kaiserl. „Geheimrates“, war entscheidend an der Bekämpfung der auf dem umstrittenen Ucciallivertrag basierenden ital. Protektoratsansprüche beteiligt (1890/91). In Reaktion auf die imperialistische Politik des ital. Ministerpräsidenten Crispi befürwortete I. eine Anlehnung an Frankreich und Rußland. Dieser Umstand war bestimmend für die Wahl des franz. Hafens Djibouti als Ausgangspunkt einer Eisenbahnverbindung von der Somaliküste nach Schoa. Das zielstrebig seit 1890 entwickelte Eisenbahnprojekt war für I. wesentlichster Bestandteil seines Zivilisationsprogramms; die Ausweitung des äthiop. Außenhandels sollte eine wirtschaftliche Kräftigung des Reiches bewirken, damit zugleich die Überlebenschancen als unabhängiger Staat festigend.

    Die von Menilek auf I.s Namen ausgestellte Eisenbahnkonzession (1894) konnte freilich erst nach dem Sieg des Kaisers über das ital. Expeditionskorps bei Adua (1896) genutzt werden. Als Verwaltungsrat und Gründungsmitglied der hauptsächlich mit franz. und engl. Kapital arbeitenden „Compagnie Impériale des Chemins de Fer Ethiopiens“ war I. 1896-1906 wesentlich an der Realisierung des hart umstrittenen Projektes beteiligt. Seit 1897 war er überdies mit den Titeln eines „Staatsrates“ und „Bitwoded“ de facto Menileks Minister für politische und wirtschaftliche Beziehungen zu den rivalisierenden europ. Mächten. In dieser delikaten Mittlerstellung bemühte sich I. bis zu seiner Demission 1907 erfolgreich um eine die Souveränität Äthiopiens gewährleistende Gleichgewichtspolitik. Probleme besonderer Art ergaben sich aus seiner dualistischen Stellung als äthiop. Funktionär und Verwaltungsrat einer unter franz. Gesetz stehenden kommerziellen Gesellschaft. I.s Bedeutung liegt vornehmlich darin, entgegen allen politischen Widerständen (auch in Äthiopien selbst), mit äußerster Hartnäckigkeit die Fortsetzung des Eisenbahnbaus gefördert zu haben (Ende 1902 Eröffnung des ersten Abschnittes Djibouti-Diredaua, 310 km). Eine weitere Pionierrolle spielte er durch seine Initiative zur Ausbeutung der Goldminen in der westäthiop. Prov. Wallaga. Die 1901 mit ital. und belg. Kapital konstituierte „Société des Mines d'Or du Wallaga“, deren Verwaltungsratsdelegierter I. in Addis Abeba war, mußte jedoch 1906 trotz partieller Erfolge ihren Betrieb auf Grund von Arbeitskräfteproblemen und enormen Transportschwierigkeiten aufgeben. 1890-1906 hat I.s vorsichtiges Lavieren zwischen den europ. Mächten wesentlich zur Stabilisierung der äthiop. Unabhängigkeit beigetragen; seine Initiativen in ökonomischer Hinsicht leiteten einen langfristigen, durch die sozialen Bedingungen häufig retardierten Prozeß wirtschaftlicher Entwicklung im äthiop. Reiche ein.

  • Werke

    Die äthiop. Heeresorganisation, in: Schweizer Mschr. f. Offiziere aller Waffen 8, 1896, S. 129-48;
    Über d. Verkehrsentwicklung in Äthiopien, in: Jber. d. geogr.-ethnogr. Ges. in Zürich 1, 1899 f., S. 37-59;
    Zur Gesch. d. äthiop. Eisenbahnen, ebd. 10, 1909/10, S. 113-34;
    Über d. Gerichtswesen in Äthiopien, ebd. 12, 1911/12, S. 1-33.

  • Literatur

    G. Bianchi, In Abissinia, 1896;
    C. Michel, Vers Fachoda, 1900;
    H. Le Roux, Ménélik et nous, 1902;
    H. Vollbrecht, Im Reiche d. Negus Negesti Menelik II, 1906;
    F. Rosen, Eine dt. Gesandtschaft in Abessinien, 1907;
    G. Montandon, in: Le Globe 55, 1916. S. 81-96;
    C. Keller, A. I., 1918 (P);
    C. Zaghi (Hrsg.), Crispi e Menelich nel Diario inedito del Conte Augusto Salimbeni, 1956;
    A. Rimbaud, Correspondance 1888-91 (mit A. I.), hrsg. v. J. Voellmy, 1965;
    W. Loepfe, A. I. u. d. äthiop. Eisenbahn, Diss. 1974;
    DBJ I (Tl, L);
    HBLS (P). - Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Willi Loepfe
  • Zitierweise

    Loepfe, Willi, "Ilg, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 131-132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118708678.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA