Lebensdaten
1875 – 1955
Geburtsort
Parsberg (Oberpfalz)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Arbeitsdienstführer ; NS-Politiker ; völkischer Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118704648 | OGND | VIAF: 18016835
Namensvarianten
  • Hierl, Konstantin
  • Hierl, C.
  • Hierl, Constantin

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Zitierweise

Hierl, Konstantin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118704648.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Metzger- u. Bauernfam. d. Oberpfalz (Laaber Jura);
    V Georg (1841–1925), Oberamtsrichter in P., dann Oberlandesgerichtsrat in Regensburg, S d. Metzgers Joh. Georg in Lupburg u. d. Anna Paulus;
    M Friederika (1848–84), T d. Franz Müller (1800–66), griech. Hauptm., seit 1842 bayer. Baubeamter, zuletzt in Hemau, u. d. Kaufm.- u. Weinhändlers-T Anna Karayany aus Missolonghi;
    Ov Joh. Baptist (1856–1936), Weihbischof v. Regensburg;
    - 1) 1919 Euphrosine ( ca. 1936), T d. Majors Gloß, 2) Vera Hartegg; kinderlos.

  • Biographie

    Nach Besuch des humanistischen Gymnasiums ergriff H. die Offizierslaufbahn (1914–18 bayerischer Generalstabsoffizier an der Westfront). 1919 stellte er ein Freikorps auf und half, die Herrschaft der Spartakisten unter anderem in Augsburg zu beenden. 1922 tat H. Dienst im Reichswehrministerium und wurde 1924 als Oberst entlassen. Er begann seine politische Laufbahn als Organisator und Führer des Tannenbergbundes in Süddeutschland. Schon seit 1920 hatte H. Kontakt mit der NSDAP und mit Hitler, für die er seit 1927 nach seiner Trennung von Ludendorff arbeitete. Seit April 1929 war er auch formell Mitglied der Partei, wenig später der Organisationsabteilung II in der Reichsleitung der NSDAP, seit 1933 nur noch Beauftragter der Partei für den von ihm seit 1931 aufgebauten Arbeitsdienst. 1930-45 war H. auch Mitglied des Reichstages (NSDAP). 1933 wurde er zum Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium, 1934 zum Reichskommissar für den Reichsarbeitsdienst (RAD) im Range eines Staatssekretärs im Reichsinnenministerium ernannt (1935 Titel „Reichsarbeitsführer“, 1936 Rang eines Reichsleiters der NSDAP). 1945 verhaftet und interniert, wurde er 1948 und erneut im Dezember 1949 zu mehreren Jahren Arbeitslager verurteilt. – Nationalistische Ideologie und ein militärisch geprägtes, kampfbetont antidemokratisches Denken ließen H. schon früh seine geistigpolitische Heimat in der NSDAP finden. Wenn auch als Organisator und Programmatiker vor 1933 in führender Stellung innerhalb der Partei tätig, konnte er doch nie entscheidenden Anteil an ihrer politischen Führung gewinnen. Sein Arbeits- und Einflußbereich blieb vor allem nach 1933 auf den RAD beschränkt. Ausgehend von der bündisch bestimmten Arbeitslagerbewegung (Jungdeutscher Orden) und den Freiwilligen Arbeitsdiensten der Weimarer Republik, die seit 1931 dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und den „Verfall der Arbeitsmoral“ dienten, formte H. nach 1933 den RAD zu einer politischen, im Sinne der NS-Weltanschauung ausgerichteten „Schule der Nation“ um. Nicht mehr in der Form von Vereinen oder von der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung geleitet, sondern nun militärähnlich und nach dem Führerprinzip als Reichsbehörde organisiert, war der RAD mit dem RAD-Führer H. an der Spitze direkt dem Ministerium des Innern beziehungsweise der Parteiführung unterstellt. Seit 1935 bestand eine von H. durchgesetzte allgemeine Arbeitsdienstpflicht für Männer. Der RAD sollte nicht so sehr wirtschaftliche und sozialpolitische Ziele verfolgen, sondern vor allem die „deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus“ zum „Erlebnis der Volksgemeinschaft aus Arbeit und Leistung“ und zu einer „wahren“, das heißt nicht egoistischen, nicht-materialistischen, sittlichen Auffassung der Arbeit als „Dienst am Volke und am deutschen Boden“ erziehen. Unter anderem durch Neulandgewinnung, Kultivierungsarbeiten, Wegebau wollte der RAD zur „Hochschätzung der Hand- und Landarbeit“, zur „Überwindung der Klassen“ in einem „neuen deutschen Arbeitertum“ des „Werksozialismus“ beitragen. Der RAD und sein Führerkorps gewannen weder wirtschaftlich noch politisch, und nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1936 auch immer weniger erzieherisch, größere Bedeutung innerhalb des NS-Machtapparates. Nach der Niederlage, wie schon zuvor, betätigte sich H. als völkischer Publizist.

  • Werke

    u. a. Der Weltkrieg in Umrissen, 4 Bde., 1922-26;
    Die pol. Aufgaben d. Tannenbergbundes, 1926;
    Grundlagen e. dt. Wehrpol., ³1931;
    Sinn u. Gestaltung d. Arbeitsdienstpflicht, 1932;
    Der Geist d. Arbeitsdienstes, o. J. (1933);
    Arbeitsdienst ist Dienst am Volke, hrsg. v. E. F. Behrendt, 1934;
    Ausgew. Schrr. u. Reden, hrsg. v. H. Frhr. v. Stetten-Erb, 2 Bde., 1941 (W);
    Gedanken hinter Stacheldraht, 1953;
    Idee u. Gestaltung e. Jugendarbeitsdienstes, in: Nation Europa 3, 1953, H. 10;
    Arbeitsdienst, ebd. 4, 1954, H. 2;
    Schuld oder Schicksal? 1954;
    Im Dienst f. Dtld. 1918–45, 1954.

  • Literatur

    H. Erb, Aufstieg e. Bewegung, Oberst H. u. d. Dt. Arbeitsdienst, in: Dt. Führer, Dt. Schicksal, hrsg. v. H. H. Mantau-Sadila, 1933, S. 319-30;
    H. Erb u. H. H. Frhr. Grote, K. H., 1934, ³1942 (P);
    Dem Gedächtnis K. H.s, in: Nation Europa 5, 1955, H. 11 (neonazistisch);
    H. Köhler, Arbeitsdienst in Dtld., 1967;
    W. Benz, Vom freiw. Arbeitsdienst zur Arbeitsdienstpflicht, in: Vj.-Hh. f. Zeitgesch. 16, 1968;
    Dt. Führerlex., 1934/35 (P);
    - F. X. Rheinwald, Ahnentafel H.s, in: Die Oberpfalz 29, 1935.

  • Autor/in

    Gerd Meyer
  • Zitierweise

    Meyer, Gerd, "Hierl, Konstantin" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118704648.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA