Dates of Life
1900 – 1953
Place of birth
Bochum
Place of death
Köln-Merheim
Occupation
Journalist ; NS-Funktionär ; Rundfunkredakteur ; Ministerialrat
Religious Denomination
evangelisch-lutherisch
Authority Data
GND: 118703307 | OGND | VIAF: 71550618
Alternate Names
  • Fritzsche, Hans
  • Fritzsche, August Franz Anton
  • Fritzsche, Hans Georg
  • more

Relations

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Citation

Fritzsche, Hans, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118703307.html [18.04.2024].

CC0

  • Der Journalist Hans Fritzsche leistete seit 1933 einen wesentlichen Beitrag für die Integration bürgerlicher Schichten in den NS-Staat. Im Zweiten Weltkrieg war er als führender Funktionär des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda für die Umsetzung der NS-Medienpolitik verantwortlich und wurde als Kommentator die bekannteste Stimme des NS-Rundfunks im In- und Ausland.

    Dates of Life

    Geboren am 21. April 1900 in Bochum
    Gestorben am 27. September 1953 in Köln-Merheim
    Grabstätte in Köln
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Hans Fritzsche, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Hans Fritzsche, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • Curriculum Vitae

    21. April 1900 - Bochum

    - 1919 - Leipzig

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    König-Albert-Gymnasium

    April 1918 - Oktober 1918 - Westfront

    Kriegsdienst

    6. Kavallerie-Schützendivision

    1920 - 1923 - Greifswald; seit 1921 Berlin

    Studium der Germanistik, Neueren Geschichte und Volkswirtschaft (ohne Abschluss)

    Universität

    1921 - 1922 - Berlin

    Redakteur

    Preußische Jahrbücher

    1922 - 1923 - Berlin

    Dozent

    Hochschule für nationale Politik

    1923 - 1932 - Berlin

    Redakteur

    Nachrichtenagentur „Telegraphen-Union“

    ca. 1923

    kurzzeitiges Mitglied

    Deutschnationale Volkspartei

    Oktober 1932 - Mai 1938 - Berlin

    Chefredakteur

    „Dradag“ (Nachrichtendienst des deutschen Rundfunks); seit 1934 „Drahtloser Dienst“

    1933 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    Juni 1938 - 1942 - Berlin

    stellvertretender Leiter, seit 1.1.1939 Leiter der Abteilung Deutsche Presse (1940 Ministerialdirigent)

    Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda

    April 1942 - September 1942 - Charkiw (Ukraine)

    Kriegsdienst als Mitglied einer Propagandakompanie

    389. Infanterie-Division

    November 1942 - Mai 1945 - Berlin

    Leiter der Abteilung Rundfunk (Beauftragter für die politische Gestaltung) als Ministerialdirektor; seit Mai 1944 auch Leiter des Unterhaltungssektors

    Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda

    Juni 1945 - Oktober 1945 - Moskau

    sowjetische Kriegsgefangenschaft

    Lubjanka-Gefängnis

    November 1945 - September 1946 - Nürnberg

    Mitangeklagter im Hauptkriegsverbrecherprozess (Freispruch)

    Internationaler Militärgerichtshof

    30.9.1947 - Nürnberg

    Einstufung als „Hauptschuldiger“; Verurteilung zu neun Jahren Arbeitslager

    Spruchkammer

    1947 - 26.9.1950 - Regensburg; Nürnberg-Langwasser; Eichstätt

    Haft; vorzeitige Entlassung

    Arbeitslager

    1950 - 1953 - Köln

    Werbefachmann

    u. a. Frieseke & Höpfner; Bandecroux (französische Kosmetikfirma)

    27. September 1953 - Köln-Merheim
  • Genealogy

    Vater N. N. Postdirektor
    Bruder N. N. geb. vor 1900 Arzt
    1. Heirat 1925 in Berlin
    Ehefrau Karin Fritzsche, geb. Schade geb. 1899 aus Triest; Zahnärztin in Hamburg (1945–1947 Suspendierung der Zulassung)
    Kinder eine Tochter
    Scheidung 1948
    2. Heirat Mai 1951 in Köln
    Ehefrau Hildegard Fritzsche, verw. Springer
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Fritzsche, Hans (1900 – 1953)

    • Vater

      Postdirektor

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      • Großvater mütterlicherseits

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Bruder

      geb. vor 1900

      Arzt

    • 1.·Heirat

      in

      Berlin

      • Ehefrau

        Karin Fritzsche

        geb. 1899

        aus Triest; Zahnärztin in Hamburg (1945–1947 Suspendierung der Zulassung)

    • 2.·Heirat

      in

      Köln

      • Ehefrau

        Karin Fritzsche

        geb. 1899

        aus Triest; Zahnärztin in Hamburg (1945–1947 Suspendierung der Zulassung)

  • Biografie

    alternativer text
    Hans Fritzsche, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)

    Aus einer Beamtenfamilie stammend, besuchte Fritzsche das König-Albert-Gymnasium in Leipzig und erhielt 1919 nach kurzem Militärdienst als Kriegsfreiwilliger das Abitur. Seit 1920 studierte er Germanistik, Neuere Geschichte und Volkswirtschaft in Greifswald und Berlin und wurde Mitglied völkisch-antisemitisch orientierter akademischer Verbände, u. a. des Deutschen Hochschulrings. Nach Abbruch des Studiums war er von 1923 bis 1932 als Redakteur der Nachrichtenagentur Telegraphen-Union tätig, die zum Medienkonzern Alfred Hugenbergs (1865–1951) gehörte.

    Von Ende 1932 bis 1938 arbeitete Fritzsche als Chefredakteur der zentralen Nachrichtenagentur des deutschen Rundfunks „Drahtloser Dienst“. Er trat als Autor und Sprecher der reichsweit ausgestrahlten „Politischen Zeitungsschau“ hervor, in der er v. a. nationalistische und republikfeindliche Positionen vortrug und nach der nationalsozialistischen Machtübernahme kritische Presseberichte überging. Seit 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP, wurde er mit der Leitung des Fremdsprachennachrichtendiensts im „Deutschen Kurzwellensender“ beauftragt, der v. a. negative Auslandsberichte über den NS-Staat konterkarieren sollte.

    1937 auf Initiative von Joseph Goebbels (1897–1945) zum Oberregierungsrat ernannt, übernahm Fritzsche zum 1. Januar 1939 die Leitung der Abteilung Deutsche Presse im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP), wo er die täglichen Propagandavorgaben in der Tagespresse umzusetzen hatte. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er der bekannteste Rundfunkkommentator des NS-Staats. In seiner vom 29. August 1939 bis zum 28. April 1945 mehrfach wöchentlich ausgestrahlten „Politischen Zeitungs- und Rundfunkschau“ kommentierte Fritzsche v. a. gegnerische Presse- und Hörfunkberichte mit dem Ziel, einen kontrollierten Ersatz für diese zwar verbotenen, während des Kriegs aber massenhaft konsumierten ausländischen Massenmedien zu bieten. Die große Wirkung seiner Kommentare wurde durch ihre Verbreitung als Schulungs- und Informationsmaterial sowie in Buchform verstärkt. Mit ihrem scheinbar unideologischen, unaufgeregten Stil trugen sie dazu bei, bürgerliche Schichten in das NS-System zu integrieren, die sich von der sonst vorherrschenden Rundfunkpropaganda nicht angesprochen fühlten. Vor allem in den ersten Kriegsjahren wurden sie als offiziöse Stimme auch im Ausland genau rezipiert und von der BBC sowie sowjetischen Sendern mit sog. Gegenkommentaren in deutscher Sprache beantwortet.

    Nach kurzem Kriegsdienst in einer Propagandakompanie der Wehrmacht an der Ostfront wurde Fritzsche im November 1942 für den politischen Teil Leiter der Abteilung Rundfunk im RMVP als „Beauftragter für die politische Gestaltung des Großdeutschen Rundfunks“, seit Mai 1944 auch Leiter des bislang unabhängigen Unterhaltungssektors. Er war bis Kriegsende für die Organisation und propagandistische Ausrichtung des gesamten Rundfunks verantwortlich und neben Goebbels die zentrale Stimme der NS-Durchhaltepropaganda. Im Mai 1945 von sowjetischen Soldaten in Berlin verhaftet, wurde Fritzsche nach Moskau gebracht und von Juni bis Oktober 1945 im Lubjanka-Gefängnis verhört.

    Im November 1945 wurde Fritzsche – stellvertretend für die gesamte NS-Propaganda – im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt, am 30. September 1946 jedoch freigesprochen. Ein Jahr später endete sein Verfahren vor der Spruchkammer Nürnberg nach erfolgloser Berufung mit der Verurteilung zu neun Jahren Arbeitslager und lebenslangem Berufsverbot als Journalist. Nach seiner vorzeitigen Haftentlassung im September 1950 arbeitete Fritzsche als Werbefachmann in Köln und hielt lose Kontakte zu antidemokratischen Kreisen der FDP Nordrhein-Westfalens um Friedrich Middelhauve (1896–1966) und Werner Naumann (1909–1982). Sowohl seine 1948 publizierte Autobiografie „Hier spricht Hans Fritzsche“ als auch die in seinem Todesjahr 1953 vorgelegte Darstellung der Nürnberger Prozesse „Das Schwert auf der Waage“, veröffentlicht unter dem Geburtsnamen seiner zweiten Ehefrau, trafen in den deutschen Feuilletons auf nahezu einhellige Ablehnung.

  • Awards

    1930–1932 Schatzmeister und Vorstandsmitglied im Reichsverband Deutscher Rundfunkhörer
    1940 Standartenführer des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps
  • Primary Sources

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Koblenz, N 1355. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 55 (Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, umfasst zahlreiche Abschriften und Manuskripte von Rundfunkkommentaren aus den Jahren 1940–1944, v. a. R 55/524 und 525, 729, 1369 bis 1371); Handakten von Fritzsche, R 55/526 bis 537 und 1372-1383); Personalakte (Bestand BDC).

    Staatsarchiv München, SpK 475-477 (Spruch- und Berufungskammerakten Hans Fritzsche, u. a. Transkripte von Rundfunkreden, Zeugenaussagen u. Schriftwechsel aus dem Nürnberger Gefängnis).

    IMT Nuremberg Archives, H-709. International Court of Justice. (Onlineressource)

    Gedruckte Quellen:

    NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation, Bde. 6 u. 7, hg. v. Hans Bohrmann/Gabriele Toepser-Ziegert, 1999.

  • Works

    Krieg den Kriegshetzern. Acht Wochen politische Zeitungs- und Rundfunkschau, 1940. (Texte der Rundfunkansprachen Fritzsches)

    Zeugen gegen England. Von Alexander bis Woolton, 1941. (überarb. Ausschnitte aus Fritzsches Rundfunkansprachen)

    England sucht neuen Herrn, in: Arbeitertum, H. 7 (April 1942).

    Hier spricht Hans Fritzsche, 1948. (Autobiografie)

    Hildegard Springer, Das Schwert auf der Waage, 1953, leicht erw. Ausg. u. d. T. Das Tribunal der Sieger, 1981.

  • Literature

    Michael Groth, Ein Publizist im Dritten Reich. Vorstudien zu einer Biographie von Hans Fritzsche, 1979. (unveröff. Magisterarbeit, Universität Münster)

    Robert Wistrich, Art. „Fritzsche, Hans“, in: ders., Wer war wer im Dritten Reich? Ein biographisches Lexikon, überarb. u. erw. v. Hermann Weiß, 1992, S. 98 f.

    Philipp Gassert, „This is Hans Fritzsche“. A Nazi Broadcaster and his Audience, in: Journal of Radio Studies 8 (2001), S. 81–103.

    Bruno Jahn (Bearb.), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch, Bd. 1, 2005, S. 305 f.

    Max Bonacker, Goebbels´ Mann beim Radio. Der NS-Propagandist Hans Fritzsche, 2007. (Onlineressource)

    Monika Deniffel, Art. „Fritzsche, Hans“, in: Hermann Weiß (Hg.), Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, überarb. Neuausg., 22011, S. 135 f.

    Beatrice Schäfers, Freispruch in Nürnberg. Der Weg zum freisprechenden Urteil des Internationalen Militärtribunals von Nürnberg im Fall Hans Fritzsche, 2012.

  • Onlineressourcen

    Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien. Rekrutierung, Karrieren, Nachkriegswege.

    Historisches Pressearchiv.

    YouTube-Kanal des Robert H. Jackson Centers, New York City. (umfangreiche Film- und Tondokumente zum Nürnberger Prozess, inkl. langer Kreuzverhöre Fritzsches sowie einen Auszug aus dessen abschließender Erklärung vor der Urteilsverkündung)

  • Portraits

    Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.

  • Author

    Max Bonacker (Hamburg)

  • Citation

    Bonacker, Max, „Fritzsche, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118703307.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA