Lebensdaten
1878 – 1960
Geburtsort
Kesswil Kanton Thurgau (Schweiz)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Philosoph ; Pädagoge ; Psychologe
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118700030 | OGND | VIAF: 19800673
Namensvarianten
  • Häberlin, Paul
  • Häberlin, Paul
  • Haeberlin, P.
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Zitierweise

Häberlin, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118700030.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob (1840–1922), Primarlehrer;
    M Sophie Bär (1850–1912);
    1905 Henr. Pauline (* 1882), T d. Max Baruch (1853–1937), Sanitätsrat in Paderborn, u. d. Franziska Knabe;
    3 T.

  • Biographie

    H. studierte in Basel, Göttingen und Berlin Theologie (1. theologisches Examen 1900), Philosophie, Psychologie und Biologie (Promotion 1903), war 1903-04 Lehrer an der Realschule von Basel, 1904-09 Dozent für pädagogische Fächer und Direktor des Lehrerseminars in Kreuzlingen, 1908-14 Privatdozent für Philosophie an der Universität Basel, 1914-22 ordentlicher Professor für Philosophie und Pädagogik in Bern und anschließend bis zu seiner Emeritierung 1944 in Basel. – H. beschäftigte sich vor allem mit Psychologie, Pädagogik und Metaphysik. Die Hinneigung zu einer als theistische Metaphysik entworfenen Philosophie entsprach seinem Glauben an eine „absolute Wahrheit“, in deren Licht sowohl die philosophische Theorie wie auch das praktische und ästhetische Leben zu gestalten sei. Von hier aus gelangte er zur Naturphilosophie, zur Ontologie und Kosmologie (Naturphilosophische Betrachtungen, 2 Bände, 1939/40). Auf der gleichen Basis entwickelte er eine „Wesenslehre vom Menschen“, die allgemeine Anthropologie (Der Mensch, eine philosophische Anthropologie, 1941) und eine Kulturphilosophie, gegliedert in Ästhetik, Ethik und Logik (Ethik im Grundriß, 1946, Logik im Grundriß, 1947). Eine letzte Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse findet sich, unterbaut von einer Auseinandersetzung mit den Denkern der Vergangenheit, in „Philosophia perennis“ (1952). Weitere Werke zur Psychologie und Pädagogik (Leitfaden der Psychologie, 1937, ³1949; Allgemeine Pädagogik, 1953) ergänzen und erläutern frühere Untersuchungen auf diesem Gebiet und runden das Lebenswerk H.s ab.

    H. gehört als Philosoph zu einer Gruppe zeitgenössischer deutschsprachiger Denker, die zwar erfüllt waren von der Wissenschaftsgesinnung des positivistischen Zeitalters, die aber, wie Hans Driesch, Karl Groos, T. K. Oesterreich und andere, den relativistischen und anti-metaphysischen Folgerungen des Positivismus eine Metaphysik eigner Prägung entgegensetzten. Diese Metaphysik schöpfte ihre Anregung aus je einer besonderen Wissenschaft, bei H. aus der Psychologie, so daß man im Hinblick auf ihn wie auf verwandte Bestrebungen nach dem Vorschlage T. K. Oesterreichs von einer „Psychometaphysik“ sprechen kann. Eklektisch machte sich H. die Gedanken früherer Philosophen von Parmenides und Plato bis Leibniz und Schleiermacher zunutze. Doch nächstverwandt waren ihm der deutsche Idealismus und die auf Dilthey zurückgehende geisteswissenschaftliche Lebensphilosophie seiner eigenen Zeit. Wie die großen Idealisten in der Nachfolge Kants ging H. von einer ursprünglich gegebenen, denkend zu überwindenden Entzweiung aus. Das Dasein als Inbegriff alles Erfahrbaren steht nach ihm der praktischen Idee der Vollkommenheit entgegen. Aber diese praktisch-problematische Bestimmtheit reicht über die praktische Situation als solche hinaus – sie ist mitbestimmend auch für die ästhetische, ethische und selbst die theoretische Situation. „Gegenstand der Erfahrung und darum der Gegenstand, an welchem sich philosophische Schau vollzieht, ist das Dasein in allen diesen Situationen, sofern die Problematik der praktischen Situation sie, durchzieht'“ (Das Wesen der Philosophie. Eine Einführung 1934). Dieser an Fichte erinnernde Vorrang des Ethischen erklärt, warum sich H.s Anthropologie in einer Erziehungslehre vollenden mußte und warum seine pädagogischen Anregungen stärker gewirkt haben als sein sonstiges Schrifttum.

  • Auszeichnungen

    Kurator d. Stiftung Lucerna (1924–53), Initiant d. schweizer. phil. Ges. (1940), Mitgl. d. nat. Unesco-Komm. (1949–54). – 1963 Gründung d. Paul Häberlin-Ges. auf Schloß Lenzburg;
    Archiv in Rombach Kt. Aargau (Schweiz).

  • Werke

    W Vollst. Verz. in: Zs. f. philos. Forschung 16, 1962, S. 413-28. - Autobiograph. Schrr. in P. H., Kleine Schrr., 1948, S. 13-31;
    Statt e. Autobiogr., 1959.

  • Literatur

    R. Priß, Darst. u. Würdigung d. phil., psycholog. u. päd. Hauptprobleme P. H.s, 1932 (Diss.); Verz. d. Aufsätze u. Rezensionen von H. in: P. Kamm, Philos. u. Päd. P. H.s in ihren Wandlungen, Diss. Basel 1938, S. 463 f. (L, P);
    P. H., Kleine Schrr., 1948, S. 283-336 (Anhang);
    X. Wyder, Die Schau d. Menschen b. P. H., die phil. Ansatzpunkte s. Päd., 1955 (Diss.);
    Im Dienste d. Wahrheit, P. H. z. 80. Geb.tag, 1958;
    H. Zantop, Zwei Wege z. Philos., P. H. u. Karl Jaspers, in: Schweizer. Lehrerztg., 1959, S. 875-79;
    P. Kamm, P. H., ebd., 1961, S. 1065-68;
    Die Bedeutung d. Psychol. P. H.s f. d. Päd., ebd., 1963, S. 1137-42;
    W. Stegmüller, Hauptströmungen d. Gegenwartsphilos., 1960, S. 315-45;
    Der archimed. Punkt in d. Philos. P. H.s, in: Studia Philosophica 21, 1961, S. 214-27;
    A. Seiffert, in: Philosophia naturalis 6, 1961, S. 413 f.;
    Zs. f. phil. Forschung 16, 1962, S. 413-17;
    Die Welt u. d. Sein, Gegenstände e. Schweizer Philosophen, in: Bodenseebuch 39, 1964, S. 81-89;
    Lex. d. Päd. III, 1952 (W).

  • Porträts

    Ölgem. v. Paula Häberlin, 1928 (Rombach/Aargau, Archiv d. P. H.-Ges.);
    Büste v. S. Levy- Guggenheimer, 1955 (Basel, Privatbes.).

  • Autor/in

    Helmut Kuhn
  • Zitierweise

    Kuhn, Helmut, "Häberlin, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 421-422 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118700030.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA