Lebensdaten
1816 – 1877
Geburtsort
Burtscheid bei Aachen
Sterbeort
Leoni am Starnberger See
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118699962 | OGND | VIAF: 2588488
Namensvarianten
  • Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von
  • Hackländer, Friedrich Wilhelm
  • Hackländer, F. W.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118699962.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Wilh. (1783–1829), Oberlehrer, S d. Kaufm. Joh. Wilh. u. d. Anna Cath. Gertrud Neuburg;
    M Joh. Louise (1783–1817), T d. ref. Predigers Joh. Christoph Roehr u. d. Anna Cath. Fluegel;
    Stuttgart 1849 Caroline (1818–1900), T d. Haushofmeisters Gottl. Heinr. Opitz u. d. Theresie Coperat;
    3 S, 1 T, u. a. Eugen v. H. (1850-1906), Maler (s. ThB);
    E Eberhard Hanfstaengl (* 1886), Kunsthist.

  • Biographie

    H. wuchs, früh verwaist, nach des Vaters Tode unter Obhut verschiedener Verwandten, in ärmlichen Verhältnissen auf. Aus unerwünschter kaufmännischer Lehrlingstätigkeit (Elberfeld) wechselte er 1832 mit jugendlichem Abenteuerdrang zum freiwilligen Soldatendienst in der preußischen Artillerie in Düsseldorf über. Da ihm mangels genügender Vorbildung die Offizierslaufbahn verschlossen war, kehrte er zu (erfolgloser) kaufmännischer Tätigkeit, unter anderem in Barmen, zurück. Er wagte 1840, durch die Bekanntschaft mit F. Freiligrath ermuntert, mittellos eine Übersiedlung nach Stuttgart, um im Buchhandel unterzukommen. Ein schauspielerisches Debut scheiterte. Seine geselligen und künstlerischen Talente, verbunden mit heiterer und praktischer Lebensgewandtheit, ferner der Erfolg seiner 1840 in Cottas „Morgenblatt“ publizierten „Bilder aus dem Soldatenleben im Frieden“ (1. Buchausgabe 1841) verschafften ihm Zugang zu Adels- und Hofkreisen. Die „Daguerrotypen“ (2 Bände, 1842) waren Resultat einer Orientreise (1842) mit dem Freiherrn von Taubenheim, während der er sich auch als Pferdekäufer für König Wilhelm I. von Württemberg bewährte. Graf Neipperg, dessen Schwiegersohn, verhalf ihm zur Anstellung als Volontär bei der Hofkammer. Der König ernannte ihn 1843 gegen vielen Widerspruch mit dem Titel Hofrat zum Sekretär und Reisebegleiter des Kronprinzen Karl. Reisen nach Italien, Belgien, Österreich, Rußland 1844-46 verschafften H. eine für seine lebhafte schriftstellerische Tätigkeit fruchtbare Welt- und Menschenkenntnis und viel Einblick in Theater- und Hofverhältnisse. H. gründete in Stuttgart mit F. Dingelstedt, obwohl er durch Eleganz und Lebemannallüren, als Höfling und „Fremder“ in den schwäbisch-bürgerlichen Kreisen reichlich Verdächtigungen und Ablehnungen provozierte, unter Protektorat des Kronprinzen den Klub „Die Glocke“, an dem unter anderem Franz Liszt und E. Geibel teilnahmen. Es folgte 1850 die Künstlergesellschaft „Bergwerk“. H. wurde 1849 mit vollem Gehalt aus seinem Amt entlassen. Er nahm als Berichterstatter der Cottaschen „Allgemeinen Zeitung“ an dem österreichischen Feldzug in Piemont im Stab Radetzkys teil (Bilder aus dem Soldatenleben im Kriege, 2 Bände, 1849 f.), in gleicher Funktion am badischen Feldzug im Gefolge des preußischen Kronprinzen und 1859, auf Wunsch von Kaiser Franz Joseph, an dem italienisch-österreichischen Krieg, den H. jedoch wegen der Niederlage schriftstellerisch nicht verwertet hat. Zur journalistischen Arbeit gesellte sich eine rasche Folge meist humoristischer Erzählungen, die, ohne künstlerischen Ehrgeiz, am besten ausfielen, wenn H., unterhaltsam leichthin plaudernd, aus eigenen Erfahrungen schöpfen konnte (Wachtstubenabenteuer, 1845; Humoristische Erzählungen, 1847 und andere mehr). Er folgte einer postromantischen Zeitmode, wenn er „Märchen“ (1843) und eine Sammlung orientalischer Märchen und Sagen veröffentlichte. Die Wahl|kurzer Erzählformen, eines humoristischen Idyllen-Realismus, die Neigung zum Exotisch-Orientalischen entsprachen dem biedermeierlichen Literaturstil. H. wurde Begründer der harmlos-biederen Soldatenhumoreske, einer Art patriotisch-bürgerlicher Bestätigungsliteratur. Er betont in seiner Autobiographie, „daß ich keinen größeren Ehrgeiz hatte, als zur Unterhaltung meiner Leser beizutragen, und zufrieden war, diesen Zweck und dabei ein angenehmes, behagliches Leben zu erreichen.“ Da er sich vor 1849 beim Bau eines Landschlosses (Villa Berg) bewährt hatte, ernannte ihn König Wilhelm 1859 (bis zum Thronwechsel 1864) zum Bau- und Gartendirektor in Stuttgart (Schloßplatzanlage, Königsbau und andere in Zusammenarbeit mit dem Architekten Christian von Leins). 1853/54 reiste H. mit Leins in Spanien (Ein Winter in Spanien, 1855). Andere Reiseberichte (Venedig, Paris, Londoner Weltausstellung, Ungarn) sind in „Tagebuchblätter“ (1861) gesammelt. Seit 1865 lebte H. teils in Stuttgart, teils in Leoni (Starnberger See) als freier Schriftsteller. Er begründete mit E. Höfer die „Hausblätter“ (1855-67), mit E. Zoller 1857 die durch ihre Illustrationen ausgezeichnete Zeitschrift „Über Land und Meer“ und edierte seit 1847 die Sammlung „Sorgenlose Stunden im Kreise beliebter Erzähler“. Als Lustspieldichter (Der geheime Agent, 1851, und andere) erreichte er populäre Bühnenerfolge. Er streifte mit leichter Hand soziale Fragen in Romanen aus dem kaufmännischen Lebenskreis (Handel und Wandel, 2 Bände, 1850) und aus dem Theaterleben. In „Europäisches Sklavenleben“ (4 Bände, 1854), gab er eine Parodie von „Onkel Toms Hütte“ der Mrs. Beecher-Stowe. Die kaum übersehbare Vielzahl seiner späteren Romane und Erzählungen sank endgültig zur Trivialbelletristik, zum Niveau von Leihbibliotheksproduktion hinab. Eine kulturgeschichtlich interessante Autobiographie „Der Roman meines Lebens“ (bis 1848) wurde postum 1878 (2 Bände) veröffentlicht.

  • Werke

    Erste Gesamtausg., 60 Bde., 1855-73;
    Neue Ausg., 1874-76;
    Ausgew. Werke, 20 Bde., 1881 f.;
    Ill. Ausg., 20 Bde., 1886-96;
    Humorist. Schrr., 6 Bde., 1872. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Landesbibl. Stuttgart; Ungedr. Briefe s. Frels, S. 110.

  • Literatur

    ADB X;
    H. Morning, Erinnerungen an F. H., 1878;
    K. Kirchner, Runensteine, Literar. Charakterbilder aus d. 19. Jh., 1921;
    Ch. Pech, H. u. d. Realismus, Diss. Kiel 1932;
    F. Rosenthal, F. H., in: Österr. Rdsch. 49, 1916, S. 141 f;
    G. Hendler, Poet. Namensgebung b. F. W. H., Diss. Graz 1947 (ungedr.);
    Th. Heuss, Der „Hack“, in: Schattenbeschwörung, 1947;
    Kosch, Lit.-Lex. (W, L).

  • Porträts

    Phot. in: Im 110. J., Alm. d. Dt. Verlagsanstalt, 1958;
    H. W. Singer, Allg. Bildniskat., 1931, Nr. 35 758-63

  • Autor/in

    Fritz Martini
  • Zitierweise

    Martini, Fritz, "Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 412-413 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118699962.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hackländer: Friedrich Wilhelm H., neuerer novellistischer Schriftsteller. Geboren als der Sohn eines Schullehrers am 1. November 1816 zu Burtscheid bei Aachen in ärmlichen Verhältnissen, im 12. Jahre elternlos, Lehrling in einem Modewaarengeschäft, entsagte er bald dem Kaufmannsstande, wurde Soldat, dann wieder Kaufmann, aber drei Geschäfte, in denen er diente, fallirten oder liquidirten und das entschied sein Schicksal. H. ging nun nach Stuttgart und schrieb für das dortige „Morgenblatt“ 1840 die „Bilder aus dem Soldatenleben im Frieden“ (8. Aufl. 1873), die gleich darauf auch in Buchform erschienen und durch den ungemeinen Erfolg ihm sofort zu einer festen Stellung und zu einflußreichen Bekanntschaften verhalfen. Baron v. Taubenheim nahm ihn als Reisebegleiter mit nach dem Orient, und Graf Neipperg empfahl ihn dem Könige von Würtemberg, der ihn zuerst bei der Hofkammer anstellte und dann zum Secretär des Kronprinzen mit dem Titel Hofrath ernannte. Bald erschienen die: „Daguerrotypen" (deren zweite Auflage als „Reise in den Orient"), „Märchen“, „Wachtstubenabenteuer“ und der „Pilgerzug nach Mekka“. Von 1844—46 begleitete der junge, so rasch berühmt gewordene Schriftsteller den Kronprinzen auf dessen Reisen durch Italien, Belgien und Deutschland, sowie auch zur Vermählungsfeier nach Petersburg. Im J. 1849 aber ward er, da man ihn bei Hofe vielfach anfeindete, mit vollem Gehalte aus dem Hofdienst entlassen. Kurz darauf engagirte ihn Baron von Cotta als Berichterstatter der Allgemeinen Zeitung für den Kriegsschauplatz in Oberitalien. H. wohnte im Gefolge Radetzky's dem Kriege gegen Piemont bei und schrieb dann die Schilderungen „Soldatenleben im Kriege“. Nachdem er auch an dem badischen Feldzuge im Gefolge des Prinzen von Preußen Theil genommen, vermählte er sich mit Caroline Opitz, aus dem Geschlechte des alten schlesischen Dichters Martin Opitz von Boberfeld. Es folgte nun eine Zeit unermüdlichen Schaffens und die reifsten Erzeugnisse seiner durch die mannigfaltigsten Erlebnisse angeregten Phantasie traten zu Tage. Es erschienen in rascher Folge seine größeren Romane: „Handel und Wandel"1850), „Namenlose Geschichten“ (1851), „Eugen Stillfried" (1852), „Europäisches Sklavenleben" (1854), „Der Augenblick des Glücks“ (1857), „Der neue Don Quixote“ (1858). Im J. 1859 wurde H. vom Kaiser Franz Joseph ins Hauptquartier nach Verona berufen, um wie 1849 eine Beschreibung des Feldzugs zu liefern, was er aber unterließ, da das Kriegsglück gegen Oesterreich entschied. Nach Stuttgart zurückgekehrt, wurde er vom König Wilhelm wieder in den Staatsdienst aufgenommen und zum Bau- und Gartendirector ernannt, indessen 1864 beim Thronwechsel wiederum entlassen. Er kaufte sich 1865 am Starnberger See in Leoni eine Villa; hier und in Stuttgart, wo er ein Haus besaß, sind alle seine weiteren Schriften entstanden. Am 6. Juli 1877 starb er zu Leoni. — H. hatte sich in allen seinen Schriften zum Ziel gesetzt, zu unterhalten, er wollte weder große Seelenkämpfe, noch politische oder gesellschaftliche Fragen in seinen Romanen behandeln, es war ihm genug, das Leben nach allen Richtungen hin, in den Prunksälen der Fürsten, in der Dienerschaftsstube, im Marstall, in der Dachkammer der Armuth und der Werkstatt des Handwerksmannes fesselnd, interessant und getreu darzustellen, in der natürlichsten, einfachsten Sprache, aber mit kunstvoller, dichterischer, bald lustiger, bald ernster Beleuchtung, und das ist ihm in hohem Grade gelungen und hat ihn zu einem Lieblingsschriftsteller des deutschen Volkes gemacht. Unter seinen späteren Romanen sind zu nennen: „Der Tannhäuser" (1860), „Der Wechsel des Lebens" (1861), „Die dunkle Stunde" (1863), „Geschichten im Zickzack“ (1871), „Nullen“ (1873) etc. Mit E. Höfer gründete er 1855 die „Hausblätter". Unter seinem Namen erschien seit 1859 die illustrirte Zeitschrift „Ueber Land und Meer". Auch auf dem dramatischen Gebiete, im Lustspiele, hat er sich mit entschiedenem Glück versucht; „Der geheime Agent" (1850) hat sich auf der Bühne Bürgerrecht erworben; ebenso sind „Magnetische Curen", „Diplomatische Fäden" und die Possen „Schuldig", „Zur Ruhe setzen" und „Der verlorene Sohn“ beifällig aufgenommen worden. Eine Gesammtausgabe seiner Werke in 60 Bänden hat bis 1877 bereits die dritte Auflage erfahren. Als ein posthumes Werk erschienen (Stuttg. 1878) seine Memoiren unter dem Titel „Der Roman meines Lebens“ in 2 Bänden (mit Porträt). Indessen gibt uns diese Selbstbiographie mehr eine Schilderung seines äußeren Lebens, als die Geschichte seiner inneren Entwickelung und ist, da sie nur bis zum J. 1849 fortgeführt ist, Torso geblieben.

    • Literatur

      Edm. Höfer, Litteraturgesch. S. 338—39. Schmidt-Weißenfels in der Illustr. Zeitung 1877, S. 47—50. Wilh. Herbst, Litteraturbl. 1878, S. 15. Meyer's Convers.-Lexikon (3. Aufl. 1876) VIII. 1, S. 403—404 gibt Titel- und Jahresangabe sämmtlicher Werke.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Hackländer, Friedrich Wilhelm Ritter von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 296-297 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118699962.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA