Lebensdaten
1770 – 1836
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Cádiz (Spanien)
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker ; Kaufmann
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118659189 | OGND | VIAF: 64801140
Namensvarianten
  • Böhl von Faber, Johann Nikolaus
  • Böhl von Faber, Johann Nikolaus
  • Boehl von Faber, Johann Nicolaus
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Zitierweise

Böhl von Faber, Johann Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659189.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jak. (1727–86), Kaufmann, S ds Johann Jak., Stralsunder Kaufmann;
    M Cäcilia Ilsabe Lütkens (in 2. Ehe verheiratet mit Advokat Martin Jak. Faber, adoptierte 1806 Johann Nicolaus Böhl, der daher den Namen Böhl von Faber erhielt), T des Nicolaus Gottlieb Lütkens, hamburgischer Ratsherr, und der Cornelia Overmann;
    Ov Johann Friedrich Böhl (1739–1819), Kaufmann und Bankier in Hamburg und Cádiz (seit 1763), Gründer und Leiter eines der bedeutendsten Häuser seiner Zeit;
    1796 Francisca Javiera Larrea, T einer Irländerin und eines Spaniers;
    1 S, 3 T, älteste Cecilia (1796–1877), spanische Schriftstellerin (Pseudonym Fernán Caballero).

  • Biographie

    B. ging nach seiner Erziehung durch J. H. Campe in Hamburg zunächst nach England und trat dann in Cádiz als Kaufmann in das väterliche Geschäft ein. In der Ehe vereinsamt, befaßte er sich neben seinem Beruf mit deutscher, englischer und älterer spanischer Literatur sowie religiösen Problemen. 1805 siedelte er auf sein Gut bei Schwerin über und nahm nach vertieftem Studium religiöser und mystischer Literatur vor seiner Rückkehr nach Spanien (1813) den katholischen Glauben an. Die religiöse Wandlung brachte die Hinwendung zur Romantik, insbesondere zu A. W. Schlegel, dessen Vorlesungen über spanisches Theater B. zum polemischen Verfechter des älteren spanischen Theaters und besonders Calderóns gegenüber der in Spanien vorherrschenden französischen Richtung machten. 1816 wurde er hamburgischer Konsul in Cádiz. Sein Wirken als Kritiker und Herausgeber spanischer Lyrik und Bühnendichtung fand, abgesehen von der Ernennung zum Ehrenmitglied der Spanischen Akademie 1820, zu seinen Lebzeiten noch keine volle Anerkennung. Die moderne Literaturforschung sieht seine Bedeutung in der Wiedererweckung des Verständnisses für Calderón und in der Verbreitung der Kunstanschauung der deutschen und englischen Romantiker in Spanien.

  • Werke

    Floresta de rimas antiguas castellanas, 3 T., 1821–25, ²1825-43;
    Teatro español anterior a Lope de Vega, 1832.

  • Literatur

    ADB III;
    J. Dornhof, J. N. B. v. F., ein Vorkämpfer d. Romantik in Spanien, 1925 (vollst. W-Verz.);
    Th. Heinermann, Dt. Schicksal in Spanien: J. N. B. v. F. u. seine Tochter Cecilia (Fernán Caballero), in: Ibero-Amerikan. Archiv 17, 1943/44, S. 75-90;
    H. Janner, Algunos datos nuevos acerca de J. N. B. de F., in: Boletín de la Real Academia Española 24, Madrid 1945, S. 229 bis 239 (W, L);
    Enc. Espasa VIII, Barcelona o. J., S. 1345;
    Diccionario de la Lit. Española, Madrid 1944, S. 84;
    F. C. Sainz de Robles, Ensayo de un Diccionario de la Lit. III, Madrid 1950, S. 193;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques IX, 1937, Sp. 387 f. (L).

  • Autor/in

    Hans Schneider
  • Zitierweise

    Schneider, Hans, "Böhl von Faber, Johann Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 376 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659189.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Böhl v. Faber: Johann Nikolaus B. v. F., der älteste Sohn des Kaufmanns Johann Jakob Böhl und der Cäcilia Ilhabe, geb. Lütkens, ward geboren in Hamburg 9. December 1770. Sein Vater hatte in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Cadix ein Handlungshaus gegründet, das zu den ersten in Europa gehörte. Da damals der bekannte J. H. Campe nach Hamburg kam, so bewog ihn der Vater B. mit seinem Philanthropin in Hamburg zu bleiben und die Erziehung seiner vier Söhne zu übernehmen. In dem Campe’schen Robinson kommt B. unter dem Namen Johannes, vor und noch in seinem Alter versammelte sich in Mecklenburg einst eine ganze Schuljugend, um den ihr aus dem Robinson bekannten Johannes von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Als Campe im Anfang des Jahres 1783 sein Institut aufgab, kehrte Johannes in das elterliche Haus zurück. Im J. 1784 reiste er allein nach England und kam in eine Erziehungsanstalt zu Andover. Schon im folgenden Jahr 1785 trat er in Cadix in das Handlungshaus seines Vaters. Nachdem er 1789 eine Reise in die Heimath gemacht und 1792 eines Augenübels wegen mehrere Monate im südlichen Frankreich zugebracht hatte, trat er Ende 1794 mit seinem Bruder Gottlieb als Compagnon in die Handlung. Im Jahre 1796 verheiratete er sich mit einer katholischen Spanierin, Frasquieta de Larea, der Tochter einer Irländerin. Im J. 1798 machte B. einen Versuch, nach Deutschland zurückzukehren; er kaufte|sich in Braunschweig an, um mit Campe und seiner Familie wieder in nahe Beziehung zu treten, aber seine Frau und deren Mutter konnten sich an Deutschland nicht gewöhnen, und bei seiner nicht eben sehr festen Haltung ließ er sich bewegen, um den häuslichen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, sein Besitzthum in Braunschweig zu verkaufen und nach Spanien zurückzukehren. Er ließ sich jetzt in Chiclana, einem Dörfchen vier Meilen von Cadix, nieder. Da durch die politischen Verhältnisse der Handel sehr darnieder lag, beschäftigte sich B. mit Mathematik und Astronomie und ließ sich zu seinem Studium viele Bücher von Hamburg schicken. Im J. 1800 wüthete das gelbe Fieber in Cadix und B. verlor durch dasselbe seinen Bruder Gottlieb und dessen Gattin Therese, geb. Meyer aus Hamburg. Im J. 1802 wurde er hamburgischer Consul, 1807 Generalconsul für das ganze Königreich Sevilla. Die Widerwärtigkeiten des Geschäfts verleideten ihm den Handel, er beschäftigte sich jetzt vorzugsweise und mit großem Interesse mit der spanischen Litteratur. Dabei lebte aber die Sehnsucht nach Deutschland beständig in ihm auf. Daher kaufte er 1805 das Gut Görslaw in Mecklenburg, in der Nähe von dem Landgut seines Bruders Fritz und seines Schwagers Berckemeyer. Am Ende des Jahres 1805 kam er mit seiner Familie in Deutschland an, aber auch diesmal konnten seine Frau und deren Mutter in Deutschland nicht aushalten, sie reisten daher bald mit den beiden jüngsten Kindern nach Spanien zurück. B. blieb in Mecklenburg mit seiner ältesten Tochter und seinem einzigen Sohn. Im J. 1806 wurde B. von seinem Stiefvater, Martin Jakob v. Faber, königl. preußischem Geheimrath, adoptirt und dadurch geadelt, er nannte sich seitdem Böhl v. Faber. Er beschäftigte sich damals viel mit der Landwirtschaft, unterrichtete selbst seine Kinder und wandte die übrige Zeit auf die deutsche Litteratur; die Wintermonate brachte er zum Theil jährlich in Hamburg im Kreise seiner Verwandten und Freunde zu. Indessen hatten sich die Vermögensumstände Böhl's sehr verändert, sein Handlungshaus in Cadix ging dem Ruin entgegen. Bald mußte B. sein Gut in Mecklenburg mit großem Verlust verkaufen. Unter diesen Verhältnissen trat er im August 1813 öffentlich zur katholischen Kirche. Weder in dem Campe’schen Philanthropin, noch späterhin hatte er eigentlich den protestantischen Lehrbegriff gründlich kennen gelernt, zu Görslaw hatte er sich viel mit den deutschen Mystikern beschäftigt, dazu kam der Einfluß der Frauen und der seines Freundes, des Dr. Julius. Er ging darauf mit den Seinigen nach Spanien zurück, um zu retten, was zu retten war, aber es war zu spät, das Handlungshaus war total ruinirt. Durch seine Freunde gelang es ihm, eine Assecuranz-Compagnie zu errichten und späterhin statt dessen die Oberaufsicht über das Weingeschäft des englischen Hauses Duff Gordon u. Comp. zu führen. Auf diese Weise hatte er bei mäßigen Ansprüchen eine sorgenlose Existenz und Zeit genug, um von jetzt an vorzugsweise die alten spanischen Dichter zu studiren, von denen er nach und nach eine äußerst werthvolle Sammlung von mehreren 1000 Bänden erwarb. — Für die Ubersendung seines „Floresta“, einer Sammlung altspanischer Dichter, wurde er von der Real Academia Española zum Academico honorario ernannt. Im Juni 1830 hatte er das Unglück, das rechte Bein zu verletzen; dies gab bei seiner großen umfangreichen Gestalt zu ernsten Besorgnissen Veranlassung, auch hat er seitdem nie wieder ohne Krücken gehen können. Am 9. November 1836 erlöste ihn ein sanfter Tod von allen seinen Schmerzen. Er hatte ohne gehörige Rechtsform den Willen ausgesprochen, daß seine Büchersammlung altspanischen Inhalts der Hamburger Stadtbibliothek geschenkt werden solle; die spanische Regierung wollte aber nicht zugeben, daß eine so werthvolle Sammlung außer Landes geführt werde, sie kaufte die Sammlung den Erben ab und schenkte sie der Madrider Bibliothek. Unter seinen Schriften sind besonders zu nennen:|„Floresta de rimas antiguas castellanas“. Thl. 1—3. 1821—1825. Zweite Ausgabe 1825—43; „Teatro español anterior a Lope de Vega“, 1832. — Seine älteste Tochter Cäcilia trat unter dem Namen Fernan Caballero mit Erfolg als Schriftstellerin auf und gestorben im August 1876. Ihre Werke erschienen in deutscher Uebersetzung in 17 Bänden, Paderborn 1859—64.

    • Literatur

      (Elise Campe geb. Hoffmann) Versuch einer Lebensskizze von J. N. Böhl von Faber. Nach seinen eigenen Briefen (als Handschrift) gedruckt. Leipz. 1858.

    • Korrektur

      Korrektur: Die in den Berichtigungen des IV. Bandes nach den Zeitungen mitgetheilte Nachricht vom Tode der Cäcilie Böhl v. Faber (Fernan Caballero) beruhte auf einem Irrthum. Sie ist nach dem Imparcial vielmehr erst am 7. April 1877 zu Sevilla gestorben.

  • Autor/in

    Klose.
  • Zitierweise

    Klose, "Böhl von Faber, Johann Nikolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 59-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118659189.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA