Lebensdaten
erwähnt 1550, gestorben 1598
Geburtsort
Obereitzing bei Ried (oberösterreichisches Innviertel)
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Geschichtsschreiber ; Publizist ; Diplomat ; Hofdiener
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118644173 | OGND | VIAF: 57408183
Namensvarianten
  • Aitsingerus, Michael Freiherr von
  • Aytzing, Michael Freiherr von
  • Eitzing, Michael Freiherr von
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Zitierweise

Aitzing, Michael Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118644173.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Freiherr von Aitzing von Schrattental, Obersthofmeister Kaiser Maximilians II.;
    21.10.1566 Maria (1543–83), T des Anton Fugger (1493–1560) und der Anna Rehlinger von Hargau ( 1548).

  • Biographie

    A. studierte um 1550 die Rechte und Mathematik in Wien und Löwen, reiste viel und beherrschte die alten und neuen Sprachen. 1563 besuchte er im Auftrag Ferdinands I. das Konzil von Trient. Von Ferdinand I. wurde er in Wien zum „Hofdiener“ ernannt und war Rat und Kammerherr Maximilians II. und Rudolfs II. Nach der Hinrichtung der Grafen Egmont und Horn, der er 1568 in Brüssel unter dem Herzog von Alba beiwohnte, wurde er dort längere Zeit in Haft gehalten und ließ sich 1581 in Köln, später in Bonn, als Schriftsteller nieder. Er zeichnete eine Karte des Heiligen Landes (1582 von Franz Hogenberg in Kupfer gestochen). Erfolg brachte ihm jedoch erst sein lateinisches Werk „Leo Belgicus“ (1583), in dem er auf Grund von eigenen Aufzeichnungen, Briefen, Flugschriften und anderen|Werken die niederländischen Ereignisse seit 1559 schilderte und sich als Anhänger der spanischen Partei zeigte. Die Gebiete der Niederlande waren darin in die Umrisse eines Löwen eingetragen.

    Als Gebhard Truchsess, Kurfürst und Erzbischof von Köln, zum Protestantismus übergetreten war, begann A. 1583 vom katholischen Standpunkt aus die miterlebten Ereignisse von 1580-83 in einer „Relatio historica“ darzustellen. Die Kölner Relation hatte Erfolg und ermunterte ihn, alljährlich Sammelberichte erscheinen zu lassen. Von 1588 bis zur Herbstmesse 1593 wählte A. die Frühjahrsund Herbstmesse in Frankfurt/Main als Erscheinungszeit und Ausgabeort seiner nunmehr halbjährlichen und allgemeiner werdenden Abrisse. 1594-99 erschienen sie wieder jährlich. A. gab in seinen Meßrelationen in zeitlicher Folge trockene Aufzählungen von Ereignissen und Auszüge aus lateinischen und deutschen Aktenstücken unter Ausschluß der Wunderberichte der Zeit, die sein protestantischer Konkurrent und Nachahmer Jacobus Francus (Conrad Lautenbach) in seinen seit 1591 erscheinenden Meßrelationen den Zeitgenossen auftischte. Das Urteil über die hochdeutsch verfaßten und monoton-kompilierenden Berichte blieb bei A.s Relationen den gebildeten Lesern anheimgestellt. Seine Meßrelation im handlichen Quart-Format ist als erstes historiographisches, periodisch erscheinendes Druckwerk zu den frühesten Vorformen der Zeitschriften zu rechnen.

  • Werke

    u. a. Terra promissionis, Köln 1582 (P); De Leone Belgico, ejus topographica atque historica descriptione, liber … inde ab anno 1559, usque ad annum 1583 …, Köln 1583 (mehrere Aufl. u. Nachdr., mehrfache Neubearbb., Auszüge u. dt. Überss. v. Vf., F. Hogenberg erläuterte den Text durch Kupferstiche, die zunächst als fliegende Blätter verbreitet worden waren) (P);
    Relatio historica, Frankfurt a. M. 1583-99 (auch unter anderem Titel, dazu vermehrte u. verbesserte Gesamtausgaben, sowie viele Ab- u. Nachdrucke);
    Relatio quinque partita, 1590.

  • Literatur

    ADB V (unter Eitzing, W, L);
    F. Stieve, Üb. d. ältesten halbjährl. Zeitungen od. Meßrelationen, insbes. üb. deren Begründer Frhrn. M. v. A., in: Abhh. d. Bayer. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 1883;
    L. Salomon, Gesch. d. dt Zeitungswesens I,: ²1906;
    K. Schottenloher, Flugbl. u. Ztg., 1922 (P);
    E. H. Lehmann, Einführung in d. Zeitschriftenkde., 1936;
    H. Schöne-Rieck, Die Zeitungen d. J. 1609, 1943: K. d'Ester, in: Hdb. d. Ztg.wiss. I, 1940 (P);
    Kosch, Lit.-Lex. I.

  • Porträts

    Kupf. v. Melchior Lorch, 1576, in: Terra promissionis u. De Leone Belgico … (s. W).

  • Autor/in

    Karl H. Salzmann
  • Zitierweise

    Salzmann, Karl H., "Aitzing, Michael Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 119-120 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118644173.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eitzing: Michael Freiherr v. E. (Eytzing, Aytzing), gewöhnlich Eytzinger, lateinisch Aitsingerus, aus Oesterreich, Diplomat und Chronist. Man kennt weder das Geburts- noch Todesjahr. Er lebte noch 1593, starb jedoch bald nachher, etwa im Alter von 60 Jahren. Sohn des Freiherrn v. E. von Schattenthal, bezog er die Hochschule in Löwen, wo er sich den mathematischen und Rechtsstudien vorzugsweise widmete. 1557 — 60 brachte er zur Zufriedenheit einen Vergleich über Besitzungen seiner Familie in Frankreich zu Stande. 1563 besuchte er im Auftrage des Kaisers Ferdinand II. die Kirchenversammlung in Trient. Auch von Maximilian II. wurde er in den Staatsdienst gezogen. 1566 wohnte er dem Reichstage in Augsburg bei. 1568 sandte ihn der Kaiser zum Herzog von Alba nach Brüssel, hier wurde er am 5. Juni Zeuge der Hinrichtung der Grafen von Egmond und Horn. Dem Rath und Kammerherrn des Kaisers Maximilian II. und Rudolf II. rühmte man nach, daß er Fertigkeit in vielen Sprachen besaß. Er verweilte in den Niederlanden etwa 20 Jahre, wahrscheinlich als geheimer Späher des österreichischen Hofes und befand sich demnach in der Lage, den Ereignissen, die sich abwickelten, genau zu folgen und über die verborgenen Triebfedern genau sich zu erkundigen. So flossen aus seiner Feder verschiedene Schrifterzeugnisse, die jedoch in ihrer schwerfälligen Form von keinem größeren Talent Zeugniß geben. Dabei muß man|zugeben, daß er zuverlässig ist, obschon er sich als eifriger Anhänger der spanischen Partei zeigt und gelegentlich den Protestanten es übel nimmt, daß sie eine Zauberin nicht verurtheilen. Das Hauptwerk ist: „De Leone Belgico, ejus topographica atque historica descriptione, liber quinque partibus gubernatorum Philippi, regis Hispaniarum, ordine distinctus .. rerum in Belgio maxime gestarum, inde ab anno 1559, usque ad a. 1583, perpetua narratione continuatus“, Colon. 1583, Fol. Mit vielen Abbildungen. Gedruckt ein Anhang bis zum J. 1585. Auch später aufgelegt. Eine vom Verfasser besorgte deutsche Uebersetzung: „Niderlandische Beschreibung in Hochdeutsch“, reicht bis 1584 (Köln). Ueberdies erschien eine Reihe kleine Schriften, deutsch mit lateinischem und deutschem Titel, die meisten, vielleicht alle in Köln, von 1584 — 92 und auch später, sämmtliche in Quart gleich gedruckt, mehr der Tageslitteratur angehörend: „Relatio historica“ (1584 s. l.), „Historische Beschreibung, bis April 1584“ (1584 s. l.), „Kurtzer historischer Begriff der Hendel, so sich im Niderlande bis September 1586 zugetragen“ (1586, auch s. l. 1586) etc., Anfänge einer journalistischen und zeitgeschichtlichen Litteratur, die nach Eitzing's Tode vielfach von Andern fortgesetzt worden sind. Außerdem kennt die Litteratur unter dem Namen Eitzinger historische Schriften, die auch in die Vergangenheit (des habsburgischen und französischen Königshauses) zurückgreifen, allerdings stets mit einem Hinblick auf die Gegenwart und mit geheimnißvollen Beziehungen und Deutungen einzelner Momente derselben, wie z. B. die „Historica temporum ratio ... cum mystica ad domum Austriacam applicatione“ (1582) u. dgl. Eine andere versucht eine topographische Beschreibung „des Landes der Verheißung“ und gilt als nicht ungeschickt gemacht. Manches Buch ist ihm wol auch ohne Grund zugeschrieben worden.

    • Literatur

      Baron de Reiffenberg, Michel d'Eytzing, im Bulletin de l'Académie roy. de Bruxelles, t. 5. (1838) p. 510 ss. Ersch und Gruber's Allgem. Encyklopädie (1843), 39, 486 ff. (ad voc. Eytzing). J. G. Gräße's Trésor des livres rares 1, 49 (ad voc. Aitzinger).

  • Autor/in

    Titus , Tobler.
  • Zitierweise

    Tobler, Titus, "Aitzing, Michael Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 777-778 unter Eitzing [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118644173.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA