Dates of Life
1907 – 2000
Place of birth
Wien
Place of death
Wien
Occupation
Schauspielerin ; Filmproduzentin
Religious Denomination
altkatholisch
Authority Data
GND: 118631756 | OGND | VIAF: 7400516
Alternate Names
  • Wessely, Paula Anna Maria
  • Hörbiger, Paula (verheiratete)
  • Wessely, Paula
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Wessely, Paula, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118631756.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Carl (1872–1960), Fleischer in W., S d. Josef (bis 1857 Vesely) (1829–90), aus Pirnitz (Brtnitze, Böhmen), Schuster, u. d. Marie Gruber (1833–79);
    M Anna (1876–1961), T d. Leopold Orth, aus Unterhautzenthal (Niederösterr.), Milchmeier in W., u. d. Anna Ihrer, aus Großweikersdorf (Niederösterr.);
    Tante-v Josefine (Josephine) (1860–87), Schausp.;
    Schw Marie (Mitzi) (1901–55, Josef Mang, Gastwirt in W.), Schneiderin, dann Kaffeehausbes. in W.;
    1935 Attila Hörbiger (1896–1987), Schausp. (s. NDB IX*, 1] 1924–34 Consuelo Martinez, Sängerin);
    3 T Elisabeth Orth (eigtl. Hörbiger) (* 1936, 1] Herbert Maywald, Arzt in W., 2] Friedhelm Ptok, * 1933, Schausp., Synchronsprecher, 3] 1968 Hanns Obonya, 1922–78, Schausp., bis 2006 Andrea Breth, * 1952), Schausp., Regisseurin (s. L, P), Christiane Hörbiger (* 1938, 1] 1962–67 Wolfgang Glück, * 1929, Regisseur, 2] 1968 Rolf Robert Bigler, 1930–78, Journ., seit 1984 Gerhard Tötschinger, 1946–2016, Schausp., Fernsehmoderator, Autor, Intendant, Vf. d. Biogr. „Christiane Hörbiger“, 1994), Schausp. (s. Theaterlex. Schweiz), Maresa (eigtl. Maria Theresia Hörbiger) (* 1945, 1976–83 Dieter Witting, * 1943, Schausp.), Schausp.;
    Gvv d. Ehemanns Hanns Hörbiger (1860–1931), Ing. (s. NDB IX);
    E Cornelius Obonya (* 1969, Carolin Pienkos, * 1970, Regisseurin), Schausp., Sascha Bigler (* 1968, Laura Goldberg, Kamerafrau), Regisseur, Manuel Witting (* 1977), Schausp.;
    N Otto Mang (1926–99), Dr., Buchhändler, Verl., 1991–97 Präs. d. Hauptverbands d. Österr. Buchhandels (s. Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel 166, 1999, Nr. 62), Doris (Goschi) Mang, Haushälterin d. Fam. W.-Hörbiger.

  • Biographical Presentation

    W. besuchte die Volks- und die Bürgerschule in Wien. Gefördert von ihrer Lehrerin Madeleine Gutwenger, trat sie im Mai 1922 erstmals öffentlich im Stadttheater als Agnes in „Fritzchen“ auf, dem II. Akt von Hermann Sudermanns „Morituri“. Während der Ausbildung von Ende 1922 bis Mitte 1925 an der Wiener Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst, ergänzt um Privatunterricht bei Valerie Grey-Stipek (1845–1934), spielte sie u. a. im Nov. 1924 die Zofe in Sardous „Cyprienne“ (Regie: Renato Mordo), aufgeführt am Dt. Volkstheater, das ihr Lehrer Rudolf Beer (1885–1938) neben dem Raimund-Theater leitete. Anfangs wurde sie auf das Fach der jugendlich Naiven in Lustspielen festgelegt, die häufig Beer oder Karlheinz Martin (1886–1948) inszenierten. Von Sept. 1926 bis Juli 1927 kurzzeitig am Neuen Dt. Theater in Prag, interpretierte W. erfolgreich komische Hauptrollen, u. a. die Studentin Maica in Verneuils „Kopf oder Schrift“ (R: Max Liebl). 1929 wechselte sie vom Volkstheater zum Theater in der Josefstadt, wo ihr Regisseure wie Max Reinhardt (1873–1943), Otto Preminger (1905–86), Heinz Hilpert (1890–1967) und Paul Kalbeck (1884–1949) künstlerisch anspruchsvollere Aufgaben stellten. Von Reinhardt wurde sie erstmals 1930 in Shaws „Der Kaiser von Amerika“ als Orinthia besetzt, sodann bei den Salzburger Festspielen als Luise Miller in Schillers „Kabale und Liebe“. Der Durchbruch in Deutschland gelang W. im Sept. 1932 bei einem Gastspiel am Dt. Theater Berlin unter Martins Regie in der Titelrolle von Hauptmanns „Rose Bernd“. An der Wiener Spielstätte reichte ihr vielseitiges Repertoire von der Eliza im Boulevardstück „Ping Pong“ von und mit Hans Jaray (1906–90) (R: Kalbeck, 1934) bis zur Mascha in Tschechows „Drei Schwestern“ (R: Hans Thimig, 1940).

    Exklusiv für W. schrieben Walter Reisch (1903–83) und Willi Forst (1903–80) das Drehbuch zu ihrem Filmdebüt „Maskerade“ 1934. W.s scheinbare „Natürlichkeit“ als unerfahrenes Wiener „Mädel“, das sich in einen routinierten Verführer (Adolf Wohlbrück) verliebt, begeisterte Publikum und Kritiker gleichermaßen. Auf dem Filmfestival von Venedig 1935 erhielt sie für ihre Interpretation einer verarmten Wiener Kunstgewerbeschülerin in „Episode“ (R: W. Reisch) den Coppa Volpi als beste Darstellerin. Im selben Jahr gründete sie mit Oskar Pilzer (1882–1939), Koproduzent von „Maskerade“, die „Vienna-Film“, um – ungewöhnlich für diese Zeit – ihre Mitbestimmung etwa bei Wahl des Stoffes zu vergrößern. Bis zur Auflösung der Firma im Mai 1938, bedingt durch die Emigration des verfolgten Juden Pilzer, entstanden zwei Filme unter der Regie Géza v. Bolvárys (1897–1961): In „Ernte“ (dt. u. d. T. „Die Julika“) spielte W. eine zupackende, tiefgläubige Bäuerin, in „Spiegel des Lebens“ eine schwangere Medizinstudentin. Am 10. 11. 1938 stimmte W. öffentlich bei der Volksabstimmung für den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland mit „Ja“, brach aber den Kontakt zu jüd. Freunden nicht ab und verhalf u. a. ihrem Anwalt Marcel Friedmann (1898–1971) zur Flucht. Im April 1939 von Hitler zur „Staatsschauspielerin“ ernannt, zählte W. zu den bestbezahlten Filmdiven der NS-Diktatur. 1941 übernahm sie in dem von Goebbels initiierten Propagandafilm „Heimkehr“ (R: Gustav Ucicky) die Rolle der antisemitischen Anführerin einer Gruppe von Polen terrorisierter Wolhyniendeutscher.

    Nach dem 2. Weltkrieg genehmigte die franz. Besatzungsmacht W.s Auftritt am 30. 8. 1945 als Christine in Schnitzlers „Liebelei“ im Tiroler Landestheater Innsbruck; dagegen durfte sie in der amerik. Zone Österreichs wegen ihrer Hauptrolle in „Heimkehr“ den Beruf kurzzeitig nicht ausüben. Ende 1945 wurde W. von dem US-Offizier Otto de Pasetti (eigtl. Otto v. Pasetti-Friedenburg, * 1902) entnazifiziert und als entlastet eingestuft. In ihrem ersten Nachkriegsfilm 1948 „Der Engel mit der Posaune“ nach dem Roman von Ernst Lothar (1890–1974) (R: Karl Hartl) über eine Wiener Klavierbauerfamilie verkörperte W. ein NS-Opfer: die 1938 Selbstmord begehende jüd. Ehefrau und Mutter. Infolge interner Konflikte und mangelnder künstlerisch-kommerzieller Erfolge zog sich W. als Mitinhaberin der 1950 mit Attila Hörbiger, Moritz Grünstein (1889–1976) und Otto Dürer (1909–94) gegründeten „Paula Wessely Filmproduktion“ 1960 aus dem Unternehmen zurück. An acht der insgesamt elf hergestellten Kinofilme – konventionelle Komödien und Melodramen – wirkte sie als Produzentin und als Hauptdarstellerin mit, etwa in „Maria Theresia“ (1951). Unter W.s Fernsehfilmen ragte ihre Darstellung einer tyrannisierten, todkranken Ehefrau in „Der Rumpelstilz“ (R: Peter Beauvais, 1969) heraus.

    Im Unterschied zum Film war „die Wessely“ auf der Bühne langfristig ein gefeierter Star. 1947 sorgte sie bei der Wiederaufnahme von Juliane Kays „Vagabunden“ am Theater inder Josefstadt als betrogene, aber verzeihende Ehefrau für ausverkaufte Vorstellungen. Der Wechsel an das vereinte Burg- und Akademietheater 1953 eröffnete ihr neue Glanzrollen, etwa 1956 Schillers „Maria Stuart“ (R: Leopold Lindtberg), 1959 die Genia in Schnitzlers „Das weite Land“ (R: Ernst Lothar), 1964 die Ella in Ibsens „John Gabriel Borkman“ (R: Fritz Kortner) und 1974 die Louise in Bonds „Die See“ (R: Karl Fruchtmann). Nach der Abschiedsvorstellung an der Burg im Okt. 1984 als „Die Hoffnung“ in Raimunds „Der Diamant des Geisterkönigs“ rezitierte W. bis 1987 u. a. dort im Programm „Traumbilder“ Gedichte und Prosa.

  • Awards

    A Kammerschauspielerin (1957);
    Josef-Kainz-Medaille (1960);
    Bambi (1962);
    Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst 1. Kl. (1963);
    Ehrenmitgl. d. Burgtheaters (1967);
    Ehrenmedaille d. Bundeshauptstadt Wien in Gold (1967);
    Gr. Silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1976);
    Alma-Seidler-Ring (1979–2000);
    Ehrenring d. Stadt Wien (1982);
    Filmband in Gold f. langj. u. hervorragendes Wirken im dt. Film (1984);
    Raimund-Ring (1987);
    Doyenne Burgtheater (1987–2000).

  • Works

    Weitere W u. a. Bühnenrollen: Lydia Zipfl in Franziska, 1924 (Regie: K. Martin);
    Annchen in Jugend, 1925 (R: F. Rosenthal);
    Pamplemousse in Der Löwe u. d. Kätzchen v. S. Guitry (franz. u. d. T. Le Lion et la Poule), 1925 / 26 (R: A. Korff);
    Babettchen Eismayer in Der fröhliche Weinberg, 1926 (R: K. Martin);
    Toni, 1927 (R: L. Kramer);
    Kiki, 1929 (R: I. Schmith);
    Smeraldina in Der Diener zweier Herren, 1930 (R: M. Reinhardt), Mollie Malloy in Reporter v. B. Hecht (engl. u. d. T. The Front Page), 1931 (R: O. Preminger);
    Sissy, 1932 (Operette, R: H. Marischka);
    Christine in Liebelei, 1933 (R: P. Kalbeck), Die heilige Johanna, 1934 u. 1936 (R: H. Hilpert);
    Dorothea Angermann, 1939 (R: H. Hilpert);
    Eliza in Pygmalion, 1942 (R: H. Thimig);
    Shen Te/ Shui Ta in Der gute Mensch von Sezuan, 1946 (R: R. Steinboeck);
    Barbara Blomberg, 1949 (R: ders.);
    Schwester Angelica in Port-Royal, 1956 (R: E. Lothar);
    Nora Melody in Fast ein Poet v. E. O’Neill, 1958 / 59 (R: O. F. Schuh);
    Cäcilie in Stella, 1963 u. 1965 (R: R. Steinboeck);
    Frau Alving in Gespenster, 1969 / 70 (R: A. Everding);
    Fürstin Eugenie Plata-Ettin in Olympia, 1971 u. 1973 (R: P. Loos);
    Juno Boyle in Juno u. d. Pfau v. S. O’Casey, 1977 (R: O. Schenk);
    Germain Lescot in Wie war das damals? v. J. Bouchaud, 1981 (R: Paul Hoffmann);
    Filmrollen: Die ganz gr. Torheiten, 1937 (R: C. Froelich);
    Maria Ilona, 1939 (R: G. v. Bolváry);
    Ein Leben lang, 1940 (R: G. Ucicky);
    Die kluge Marianne, 1943 (R: H. Thimig);
    Das Herz muß schweigen, 1944 (R: G. Ucicky);
    Vagabunden (westdt. u. d. T. Vagabunden d. Liebe), 1949 (R: R. Hansen);
    Cordula, 1950 (R: G. Ucicky);
    Maria Theresia, 1951 (R: E. E. Reinert);
    Ich u. meine Frau, 1953 (R: E. v. Borsody);
    Weg in d. Vergangenheit, 1954 (R: K. Hartl);
    Die Wirtin z. Goldenen Krone, 1955 (R: T. Lingen);
    Das dritte Geschlecht (in Dtld. erheblich verändert zugelassen u. d. T. Anders als du u. ich), 1957 (R: V. Harlan);
    Unter 18 (westdt. u. d. T. Noch minderjährig), 1957 (R: G. Tressler);
    Überfahrt, 1963 (TV, R: W. Rilla);
    Nichts als Erinnerung, 1973 (R: M. Kehlmann);
    Glückssachen, 1977 (TV, R: P. Patzak);
    Der gr. Karpfen Ferdinand u. andere Weihnachtsgesch., 3. Episode: Gr. Menü, 1978 (TV, R: A. Weidemann);
    Augenblicke –4 Szenen mit P. W., 1979 (TV, R: W. Glück);
    Teilnachlässe: Österr. Theatermus., Wien;
    Archiv d. Ak. d. Künste, Berlin.

  • Literature

    |F. Horch, P. W., Weg e. Wienerin, 1937 (P);
    R. Bach, Die Frau als Schauspielerin, 1937, S. 97–108 (P);
    H. Ihering, Von Josef Kainz bis P. W., Schauspieler v. gestern u. heute, 1942, S. 238–45 (P);
    A. Ibach, Die W., Skizze ihres Werdens, 1943 (P);
    O. M. Fontana, P. W., 1959 (P);
    Elisabeth Orth, Märchen ihres Lebens, Meine Eltern P. W. u. Attila Hörbiger, 1975 (P);
    M. Steiner, P. W., Die verdrängten Jahre, 1996 (P);
    C. Preschl, Gib dem Publikum, was es will, Der Filmstar P. W., in: R. Beckermann u. C. Blümlinger (Hg.), Ohne Untertitel, Fragmente e. Gesch. d. österr. Kinos, 1996, S. 143–55;
    Nachrufe: H. Jacobi, in: NZZ;
    D. Pizzini, in: Die Presse (Wien);
    U. Weinzierl, in: FAZ (P);
    K. Cerny, in: BZ;
    J. Kaiser, in: SZ (P), alle v. 13. 5. 2000;
    R. Tramontana, in: profil (Wien), Jg. 41, Nr. 20, v. 15. 5. 2000, S. 210;
    – G. Markus, Die Hörbigers, Biogr. e. Fam., 2006 (P);
    A. Loacker (Hg.), Im Wechselspiel, P. W. u. d. Film, 2007 (P);
    K. Ifkovitz (Hg.), Die Rollen d. P. W., Spiegel ihrer selbst, 2007 (P);
    M. Haas, Die „Gottbegnadeten-Liste“ (BArch R 55 / 20252a), in: Eine Institution zw. Repräsentation u. Macht, Die Univ. f. Musik u. darstellende Kunst Wien im Kulturleben d. NS, 2014, S. 239–76;
    Elisabeth Orth, „Aus euch wird nie was“, Erinnerungen, aufgezeichnet v. N. Mayer, 2015 (P);
    – Kürschners Biogr. Theater-Hdb., 1956;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Glenzdorfs Internat. Film-Lex.;
    CineGraph;
    K. Weniger, Das gr. Personenlex. d. Films;
    TV-Biogrr. im Österr. Rundfunk (ORF): Die W., Zum 70. Geb.tag, 1977;
    Vorhang auf f. P. W., 85. Geb.tag, 1992;
    P. W., Stationen e. Lebens, 1996 (R: W. Lehr);
    Die Hörbigers, e. Schauspieldynastie, 3 T., 2015 (R: C. Reichhold).

  • Primary Sources

    |BA Berlin-Lichterfelde, Berlin Document Center; FU Berlin, Inst. f. Theaterwiss., Theaterhist. Slgg.

  • Portraits

    |zahlr. private Aufnahmen u. Rollen-Porträts in: E. Fuhrich u. G. Prossnitz (Hg.), P. W., Attila Hörbiger, Ihr Leben – ihr Spiel, 1985, u. in: E. Orth, „Aus euch wird nie was“ (s. L).

  • Author

    Ulrich Döge
  • Citation

    Döge, Ulrich, "Wessely, Paula" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 889-891 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118631756.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA