Dates of Life
1900 – 1955
Place of birth
Prag
Place of death
Berlin
Occupation
Schriftsteller ; Redakteur ; Diplomat
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 118630423 | OGND | VIAF: 59126097
Alternate Names
  • Weiskopf, F. C.
  • Burk, Peter (Pseudonym)
  • Kovacs, F. W. L. (Pseudonym)
  • more

Relations

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Citation

Weiskopf, Franz Carl, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630423.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Josef (* 1863, jüd.), aus Horowitz (Böhmen), Bankbeamter in P.;
    M Fritza (Friederike) Feigl (* 1868, jüd.), aus P.;
    2 B, Schw Helene (* 1903);
    Berlin 1928 Margarete Bernheim (Ps. Alex Wedding) (1905–66), Schriftst. (s. NDB 27;
    W);
    kinderlos.

  • Biographical Presentation

    Nach dem Besuch der dt. Volksschule und des Altstädter Realgymnasiums in Prag (Abitur 1918) wurde W. zum Kriegsdienst in die österr.-ungar. Armee eingezogen. Bereits vor seinem Studium der Germanistik und Geschichte in Prag 1919–23 begann er, marxistische Literatur zu lesen und engagierte sich seit 1919 in der linken sozialdemokratischen Bewegung und in der Freien Vereinigung sozialistischer Akademiker. 1921 war W., der sich auch als Publizist für linke Zeitschriften betätigte, Gründungsmitglied der KSČ. Nach der Promotion zum Dr. phil. in Prag 1923 mit einer Dissertation über den schwäb. Schriftsteller Sebastian Sailer (1714–77) arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. 1925 trat er in die Redaktion der von Julius Fučík (1903–43) herausgegebenen Zeitschrift „Avantgarda“ ein. Seit 1926 unternahm W. Reisen in die UdSSR. 1927 und 1930 besuchte er die I. und II. Internationale Konferenz proletarisch-revolutionärer Schriftsteller in Moskau und Charkow, u. a. mit Anna Seghers (1900–83), 1934 den Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller in Moskau. Seine Reportagen (Umsteigen ins 21. Jh., 1927; Zukunft im Rohbau, 1932) gehören zu den wichtigsten Berichten über die Sowjetunion dieser Zeit. W. zeigte in ihnen anhand der Entwicklung von Individuen, wie schnell sich die Gesellschaft veränderte und welchen Einfluß dies auf die Menschen hatte, z. B. hinsichtlich der Arbeit oder des Verhältnisses zum Staat.

    Seit 1928 lebte W. in Berlin, wo er von 1929 an das Feuilleton der linken Tageszeitung „Berlin am Morgen“ redigierte und Mitglied im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller wurde. 1933 wurden er und Wedding aus Deutschland ausgewiesen und gingen nach Prag. Dort leitete W. als Chefredakteur die „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“, hatte u. a. Kontakt zum Brecht-Kreis und unterstützte die Herausgabe der „Neuen Deutschen Blätter“ und des „Gegen-Angriffs“.

    Im Herbst 1938 emigrierten W. und Wedding nach Paris. 1939 nahmen sie am Kongreß der „League of American Writers“ in New York teil und blieben in den USA, wo W. sein Engagement für verfolgte Schriftsteller fortsetzte, u. a. für Lenka Reinerová (1916–2008). Nach Kriegsende arbeitete er für die ČSR als Botschaftsrat bzw. Botschafter in Washington (1947–49), Stockholm (1949 / 50) und Peking (1950–52). Im Juli 1952 mußte W. nach Prag zurückkehren, wurde im Kontext der Slánský-Prozesse vernommen und verhaftet (Rehabilitation durch d. KSČ 1969). 1953 ging er mit seiner Frau nach Ost-Berlin (DDR-Staatsbürger 1954, Mitgl. d. SED), leitete mit Willi Bredel (1901–64) die Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“ (ndl) und war Vorstandsmitglied im Dt. Schriftstellerverband.

    Neben seiner Tätigkeit als Redakteur und Publizist trat W. als Lyriker, Erzähler und Romancier hervor. Er schrieb zunächst Märchen und kleinere Dramen sowie Gedichte oder Nachdichtungen, für die er sich an volkstümlichen und sozialistischen Vorbildern orientierte. Später folgten Anekdoten in der Tradition Kleists und Hebels. Seit 1923 konzentrierte sich W. auf Erzählungen, in deren Mittelpunkt Kleinbürger oder Bauern standen.

    W.s erster Roman „Das Slawenlied, Roman aus den letzten Tagen Österreichs und den ersten Jahren der Tschechoslowakei“ (1931) zeichnet den Werdegang eines Intellektuellen nach und wurde in sozialistischen Krei-| sen abgelehnt. In weiteren Romanen thematisierte er die aktuelle politische Situation und suchte Erklärungen für den Erfolg des Nationalsozialismus (Die Versuchung, 1937, seit 1954 u. d. T. „Lissy“, Spielfilm 1957, Regie: K. Wolf). In „Dawn Breaks, A Novel from the V-Front“ (1942, dt. „Vor e. neuen Tag“, 1944) beschrieb er als Fiktion einen Aufstand in der Slowakei, wie er 1944 tatsächlich ausbrach. Seit 1938 arbeitete W. an einem Romanzyklus, der die tschechoslowak. Geschichte anhand von Einzelschicksalen darstellen sollte und von dem nur zwei Bände zu W.s Lebzeiten erschienen (Twilight on the Danube, 1946, dt. „Abschied vom Frieden“, 1950, Spielfilm 1977, Regie: H.-J. Kasprzik; Children of their Time, 1948, dt. „Kinder ihrer Zeit“, 1951, seit 1955 u. d. T. „Inmitten d. Stroms“; Welt in Wehen, Romanfragment, 1960). In „Unter fremden Himmeln, Ein Abriß der deutschen Literatur im Exil 1933–1947“ (1948) setzte sich W. als einer der ersten für eine Würdigung dt.sprachiger Exilliteratur ein, wobei er auch Kinder- und Jugendliteratur berücksichtigte.

    W. gilt als „Mittler“ zwischen Arbeiterbewegung und Intellektuellen (Hans Mayer). Er setzte sich für die tschech. und dt. Literatur ein und bewegte sich zwischen Literaturtheorie und Publizistik. Sein Werk ist älteren literarischen Traditionen ebenso verpflichtet wie literarischer Modernität, etwa in der Montage von Ich-Erzählungen oder der Verbindung von fiktiven und authentischen Darstellungsweisen.

    Zu W.s Gedenken wurde 1956 der F. C. W.-Preis ins Leben gerufen, der seit 1957 alle zwei bis drei Jahre von der Akademie der Künste der DDR, seit 1993 von der Akademie der Künste in Berlin an Autoren vergeben wird, deren Werk besonders sprachreflektierend ist, u. a. an Victor Klemperer (1960), Rainer Kirsch (1983) und Richard Anders (2007).

  • Awards

    |Herderpreis d. tschechoslowak. Präs. f. d. Anthol. „Das Herz, e. Schild, Lyrik d. Tschechen u. Slowaken“ (1937);
    o. Mitgl. d. Ak. d. Künste, Berlin (1954), u. d. Dt. PEN-Zentrums Ost u. West (1954).

  • Works

    Weitere W Föhn, Drama, UA 1921;
    Es geht e. Trommel, Gedichte dreier J., 1923;
    Tschech. Lieder, Nachdichtungen, 1925;
    Das Land am anderen Ufer, tschech. 1925;
    Die Flucht n. Frankreich, Erzz., 1926;
    Wer keine Wahl hat, hat d. Qual, Erzz., 1928;
    Der Traum d. Friseurs Cimbura, Erzz., 1930;
    Die Stärkeren, Anekdoten, 1934;
    Das Herz, e. Schild, Nachdichtungen aus d. Tschechischen u. Slowakischen, 1937;
    La tragédie tchécoslovaque, Hist. Abriß, 1939 (unter Ps. Peter Burk);
    The Untamed Balkans, Hist. Abriß, 1941;
    Himmelfahrtskommando, Roman, 1945, engl. 1944;
    Hundred Towers, Anthol., 1945;
    Der ferne Klang, Erzz., 1950;
    Brot u. Sterne, Nachdichtungen aus d. Tschechischen u. Slowakischen, 1951;
    Gesang d. gelben Erde, Nachdichtungen aus d. Chinesischen, 1951;
    Die Reise n. Kanton, Reportagen, 1953;
    Des Tien Tschien Lied vom Karren, Nachdichtungen aus d. Chinesischen, 1953;
    Aus allen vier Winden, Reportagen, 1954;
    Heimkehr, Erz., 1955;
    Verteidigung d. dt. Sprache, 1955;
    Lit. Streifzüge, 1956;
    Das Anekdotenbuch, 1959;
    – Ausgew. Werke in Einzelausgg., 12 Bde., 1947–59;
    Ges. Werke, Ausgew. v. Grete Weiskopf u. St. Hermlin, 8 Bde., 1960;
    W., Ein Lesebuch f. unsere Zeit, hg. v. A. Roscher u. Grete Weiskopf, 1963;
    Bodo Uhse, F. C. W., Briefwechsel 1942–1948, hg.">
    v. G. Caspar, 1990;
    Bibliogr.: F. Arndt u. A. Roscher, Vorläufige Bibliogr. d. lit. Arbb. v. u. über F. C. W., Dt. Ak. d. Künste, Schrr. d. Lit.archive, 1958, H. 1;
    Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin (M. Angermüller, Vorläufiges Findbuch d. lit. Nachlasses v. F. C. W. [1900–1955], Bd. 1: Unterlagen aus d. lit. Tätigkeit v. F. C. W., 1958).

  • Literature

    |V. Werner, České motivy v díle F. C. W., in: Časopis pro moderní filologii 1954, Nr. 3, S. 135 f.;
    Hans Mayer, W. d. Mittler, in: ndl 9, 1957, S. 82–90 (P);
    H. Koch, Der Erzähler F. C. W., Dipl.arb. Leipzig 1959;
    F. Arndt, in: Egon Erwin Kisch, F. C. W., Leben u. Werk, 1963, S. 93–152 (P);
    Grete Weiskopf, St. Hermlin u. F. Arndt (Hg.), Erinnerungen an e. Freund, Ein Gedenkbuch, 1963;
    L. Václavek, Das lyr. Werk F. C. W.s, in: Philologica Pragensia 1, 1965, S. 14–26;
    ders., F. C. W. u. d. Tschechoslowakei, 1965;
    ders., Weiskopfovy překlady české poezie, in: Časopis pro moderní filologii, 1968, Nr. 1, S. 8–19;
    I. Hiebel, Die Herausbildung lit. Grundsätze b. F. C. W., Diss. Leipzig 1965;
    dies., F. C. W., Schriftst. u. Kritiker, Zur Entwicklung seiner lit. Anschauungen, 1973;
    dies., Nachwort, in: F. C. W., Unter fremden Himmeln, 1981, S. 219–35;
    dies., in: Metzler Lex. sozialist. Schriftst. (P);
    H. Tille, Die Kunst d. Charakterisierung im epischen Schaffen F. C. W.s, Diss. Halle/ S. 1968;
    P. Gallmeister, Die hist. Romane v. F. C. W. „Abschied vom Frieden“ u. „Inmitten des Stroms“, 1983;
    S. Dunstmair, Wege d. Schuld aus zeitgenöss. Sicht im Exil, Die Darst. d. Kleinbürgers b. F. C. W. u. Arnold Zweig, in: Anpassung u. Utopie, hg. v. T. Kraft u. D. R. Moser, 1987, S. 71–89;
    V. Haase, „Will man nicht 70 Millionen ausmerzen oder kastrieren …“, Ein Btr. zu F. C. W.s dtld.pol. Vorstellungen im Exil, in: Lit. u. pol. Dtld.konzepte 1938–1949, hg. v. G. Nickel, 2004, S. 239–69;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Lex. österr. Exillit.;
    BHdE II;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR.

  • Portraits

    |Bronzebüste (Berlin-Friedrichsfelde, Zentralfriedhof), Abb. in: H.-J. Mende, Lex. Berliner Grabstätten, 2005.

  • Author

    Jana Mikota
  • Citation

    Mikota, Jana, "Weiskopf, Franz Carl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 673-674 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630423.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA