Lebensdaten
1892 – 1990
Geburtsort
Sankt Ulrich in Gröden (Südtirol)
Sterbeort
Bozen
Beruf/Funktion
Bergsteiger ; Architekt ; Schriftsteller ; Schauspieler ; Drehbuchautor ; Regisseur ; Kameramann ; Filmproduzent
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118623818 | OGND | VIAF: 92746323
Namensvarianten
  • Trenker, Alois
  • Trenker, Alois Franz
  • Cademia, Bera Luis dla
  • mehr

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Zitierweise

Trenker, Luis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623818.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob (Ludwig) (1863–1952), aus Arzl b. Imst (Tirol), Maler, Holzschnitzer, Gründer e. Lehrwerkstätte f. Bildhauerei in St. U., S d. Roman (1812–68) u. d. Theres Thurner (1820–99);
    M Carolina (1870–1946), aus St. Ulrich in Gröden, T d. Ferdinand Demetz (dla Cademia) (1842–1902), aus ladin. Fam. in St. U., Bildhauer, Altarbauer u. Figurenschnitzer, Gründer d. Kunstschule „Cademia“ in St. U. (s. ThB), u. d. Marianna Demetz (1846-1887);
    Ov Josef, Pfarrer in Elbingenalp, Dekan in Stilfes/Brenner, Om Leo Demetz (dla Cademia) (1885–1960, 1] Isolde v. Pohl, Patenkind v. Richard Wagner, 2] Mathilde Stuflesser [de Petlin]), Ing., Landwirt, Liftebauer, Hersteller v. Fertighäusern, Bergsteiger;
    1 B Vinzenz ( 1985), 4 Schw Ida ( 1987), Irma ( 1999), Martha ( 1982), Wilhelmine ( 1991);
    Berlin 1928 Hilda (1903–88, luth., 1] 1924 1927 Georg Glaeser, 1892–1930, Dr. med., Gynäkol.), aus Leipzig-Gohlis, T d. Paul v. Bleichert (1877–1938, kgl. sächs. Adel 1918), Fabr., Teilh. d. Fa. Adolf Bleichert & Co. in Leipzig f. d. Bau v. Drahtseilbahnen, KR, Konsul d. Rep. Paraguay (s. Wi. 1928; Wenzel), u. d. Berthe Wagemaekers (1882–1927), aus Brüssel;
    3 S Florian (1930–2003), Kameramann, Regisseur, drehte mit T. mehr als 30 Filme, Luis Ferdinand (* 1933), Dr. iur., RA, Josef (* 1940), Handelsvertreter, 1 T Barbara (* 1936);
    Gvv d. Ehefrau Adolf Bleichert (1845–1901), Masch.-ing., Erfinder e. Drahtseilbahnsystems (s. NDB II), Gvm d. Ehefrau Edmond Wagemaekers (1842–1930), Vers. kaufm. in Brüssel, Gmm d. Ehefrau Emilie Baronesse Kemmeter de Meurs (1840–1923); Schwägerinnen Yvonne v. Bleichert (1905–65, Ludwig Hinterschweiger, 1863–1930, Industr., s. ÖBL), Alice v. Bleichert (1907–2001, Albert Patton, 1885–1959, Med.).

  • Biographie

    Nach der Volksschule 1898–1901 besuchte T. das Bozener Knabenseminar Josefinum (1902/03) und arbeitete danach kurzzeitig als Lehrling im Elektrizitätswerk von St. Ulrich. 1903–05 absolvierte er die Bau- und Kunsthandwerkerschule in Bozen, danach die Realschule in Innsbruck. Im damals zur österr.-ungar. Monarchie gehörigen Südtirol wuchs er zweisprachig – mit Tiroler Dialekt und Ladinisch – auf und erlernte Italienisch als Fremdsprache an der Realschule. Seit 1912 studierte er an der TH in Wien Architektur. Im Aug. 1914 eingezogen, kämpfte T. zunächst als Kanonier in Galizien und, nach dem Kriegseintritt Italiens 1915, im ital. Gebirgskrieg 1915–18 als Artillerieoffizier und Bergführer (zuletzt Oberlt.). Seine Eindrücke aus dieser Zeit verarbeitete er später in Film und Literatur. Nach dem Krieg als Südtiroler|ital. Staatsbürger, setzte T. 1920 sein Architekturstudium an der TH Wien fort und beendete es 1924 in Graz (Abschluß als Dipl.Ing.). Im selben Jahr nahm er an den Olympischen Winterspielen von Chamonix als Mitglied der ital. Skibobmannschaft teil. 1922–27 betrieb er gemeinsam mit Clemens Holzmeister (1886–1983) ein Architekturbüro in Bozen. Als sich herausstellte, daß der in Österreich erworbene Architektentitel in Italien nicht anerkannt wurde, übersiedelte T. 1928 mit seiner Frau nach Berlin, wo er bis 1940 seinen offiziellen Wohnsitz hatte.

    Bereits als Schüler verdingte sich T. als Skilehrer und Bergführer. Als solchen engagierte ihn 1924 der dt. Regisseur Arnold Fanck (1889–1974) für den Stummfilm „Der Berg des Schicksals“, bei dem T. schließlich auch eine Rolle übernahm. Weitere Filmrollen folgten, u. a. in „Der heilige Berg“ (1926) und „Der große Sprung“ (1927, beide Regie: A. Fanck) an der Seite von Leni Riefenstahl (1902–2003), bis T. 1928 bei „Kampf ums Matterhorn“ (Regie: Mario Bonnard, Nunzio Malasomma) erstmals die Aufnahmeleitung von Außenaufnahmen übernahm. Bei seinem letzten Stummfilm „Der Ruf des Nordens“ (1929, Regie: Nunzio Malasomma) fungierte T. als Produktionsleiter. Nach seinen ersten erfolgreichen Auftritten im Tonfilm, „Die heiligen drei Brunnen“, „Der Sohn der weißen Berge“ (beide 1930, Regie: Mario Bonnard) und „Die große Sehnsucht“ (1930, Regie: Stefan Szekely), führte er 1931 bei „Berge in Flammen“ an der Seite von Karl Hartl (1899–1978) die Co-Regie und verfaßte die auf eigenem Erleben – den Bergkämpfen im 1. Weltkrieg – basierende Grundgeschichte. T. etablierte bereits in den ersten Werken seine charakteristische Dramaturgie: Archaische Dramen um ein patriotisches Thema, die einem Individuum in eindrucksvoller Berg- oder sonstiger Naturkulisse widerfahren. Entscheidend war für ihn, daß die Außenaufnahmen stets an Originalschauplätzen gedreht wurden. Wie Fanck setzte T. auf einprägsame Bilder kletternder Körper, die sich silhouettenhaft im Gegenlicht vor ausgeprägter Fels- und Wolkenkulisse abzeichnen. Kameraschwenks entlang der Bergwand sollten demonstrieren, daß es sich nicht um Studiodekorationen handelte.

    Die von Carl Laemmle (1867–1939) gebotene Möglichkeit, an der engl. Version von „Berge in Flammen“ – „The Doomed Battalion“ (1932, Regie: Cyril Gardner) – mitzuwirken, führte T. 1932 nach Amerika, das zum Schauplatz weiterer Arbeiten wurde; hier entstanden u. a. „Der verlorene Sohn“ (1934) und „Der Kaiser von Kalifornien“ (1936). Die dabei etablierten stilistischen Errungenschaften, wie etwa der Verzicht auf jegliche im Spielfilm übliche künstliche Ästhetik und der Einsatz von Amateuren neben Berufsschauspielern, fanden sich Jahrzehnte später in den Filmen des ital. Neorealismus wieder. Indem er in „Der verlorene Sohn“ Tiroler Berge mit den Wolkenkratzern New Yorks überblendete, demonstrierte er die praktikable Metaphorik seiner Erzählweise.

    Bereits nach seinem Regiedebüt begann T., seine Filmstoffe, oft unter Mithilfe von CoAutoren, in Form von Drehberichten oder Romanen, später auch Landschaftsschilderungen zu publizieren. Sein 1931 erschienener Roman „Berge in Flammen, Ein Roman aus den Schicksalstagen Südtirols“ (mit Walter Schmidkunz) wurde im selben Jahr mit dem Preis der Stadt Wien für das „Beste Buch des Jahres“ ausgezeichnet.

    Im faschistischen Italien schätzte man T.s auf Deutsch gedrehte patriotische Naturverherrlichungen, wie etwa in „Der Rebell“ (1932) oder „Condottieri“ (1937). Auch das NS-Regime versuchte, diese Dramaturgie für sich zu instrumentalisieren. T. wurde 1940 NSDAPMitglied, wehrte sich jedoch beharrlich gegen künstlerische Einengung von offizieller Seite, was ihm Beschwerden und Denunziationen eintrug. Zudem benötigte er nach Ansicht des NS-Regimes zu lange, um sich in der Südtirol-Frage eindeutig zu positionieren: Als 1939 Deutschland Südtirol die Option offerierte, sich für eine Umsiedelaktion in das Dt. Reich zu entscheiden (was von zahlreichen Bewohnern akzeptiert wurde), votierte T. erst nach langem Zögern im Sinne des Regimes. In dieser wie in anderen Fragen nicht großdt.-national, sondern allein in bezug auf seinen engeren Heimatraum patriotisch denkend, zog T. bald weiteren Unwillen auf sich. 1940 wurde sein Film „Der Feuerteufel“ als regimekritisch angesehen, T. fiel in Ungnade, weitere eigene Filmprojekte konnten nicht mehr finanziert werden. Nach seiner Mitwirkung im NS-Propagandafilm „Germanin – Die Geschichte einer kolonialen Tat“ (1942, Regie: Max W. Kimmich) wurde T. mit Berufsverbot belegt. Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits seit zwei Jahren in Rom, drehte dort 1942 „Pastor Angelicus“ (Co-Regie: Romolo Marcellini) und begann 1945 mit der Arbeit an „Im Banne des Monte Miracolo“ (erst 1949 fertiggestellt).

    In der Nachkriegszeit lebte T. in Rom und Venedig, 1949 kehrte er nach Tirol zurück; hier reaktivierte er seine bereits 1937 gegründete|„Luis Trenker-Film GmbH“ und verlegte sie nach München. In den 1950er Jahren entstanden v. a. Dokumentationen aus dem alpinen Bereich; 1955–57 beschloß er sein Spielfilmschaffen mit den drei wenig erfolgreichen Produktionen „Flucht in die Dolomiten“, „Von der Liebe besiegt“ und „Wetterleuchten um Maria“. In den 1960er Jahren begann T. in TV-Serien wie „Luis Trenker erzählt“ (1966) und „Berge und Geschichten“ (1971–73) mit populären Darstellungen seines Lebens und seiner Person, wurde zum Namenspatron eines alpinen Modelabels, Herausgeber zahlreicher Bildbände und engagierte sich auf seiten der ital. Grünen für den Umweltschutz.

    Fanck, dessen „Der Berg des Schicksals“ 1921 als erster alpiner Spielfilm reale sportliche Kletterleistungen zeigte und der als Regisseur Drehbuchautor, Kameramann und Cutter fungierte, war T.s großes Vorbild. Dieses übertraf T. dadurch, daß er als Darsteller und Erzähler für das Publikum zu einer Art „Personalunion“ eines Bergfilmers wurde, bei dem alle Einzelfunktionen untrennbar zusammengehörten. T.s erklärtes Ziel war es, künstlerisch wertvolle und kommerziell erfolgreiche Abenteuerfilme herzustellen. Daß er mit seiner Filmarbeit zugleich die Popularität von Wandern, Bergsteigen sowie Skifahren erhöhte, bedeutete einen nicht unwesentlichen Nebeneffekt für Industrie und Fremdenverkehr.

    T.s Schaffenszeit durchmaß sieben Jahrzehnte Film- und Fernsehgeschichte, er gewann und erhielt sich dabei von der Stumm- über die Tonfilmzeit bis in die Fernsehära hinein ein mehrere Generationen umfassendes Publikum. Nicht zuletzt durch die TV-Auftritte in eigenen Sendungen und diversen Unterhaltungsshows erreichte T. bis ins hohe Alter eine große Zuschauerzahl und gestaltete dadurch den eigenen Mythos entscheidend mit.

  • Auszeichnungen

    A Mussolini-Preis (Coppa Mussolini) f. d. besten ausländ. Film b. d. Biennale in Venedig f. „Der Kaiser v. Kalifornien“ (1936);
    Ehrenkreuz d. Stadt Wien u. Komturkreuz d. Rep. Italien (1966);
    Goldenes Verdienstkreuz d. Landes Tirol (1977);
    Karl-Valentin-Orden (1978);
    Bayer. Verdienstorden (1979);
    Filmband in Gold f. langj. u. hervorragendes Wirken im dt. Film (1982);
    BVK am Bande (1982);
    Luis-Trenker-Archiv d. Mus. Ghërdeina (St. Ulrich in Gröden, Südtirol, seit 2004).

  • Werke

    Weitere W u. a. Schrr.: Meine Berge, 1931 u. ö. (mit W. Schmidkunz);
    Berge u. Heimat, 1933 u. ö. (mit dems.);
    Der Rebell, Ein Freiheitsroman aus d. Bergen Tirols, 1933;
    Berge im Schnee, Das Winterbuch, 1935;
    Autobiogr.: Alles gut gegangen, Geschichten aus meinem Leben, 1965 (P).

  • Literatur

    L K. Kreimeier (Hg.), Fanck – T. – Riefenstahl, Der dt. Bergfilm u. seine Folgen, Filmseminar d. Stiftung Dt. Kinemathek 1972, als Ms. gedr. [Berlin], [um 1972];
    E. Rentschler u. a., in: Filmexil 1, 1992, S. 13–32;
    L. T., Regisseur u. Schriftst., Die Personalakte T. im Berlin Document Center, hg. v. F. Leimgruber, 1994;
    Il mito della montagna in celluloide, L. T., Ausst.kat. Museo Nazionale della Montagna, Turin 2000;
    St. König u. Florian Trenker, Bera Luis, Das Phänomen L. T., 2006 (Filmogr., Bibliogr., Rollenporträts, P);
    H.-J. Panitz, L. T. – ungeschminkt, Bilder, Stationen, Begegnungen (Filmogr., DVD „Sein letztes Interview“), 2009;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Personenlex. Österr.;
    Klimesch (P);
    Die Ufa-Story;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Österreicher in Hollywood (P);
    Killy;
    Enz. NS;
    Österr. Personenlex. (P); Cinegraph (P)

  • Autor/in

    Günter Krenn
  • Zitierweise

    Krenn, Günter, "Trenker, Luis" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 400-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118623818.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA