Lebensdaten
1901 – 1971
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118597558 | OGND | VIAF: 5057003
Namensvarianten
  • Rad, Gerhard von
  • Rad, G. von
  • Rāto, Geruharuto fon
  • mehr

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Zitierweise

Rad, Gerhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597558.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 15. Jh. in Feldkirch (Vorarlberg) nachweisbarer Fam., d. 1714 in d. Reichsadel u. 1767 in d. Augsburger Patriziat aufgenommen wurde; V Karl Ludwig Heinrich (1870–1949), Med.rat in N., S d. Paul Gottlieb (1832–72), Oberförster in Augsburg, u. d. Luise Barbara Kraemer (1843–1912);
    M Else Dorothea Karoline Spitta (* 1875);
    Nürnberg 1928 Luise (1902–95, s. W), T d. Georg Frhr. Löffelholz v. Colberg (1869–1938), Gen.major, Mitbes. v. Gibitzenhof b. N., u. d. Emma Freiin Schott v. Schottenstein (1872–1946);
    3 S (1 früh †) Ulrich (* 1935), Dr. rer. nat., Dipl.-Geol. an d. Bundesanstalt f. Geowiss. u. Rohstoffe in Bochum, Hon.prof. f. Geol. ebd., Michael (* 1939), Dr. med., o. Prof. u. Dir. d. Inst. u. d. Poliklinik f. psychosomat. Med., Psychotherapie u. med. Psychol. an d. TU München (beide s. Kürschner, Gel.-Kal. 2001), 1 T Ursula (* 1930), Oberstudiendir. in H.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Nürnberg und Coburg studierte R., durch den Nürnberger Pfarrer Wilhelm Stählin für die Theologie gewonnen, 1921-25 in Erlangen und Tübingen u. a. bei Karl Müller und Karl Heim. Während seines Vikariats begann er eine Arbeit, mit der er 1928 bei Otto Procksch in Erlangen promoviert wurde; hierin suchte er das Deuteronomium aus sich selbst als Einheit zu verstehen und fand im Begriff des „Gottesvolkes“ dessen theol. Mitte. Als Assistent von Albrecht Alt (1883–1956) in Leipzig wurde R. 1930 mit „Das Geschichtsbild des chronistischen Werkes“ habilitiert.

    Der Privatdozent R. wurde 1934 auf eine o. Professur nach Jena berufen, wo er als Alttestamentler in Konflikte mit den Dt. Christen geriet. 1939 trat er der Bekennenden Kirche bei und unterstützte sie durch Vortragsreisen und Bibelstunden. In seinem wirkungsreichsten Buch, „Das formgeschichtliche Problem des Hexateuchs“ (1938), vertrat R. die heute nur noch von einer Minderheit der Alttestamentler geteilte These, das Volk Israel habe sich auf die Geschichtserinnerung, die ursprünglich kultisch verankert gewesen seien, – an die Taten Gottes gegründet. In dem „kleinen historischen Credo“ (Dtn. 6,21), das auf dem Wochenfest in Gilgal als Legende verlesen worden sei, erblickte R. den kultisch-liturgischen Kern der geschichtlichen Überlieferung Israels, die zunehmend erweitert, schließlich durch den Jahwisten verschriftlicht und mit der Ur-, Väter- und Sinaigeschichte, in der sich das Bundeserneuerungsfest von Sichem widerspiegele, zum Hexateuch verbunden worden sei. Aufgrund eines Herzleidens erst 1944 als LKW-Fahrer zum Kriegsdienst verpflichtet, folgte R. nach kurzer amerik. Gefangenschaft 1945 einem Ruf nach Göttingen, 1949 nach Heidelberg (1966 em.), wo er dank seiner Rednergabe bis 1967 große Lehrerfolge feierte. 1960/61 nahm er eine Gastprofessur am Theol. Seminar der Princeton University 1960/61 wahr.

    In seinen „Deuteronomium-Studien“ (1947) argumentierte R., das Deuteronomium wolle die kultische Institution der altisraelit. „Amphiktyonie“ als Maßstab von Israels Existenz vor Jahwe erneuern. In seiner Arbeit „Der Heilige Krieg im alten Israel“ (1951, ⁵1969) entwickelte er deshalb die These, der Hl. Krieg sei eine sakrale Veranstaltung dieser Institution gewesen. 1957/60 erschien als Summe seiner Arbeit die „Theologie des Alten Testaments“ (2 Bde., ⁹1987), die kein einheitliches theol. System darstellt, sondern die von R. aufgeworfene Frage des überlieferten Geschichtsbezugs aller alttestamentlichen Theologie vertieft. Seine Überlegungen beeinflußten u. a. Wolfhart Pannenbergs theol. Programm von der „Offenbarung als Geschichte“. In seinem letzten Buch wandte sich R. der scheinbar ungeschichtlich denkenden „Weisheit in Israel“ (1970, ³1985) zu, untersuchte aber auch hier sein theol. Grundanliegen: den Bezug des unausweichlich geschichtlich vermittelten Glaubens zur Wirklichkeit.

    Die tiefgreifenden Umbrüche in der alttestamentlichen Exegese führten seit den 70er Jahren dazu, daß R.s Rang als Klassiker der dt. alttestamentlichen Wissenschaft zwar gewürdigt, aber nahezu alle zentralen Elemente seines stark normativ theol. geprägten Bildes einer Religionsgeschichte des antiken Judentums in Frage gestellt wurden. Viele seiner vermeintlich historisch-philologisch gewonnenen Einsichten werden inzwischen als Funktion einer dezidiert ev., an der Einheit des Wortes Gottes und einer inneren Kontinuität der beiden Testamente orientierten Theologisierungsstrategie gedeutet, die im Kirchenkampf der 30er und frühen 40er Jahre auch der Identitätsbehauptung der ev. Kirche gegenüber dem totalitären Staat und, seit 1945, einer erhofften Rechristianierung der dt. Gesellschaft diente.|

  • Auszeichnungen

    Gr. BVK (1954);
    Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1955);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1955);
    Dr. h. c. (Leipzig 1934, Glasgow 1953, Lund 1962, Wales 1964).

  • Werke

    Weitere W Das Gottesvolk im Deuteronomium, 1929 (Diss.);
    Die Priesterschr. im Hexateuch, 1934;
    Das erste Buch Mose, 3 Bde., 1949–53, 121987;
    Ges. Stud. z. AT, 2 Bde., 1958, ⁴1973;
    Erinnerungen aus d. Kriegsgefangenschaft 1945, hg. v. Luise v. R., 1976. |

  • Nachlass

    Nachlaß in Privatbesitz.

  • Literatur

    R. Rendtorff u. K. Koch (Hg.), Stud. z. Theol. d. alttestamentl. Überlfg., 1961 (Bibliogr.);
    H. W. Wolf (Hg.), Probleme bibl. Theol., 1971 (Bibliogr.);
    ders. u. a., G. v. R., 1973;
    J. L. Crenshaw, G. v. R., 1979;
    R. Smend, in: Dt. Alttestamentler in drei Jhh., 1989, S. 226-54 (P);
    Geneal. Hdb. d. in Bayern immatrikulierten Adels 23, 2000;
    Munzinger;
    Enc. Jud. 1971;
    TRE;
    BBKL, Erg.bd. XVI (W, L);
    LThK³;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³, Erg.bd. VI.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Rad, Gerhard von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 80-81 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597558.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA