Lebensdaten
1905 – 1979
Geburtsort
München
Sterbeort
Arnheim
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118584626 | OGND | VIAF: 10638081
Namensvarianten
  • Moszer, Alfred
  • Mozer, Alfred
  • Moszer, Alfred
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Orte

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Zitierweise

Mozer, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584626.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1875–1948) aus Tóvaros (Ungarn), Weißgerber;
    M Johanna Wagner (* 1879) aus Mering b. Augsburg, Näherin;
    1) Hersfeld 1930 ( 1937) Aenne André (* 1904) aus Hersfeld, 2) Rotterdam 1948 Aaltje Ebbinge (* 1915, s. L) aus Groningen;
    1 S aus 1), 1 S aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehre in einer Textilfabrik kam M. auf der Wanderschaft 1924 nach Kassel, wo er zunächst in seinem Beruf arbeitete, dann aber als Redakteur beim sozialdemokratischen „Kassler Volksblatt“ und für einige Monate auch als Sekretär bei Oberbürgermeister Philipp Scheidemann. 1928 ging er als hauptamtlicher Redakteur zum sozialdemokratischen „Volksboten“ nach Ostfriesland. Dort engagierte er sich für die SPD und wurde bei den Kommunalwahlen 1933 in Emden in das Bürgervorsteherkollegium gewählt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten politisch verfolgt, emigrierte er noch im selben Jahr in die Niederlande. Dort war M. intensiv in der Flüchtlingsarbeit tätig, hielt Kontakte mit in Deutschland verbliebenen Sozialdemokraten und war u. a. Redakteur eines Wochenblattes für deutsche Emigranten und Sekretär des Vorsitzenden der niederländ. Sozialdemokratie Koos Vorrink. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen floh er nach Frankreich, kehrte dann aber illegal in die Niederlande zurück, um sich dem Widerstand anzuschließen. 1945 erhielt M. ehrenhalber die niederländ. Staatsbürgerschaft und arbeitete als Redakteur für die Parteizeitung „Paraat“. Nach Jahren der Tätigkeit für die „Partij van de Arbeid“, zuletzt als Auslandssekretär, wurde M. 1958 zum Kabinettschef des für Landwirtschaft zuständigen Vizepräsidenten der Kommission der neugegründeten Europäischen Wirtschafts-Gemeinschaft Sicco Mansholt nach Brüssel berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung 1970 blieb.

    In der Zeit nach 1945 liegt M.s eigentliche Lebensleistung: das Engagement in der Europapolitik. Schon bald nach dem Ende des Krieges wurde er mit einigen anderen Emissären von der niederländ. Regierung ins besetzte Deutschland geschickt, um dort in Gesprächen mit Kurt Schumacher, Konrad Adenauer, Karl Barth und Kardinal Frings die Stimmungslage in bezug auf die Europaidee zu ermitteln. Als Mitglied der „Europeesche Actie“, einer bereits vor der Befreiung in den Niederlanden gegründeten Organisation zur Förderung der europ. Einigung, fuhr M. 1946 zum ersten großen Treffen europ. Föderalisten nach Hertenstein, wo er maßgeblich an der Formulierung des „Hertensteiner Programms“, des Grundmanifests der europ.-föderalistischen Verbände mitwirkte. In der wenige Wochen später gegründeten „Union Européenne des Fédéralistes“ Mitglied des Vorstands, beteiligte er sich an der Organisation des 1948 in Den Haag stattfindenden Kongresses der Europäischen Bewegung, wo die deutsche Delegation mit Adenauer und Walter Hallstein erstmals als vollwertiges Mitglied erschien. Höhepunkt von M.s politischem Wirken war seine zwölfjährige Amtszeit als Kabinettschef des Vizepräsidenten der EWG-Kommission Sicco Mansholt. In unzähligen Vorträgen, Reden, Gesprächen und Artikeln warb er für die Idee „Europa“ und kritisierte den seiner Ansicht nach zu langsamen Prozeß der europ. Einigung. Nach seiner Pensionierung setzte M. seine europapolitischen Aktivitäten, die auch einen engeren Zusammenschluß der sozialistischen Parteien Europas umfaßten, fort. Sein besonderes Augenmerk galt in jenen Jahren der praktischen grenzübergreifenden Zusammenarbeit, die er als Vorsitzender der nach ihm benannten „Euregio-Mozer-Kommission“ zu fördern suchte. Noch kurz vor seinem Tode engagierte er sich für die erste Direktwahl zum Europäischen Parlament.|

  • Auszeichnungen

    Gr. Bundesverdienstkreuz;
    Ehrenmitgl. d. Europese Beweging in Nederland.

  • Werke

    u. a. Europa 1970, Pol. u. gesellschaftspol. Folgen d. wirtsch. Integration, 1967 (mit H. Kuby u. a.);
    Landwirtsch. im Umbruch, 1970.

  • Literatur

    L. A. V. Metzemaekers, A. M., 1970;
    W. Lipgens, Die Anfänge d. europ. Einigungspol. 1945–50, 1. T., 1977;
    A. Mozer-Ebbinge u. R. Cohen (Hrsg.), A. M., Portrait e. Europäers, 1981 (P);
    W. Vahlenkamp, Zur Erinnerung an A. M., in: Ostfriesland 1986, H. 1, S. 27-29;
    Documents on the History of European Integration, III, hrsg. v. W. Lipgens u. W. Loth, 1988, S. 367, Anm. 1;
    F. Wielenga, A. M., Europeaan en democrat, in: Het twaalfte jaarboek voor het democratisch socialisme, 1991, S. 135-64;
    D. v. Reeken, Ostfriesland zw. Weimar u. Bonn, 1991;
    ders., in: Biogr. Lex. f. Ostfriesland I, hrsg. v. Martin Tielke, 1993;
    BHdE I;
    BWN IV.

  • Autor/in

    Dietmar von Reeken
  • Zitierweise

    Reeken, Dietmar von, "Mozer, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 246-247 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584626.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA