Lebensdaten
um 1430 oder 1440 – 1503
Sterbeort
Bocholt
Beruf/Funktion
Kupferstecher ; Goldschmied
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118579843 | OGND | VIAF: 39648844
Namensvarianten
  • Meckenem, Israhel van
  • Mechenem, Israel van
  • Meckenem, Israel van
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Zitierweise

Meckenem, Israel van, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579843.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Isra(h)el, Goldschmied;
    M N.N.;
    Ida N.N.

  • Biographie

    Für die Herkunft der Familie M.s aus dem Ort Megchelen spricht, daß der Künstler im nahegelegenen Bocholt die Bürgerrechte besaß und dort lange Zeit bis zu seinem Tode lebte. Den Zeitpunkt seiner Geburt nahm man meist um 1450 an, nach der Beurteilung seiner frühen Kupferstiche scheinen jedoch die Jahre um 1430/40 wahrscheinlicher zu sein. 1465 lebte M. in Kleve, wie die Inschrift auf einem Stich belegt. Kurz darauf war er wieder in Bocholt ansässig. Im dortigen Stadtarchiv beginnen die Eintragungen über M. 1480, aus den 70er Jahren haben sich nur Stadtrechnungen von 1476 und 1477 erhalten. Mehrfach wird M. mit Goldschmiedearbeiten für die Stadt beauftragt. 1487 repariert er ein Botenschild, und 1497 erhält er einen Auftrag für einen silbernen Katsstab, dessen Bezahlung sich bis 1499 hinzieht. Wahrscheinlich hat M. auch 1496 eine kostbare Monstranz für die Kirche St. Nikolaus über Matena in Wesel geschaffen. Von diesen Goldschmiedearbeiten ist wohl nichts erhalten geblieben. Eine Agnus-Dei-Kapsel aus der Kirche St. Gangolf in Bamberg (München, Bayer. Nat.mus.) wird M. zugeschrieben.

    Vor den 70er oder den 60er Jahren liegen M.s Lehr- und Wanderjahre. Geisberg nimmt eine Lehre bei dem Meister der Berliner Passion an, anschließend einen Aufenthalt in der Werkstatt des Meisters E. S. im Bodenseegebiet. Von beiden Meistern wurde M. nachhaltig in Technik und Stil beeinflußt; nach ihren Stichen fertigte er zahlreiche Kopien an und retuschierte einige ihrer Platten. In der Folgezeit kopierte er den Meister der Marter der Zehntausend, den Meister W und geriet dann in seiner mittleren Schaffensperiode unter den Einfluß Martin Schongauers und des Hausbuchmeisters. In den späteren Jahren kopierte er Vorlagen von Holbein d. Ä. und vier Kupferstiche des jungen Albrecht Dürer. Diese umfangreiche Kopistentätigkeit wurde M. in der älteren kunstgeschichtlichen Literatur oft zum Vorwurf gemacht. Heute versucht man diese Tatsache aus der Zeitlage des 15. Jh. zu verstehen, in der das Kopieren weit verbreitet war. Von den über 600 Kupferstichen, die M. zugeschrieben werden, sind nur etwa 180 eigene Schöpfungen. Er signierte einen großen Teil seiner Stiche mit den Buchstaben I. M., I. v. M., mit Israhel, Israhel van Meckenem und auch manchmal mit seinem Wappen und seiner Hausmarke, auch Kopien und Retuschen. M. hat seinerseits auch andere Künstler beeinflußt, es lassen sich Übernahmen in der Graphik, Plastik, Tafel- und Buchmalerei nachweisen. So ist der Warschauer-Altar aus Breslau nach der Großen Passionsfolge M.s kopiert. In M.s Werk steht neben religiösen Darstellungen eine Vielzahl von Stichen mit höfischen und bürgerlichen Themen: Jünglinge, Ritter, Musikanten, Kartenspieler, Gaukler, Kirchgänger, spielende Kinder, satirische Szenen wie der unterjochte Mann und das böse Eheweib vermitteln ein Bild des zeitgenössischen Lebens. Hier ist die Folge mit zwölf Darstellungen aus dem Alltagsleben besonders zu erwähnen, die eine eigenschöpferische Arbeit M.s bildet. Auch gehören seine Ornamentvorlagen zu den schönsten Zeugnissen der damaligen Stecherkunst. Die Querfüllung mit dem Namen des Stechers ist ein Beispiel ganz geschlossener künstlerischer Erfindung. Ein wichtiges autobiographisches und kunstgeschichtliches Dokument für das ausgehende 15. Jh. ist das Doppelbildnis des Künstlers mit seiner Frau, das die Bezeichnung trägt „Figuracio facierum Israhelis et Ide eius uxoris. I v M.“. Es ist eines der frühesten Meisterbildnisse der Graphik.

  • Werke

    Weitere W Kupferstichfolgen: Das Marienleben;
    Das Leben Christi;
    Die Passion;
    Der Heiland;
    Maria u. d. zwölf Apostel;
    Die zwölf Apostel paarweis in Halbfigur;
    Das größere Majuskel-Alphabet. – Einzelbll.: Judith;
    Der Tanz d. Herodias;
    Die Steinigung d. Stephanus;
    Das Kinderbad;
    Der Moriskentanz;
    Lucretia;
    Wappen mit d. purzelbaumschlagenden Knaben;
    Querfüllung mit d. Moriskentanz. – Kupferstichkopien: Die Verkündigung in e. Initial-D, nach d. Meister E. S.;
    Die Madonna im Hofe, nach Martin Schongauer;
    St. Christoph, nach d. Hausbuchmeister;
    Die hl. Fam. mit d. Libelle, nach A. Dürer;
    Drei Schädel nach d. Meister W .

  • Literatur

    ADB 21;
    A. Bartsch, Le Peintre-Graveur, Neuaufl. 1920, VI, S. 100-66;
    M. Geisberg, Der Meister d. Berliner Passion u. I. v. M., in: Stud. z. dt. Kunstgesch, H. 42, 1903 (P);
    ders., Verz. d. Kupf. I. v. M.s, ebd., H. 58, 1905;
    ders., Die Anfänge d. dt. Kupf. u. d. Meister E. S., 1909;
    ders., Die Kupf. d. Meisters E. S., 1924;
    M. Lehrs, Gesch. u. krit. Kat. d. dt., niederländ. u. franz. Kupf. im 15. Jh., 1908-34, IX: I. v. M.;
    A. Warburg, I. v. M., 1930;
    A. Shestack, Fifteenth Century Engravings of Northern Europe from the Nat. Gallery of Art, 1967 (P);
    L. Behling u. a., I. v. M. u. d. dt. Kupf. d. 15. Jh., in: Unser Bocholt, 1972, H. 3 u. 4;
    J. Schnack, Der Passionszyklus in d. Graphik I. v. M.s u. Martin Schongauers, 1979;
    dies., I. v. M., weiterhin e. Forschungsaufgabe, in: Festschr. f. L. Behling z. 75. Geb.tag, 1984, S. 217 ff. (L-Verz.);
    F. Koreny, Early German Artists, I. v. M., Wenzel v. Olmütz and Monogrammists, ed. J. C. Hutchison, in: The Illustrated Bartsch IX, 1981 (P);
    ThB.

  • Porträts

    Kupf., Selbstbildnis mit Ehefrau (u. a. Münster, Westfäl. Landesmus.).

  • Autor/in

    Jutta Schnack
  • Zitierweise

    Schnack, Jutta, "Meckenem, Israel van" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 587-588 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579843.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mechenem: Israel von M., Goldschmied und Kupferstecher, war zu Bocholt in Westfalen ansässig und scheint einer bereits im J. 1407 daselbst nachgewiesenen Familie zu entstammen. Im J. 1482 wird er zuerst in den städtischen Urkunden erwähnt; in den Jahren 1487, 1488, 1497 und 1498 kommen Ausgaben darin vor für Silberarbeiten, die M. geliefert. Er starb den 11. November 1503 zu Bocholt. M. hat eine sehr große Anzahl wegen ihres Alters sehr gesuchter Stiche geliefert (Passavant bringt sie auf die Zahl 267, die noch nicht erschöpfend ist); diese Blätter stellen in der Hauptsache religiöse Gegenstände vor, jedoch hat er auch Vorwürfe aus dem Leben und eine ziemliche Anzahl Ornamente geliefert. Er scheint sich bei Franz von Bocholt ausgebildet zu haben; jedenfalls besaß er Platten dieses Stechers, die er dann mit seinem eigenen Monogramm versah. Copirt hat er viel nach Schongauer, ferner nach Dürer. Uebrigens sind seine Stiche, vom Kunstwerth betrachtet, unbedeutend; er verstand sich weder auf correcte Zeichnung noch auf Perspective, und seine Figuren sind zu mager und unbeholfen. Am meisten befriedigt er deshalb im Ornament, und seine sittenbildlichen Darstellungen haben Werth für die Culturgeschichte der|Zeit. Er stellte auch sein und seiner Frau Ida Bildniß auf einem Stiche dar (Bartsch Nr. 1); der bärtige Kopf mit Turban (B. 2), der unterzeichnet ist: Israel van Mechenem Goltsmit, stellt nicht ihn, sondern ein beliebiges Porträt vor, und die Unterschrift bedeutet blos den Verfertiger.

  • Autor/in

    Wilh. , Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Meckenem, Israel van" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 153-154 unter Mechenem [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579843.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA